ERLÄUTERUNG DER
Erster Pfeiler.
Tafel i. Schöpfung der Fische und Vögel.
Bei der Schilderung der Weltschöpfung geht der Künstler, dem die Reliefdarstellungen des
ersten Pfeilers verdankt werden, mit ebenso grosser Einfalt als mit theologischem Tiefsinn zu Werke.
Statt des ewigen Vaters sehen wir Gott den Sohn auftreten, der in der Linken die Rolle des Worts,
das am Anfang und bei Gott war, hält und mit dem Zeigefinger der Rechten den Fischen die Gewässer
zur Wohnung anweist, während auf Felsenhöhen und Baumzweigen auch die Vögel seines Winkes
harren. Schon glänzen die Sterne am Firmament und zwischen ihnen das grosse und kleine Himmels-
licht. Der Sohn selbst aber erscheint als die eine der Personen, welche die Heilige Dreifaltigkeit in
mystischer Einheit umschliesst. Klar verständlich wird dies dadurch hervorgehoben, dass über seinem
Haupte nicht blos die segnende Hand des ewigen Vaters, sondern auch die Taube als Sinnbild des
Heiligen Geistes erscheint.
Der Heiland, welcher von sich selbst aussagt: «ehe denn Abraham ward, war ich,» und den wir
am Ende der Tage als Weltenrichter wieder erscheinen sehen, ist von zwei Engeln, in welchen man die
Elohim der Heiligen Schrift erkennt, begleitet. Der eine derselben blickt andachts- und bewunderungs-
voll nach dem Ort empor, an welchem die drei alles Dasein belebenden Strahlen vom Himmel nieder-
schiessen, während der andere die Wunder der Schöpfung selbst sinnig anstaunt.
Tafel 5. Die Schöpfung der vierfüssigen Thiere.
Derselbe Grundgedanke tritt uns in den nächstfolgenden Darstellungen mit amnuthreichen Aus-
weichungen entgegen. So hier, wo der Herr den vierfüssigen Thieren die bedeutsamen Worte zuzu-
rufen scheint: «Seid fruchtbar, mehret euch!» Der Vermehrungsvorgang ist für den tiefsinnigen Natur-
beobachter so wunderbar, wie das SchöpfungswTerk selbst. Der eine der beiden Engel, die auf AVolken
schweben, faltet die Hände zu andächtigem Gebet, als wolle er die Geheimnisse der Weltordnung und
die weisen Fügungen der Vorsehung preisen, während der andere die ewigen Gesetze des Werdens,
Daseins und Ablebens auseinanderzusetzen scheint und auf das, was auf Erden als Himmelsgebot
gilt, hinweist.
Den Thieren, die hier aufgereiht sind, hat der Künstler jenen verständigen Ausdruck geliehen,
von dem man zu sagen pflegt, dass er nur der Sprache entbehre, während es den Anschein hat, als
ob jedes an das unvernünftige Geschöpf gerichtete Wort sinnvoller Auffassung begegne. Der Ausdruck
des Heilands selbst ist auch in dieser Hinsicht den Verhältnissen sehr fein angepasst, indem man
deutlich gewahrt, dass er sich nicht mit höheren Wesen, sondern mit der seufzenden Creatur unterhält.
JEN DARSTELLUNGEN.
Tafel G. Die Erschaffung Adam's.
Die Erschaffung Adam's ist auf eine ebenso geistvolle als tiefsinnige Weise zur Darstellung
gebracht. Wir erblicken den nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen noch leblos am Boden
ruhend und sehen den Herrn auf dieses Meisterstück der Schöpfung hinweisen. Die Engel, wrelche ihm
als beständige Begleiter beigegeben sind, erscheinen diesmal zu beiden Seiten der Hauptgruppe. Der eine
ist in bewunderungsvolle Anschauung versunken und hält beide Hände über der Brust gekreuzt, der
andere faltet sie zu inbrünstigem Gebet, als wolle er für dieses hoch begnadigte Wesen Segen und Schutz
vom Allerhöchsten erflehen.
Tafel 7. Die Beseelung Adam's.
