Metadaten

Schellerer, Albert; Galerie Fritz Gurlitt (Berlin) [Contr.]
Albert Schellerer stellt Gemälde vom 5. bis 31. Mai 1935 in der Galerie Gurlitt, Berlin aus — Berlin: Galerie Gurlitt, 1935

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73854#0006
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Abend am Chiemsee, 1934
Münchner Neueste Nachrichten, 10.2. 35
In Albert Schellerer tritt uns ein junger Maler entgegen, der, auch ein Malertemperament wie Geiseler, wirklich
auch die Welt in Farben sieht, dabei aber ganz bewußt auf Gestaltung ausgeht. Schellerers Bilder sind, obwohl
alle eminent malerisch, doch auch gebaut. Schon im bloßen farbigen Aufbau ist Harmonie und Gesetzmäßigkeit.
Nicht so ganz von ungefähr widmete er Jahre seiner künstlerischen Ausbildung der Plastik. Von da her hat er
die strenge sichere Zeichnung, das absolute Gefühl für die Form, gleichgültig ob er eine reine Impression wie
den Hafen von Procida oder ein Frauen- und Mädchenbildnis malt. Hier liegt nicht nur thematisch, sondern auch
formal künstlerisch seine Stärke. Diese Mädchen und jungen Frauen erscheinen wie Blumen, nur da zu sein, um
zu blühen. Sie sind in ihrer malerischen Erscheinung glänzend charakterisiert, besonders gut die „Tänzerin
Marianne Schön", „Karola", „Gusti", „Junge Frau mit Sonnenschirm". Man wünscht nur diesen malerischen
Wirklichkeiten da und dort noch eine Zugabe, ein wenig mehr „Seele". Der Künstler selbst legt uns dies nahe,
und mehr wie ein Bild läßt vermuten, daß er sich auch nach dieser Richtung hin strebend weiter bemüht. A. Heilmoyer
Münchener Zeitung 12.2.35.
Albert Schellerer, mit dessen Sammelausstellung wir beginnen wollen, ist uns nicht fremd. Er ist von mancher Mün-
chener Secessions-Ausstellung her bekannt. Hugo von Habermann, der, wie Jank, sein Lehrer war, setzte sich
für ihn ein. Nicht allein seines Könnens wegen, sondern weil er in Schellerer auch den wertvollen kämpferischen
Menschen schätzte. Der hatte es sich nicht leicht werden lassen. Ein harter Lebenskampf lag schon hinter ihm, als
er zur Kunst kam. Krieg und Verwundung, Zeitfreiwilligendienst hatten ihn vor der Zeit gereift. So war auch
sein Entschluß, von der ursprünglich erwählten Bildhauerei zur Malerei überzugehen, kein rasch gefaßter, kein
leichtfertiger. Das Resultat der malerischen Arbeit, ausgebreitet in etwa 40 Werken aus den Jahren 1929 bis 1934,
läßt ein doppeltes erkennen: daß Schellerer als Maler eine Sendung zu erfüllen hat, und daß München sich
dieses Sohnes freuen darf. Er ist durchaus kein Einseitiger. Er liebt die Landschaft, weil er in ihr das Höhere,
die Natur, liebt und über ein sehr fein differenziertes Naturgefühl verfügt; dabei kann es ihm gleichgültig sein,
ob diese Landschaft im oder am Mittelmeer liegt oder ob es der Chiemsee ist. An Zahl aber überwiegen bei
ihm die Figurenbilder. Der Mensch ist ihm — auch in seinem Naturgefühl — schließlich doch das Maß aller Dinge.
Ohne daß er über dieser aus der antiken Philosophie geholten Erkenntnis ins Deuten und Deuteln verfiele. Er ist
und bleibt Maler, -als malerischer Porträtist aber sucht er so tief als möglich in Charaktere einzudringen. Daß
er zugleich eine schöne Umwelt um seine Menschen legt und sich bemüht, seiner Palette die leuchtendsten Farben-
kompositionen in kraftvoller Harmonie zu entlocken, spricht keineswegs gegen dieses Malertum. Dr. J. Wolf
 
Annotationen