Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Guhl, Ernst Karl [Hrsg.]; Caspar, Josef [Hrsg.]; Lübke, Wilhelm [Bearb.]
Denkmäler der Kunst: zur Übersicht ihres Entwicklungs-Ganges von den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Standpunkten der Gegenwart (Band 3): Denkmäler der modernen Kunst — Stuttgart, 1853

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66423#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wir geben unter Fig. 1 das Bild, in welchem Peter Cornelius die Wiedererkennung Josephs in ebenso
ergreifender, als völlig anschaulicher und verständlicher Weise dargestellt hat. — Nach dem Kupferstich
von August Hofmann.
FlG. 2. Dante und Virgil in der Hölle, von Koch. — Der grosse Erfolg den die
deutschen Künstler mit ihren Malereien in der Casa Bartholdi errungen hatten, wurde bald die
Veranlassung, dass ihnen eine Reihe von Werken übertragen wurde, die meinem Gefühle nach zu
den schönsten Kunsterzeugnissen aller Zeiten gehören und die für die moderne deutsche Kunst
insbesondere von der allergrössten Bedeutung sind. Es sind dies die Malereien, welche der
Marchese Carlo Massimi in drei Zimmern seiner Villa beim Lateran in Rom von deutschen Malern
(1821 — 1828) ausführen liess. Mit ihnen schliesst unser Werk ab. — Das erste dieser Zimmer
wurde mit Darstellungen aus der göttlichen Komödie ausgemalt. Betheiligt daran waren Joseph
Anton Koch, welcher die vier Bilder der Wände, und Philipp Veit, welcher die der Decke malte. Von
den ersten wählen wir dasjenige aus, welches die Scene schildert, mit der Dante „die Hölle“
beginnt: Dante’s Schlaf im Walde und sein Erwachen, den ’Angriff der drei Thiere, Löwe,
Wölfin und Leopard, unter deren Bild der Dichter Stolz, Geiz und Sinnenlust verstand und von
denen Virgil den beängsleten Dante rettet. Die übrigen sehr ausdrucksvollen Bilder behandeln
Scenen der Hölle und des Fegefeuers, wogegen die ungemein lieblichen und zarten Darstellungen
Veits an der Decke des Zimmers Figuren und Vorgänge des Paradieses zum Gegenstände haben. —
Nach der Radirung von Koch.
FlG. 3. Sofronia und Olindo auf dem Scheiterhaufen, von Overbeck. — Das
dritte Zimmer ist den Darstellungen nach Tasso’s befreitem Jerusalem gewidmet. Die Ausführung
wurde Friedrich Overbeck und Joseph Führich übertragen. — Wir haben aus den Malereien des
ersteren hier das fein empfundene Bild ausgewählt, auf welchem Overbeck die Rettung Sofronia’s
und Olindo’s dargestellt hat. Beide stehen fast ganz entkleidet auf dem Scheiterhaufen, voll tiefen Aus-
drucks gegenseitiger Liebe und christlicher Ergebung. In der Haltung der Figuren wird man leicht
den Einfluss vorrafaelischer, namentlich umbrischer Meister entdecken, die dem Gemüthe des Meisters
damals wohl am nächsten verwandt waren. Während die Henkersknechte schon damit beschäftigt
sind den Scheiterhaufen anzuzünden, sprengt Clorinde in ritterlicher Rüstung heran, in der Linken

den Speer, die Rechte gebieterisch ausstreckend, um die Ausführung der beabsichtigten Marter zu
verhindern. — Die beiden spitz zulaufenden Ecken des Bildes mussten wir des Raumes halber hier
weglassen. — Nach dem Kupferstich von An ton Krüger.
FlG. 4. Abraham erblickt das gelobte Land, von Schnorr. — Wir führen den
oben genannten Meister, Julius Schnorr von Carolsfeld, hier, wie wir ausdrücklich bemerken müssen,
nur wegen seiner Betheiligung an den Arbeiten der Villa Massimi an, welche die Gränzscheide für
unsere Mittheilungen ausmachen. Schnorr nämlich hat das zweite Zimmer der Villa mit Darstellungen
aus Ariosto’s rasendem Roland ausgemalt, Darstellungen, in welchem neben den Intentionen des
Dichters zugleich die grossen historischen Momente zur Anschauung gebracht werden, die dem Ge-
dichte zu Grunde liegen; wie denn überhaupt Schnorr für die historische Kunst durch seine späteren
Werke eine so grosse Bedeutung gewonnen hat. Wenn wir nun aber trotzdem weder eines der Bilder
der Villa Massimi noch eine der späteren Münchener historischen Darstellungen ausgewählt haben,
so hat dies in den Bedingungen des gegebenen Raumes seinen Grund, indem die letzteren Werke
wegen ihres Figurenreicbthums, erstere wegen der bei ihnen obwaltenden eigenthümlichen Raumein-
theiking zur Aufnahme auf dieser unserer letzten Tafel durchaus ungeeignet waren. Dies ist denn
auch die Veranlassung, wesshalb wir hier ein, allerdings erst kürzlich veröffentlichtes, aber aus
älterer Zeit herrührendes Blatt des Meisters aufgenommen haben, in welchem derselbe den Einzug
Abrahams in das gelobte Land darstellt. Man erblickt Abraham , in der Mitte zwischen seinem Weibe
und seines Bruders Sohn auf Maulthieren einherziehen. Da öffnet sich vor ihren erstaunten Blicken
das in reicher und fast blendender Schönheit prangende gelobte Land, in dessen Thäler sie tief
ergriffen hinabschauen. Vier prächtige, nackte Knaben schreiten ihnen freudig voraus, ein reiches
Gefolge erblickt man hinter ihnen, während über ihnen ein Engel als Symbol der göttlichen Führung
schwebt. — Und um noch einmal auf die Malereien der Villa Massimi zurückzukommen, so kann
man sagen, dass in ihnen der Geist der modernen deutschen Kunst zum ersten Male zum vollstän-
digen Ausdruck gekommen sei und dass sie schon die Keime der verschiedenen Richtungen in sich
tragen, die sich später weiter entwickelt haben und deren Fortbildung noch jetzt das Leben der
deutschen, sowie überhaupt der modernen Malerei ausmacht. — Julius Schnorr von Carolsfeld, die
Bibel in Bildern. I. Lief.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen