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Guhl, Ernst
Versuch ueber das Ionische Kapitael: e. Beitrag zur Geschichte d. griech. Architektur — Berlin, 1845

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https://doi.org/10.11588/diglit.12653#0008
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IV

Zweck wirklich erreicht, so würde dadurch zu gleicher Zeit dem etwa möglichen
Vorwurfe einer zu grofsen polemischen Breite begegnet werden. Es würde vielmehr,
was als eine Verschwendung für den Augenblick erscheinen könnte, sich als eine Er-
sparnis für die Zukunft ergeben. Uber den zweiten Theil der Arbeit bleibt nichts
zu bemerken. Die Gedanken, die den Verfasser dabei geleitet haben, sind klar aus-
gesprochen, und wenn das Resultat seiner Untersuchungen zu sehr von den bestehen-
den Meinungen abweichend erscheinen sollte, so möchte gerade der erste Theil, der
die Unhaltbarkeit derselben nachzuweisen sucht, die Rechtfertigung des zweiten ent-
halten. Nur das Eine! möchte der Verfasser, namentlich von den Künstlern, nicht un-
beachtet wissen, dafs es ihm in allen seinen Untersuchungen lediglich um die Erkennt-
mfs der Kunst als solcher, in ihrem eigensten und innersten, durch keinerlei fremdartige
Einflüsse getrübten Wesen zu thun ist. ; Denn er hat die Überzeugung, dafs, wie die
Kunst selber nicht eher zu einer selbständigen Blüthe und freien Entfaltung gelangt
ist, als sie sich von der Herrschaft fremder und nicht aus ihrem eigenen'Wesen hervor-
gegangener Ideen lossagte, so auch die Behandlung der Kunstgeschichte, wie die ge-
sammten Kunstwissenschaften, nie zu einem vollständigen und klaren Verständnisse
des Wesens der Kunst und ihrer geschichtlichen Erscheinungen gelangen werden,
wenn sie dieselbe nicht in ihrer selbständigen Wesenheit zu erforschen trachten,
wenn sie sich nicht aller Einflüsse und Bestimmungen entschlagen, die einem ande-
ren und der Kunst selbst mehr oder weniger fremden Gebiete angehören, wenn sie
endlich nicht die Kunst als eine solche zu betrachten lernen, die, weit davon ent-
fernt, eine Vorschule, ein Mittel zur Erreichung aufser ihr liegender Zwecke zu sein,
vielmehr ihren letzten Zweck, so wie ihre erste Begründung nur in sich selber trägt,
und deren einzelne historische Erscheinungen daher auch aus nichts Anderem, als aus
dem in sich reichen und unerschöpflichen Begriffe der Kunst selber verstanden und
erklärt werden dürfen. Von einer solchen unbehinderten und nur durch die Ideen
der Kunst selbst geleiteten Behandlung kunsthistorischer Erscheinungen soll die vor-
liegende Arbeit ein Beispiel sein und zugleich den Beweis führen, dafs mit jenen
üufserlichen und fremdartigen Motiven keineswegs auch die Möglichkeit einer genü-
genden und erschöpfenden Erklärung jener Erscheinungen selbst aufgegeben werde.
Dafs es sich um einen der wichtigsten Punkte der inneren Geschichte der griechi-
schen Baukunst handelt, kann Niemand, der mit dieser vertraut ist, bezweifeln, und
es war dies dem Verfasser zu wohl bewufst, als dafs er ihn durch seine Unter-
suchungen für vollkommen erledigt und beseitigt ballen könnte. Deshalb konnte er
auch seine Arbeit nur einen Versuch nennen. Um Nachsicht aber bittet er deshalb
nicht, weil es sich in der Wissenschaft nicht um die Person handelt, die der Nach-
sicht allerdings bedürftig ist, sondern lediglich um die Gedanken, die sie vertritt, und
die eben so ein anderer vertreten könnte. Mit Gedanken aber, wenn sie irrig sind,
Nachsicht haben, liiefse eine Ungerechtigkeit gegen den Gedanken selbst begehen,
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