VOR WORT.
Als Dürer, vermutlich im Herbst 1505, zum zweitenmal
vor den Schrecken einer die Heimatstadt verwüstenden Pest-
seucke fliehend*, Nürnberg verlassen und Aufenthalt in Ve-
nedig genommen hatte, schuf er dort für die dem Heiligen
Bartholomäus gewidmete Kirche der deutschen Kaufleute sein
* Es dürfte wohl kaum zweifelhaft sein, daß auch der erste vene-
tianische Aufenthalt Dürers 1494)95, der, weil unmittelbar in die
Zeit nach seiner Verheiratung fallend, die Aufmerksamkeit und Verwunderung
in besonderem Maße erregt hat, mit einer schweren Pestseuche in Zusammen-
hang zu bringen ist, die seit dem Sommer 1494 in Nürnberg wütete. Die
ersten Anfänge der Seuche mögen schon auf Dürers Hochzeitstag (7. Juli
1494) ihre Schatten geworfen haben, ihren Höhepunkt, erreichte die Pest, die
damals zuerst unter der Judenschaft einriß, aber erst im Spätsommer und
Herbst 1494; sie wütete noch das ganze Jahr durch fort. Erst zu Anfang
1495 konnte der Rat es wagen, die seit einem halben Jahre suspendierten
Sitzungen des Stadt- und Bauerngerichts wieder stattfinden zu lassen (Rats-
dekret vom 2. Januar 1495). Wie elf Jahre später mag Dürer im Herbst
die Stadt verlassen haben. Seine junge Ehefrau dürfen wir wohl unter
den Frauen suchen, welche nach Ausweis der Ratsverlässe damals sich nach
Regensburg, Amberg, Sulzbach und Vilseck geflüchtet hatten und für welche
(ganz wie auch später 1506) der Nürnberger Rat bezeichnenderweise Auf-
passer unter den Knechten des «Pfänders» ausgeschickt hatte, um diejenigen
Frauen, welche die Kleiderordnungen «mit verboten kleidungen und anderm
gesmuck» übertreten würden, aufzuzeichnen, damit sie nach ihrer Rückkehr
deswegen gerügt werden könnten (Ratsverlaß vorn 21. Oktober 1494). Auch
ein großer Teil der Herren des Rates war gleich dem jungen Dürer aus der
Stadt geflüchtet. Der alte Dürer, der Goldschmied, allerdings harrte mutig
in der verpesteten Stadt aus und eben damals (am 18. Oktober 1494) wurde
er vom Rat gebeten, an Stelle der entflohenen «geschworenen Meister» der
Goldschmiede die Beschau der Erzeugnisse des Handwerks vorzunehmen.
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Als Dürer, vermutlich im Herbst 1505, zum zweitenmal
vor den Schrecken einer die Heimatstadt verwüstenden Pest-
seucke fliehend*, Nürnberg verlassen und Aufenthalt in Ve-
nedig genommen hatte, schuf er dort für die dem Heiligen
Bartholomäus gewidmete Kirche der deutschen Kaufleute sein
* Es dürfte wohl kaum zweifelhaft sein, daß auch der erste vene-
tianische Aufenthalt Dürers 1494)95, der, weil unmittelbar in die
Zeit nach seiner Verheiratung fallend, die Aufmerksamkeit und Verwunderung
in besonderem Maße erregt hat, mit einer schweren Pestseuche in Zusammen-
hang zu bringen ist, die seit dem Sommer 1494 in Nürnberg wütete. Die
ersten Anfänge der Seuche mögen schon auf Dürers Hochzeitstag (7. Juli
1494) ihre Schatten geworfen haben, ihren Höhepunkt, erreichte die Pest, die
damals zuerst unter der Judenschaft einriß, aber erst im Spätsommer und
Herbst 1494; sie wütete noch das ganze Jahr durch fort. Erst zu Anfang
1495 konnte der Rat es wagen, die seit einem halben Jahre suspendierten
Sitzungen des Stadt- und Bauerngerichts wieder stattfinden zu lassen (Rats-
dekret vom 2. Januar 1495). Wie elf Jahre später mag Dürer im Herbst
die Stadt verlassen haben. Seine junge Ehefrau dürfen wir wohl unter
den Frauen suchen, welche nach Ausweis der Ratsverlässe damals sich nach
Regensburg, Amberg, Sulzbach und Vilseck geflüchtet hatten und für welche
(ganz wie auch später 1506) der Nürnberger Rat bezeichnenderweise Auf-
passer unter den Knechten des «Pfänders» ausgeschickt hatte, um diejenigen
Frauen, welche die Kleiderordnungen «mit verboten kleidungen und anderm
gesmuck» übertreten würden, aufzuzeichnen, damit sie nach ihrer Rückkehr
deswegen gerügt werden könnten (Ratsverlaß vorn 21. Oktober 1494). Auch
ein großer Teil der Herren des Rates war gleich dem jungen Dürer aus der
Stadt geflüchtet. Der alte Dürer, der Goldschmied, allerdings harrte mutig
in der verpesteten Stadt aus und eben damals (am 18. Oktober 1494) wurde
er vom Rat gebeten, an Stelle der entflohenen «geschworenen Meister» der
Goldschmiede die Beschau der Erzeugnisse des Handwerks vorzunehmen.
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