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I. Der Organismus der Acantharien. 7
Kapsel-Membran berühren, mit der Spitze aber centripetal gegen den Mittelpunkt der Kapsel („den cen-
tralen Skelet-Stern") gerichtet sind. Indessen sind diese Radial-Pyramiden nur selten deutlich sichtbar,
da sie gewöhnlich durch dunkles Pigment mehr oder weniger verdeckt werden.A)
A) Die Differenzirungen des Endoplasma in der Central-Kapsel der Actipyleen sind bisher sehr wenig unter-
sucht, scheinen aber in verschiedenen Gruppen dieser Legion ziemlich verschieden zu sein. Bei allen Acantharien, bei
welchen 20 Radial-Stacheln nach Müller's Gesetze regelmässig vertheilt sind (p. 717), und bei welchen zwischen diesen
radiale Axenfäden in constanter Zahl und Anordnung vom centralen Skelet-Stern zur Kapsel-Membran verlaufen, ergiebt
sich ohne Weiteres, dass das Endoplasma mehr oder weniger in Radial-Pyramiden gesondert sein muss, gleichviel
ob dieselben zusammenhängende Bezirke oder wirklich trennbare Stücke sind. Die regelmässigen polygonalen Figuren,
welche oft an der Oberfläche der Central-Kapsel sichtbar sind (sehr auffallend z. B. bei Acanthometron elasticum und
A. pellucidwn), und welche durch ein Netzwerk von Granular-Strängen getrennt werden, sind die Basen solcher „Radial-
Pyramiden" (Vergi. Hektwig, Lit. Nr. 11, p. 12, Taf. I, Fig. 1—7).
Intracapsular Xanthellen. Xanthellen oder Zooxanthellen, symbiotische „gelbe Zellen", finden
sich innerhalb der Central-Kapsel nur bei den Acantharien, während sie bei den übrigen Radiolarien
stets nur ausserhalb der Central-Kapsel vorkommen. Dieselben sind vorzugsweise bei den Acanthometren
zu finden, seltener bei den Acanthophracten; indessen fehlen sie auch den ersteren oft ganz. Ihre Zahl
ist sehr variabel und gewöhnlich gering, zwischen 10 und 30 in einer Central-Kapsel. Sie liegen hier
in der Regel unmittelbar unterhalb der Kapsel-Membran, in der Rindenschicht des Endoplasma. Die
Gestalt der gelben Zelle ist entweder kugelig oder ellipsoid, oft auch sphaeroidal und selbst linsenförmig
plattgedrückt. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 0,01 und 0,03 mm. Sie besitzen eine deutliche
Membran und einen excentrischen Nucleus und enthalten im Endoplasma zahlreiche gelbe Pigmentkörner.
Dieses gelbe Pigment wird durch Mineralsäuren zu einer spangrünen Flüssigkeit gelöst, und verhält sich
auch sonst etwas anders als das gelbe Pigment in den extracapsularen „gelben Zellen" der Spumellarien
und Nassellarien. Aber wie diese letzteren, so sind auch die intracapsularen Xanthellen der Acantharien
keine integrirenden Bestandtheile ihres Organismus, sondern einzellige Algen, welche als Parasiten oder
Symbionten in dem letzteren leben.A)
A) Die „gelben Zellen" in der Central-Kapsel der Acantharien sind schon von Joh. Müller beobachtet (Lit. Nr. 3,
p. 14, 47). In meiner Monogr. habe ich dieselben näher beschrieben und ihre chemischen Unterschiede von den extra-
capsularen „gelben Zellen" der übrigen Radiolarien dargethan (L. N. 6, p. 77, 86). Später hat R. Hertwig die
Zellen-Structur derselben eingehend begründet (L. N. 11, p. 12, 113). Endlich hat Brandt nähere Angaben über ihr
Vorkommen und ihre Beschaffenheit gemacht (Mittheil, der Zool. Stat. Neapel, Bd. IV, p. 235, Fig. 62—73).
Extracapsulum. Das extracapsulare Malacom der Acantharien, oder der gesammte ausserhalb
der Central-Kapsel liegende Theil ihres Weichkörpers — welchen wir kurz als Extracapsulum zusammen-
fassen — ist gewöhnlich viel voluminöser als die Central-Kapsel, und besteht aus folgenden wesent-
lichen Theilen: 1. dem Calymma oder der extracapsularen Gallerthülle, 2. der Sarcomatrix oder der Exo-
plasma-Schicht, welche unmittelbar die Membran der Central-Kapsel umschliesst, 3. dem Sarcodictyum
oder dem Exoplasma-Netz, welches die Oberfläche des Calymma bedeckt, und 4. den Pseudopodien oder
Radial-Fäden des Exoplasma; diese können wieder eingetheilt werden in intracalymmare Pseudopodien,
welche Sarcomatrix und Sarcodictyum verbinden, und extracalymmare Pseudopodien, welche ausserhalb
des Calymma frei in das Seewasser ausstrahlen.
