Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hager, Werner
Die Ehrenstatuen der Päpste — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 7: Leipzig: Bibliotheca Hertziana, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48325#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Brauch, den Päpsten Ehrenstatuen zu errichten, ist mit der Geschichte
des dominium temporale der römischen Kirche seit Ausgang des Mittelalters
verbunden. Diese Denkmäler sind ihrer Absicht und Begründung nach öffent-
liche Ehrungen der Herrscher des Kirchenstaates mit Bezug auf ihre landesfürst-
liche Wirksamkeit. In langer wenn auch nicht lückenloser Reihe, doch anschaulich
genug bezeichnen sie durch fünf Jahrhunderte die Etappen des Weges, der den
Heiligen Stuhl zum Herren eines weltlichen Staates machte, und die Bemühungen
um dessen Vergrößerung und Verwaltung. Ihr Standort ist daher durchweg in
Italien und mit wenigen Ausnahmen innerhalb der Grenzen des Kirchenstaates
selbst.
Aufs deutlichste spricht sich in den Ehrenstatuen die eigentümliche Vermischung
des universalen Charakters mit dem temporalen aus, die in der Stellung des
Papstes als Fürsten lag. Denn einerseits sind die geschichtlichen Anlässe ihrer
Errichtung rein politischer Natur und daher belastet mit aller Bedingtheit und
Einschränkung, die derartiger Tätigkeit notwendig anhaftet; in Zeiten kriege-
rischer Verwicklung stehen sie nicht selten eher im Zeichen der Gewalt als des
Rechtes, und wo sie friedlicher Natur sind, reicht der Gesichtskreis je später je
weniger über lokale Interessen hinaus. Andererseits tritt der universale Charakter
des Papstes als Priester und Haupt einer christlichen Welt, der bei historischer
Betrachtung der Ehrenstatuen von den Motiven des Ruhmes und der Macht
übertönt wird, in umso entschiedenerer Weise in ihrer Erscheinung hervor,
denn die Haltung, in der sie den Papst abbilden, ist nach alter Anschauung
das Symbol höchster geistlicher Funktionen; der thronende und ex cathedra
segnende Nachfolger Petri, wie er ehemals am Ostertage öffentlich erschien, ist
der Oberhirte aller Völker, und die Schlüssel in seiner Hand bedeuten eine über-
irdische Gewalt. „Cette attitude est la seule vraie“ bezeugt Barbier de Montault
ausdrücklich1 und gibt damit die maßgebende Meinung wieder, zugleich mit
dem Tadel moderner Abweichungen, welche den Papst stehend vorstellen
„oublieux de la plus ancienne et la plus logique des traditions“. In der Tat gibt
es unter den Statuen der Päpste nur wenige Ausnahmen von dieser durch alte,
einsichtige Tradition geheiligten Regel, und abgesehen von dem frühen Boni-
1 Oeuvres completes, Paris 1890, III, S. 315.

3
 
Annotationen