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I, Der Organismus der Acantharien.
durch die continuirliche, wenn auch nur dünne, Exoplasmaschicht der Sarcomatrix geschieden. Die
Pseudopodien, welche von der letzteren ausstrahlen, durchbohren die Gallertmasse des Calymma, bilden
an dessen freier Oberfläche das Sarcodictyum, und strahlen von dessen Knotenpunkten frei in das um-
gebende Wasser aus. An lebenden, frisch gefangenen Acantharien, welche man unverletzt in Seewasser
unter das Microscop bringt, ist das Calymma gewöhnlich gar nicht sichtbar, weil seine Gallertsubstanz
vollkommen hyalin, farblos, structurlos und wasserklar ist, und dasselbe Lichtbrechungsvermögen besitzt,
wie das Seewasser. Wenn man aber das Object aus letzterem unmittelbar in Carminlösung oder eine
andere farbige Flüssigkeit überträgt, so treten Umfang und Gestalt des Calymma deutlich hervor, weil
die Farbstofflösung nicht sofort in die glashelle Gallertmasse eindringt. Nachdem dieses Eindringen aber
(— im Verlaufe kürzerer oder längerer Zeit —) erfolgt und der Gallertkörper gefärbt ist, lässt sich seine
Form und Grösse leicht durch das umgekehrte Experiment bestimmen; überträgt man jetzt das gefärbte
Object wieder in Wasser, so treten die Conturen des farbigen Calymma so scharf wie diejenigen der
Central-Kapsel hervor. Dasselbe gilt auch von todten Objecten, bei denen die klebrige Oberfläche des
Calymma sich bald mit Staub bedeckt.
Exoplasma. Das Exoplasma oder das extracapsulare Protoplasma der Acantharien weicht in
mehrfachen und wichtigen Beziehungen von demjenigen der anderen Radiolarien ab, und scheint all-
gemein bedeutendere Differenzirungen zu erfahren, als dasjenige der drei übrigen Legionen. Da die Poren
in der Wand der Central-Kapsel hier nicht gleichmässig und in gleichen Abständen über deren ganze
Oberfläche vertheilt sind (wie bei Peripyleen), vielmehr eine regelmässige Vertheilung in Gruppen, mit
ungleichen Abständen besitzen, so ist die Zahl der austretenden Pseudopodien viel geringer und ihre
gesetzmässige Vertheilung wesentlich anders als bei den Peripyleen. Bei sehr vielen, und wahr-
scheinlich bei allen Acantharien sind die Pseudopodien in zwei Gruppen differenzirt, von denen die eine
aus dem Centrum der Kapsel entspringt und feste Axenfäden besitzt, die andere hingegen nicht.
Die Axopodien, oder die starren Pseudopodien mit Axenfäden, entspringen aus dem Centrum der
Kapsel, sind in viel geringerer Zahl vorhanden als die weichen und biegsamen Myxopodien, und regel-
mässig zwischen den radialen Acanthinstacheln vertheilt, meistens so, dass sie in möglichst weitem Ab-
stände von letzteren, also zwischen je 3 oder 4 Acanthin-Stacheln in der Mitte stehen; man kann daher
die letzteren auch als stärker entwickelte und in dicke Acanthin-Stäbe verwandelte Axenfäden ansehen.
Die Myxopodien, oder die weichen Pseudopodien ohne Axenfäden, sind viel zahlreicher als die
Axopodien, und entspringen aus dem Sarcodictyum oder dem Exoplasma-Netze, welches die Oberfläche
des Calymma umspinnt. Aber auch ihre Zahl und Anordnung scheint bei vielen Acantharien (wenn
nicht bei allen!) gesetzmässig zu sein und nicht die ausserordentliche Variabilität und Flüssigkeit zu be-
sitzen, wie in den drei anderen Legionen. Bei vielen Acanthometren zeigt das Sarcodictyum eine sehr regel-
mässige Conformation, mit regulären oder subregulären, polygonalen (meist hexagonalen) Maschen, und
häufig scheiden hier die stärkeren Fäden des Sarcodictyum eine feste, homogene oder fibrillar gestreifte Sub-
stanz ab, welche ein Leisten-Netz an der Oberfläche des Calymma bildet. (Taf. I, Fig. 4). Bei den Acanlhophracten
tritt an dessen Stelle das Acanthin-Netz der primären Gitterschale. Die Axopodien der Acanthometren sind
meistens ungefähr so lang als die Radial-Stacheln, zwischen denen sie stehen; ihr starrer Axenfäden ist
von einer weichen Plasma-Hülle überzogen, welche mit der dünnen, die Central-Kapsel einschliessenden
Sarcomatrix zusammenhängt. Von den Exoplasma-Scheiden der Axenfäden gehen innerhalb des Calymma
zahlreiche Aeste ab und bilden durch geflechtartige Verbindung ein lockeres Sarcoplegma. Die eigen-
thümlichsten Differenzirungs-Producte des Exoplasma der Acantharien sind die Myophan-Fibrillen der
Acanthometren, welche als Myophriskcn nachher beschrieben werden.