Calymma. Das Calymma oder die extracapsulare Gallerthülle der Acantharien ist constant der
voluminöseste Theil des Extracapsulum und besitzt trotz seiner einfachen und structurlosen Beschaffenheit
eine grosse morphologische und physiologische Wichtigkeit. Dieser Gallertmantel umhüllt die Central-
Kapsel vollständig, wie bei den übrigen Radiolarien, ist jedoch von der Aussenfläche ihrer Membran
I. Der Organismus der Acantharien. 7
Kapsel-Membran berühren, mit der Spitze aber centripetal gegen den Mittelpunkt der Kapsel („den cen-
tralen Skelet-Stern") gerichtet sind. Indessen sind diese Radial-Pyramiden nur selten deutlich sichtbar,
da sie gewöhnlich durch dunkles Pigment mehr oder weniger verdeckt werden.A)
A) Die Differenzirungen des Endoplasma in der Central-Kapsel der Actipyleen sind bisher sehr wenig unter-
sucht, scheinen aber in verschiedenen Gruppen dieser Legion ziemlich verschieden zu sein. Bei allen Acantharien, bei
welchen 20 Radial-Stacheln nach Müller's Gesetze regelmässig vertheilt sind (p. 717), und bei welchen zwischen diesen
radiale Axenfäden in constanter Zahl und Anordnung vom centralen Skelet-Stern zur Kapsel-Membran verlaufen, ergiebt
sich ohne Weiteres, dass das Endoplasma mehr oder weniger in Radial-Pyramiden gesondert sein muss, gleichviel
ob dieselben zusammenhängende Bezirke oder wirklich trennbare Stücke sind. Die regelmässigen polygonalen Figuren,
welche oft an der Oberfläche der Central-Kapsel sichtbar sind (sehr auffallend z. B. bei Acanthometron elasticum und
A. pellucidwn), und welche durch ein Netzwerk von Granular-Strängen getrennt werden, sind die Basen solcher „Radial-
Pyramiden" (Vergi. Hektwig, Lit. Nr. 11, p. 12, Taf. I, Fig. 1—7).
Intracapsular Xanthellen. Xanthellen oder Zooxanthellen, symbiotische „gelbe Zellen", finden
sich innerhalb der Central-Kapsel nur bei den Acantharien, während sie bei den übrigen Radiolarien
stets nur ausserhalb der Central-Kapsel vorkommen. Dieselben sind vorzugsweise bei den Acanthometren
zu finden, seltener bei den Acanthophracten; indessen fehlen sie auch den ersteren oft ganz. Ihre Zahl
ist sehr variabel und gewöhnlich gering, zwischen 10 und 30 in einer Central-Kapsel. Sie liegen hier
in der Regel unmittelbar unterhalb der Kapsel-Membran, in der Rindenschicht des Endoplasma. Die
Gestalt der gelben Zelle ist entweder kugelig oder ellipsoid, oft auch sphaeroidal und selbst linsenförmig
plattgedrückt. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 0,01 und 0,03 mm. Sie besitzen eine deutliche
Membran und einen excentrischen Nucleus und enthalten im Endoplasma zahlreiche gelbe Pigmentkörner.
Dieses gelbe Pigment wird durch Mineralsäuren zu einer spangrünen Flüssigkeit gelöst, und verhält sich
auch sonst etwas anders als das gelbe Pigment in den extracapsularen „gelben Zellen" der Spumellarien
und Nassellarien. Aber wie diese letzteren, so sind auch die intracapsularen Xanthellen der Acantharien
keine integrirenden Bestandtheile ihres Organismus, sondern einzellige Algen, welche als Parasiten oder
Symbionten in dem letzteren leben.A)
A) Die „gelben Zellen" in der Central-Kapsel der Acantharien sind schon von Joh. Müller beobachtet (Lit. Nr. 3,
p. 14, 47). In meiner Monogr. habe ich dieselben näher beschrieben und ihre chemischen Unterschiede von den extra-
capsularen „gelben Zellen" der übrigen Radiolarien dargethan (L. N. 6, p. 77, 86). Später hat R. Hertwig die
Zellen-Structur derselben eingehend begründet (L. N. 11, p. 12, 113). Endlich hat Brandt nähere Angaben über ihr
Vorkommen und ihre Beschaffenheit gemacht (Mittheil, der Zool. Stat. Neapel, Bd. IV, p. 235, Fig. 62—73).
Extracapsulum. Das extracapsulare Malacom der Acantharien, oder der gesammte ausserhalb
der Central-Kapsel liegende Theil ihres Weichkörpers — welchen wir kurz als Extracapsulum zusammen-
fassen — ist gewöhnlich viel voluminöser als die Central-Kapsel, und besteht aus folgenden wesent-
lichen Theilen: 1. dem Calymma oder der extracapsularen Gallerthülle, 2. der Sarcomatrix oder der Exo-
plasma-Schicht, welche unmittelbar die Membran der Central-Kapsel umschliesst, 3. dem Sarcodictyum
oder dem Exoplasma-Netz, welches die Oberfläche des Calymma bedeckt, und 4. den Pseudopodien oder
Radial-Fäden des Exoplasma; diese können wieder eingetheilt werden in intracalymmare Pseudopodien,
welche Sarcomatrix und Sarcodictyum verbinden, und extracalymmare Pseudopodien, welche ausserhalb
des Calymma frei in das Seewasser ausstrahlen.
Calymma. Das Calymma oder die extracapsulare Gallerthülle der Acantharien ist constant der
voluminöseste Theil des Extracapsulum und besitzt trotz seiner einfachen und structurlosen Beschaffenheit
eine grosse morphologische und physiologische Wichtigkeit. Dieser Gallertmantel umhüllt die Central-
Kapsel vollständig, wie bei den übrigen Radiolarien, ist jedoch von der Aussenfläche ihrer Membran