Dieser schöne Gedanke findet sich weiter entfaltet und verklärt in dem nächsten Bilde, welches
die Beseelung des Menschen darstellt. Wir sehen ihn bereits aufrecht stehen. Der Herr hat die Linke
auf seinen Scheitel gelegt und streicht ihn mit dem Zeige- und Mittelfinger der Rechten in ähnlicher
Weise, wie dies später von dem Erlöser bei der Verrichtung von Wundern erwähnt wird. In demselben
Augenblick öffnen sich seine Augen und seine Gliedmassen beginnen sich zu beleben.
Von den beiden Engeln hält der eine, wie vorher, die Arme über der Brust gekreuzt, in tiefe
Rührung versunken über die Wunder Gottes, während der andere mit dem Zeigefinger der Rechten auf
die Erde deutet, von der der Mensch stammt und die ihm zum prüfungsreichen Aufenthalt angewiesen
ist, und mit der Linken gen Himmel deutet, als wrolle er sagen, dass dort seine geistige Heimat und
eine bleibende Ruhestätte für ihn bereitet sei.
Tafel 8. Vorbereitung zur Erschaffung Eva's.
Bei den Vorbereitungen zur Erschaffung Eva's erscheint der Herr ganz allein. Dem Adam, der
in tiefen, aber sanften Schlaf versenkt, auf einer Felsenhalle ruht, öffnet er mit zarter Hand die Seite,
um eine Rippe herauszunehmen, aus der die ihm vom Herrn zugedachte Lebensgefährtin in ähnlicher
Weise gebildet werden sollte, wie Adam selbst aus einem Erdenklos erschaffen worden war. Dass wir
uns diesen Vorgang in analoger Weise zu denken haben, zeigt die folgende Darstellung.
Tafel 9. Die Erschaffung Eva's.
Die Erschaffung Eva's gehört zu den anmuthreichsten und sinnvollsten Darstellungen dieser Bilder-
reihe. Während die liebliche Gestalt noch in dem Leibe Adam's, aus dem sie, unter Gottes Hand, einem
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Erster Pfeiler.
Tafel i. Schöpfung der Fische und Vögel.
Bei der Schilderung der Weltschöpfung geht der Künstler, dem die Reliefdarstellungen des
ersten Pfeilers verdankt werden, mit ebenso grosser Einfalt als mit theologischem Tiefsinn zu Werke.
Statt des ewigen Vaters sehen wir Gott den Sohn auftreten, der in der Linken die Rolle des Worts,
das am Anfang und bei Gott war, hält und mit dem Zeigefinger der Rechten den Fischen die Gewässer
zur Wohnung anweist, während auf Felsenhöhen und Baumzweigen auch die Vögel seines Winkes
harren. Schon glänzen die Sterne am Firmament und zwischen ihnen das grosse und kleine Himmels-
licht. Der Sohn selbst aber erscheint als die eine der Personen, welche die Heilige Dreifaltigkeit in
mystischer Einheit umschliesst. Klar verständlich wird dies dadurch hervorgehoben, dass über seinem
Haupte nicht blos die segnende Hand des ewigen Vaters, sondern auch die Taube als Sinnbild des
Heiligen Geistes erscheint.
Der Heiland, welcher von sich selbst aussagt: «ehe denn Abraham ward, war ich,» und den wir
am Ende der Tage als Weltenrichter wieder erscheinen sehen, ist von zwei Engeln, in welchen man die
Elohim der Heiligen Schrift erkennt, begleitet. Der eine derselben blickt andachts- und bewunderungs-
voll nach dem Ort empor, an welchem die drei alles Dasein belebenden Strahlen vom Himmel nieder-
schiessen, während der andere die Wunder der Schöpfung selbst sinnig anstaunt.
Tafel 5. Die Schöpfung der vierfüssigen Thiere.
