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https://doi.org/10.11588/diglit.24229#0008
VORWORT
Die Fayence hat als Sammelgebiet lange hinter dem Porzellan
zurückstehen müssen, dessen besondere Vorzüge — der feine,
harte, klingende Scherben, die spiegelnde, klarweiije Glasur, die
elegante, vom Malerkorps der höfischen Manufakturen zu höchstem
Raffinement emporgezüchtete Buntmalerei — es zum begehrtesten
Speise- und Luxusgeschirr der mondänen Welt des 18. Jahrhunderts
und zum ebenso leidenschaftlich gesuchten Sammelobjekt der letzten
Generation gemacht haben. Da hielt es schwer, der Fayence den
ihr gebührenden Platz in derW^ertschätzung der keramischen Kunst-
produkte zurückzuerobern. Gewifj hat sie schon immer stille Lieb-
haber gehabt, die ihrer besonderen Eigenart, ihrer kraftvoll-sdiwer-
blütigen Formgebung, ihrer saftigen Glasur und ihrer schlichteren,
aber tiefleuchtenden Bemalung den Vorzug gaben vor dem Por-
zellan; aber erst seitdem die Wissenschaft sich mehr mit ihr be-
schäftigt und in die Rätsel einzudringen versucht hat, die sie fast
noch mehr als ihre porzellanene Schwester aufgibt, ist die Fayence
wieder zu ihrem Recht gekommen. Museen und Privatsammler
wetteifern miteinander, sich in den Besitz der schönsten Stücke zu
bringen, und so ist es immer ein „Ereignis“, wenn hochwertige
Einzelobjekte oder ganze Sammlungen auf den Markt kommen.
Die Sammlung des Herrn Dr. Bodewig, die am l.und 2. No-
vember zur Versteigerung kommt, darf sich den Sammlungen
Kitzinger, Gro§mann und Erzherzog Ludwig Victor wohl an die
Seite stellen, wenn ihr Umfang und die Zahl der „Spitzen“ auch
nicht an jene heranreicht. Aber auch sie enthält eine grolje Anzahl
ausgezeichneter Qualitätsarbeiten, deren Erwerb für jede Spezial-
Fayencesammlung eine Bereicherung bedeuten dürfte. Und unter
den mehr als 300 Arbeiten befinden sich eine sehr erhebliche Menge
Die Fayence hat als Sammelgebiet lange hinter dem Porzellan
zurückstehen müssen, dessen besondere Vorzüge — der feine,
harte, klingende Scherben, die spiegelnde, klarweiije Glasur, die
elegante, vom Malerkorps der höfischen Manufakturen zu höchstem
Raffinement emporgezüchtete Buntmalerei — es zum begehrtesten
Speise- und Luxusgeschirr der mondänen Welt des 18. Jahrhunderts
und zum ebenso leidenschaftlich gesuchten Sammelobjekt der letzten
Generation gemacht haben. Da hielt es schwer, der Fayence den
ihr gebührenden Platz in derW^ertschätzung der keramischen Kunst-
produkte zurückzuerobern. Gewifj hat sie schon immer stille Lieb-
haber gehabt, die ihrer besonderen Eigenart, ihrer kraftvoll-sdiwer-
blütigen Formgebung, ihrer saftigen Glasur und ihrer schlichteren,
aber tiefleuchtenden Bemalung den Vorzug gaben vor dem Por-
zellan; aber erst seitdem die Wissenschaft sich mehr mit ihr be-
schäftigt und in die Rätsel einzudringen versucht hat, die sie fast
noch mehr als ihre porzellanene Schwester aufgibt, ist die Fayence
wieder zu ihrem Recht gekommen. Museen und Privatsammler
wetteifern miteinander, sich in den Besitz der schönsten Stücke zu
bringen, und so ist es immer ein „Ereignis“, wenn hochwertige
Einzelobjekte oder ganze Sammlungen auf den Markt kommen.
Die Sammlung des Herrn Dr. Bodewig, die am l.und 2. No-
vember zur Versteigerung kommt, darf sich den Sammlungen
Kitzinger, Gro§mann und Erzherzog Ludwig Victor wohl an die
Seite stellen, wenn ihr Umfang und die Zahl der „Spitzen“ auch
nicht an jene heranreicht. Aber auch sie enthält eine grolje Anzahl
ausgezeichneter Qualitätsarbeiten, deren Erwerb für jede Spezial-
Fayencesammlung eine Bereicherung bedeuten dürfte. Und unter
den mehr als 300 Arbeiten befinden sich eine sehr erhebliche Menge