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Habermas, Jürgen
Das Absolute und die Geschichte: von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken — Bonn, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.41402#0193
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jektiven in der Gesamtheit aller einzelnen Hand-
langen bedingt, Hier weist Schelling zurück auf
die traditionelle, auch noch für die kantische
Metaphysik grundlegende Unterscheidung des mundus
intelligibilis und mundus sensibilis,
Die doppelte Harmonie der Handlungen aller
Einzelnen wechselseitig untereinander und in der
gemeinsamen geschichtlichen Leistung wird wieder
gedacht als Harmonie der objektiven und der sub-
jektiven Welt, der intelligiblen und der sensiblen,
di® in einer ursprünglichen Identität gründen,
Überall, wo diese Konzeption durchscheint, geht
Schelling hinter Fichte auf Kant zurück: Die Ko-
existenz der Willkürfreiheit des Einzelnen mit
der aller anderen und die Koexistenz der Willkür-
freiheit des Einzelnen mit der Gesetzmäßigkeit
der Geschichte denkt sich Schelling als Harmoni-
sierung der beiden kantischen WeltenoDie Metaphy-
sik der beiden Welten kommt ganz klar an folgen-
der Stelle heraus: "Da aber für das Ich alles Han-
deln, insofern es ein in die Außenwelt übergehen-
des ist, prädeterminiert ist, kann dem Ich, wel-
ches, über alle Erscheinungen erhaben, das abso-
lut Bestimmende ist, so wenig Eintrag tun, daß es
in der Natur prädeterminiert ist, da jenes Objek-
tive in Bezug auf das Freie bloß Erscheinendes
ist, das an sich keine Realität hat, und gleich
der Natur nur die äußere Grundlage seines Handelns
istoDenn davon, daß eine Handlung für die Erschei-
nung oder für die bloß anschauende Tätigkeit prä-
determiniert ist, kann ich nicht zurückschließen,
daß sie es auch für die freie sei, da beide von
ganz ungleicher Dignität sind, so daß das bloß
Erscheinende zwar von dem Bestimmenden, Nichter-
scheinenden, ebenso aber auch umgekehrt das Be-
stimmende von dem Erscheinenden völlig unabhängig
ist, und jedes für sich, jenes aus freier Willkür,
dieses aber, weil es einmal so bestimmt ist, also
ganz nach seinen eigentümlichen Gesetzen handelt
 
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