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H. G. Gutekunst <Stuttgart> [Editor]
Katalog der berühmten Sammlung von Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten alter Meister des Herrn Barons Adalbert von Lanna in Prag (Band 1): Versteigerung zu Stuttgart vom 11. - 22. Mai 1909 (Katalog Nr. 66) — Stuttgart, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.16653#0007
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Vorwort.

Es ist nicht so ganz leicht das Richtige zu treffen, wenn man ans Werk
geht, eine derartige Einleitung abzufassen. Wehmut beschleicht, Begeisterung
erfüllt einen, — und das gibt zwei sehr verschiedene Töne, die sich nicht so ohne
weiteres verschmelzen lassen. Wiederum soll eine prächtige Sammlung aller Welt
angeboten werden, wohl die letzte große Privatsammlung in den deutschsprechenden
Landen. Ich wenigstens wüßte von keiner anderen, die sich mit dieser an Be-
deutung und Umfang messen könnte. Wiederum wird ein Werk der Liebe auf-
gelöst und es bleibt uns nur die Erinnerung daran in der Gestalt eines Ver-
zeichnisses.

Selten ist die Entstehung und Entwicklung einer Kupferstichsammlung auf
so normalen, verständigen Wegen vor sich gegangen wie in diesem Fall. Herr
von Lanna sammelte Kleinkunst und wurde auf die Kupferstichvorlage eines kunst-
gewerblichen Objektes aufmerksam gemacht. Er ließ sich diesen Kupferstich,
sodann andere Ornamentblätter besorgen. So bekam er Kenntnis von einigen der
schönsten Erzeugnisse des 16. Jahrhunderts. Ganz von selbst und in der natür-
lichsten Weise entfaltete sich bei ihm ein warmes Interesse und ein sicheres Ver-
ständnis für die Schönheiten der graphischen Kunst. Es war nichts Erzwungenes,
von außen Aufgedrängtes dabei; man wundert sich bei dieser Entstehung nicht
über den feinen Geschmack und die warme Begeisterung, die sich in diesem lang-
jährigen Werk der Liebe, in dem allmählichen Werden dieser schönen Kupfer-
stichsammlung offenbaren.

Das reiche Vorhandensein des Ornamentstichs in der Sammlung erklärt sich
aus dem schon Gesagten. Seit den Tagen solcher Sammlungen wie der des Sig.
SantareÜi und des Marchese Durazzo, zur Zeit als der Ornamentstich noch neben allem
anderen einem praktischen Bedürfnis entsprach, ist er wohl kaum so reich ver-
treten gewesen wie in dem Lannaschen Kabinett, Noch seltener hat eine Privat-
sammlung je ein derartig wunderbar abgerundetes 16. Jahrhundert aufzuweisen
gehabt wie wir es liier linden. Von Hans Sebald Bellum fehlen nur sieben der
 
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