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Guhl, Ernst Karl [Hrsg.]; Caspar, Josef [Hrsg.]; Lübke, Wilhelm [Bearb.]
Denkmäler der Kunst: zur Übersicht ihres Entwicklungs-Ganges von den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Standpunkten der Gegenwart (Band 1): Denkmäler der alten Kunst — Stuttgart, 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1215#0008
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VIII

Es sei dem Unterzeichneten vergönnt, den trefflichen Einleitungswerten des Herrn Dr. Merz
einige Bemerkungen hinzuzuf'ügen, zu denen sich derselbe sowohl durch seine Stellung als jetziger
Herausgeber, als auch durch die Forderung verpflichtet erachtet, dem Publikum von dem bis-
herigen Verlauf und dem gegenwärtigen Stande des Unternehmens Rechenschaft zu geben.
Was zunächst die Redaktionsverhältnisse betrifft, so kann hier die kurze Mittheilung genügen,
dass die erste Lieferung des Werkes, zu der die vorstehenden Worte die Einleitung bilden, von
Flerrn Professor Voit in München unter Betheiligung des Herrn Dr. Merz in Stuttgart heraus-
gegeben und im Jahre 1845 erschienen ist. Nachdem äussere Umstände die Herausgabe der
zweiten Lieferung um mehr als ein Jahr verzögert hatten, wurde die Redaktion des Werkes von
dem Unterzeichneten in Gemeinschaft mit dem rühmlichst bekannten Kupferstecher Herrn Jos.
Caspar in Berlin übernommen. Die zweite Lieferung indess, die im Mai des Jahres 1847 er-
schien, ist noch fast vollständig als das Werk der früheren Herrn Herausgeber zu betrachten,
da nur zwei Tafeln derselben, nämlich die auf die griechische Architektur bezüglichen Taf. 12
und 14 (B, I und III.), sowie der Text zu diesen und zu Tafel 11 (A, XI) von mir herrühren.
Von der dritten Lieferung ab (Tab 17 ff.) beginnt dann die ausschliessliche Leitung des Unternehmens
durch die jetzigen Herausgeber, und zwar ist dieselbe so geregelt, dass, wie auch schon bei Ausgabe
der zweiten Lieferung dem Publikum mitgetheilt worden, der Unterzeichnete den wissenschaftlichen
Theil der Arbeit, d. h. die Auswahl der darzustellenden Gegenstände, sowie deren Anord-
nung auf den einzelnen Tafeln, und endlich die Abfassung des Textes, Herr Caspar
dagegen die Leitung der künstlerischen Ausführung übernommen hat.
Was nun diese letztere betrifft, so rühren die Zeichnungen ihrem architektonischen Theile
nach von dem Maler Herrn Rief stahl, dem figürlichen Theile nach von Herrn Becker in
Berlin her; der Stich, der ebenso wie die Zeichnungen wegen der Mannigfaltigkeit und der meist
sehr geringen Dimension der einzelnen Darstellungen, mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat, von Herrn Gugel er in Stuttgart.
Wir führen diese Namen um so lieber an diesem Orte öffentlich an, als wir uns zu der Hoff-
nung berechtigt glauben, dass die Kunstfreunde, die unserm Unternehmen ihre Theilnahme ge-
schenkt und den Verlauf desselben mit Wohlwollen verfolgt haben, bei allen an dem Werke
Betheiligten eine grosse Hingabe an die Sache, sowie ein Streben nach stets grösserer Vollendung
nicht verkennen werden, wie denn auch einsichtige Beurteiler gerade diesen Punkt mit besonde-
rem Lobe hervorgehoben haben.
Was nun den Inhalt des Werkes, so weit dasselbe in diesem Bande vorliegt, betrifft, so
kann ich es für jetzt unterlassen, mich über die Gesammtidee desselben und deren Ausführung
hier weiter auszusprechen, indem diesem Punkte einmal durch die vorstehenden Worte des Herrn
Dr. Merz Genüge geleistet ist, und andrerseits ich selbst mich darüber an einem anderen Orte
ausgesprochen habe. Dasselbe gilt von den Ideen und Grundsätzen, die mich bei der Auswahl
und Anordnung der einzelnen Tafeln geleitet haben (vgl. Kunstblatt vom Jahre 1847, Nr. 60; vom
Jahre 1848, Nr. 54, und deutsches Kunstblatt vom Jahre 1850, Nr. 15. S. 115 ff.) und in Betreff
deren ich hier nur das Eine) bemerken will, dass es mir stets und hauptsächlich darauf ankam,
eine bestimmte Periode der Kunstgeschichte nach ihrem allgemeinen Charakter und den innerhalb

