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Guhl, Ernst Karl [Hrsg.]; Caspar, Josef [Hrsg.]; Lübke, Wilhelm [Bearb.]
Denkmäler der Kunst: zur Übersicht ihres Entwicklungs-Ganges von den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Standpunkten der Gegenwart (Band 1): Denkmäler der alten Kunst — Stuttgart, 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1215#0011
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ERSTER ABSCHNITT.

DIE KUNST AUF IHREN FRÜHEREN ENTWICKELUNGS-STUFEN.

TAFEL I.

DENKMÄLER DES NORDEÜR
Den Beginn aller Kunst überhaupt vergegenwärtigen uns zumeist die rohen Gebilde in alt- I
celtischen, germanischen und slavischen Landen in Frankreich, England, Scandinavien und Nord-
deutschland aus einer Zeit, da sich weder Römerthum noch Christenthum mit dem ursprünglichen
Kultur-Zustande dieser Völker vermischt hatte.
Fig. 1. Das bedeutendste der celtischen Heiligthümer in Frankreich, zu Carnac bei
Quiberon Depart. Morbihan in der Bretagne, am Ufer des Meeres. Gegen 4000 obeliskenartige Steinpfeiler
von 12—30' Höhe und 18' von einander entfernt, sind theilweise auf ihrem dünnem Ende, in parallelen
Reihen und diese an einem Ende in einem Halbzirkel schliessend ganz einfach in den Sand gestellt.
Es lassen sich einige bewegen ohne aus dem Gleichgewichte zu kommen. Die Steine heisst man hier
Min-hir oder Peul-ven.
FlG. 2. Gleichfalls celtisches W erk zu Lock-Maria-Ker in der Bretagne, das schon
Gliederung: Trennung zwischen Last und Stütze und bestimmten räumlichen Einschluss zeigt. Der
platte Stein wiegt über 20 Pferdelasten, und war Grabmahl oder Opferstätte. Form und Stellung der
Stützen sind unregelmässig. Aufrechtstehende Steine umgeben den Altar. — Einige solche Altäre
haben in der Mitte ein Loch, wohl für das in ein untergestelltes Gefäss durchfliessende Opferblut.
FlG. 3. Celtisches Bauwerk bei Saumur in Frankreich, das bereits einen vollständig
umschlossenen Raum — zu heiligen Handlungen — bildet. („Kist-ven“, bei den Deutschen „Steinkiste“.)
Vierzig ungeheure Steine, blos durch ihre Schwere getragen, über 19' lang, 6' dick und 8' breit bilden
in perpendikulärer Stellung die Wände des über 43' langen, an der einen Seite über 8' und an der
andern über 11' breiten Hauses, welches durch andere senkrechte Steine innen abgetheilt ist.
FlG. 4. Das Innere desselben.
FlG. 5. Einer der auf den Anhöhen bei Poitiers in Frankreich einzeln zerstreuten 9—25'
langen, 6—8' breiten, 1—3' dicken Steine von länglichler Gestalt, die durch unterstützende Steine —
vielleicht blos um der Kuriosität und Kraft-Erweisung willen — in eine schräge Stellung gebracht sind.
I.

OPÄISCHEN ALTERTHUMS.
FlG. 6 U. 7. Das vorzüglichste der alten Heiligthümer in England, neun eng-
lische Meilen von Salisbury auf ödem Felde; jetzt Stonehenge, von den Gelten Choir Gaur, d. h. der
grosse Kreis genannt. Anordnung (Gestalt und Bearbeitung?) der Sandsteine verlässt bereits die rohe
Unform. Fig 6 zeigt die Steine aufgestellt, welche nun meist gestürzt sind. Fig. 7 ist der Grundriss,
welcher vier concentrische Kreise darstellt. Der äusserste hat im Durchmesser 108', und dreissig Steine
von 16' Höhe, 3' Dicke, 7' Breite, über diese dreissig Steine ist ein geschlossener Kranz von ein-
gezapften Steinbalken überlegt. Zieht man in diesen Kreis vier gleichseitige Dreiecke in gleichen
Zwischenweiten, so befinden sich die 12 grössten Steine (22' hoch) zu zwei und zwei von einem
Architrav gedeckt, hart an sechs Seiten des innern Zwölfecks. Hinter diesen Pfeilern standen zu je
drei, 18 kleine im engsten Kreise. Zwischen dem äussersten Kranze und den 12 höchsten Pfeilern
standen 8' von jenem entfernt 30 Steine 7' hoch und zwar in jeder Dreieckspitze vor den höchsten
Pfeilern je drei und vor den Zwischenräumen derselben je zwei. Durch diese zwei führte immer ein
Durchgang von aussen in den innersten Kreis. Vor dem einen dieser Durchgänge lag ganz innen ein
grosser Stein (Altar). Das ganze Bauwerk umzog ein Graben von 325'.
Zeugnisse entwickelterer heidnischer Kultur enthalten die Grabhügel der
späteren Zeiten.
FlG. 8. Ein krugförmiges Grabgefäss aus Thon.
FlG. 9. Ein topfförmiges, in welches ein einfacher Mäander eingeritzt ist.
FlG. 10—12. Drei metallene mit schon reicherer Verzierung.
FlG. 13. Schlangenzierrathen, worauf man öfters Runenschrift findet.
Fig. 14. Ein reichverziertes Trinkhorn mit Figuren. (Centauren u. s. w.) aus wohl
ziemlich späterer Kunst.
FlG. 15. Ein für heilig gehaltener Ring.
Fig. 16. Ein Axthammer von Bronce, geschmackvoll verziert.
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