zZo Versuch vom Menschen,
Einige preisen das wirksame, andre das ruhige Leben;
Es wird das Glück hier Wollust, und dort Vergnügen genennet.
Wer es allso beschreibet, was sagt er anders, als dieses:
Die Glückseligkeit ist das, so man Glückseligkeit nennet.
Dieser meynt die Lust besteh in der Ruhe von Schmerzen,
Jener zweifelt an allem, ein andrer nennt Tugend selbst eitel.
Schlag den Weeg der Natur ein, statt der tollen Meyimngen;
Die Glückseligkeit kan einjeder erreichen, begreifen;
Ihre nicht übertriebenen Güter beut sie dir selbst an;
Der, so recht denket, und redlich gesinnt ist, erhalt sie gewißlich.
Man klagt nicht weyslich über derselben ungleiche Austeilung:
Die Zufriedenheit, gleich der Vernunft, ist ein Gut das gemein ist.
Menfch, erinnre dich dessen: „ Die allgemeine Urfache
„ Wirkt nicht nach einzelnen, sondern nach allgemeinen Gesätzen."
Sie macht, daß das, so wir mit Grunde Glückseligkeit nennen/
Nicht in der Wolfahrt eines, sondern aller bestehe.
Es ist kein Segen, den dieser oder jener besitzet,
Der sich nicht einiger massen auf Seinesgleichen beziehet.
Es ist kein grimmiger Mörder, kein aufgeblasener Wütrich,
Es ist kein Eremit, blos nur mit sich sechsten zufrieden.
Wer am meisten Haß und Abneigung vor Menschen vorgiebet,
Wünscht, daß ein Bewunderer oder Freund ihn ausspähe.
Achtest du nicht auf das, so andere fühlen und denken,
So ist deine Freude matt, und dein Ruhm selbst verschwunden.
Es hat jeder sein Teil, und wer sich nach mehrerem sehnet,
Wird sehn, daß ihm die Lust nicht die Hälfte der Mühe bezahle.
Ordnung ist des Himmels grosses Gesätze; und mithin
Sind und müssen einige mächtiger seyn als die andern,
Racher, verständiger: aber der, so hieraus den Schluß macht,
Darum seyen sie glücklicher, der widerspricht der Vernunft selbst.
Unparteyisch ist der Himmel gegen die Menschen,
Wenn er an Glückseligkeit jeden dem anderen gleich macht:
Durch gemeinsamen Mangel wird diese Glückseligkeit grösser,
Diese Verschiedenheit in der Natur befestigt ihr Wolseyn.
Auf
Einige preisen das wirksame, andre das ruhige Leben;
Es wird das Glück hier Wollust, und dort Vergnügen genennet.
Wer es allso beschreibet, was sagt er anders, als dieses:
Die Glückseligkeit ist das, so man Glückseligkeit nennet.
Dieser meynt die Lust besteh in der Ruhe von Schmerzen,
Jener zweifelt an allem, ein andrer nennt Tugend selbst eitel.
Schlag den Weeg der Natur ein, statt der tollen Meyimngen;
Die Glückseligkeit kan einjeder erreichen, begreifen;
Ihre nicht übertriebenen Güter beut sie dir selbst an;
Der, so recht denket, und redlich gesinnt ist, erhalt sie gewißlich.
Man klagt nicht weyslich über derselben ungleiche Austeilung:
Die Zufriedenheit, gleich der Vernunft, ist ein Gut das gemein ist.
Menfch, erinnre dich dessen: „ Die allgemeine Urfache
„ Wirkt nicht nach einzelnen, sondern nach allgemeinen Gesätzen."
Sie macht, daß das, so wir mit Grunde Glückseligkeit nennen/
Nicht in der Wolfahrt eines, sondern aller bestehe.
Es ist kein Segen, den dieser oder jener besitzet,
Der sich nicht einiger massen auf Seinesgleichen beziehet.
Es ist kein grimmiger Mörder, kein aufgeblasener Wütrich,
Es ist kein Eremit, blos nur mit sich sechsten zufrieden.
Wer am meisten Haß und Abneigung vor Menschen vorgiebet,
Wünscht, daß ein Bewunderer oder Freund ihn ausspähe.
Achtest du nicht auf das, so andere fühlen und denken,
So ist deine Freude matt, und dein Ruhm selbst verschwunden.
Es hat jeder sein Teil, und wer sich nach mehrerem sehnet,
Wird sehn, daß ihm die Lust nicht die Hälfte der Mühe bezahle.
Ordnung ist des Himmels grosses Gesätze; und mithin
Sind und müssen einige mächtiger seyn als die andern,
Racher, verständiger: aber der, so hieraus den Schluß macht,
Darum seyen sie glücklicher, der widerspricht der Vernunft selbst.
Unparteyisch ist der Himmel gegen die Menschen,
Wenn er an Glückseligkeit jeden dem anderen gleich macht:
Durch gemeinsamen Mangel wird diese Glückseligkeit grösser,
Diese Verschiedenheit in der Natur befestigt ihr Wolseyn.
Auf