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Haeckel, Ernst
Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria) ; eine Monographie (Band 1,1) — Berlin, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.27324#0169
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Theil so von einander abweichen und so schwer zu erklären sind, dass ich nicht im Stande bin,
einen allgemeinen Schluss daraus zu ziehen. Ich werde daher nur kurz die Unterschiede der ein-
zelnen Fälle schildern: 1) In dem einfachsten Falle (Taf. XXXIII, Fig. 2; Taf. XXXV, Fig. 12), der auch zu
gewissen Zeiten der häufigste zu sein scheint, verhält sich die centrale Oelkugel bei der endogenen
Keimbildung in den Polyzoen-Nestern ganz analog, wie bei der Theilung derselben durch Einschnürung.
Es zerfällt nämlich die grosse centrale Oelkugel vor dem Beginn der Zerklüftung des Nestinhalts
in eine Anzahl kleiner Oelkugeln, welche sich in gleicher Distanz in dem Kapselinhalt vertheilen und
selbst die Attractionscentra für die neu zu bildenden Nester werden. Hier wird also die Zahl der
letzteren durch die Zahl der kleinen Oelkugeln bestimmt. Man erblickt dann unter verschiedenen
Nestern eines und desselben Qualsters hier ein sehr grosses Nest mit einem noch ungetheilten grossen
centralen Oellropfen, dort ein zweites, wo statt dessen viele kleine in der ganzen Kapsel zerstreut
sind, hier ein drittes, wo bereits die um jeden kleinen Oellropfen als Cenlralheerd gruppirten Bläs-
chenhaufen sich mit einer kugeligen Membran umhüllt und gegen die benachbarten Keime (Inhalts-
portionen) auf diese Weise definitiv abgeschlossen haben. Uebrigens muss ich bemerken, dass ich
das Zerfallen der grossen Oelkugel in viele kleinere nicht direct gesehen habe, sondern nur aus den
unten zu schildernden Veränderungen derselben darauf schliesse. Es ist ebenso gut möglich, dass
die centrale Oelkugel im Mutternest ganz verschwindet und dass erst secundär die kleinen Oelkugeln
im Centrum der Keime entstehen. 2) In andern Fällen nimmt die grosse Oelkugel im Centrum des in
Keime zerfallenden Nestes offenbar an der Zerklüftung des übrigen Inhalts gar keinen Antheil (Taf. XXXV,
Fig. 10, 11). Sie bleibt unverändert in der Mitte und die rings umher dicht gedrängt liegenden Keime
enthalten gar keine Oelkugel. 3) Seltener bleibt die centrale Oelkugel im Mutternest unverändert
und jedes kleine neugebildete Tochternest enthält ausserdem eine andere kleine centrale Oelkugel.
4) Bisweilen fehlt jede Oelkugel, sowohl im Mutternest, als in den Keimen. Dieser letzte Fall kann
mit den verschiedenen Modificalionen in Bezug auf das Vorkommen des Oeltropfens ausserhalb der
Nester verbunden sein, welche auch in den gewöhnlichen, nicht in Keimbildung begriffenen Qualstern
gefunden werden. Man trifft nämlich auch diese Qualster mit scheinbar unveränderten Nestern zu-
weilen ohne alle Oellropfen in denselben an. In diesem Falle fehlen dann entweder die Oelkugeln
völlig (Taf. XXXIII, Fig. 3, 4), oder es sind statt der fehlenden Oelkugeln in den Nestern (Central-
kapseln) dergleichen allenthalben zwischen den Nestern in dem Qualster zerstreut. Diese extracap-
sularen Oelkugeln sind gewöhnlich innerhalb eines und desselben Meerqualsters von gleicher Grösse,
selten so gross, wie die im Centrum der Nester befindlichen, gewöhnlich bedeutend kleiner und von
dem einfachen, doppelten, bis vierfachen Durchmesser der gelben Zellen. Wie bei den letzteren,
ist ihre Lage im Qualster vielfachem Wechsel unterworfen, indem sie bald nur unmittelbar in der
Nähe der Centralkapseln angehäuft sind, und denselben zuweilen, im Mutterboden angehäuft, innig
anliegen, oder indem sie ohne bestimmte Ordnung von den Nestern entfernt zwischen den Alveolen
überall zerstreut liegen. Die extracapsularen Oelkugeln sind entweder einfach, oder jede ent-
hält mehrere kleinere, gewöhnlich 4—6, oft auch nur 1 oder 2, andere male bis 10 und
darüber, andere ebenso fettglänzende Kugeln eingeschlossen im Inneren (Taf. XXXV, Fig. 13). Be-
stehen diese eingeschlossenen Kugeln, welche gewöhnlich von ungleicher Grösse sind und etwa
-j oder die Hälfte der umschliessenden, ölglänzenden Kugel erfüllen, wirklich gleich dieser selbst,
wie es den Anschein hat, aus einem stark lichtbrechenden, halbflüssigen Fett, so müssen natürlich diese
eingeschlossenen Oelkugeln von Membranen umschlossen sein, wie es vielleicht auch bei den
gewöhnlichen centralen intracapsulären Oelkugeln der Fall ist. Ueber die Bedeutung und weitere
Entwicklung dieser eigenthümlichen Gebilde, wie über ihre etwaige Beziehung zur Fortpflanzung
vermag ich nichts Sicheres beizubringen. Ich will nur erwähnen, dass diese extracapsularen Oel-
kugeln mit mehrfachen Einschlüssen namentlich in kleinen Qualstern mit wenigen Nestern Vorkommen,
und dass sie zu gewissen Zeiten besonders häufig'sind. Während ich im October und November
fast täglich grosse Mengen von beträchtlich grossen Sphaerozoiden-Colonieen, durchschnittlich etwa
 
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