Derselbe Grundgedanke tritt uns in den nächstfolgenden Darstellungen mit amnuthreichen Aus-
weichungen entgegen. So hier, wo der Herr den vierfüssigen Thieren die bedeutsamen Worte zuzu-
rufen scheint: «Seid fruchtbar, mehret euch!» Der Vermehrungsvorgang ist für den tiefsinnigen Natur-
beobachter so wunderbar, wie das SchöpfungswTerk selbst. Der eine der beiden Engel, die auf AVolken
schweben, faltet die Hände zu andächtigem Gebet, als wolle er die Geheimnisse der Weltordnung und
die weisen Fügungen der Vorsehung preisen, während der andere die ewigen Gesetze des Werdens,
Daseins und Ablebens auseinanderzusetzen scheint und auf das, was auf Erden als Himmelsgebot
gilt, hinweist.
Den Thieren, die hier aufgereiht sind, hat der Künstler jenen verständigen Ausdruck geliehen,
von dem man zu sagen pflegt, dass er nur der Sprache entbehre, während es den Anschein hat, als
ob jedes an das unvernünftige Geschöpf gerichtete Wort sinnvoller Auffassung begegne. Der Ausdruck
des Heilands selbst ist auch in dieser Hinsicht den Verhältnissen sehr fein angepasst, indem man
deutlich gewahrt, dass er sich nicht mit höheren Wesen, sondern mit der seufzenden Creatur unterhält.
JEN DARSTELLUNGEN.
Tafel G. Die Erschaffung Adam's.
Die Erschaffung Adam's ist auf eine ebenso geistvolle als tiefsinnige Weise zur Darstellung
gebracht. Wir erblicken den nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen noch leblos am Boden
ruhend und sehen den Herrn auf dieses Meisterstück der Schöpfung hinweisen. Die Engel, wrelche ihm
als beständige Begleiter beigegeben sind, erscheinen diesmal zu beiden Seiten der Hauptgruppe. Der eine
ist in bewunderungsvolle Anschauung versunken und hält beide Hände über der Brust gekreuzt, der
andere faltet sie zu inbrünstigem Gebet, als wolle er für dieses hoch begnadigte Wesen Segen und Schutz
vom Allerhöchsten erflehen.
Tafel 7. Die Beseelung Adam's.
Dieser schöne Gedanke findet sich weiter entfaltet und verklärt in dem nächsten Bilde, welches
die Beseelung des Menschen darstellt. Wir sehen ihn bereits aufrecht stehen. Der Herr hat die Linke
auf seinen Scheitel gelegt und streicht ihn mit dem Zeige- und Mittelfinger der Rechten in ähnlicher
Weise, wie dies später von dem Erlöser bei der Verrichtung von Wundern erwähnt wird. In demselben
Augenblick öffnen sich seine Augen und seine Gliedmassen beginnen sich zu beleben.
Von den beiden Engeln hält der eine, wie vorher, die Arme über der Brust gekreuzt, in tiefe
Rührung versunken über die Wunder Gottes, während der andere mit dem Zeigefinger der Rechten auf
die Erde deutet, von der der Mensch stammt und die ihm zum prüfungsreichen Aufenthalt angewiesen
ist, und mit der Linken gen Himmel deutet, als wrolle er sagen, dass dort seine geistige Heimat und
eine bleibende Ruhestätte für ihn bereitet sei.
Tafel 8. Vorbereitung zur Erschaffung Eva's.
Bei den Vorbereitungen zur Erschaffung Eva's erscheint der Herr ganz allein. Dem Adam, der
in tiefen, aber sanften Schlaf versenkt, auf einer Felsenhalle ruht, öffnet er mit zarter Hand die Seite,
um eine Rippe herauszunehmen, aus der die ihm vom Herrn zugedachte Lebensgefährtin in ähnlicher
Weise gebildet werden sollte, wie Adam selbst aus einem Erdenklos erschaffen worden war. Dass wir
uns diesen Vorgang in analoger Weise zu denken haben, zeigt die folgende Darstellung.
Tafel 9. Die Erschaffung Eva's.
Die Erschaffung Eva's gehört zu den anmuthreichsten und sinnvollsten Darstellungen dieser Bilder-
reihe. Während die liebliche Gestalt noch in dem Leibe Adam's, aus dem sie, unter Gottes Hand, einem
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