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Hager, Hellmut
Die Anfänge des italienischen Altarbildes: Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des toskanischen Hochaltarretabels — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 17: München: Schroll, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48329#0112
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0,84 x 1,75 m; 1265-1275). In den beiderseits in zwei Etagen geordneten Szenen sind die folgenden
Begebenheiten dargestellt: Geburt Christi, Befreiung des Evangelisten Johannes aus Cauldron, Er-
weckung der Drusiana, der hl. Benedikt widersteht dem Teufel, Martyrium und Bestattung der hl. Katha-
rina von Alexandria, der hl. Nikolaus ermahnt die Seeleute, Befreiung Verurteilter, die hl. Margret im
Gefängnis und ihre Verschlingung durch den Drachen.
Um 1270 beginnt in Florenz die Reihe der erhaltenen Marienpalen des Antependienformats. An den
Anfang stellen wir ein Stück in der Galerie der Yale University zu New Haven (Abb. 150; Garr. 366;
1,06 x 1,64 m), das Garrison dem Magdalenenmeister zuschreibt. Die neben dem Thron der Maria lactans
befindlichen Apostelfürsten und die aus dem Leben des hl. Petrus entnommene Szenenfolge (Berufung,
Fall des Simon Magus, Befreiung, Schlüsselübergabe, Krüppelheilung und Martyrium) lassen darauf
schließen, daß die Pala aus einer ihm geweihten Kirche stammt, wie dies bei der ungefähr gleichzeitigen
Tafel in S. Leolino (Panzano) der Fall ist, die sich in S. Piero zu Radda befand und auch die den Thron
der Muttergottes flankierenden Gestalten der beiden Apostel zeigt (Abb. 151; Garr. 374; 0,94 x 1,54 m).
Die beiden Szenen auf der linken Seite sind dem hl. Petrus gewidmet (Befreiung und Kreuzigung),
rechts ist die Blendung des Elimas und die Hinrichtung Pauli dargestellt. Das Motiv der von einem
Apostelpaar (Andreas und Jakobus) begleiteten Muttergottes im Mittelfeld begegnet wieder auf der
Tafel im Musee des Arts Decoratifs zu Paris (Abb. 152; Garr. 368; 0,93 x 1,33 m; 1275-1280). Die seit-
lichen Felder enthalten jedoch ausschließlich Ereignisse aus dem Marienleben und der Jugendgeschichte
Christi (Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung, Flucht nach Ägypten, Marientod). Zu den Füßen
Marias kniet ein Stifter.
Wohl auch eine thronende Madonna war auf der in zwei Fragmenten erhaltenen Tafel, die aus dem
Convento di Salvi in das Depot der Florentiner Akademie gelangt ist, dargestellt (Garr. 362; links 0,67
mal 0,60 m; rechts 0,67 x 0,62 m; 1275-1280). Von den seitlichen Kompartimenten sind noch die ikono-
graphisch eigentümliche Empfehlung des Evangelisten Johannes durch Christus an seine Mutter, die
Erweckung zweier vergifteter Personen, die Figürchen der Heiligen Jakobus, Markus und Margret,
sowie die Rettung des Evangelisten aus dem kochenden Öl zu erkennen.
Ihrer unteren Teile beraubt ist die aus dem florentinischen Kunsthandel stammende Pala der Sammlung
Jacob Hirsch (New York), die die thronende Muttergottes mit Darstellungen aus der Passion Christi
verbindet (Abendmahl, Judaskuß, Geißelung, Verspottung, Gang zum Kalvarienberg, Christus wird
seiner Kleider beraubt, Kreuzbesteigung, Kreuzigung, Kreuzabnahme, die Frauen am Grabe, Noli me
tangere (Garr. 367; 0,70x 1,80 m; 1285-1290).
Bei dem aus S. Cecilia in Crevole herrührenden, jetzt in der Pinakothek zu Siena befindlichen und auf
Leinwand übertragenen Bilde ist die Fläche in drei vertikale Abschnitte eingeteilt (Garr. 414; 0,90
mal 1,86 m; 1270-1280). Dargestellt finden wir hier die uns schon vom Klappretabel in S. Salvatore,
Venedig, bekannte Transfiguration Christi sowie den Einzug in Jerusalem und die Lazaruserweckung.
Die vor dem Marienthema auf den hölzernen Palen der Antependiennachfolge fast ganz zurücktretende
Majestas Domini begegnet am Ende des 13. Jhs. auf einer Tafel, die sich jetzt in Perugia befindet (Abb. 143;
Gall. Nazionale dell’Umbria; Garr. 369; l,04x 1,76m) und früher der Abbazia di S. Felice di Giano gehörte.
Die Evangelistensymbole sind hier unterhalb der Mandorla angeordnet und haben einen Tondo mit dem
Agnus Dei zum Mittelpunkt. In den beiden oberen der drei seitlichen Zonen erblickt man außer den die
Mandorla flankierenden Engelfiguren die Gestalt der fürbittenden Muttergottes sowie Heilige und
Propheten. Die Szenen in der untersten Etage stellen die Geißelung, die Befreiung des Evangelisten
Johannes aus Cauldron und die Hinrichtung der Heiligen Laurentius und Paulus dar.
Eine dem Mittelfeld gleiche Komposition ist auf der unten beschnittenen Tafel in der Kirche zu Ponte
di Borgo Cerreto (Umbrien) anzutreffen. Den oberen Streifen neben der Mandorla Christi nehmen wieder
die Erzengel- und Heiligenfiguren ein. Darunter sind neben den Medaillons der Evangelistensymbole die
Szenen der Verkündigung und der Geburt des Herrn sichtbar (Garr. 370; 0,73 x 1,68 m; 1295-1305).
Als nordumbrisch bezeichnet Garrison die aus dem Bologneser Kunsthandel erworbene Pala in der Coll.
Gualino zu Rom, die die Muttergottes zwischen vier noch nicht identifizierten Szenen thronend zeigt
(Garr. 373; 0,66 x 1,13 m; um 1300). Aus dem Jahre 1308 datiert die Marientafel in Cesi bei Temi
(Abb. 153; Garr. 359; 1,05 x 1,56 m), auf der die Erzengel, der Täufer Johannes und neun Apostel den
Thron flankieren, vor dem die Stifterin kniet. Im Rahmen sind die Evangelistensymbole und weitere
Heilige dargestellt.

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