desselben sich offenbarenden Hauptrichtungen möglichst vollständig auf einer Tafel zu veranschau-
lichen. Es ist dies der Grund, wesshalb ich oft darauf verzichtet habe, durch aussergewöhnliche
und eben desshalb interessantere Monumente den Tafeln einen gewissen Reiz zu verleihen, der
mir der allgemeinen Nützlichkeit und Brauchbarkeit des Werkes hintanzusetzen schien, wenn das
Interessante eben nur ein Vereinzeltes und Isolirtes, und, wenn auch für die Specialforschung
wichtig, so doch nicht für den Gesammtcharakter der Periode maassgebend und bezeichnend war.
Aus diesem Gesichtspunkte bitte ich z. B. die auf griechische Plastik bezüglichen Taf. 17—19
(B, VI—VIII) zu beurteilen, Tafeln, denen durch Herbeiziehung seltenerer und nm* in weniger
zugänglichen Werken enthaltener Gegenstände mit Leichtigkeit ein auch für den Herausgeber
vorteilhaftes Interesse hätte verliehen werden können, wenn dieser sich nicht eben die Gemein-
nützigkeit des Werkes in dem oben angedeuteten Sinne zur hauptsächlichen und alleinigen Richt-
schnur bei der Herausgabe aufgestellt hätte. Vg-1. Anmerkung zu Taf. VI, Fig. 6 und 7. S. 27.
Wo aber trotz des gewissenhaftesten und oft sehr mühsamen Strebens, das Werk nach jenen
Ideen vollständig durchzuführen, doch manche Missgriffe und Lücken dem kundigen Leser sich
offenbaren sollten, da möge sie derselbe nicht immer dem Herausgeber — der oft vielleicht sich selbst
am wenigsten Genüge leistete — zur Last legen, sondern dieselben vielmehr durch die mancherlei
äusserlichen Schwierigkeiten in Beschaffung und Benützung der Originalwerke entschuldigen, die
einem Unternehmen von der Ausdehnung und dem Umfange des unsrigen fast auf jedem Schritt
entgegentreten. Sie konnten auch bei unsrem Werke nicht, ganz umgangen werden, obschon dem
Herausgeber die Benützung der Bibliothek dei’ königlichen Academie der Künste, sowie der grossen
königlichen Bibliothek zu Berlin offen stand, deren erstere von seinem Mitherausgeber H. Caspar
selbst verwaltet wird, und deren letztere wegen der Liberalität und Gefälligkeit ihrer Beamten
nicht genug gerühmt werden kann, wie ich denn auch mich freue, denselben im Namen der Sache
selbst meinen wärmsten Dank dafür öffentlich aussprechen zu können.
Noch will ich schliesslich einiger kleinen Abweichungen von dem ursprünglichen mit der
ersten Lieferung, sowie mit der neuen Ausgabe des Kugler’sehen Handbuches, dem unser’
Werk zum Geleite und zur Ergänzung dienen soll, ausgegebenen Programme Erwähnung thun.
Sie sind sämmtlich der Art, dass sie keiner Entschuldigung bedürfen, sondern vielmehr unbedingt
des Beifalls des betheiligten Publikums gewiss sein dürfen. Ich rechne dahin die Hinzufügung
von Taf. 11 a- (A, XI, A), die durch die an wachsende Bedeutsamkeit der assyrisch-babylonischen
Kunstwerke unumgänglich gefordert wurde; die Ausgabe der vorliegenden beiden ersten Abtei-
lungen des Werkes in einem besonderen Bande, mit welchem gleichzeitig die Ausgabe eines zweiten
Bandes stattfindet, und zu der wir uns, trotz der erhöhten Kosten aus Rücksicht auf den Vor-
teil des Publikums, sowie auf die Brauchbarkeit des Werkes entschlossen haben; endlich die Hinzu-
fügung des kurz gefassten Inhaltsverzeichnisses der einzelnen Tafeln, dessen Nutzen bei dem ge-
wöhnlichen Gebrauch des Werkes wohl kaum einer besonderen Erwähnung zu bedürfen scheint.
Berlin, im September 1850.
ERNST GUHL.
 
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