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I, Der Organismus der Acantharien.
durch die continuirliche, wenn auch nur dünne, Exoplasmaschicht der Sarcomatrix geschieden. Die
Pseudopodien, welche von der letzteren ausstrahlen, durchbohren die Gallertmasse des Calymma, bilden
an dessen freier Oberfläche das Sarcodictyum, und strahlen von dessen Knotenpunkten frei in das um-
gebende Wasser aus. An lebenden, frisch gefangenen Acantharien, welche man unverletzt in Seewasser
unter das Microscop bringt, ist das Calymma gewöhnlich gar nicht sichtbar, weil seine Gallertsubstanz
vollkommen hyalin, farblos, structurlos und wasserklar ist, und dasselbe Lichtbrechungsvermögen besitzt,
wie das Seewasser. Wenn man aber das Object aus letzterem unmittelbar in Carminlösung oder eine
andere farbige Flüssigkeit überträgt, so treten Umfang und Gestalt des Calymma deutlich hervor, weil
die Farbstofflösung nicht sofort in die glashelle Gallertmasse eindringt. Nachdem dieses Eindringen aber
(— im Verlaufe kürzerer oder längerer Zeit —) erfolgt und der Gallertkörper gefärbt ist, lässt sich seine
Form und Grösse leicht durch das umgekehrte Experiment bestimmen; überträgt man jetzt das gefärbte
Object wieder in Wasser, so treten die Conturen des farbigen Calymma so scharf wie diejenigen der
Central-Kapsel hervor. Dasselbe gilt auch von todten Objecten, bei denen die klebrige Oberfläche des
Calymma sich bald mit Staub bedeckt.
Exoplasma. Das Exoplasma oder das extracapsulare Protoplasma der Acantharien weicht in
mehrfachen und wichtigen Beziehungen von demjenigen der anderen Radiolarien ab, und scheint all-
gemein bedeutendere Differenzirungen zu erfahren, als dasjenige der drei übrigen Legionen. Da die Poren
in der Wand der Central-Kapsel hier nicht gleichmässig und in gleichen Abständen über deren ganze
Oberfläche vertheilt sind (wie bei Peripyleen), vielmehr eine regelmässige Vertheilung in Gruppen, mit
ungleichen Abständen besitzen, so ist die Zahl der austretenden Pseudopodien viel geringer und ihre
gesetzmässige Vertheilung wesentlich anders als bei den Peripyleen. Bei sehr vielen, und wahr-
scheinlich bei allen Acantharien sind die Pseudopodien in zwei Gruppen differenzirt, von denen die eine
aus dem Centrum der Kapsel entspringt und feste Axenfäden besitzt, die andere hingegen nicht.
Die Axopodien, oder die starren Pseudopodien mit Axenfäden, entspringen aus dem Centrum der
Kapsel, sind in viel geringerer Zahl vorhanden als die weichen und biegsamen Myxopodien, und regel-
mässig zwischen den radialen Acanthinstacheln vertheilt, meistens so, dass sie in möglichst weitem Ab-
stände von letzteren, also zwischen je 3 oder 4 Acanthin-Stacheln in der Mitte stehen; man kann daher
die letzteren auch als stärker entwickelte und in dicke Acanthin-Stäbe verwandelte Axenfäden ansehen.
Die Myxopodien, oder die weichen Pseudopodien ohne Axenfäden, sind viel zahlreicher als die
Axopodien, und entspringen aus dem Sarcodictyum oder dem Exoplasma-Netze, welches die Oberfläche
des Calymma umspinnt. Aber auch ihre Zahl und Anordnung scheint bei vielen Acantharien (wenn
nicht bei allen!) gesetzmässig zu sein und nicht die ausserordentliche Variabilität und Flüssigkeit zu be-
sitzen, wie in den drei anderen Legionen. Bei vielen Acanthometren zeigt das Sarcodictyum eine sehr regel-
mässige Conformation, mit regulären oder subregulären, polygonalen (meist hexagonalen) Maschen, und
häufig scheiden hier die stärkeren Fäden des Sarcodictyum eine feste, homogene oder fibrillar gestreifte Sub-
stanz ab, welche ein Leisten-Netz an der Oberfläche des Calymma bildet. (Taf. I, Fig. 4). Bei den Acanlhophracten
tritt an dessen Stelle das Acanthin-Netz der primären Gitterschale. Die Axopodien der Acanthometren sind
meistens ungefähr so lang als die Radial-Stacheln, zwischen denen sie stehen; ihr starrer Axenfäden ist
von einer weichen Plasma-Hülle überzogen, welche mit der dünnen, die Central-Kapsel einschliessenden
Sarcomatrix zusammenhängt. Von den Exoplasma-Scheiden der Axenfäden gehen innerhalb des Calymma
zahlreiche Aeste ab und bilden durch geflechtartige Verbindung ein lockeres Sarcoplegma. Die eigen-
thümlichsten Differenzirungs-Producte des Exoplasma der Acantharien sind die Myophan-Fibrillen der
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