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Kunsthaus Heinrich Hahn <Frankfurt, Main> [Hrsg.]
Romanische und gotische Plastik der bekannten Sammlungen Fr. J. Marx, E. Michels, Kom.-Rat Rautenstrauch und anderem rheinischen und Frankfurter Privatbesitz ... sowie Gemälde des 14. bis 18. Jahrhunderts: Versteigerung: 11. Juni 1929 — Frankfurt am Main, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.16780#0013
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VORWORT

Die Rheinlande, vornehmlich die rheinischen Museen müssen mit großem Bedauern sehen,
wie in den hier zum Verkauf gestellten Sammlungen meist heimischer Plastiken wertvolles
Kunstgut in Gefahr kommt, von der Heimat losgelöst zu werden. Immerhin bleibt der geringe
Trost, daß die Objekte als berufen betrachtet werden dürfen, von der einstmaligen Größe
rheinischen Kunstschaffens weithin Kunde zu geben. Diese zur Versteigerung stehenden
rheinischen Sammlungen gehören zu den bedeutendsten, welche die Rheinlande noch kennen.
Sie gehören teilweise auch zu den bekanntesten. Eine ungewöhnlich große Zahl der zum
Verkauf kommenden Dinge hat seit längerem Eingang gefunden in die kunstgeschichtliche
Literatur, in welcher sie als typische Beispiele des Stilwillens gewisser Perioden und Land-
schaften eingehendste Besprechung fanden. Zudem erschienen sie in den Nachkriegsjahren
vielfach auf den bemerkenswertesten Ausstellungen: 1921 auf der Ausstellung für christliche
Kunst in Köln; ebendort 1925 auf der Jahrtausend-Ausstellung; 1927 auf der „Ausstellung
mittelalterlicher Kunst aus Kölner Privatbesitz", 1928 in Darmstadt u. s. f. Sie wurden
schon dadurch als Perlen rheinischer Privatsammlungen charakterisiert und ans Licht gerückt.
Daß sie in so großer Zahl als besonders charakteristische Werke besonderer Stilepochen an-
gesprochen wurden, legt ihren Erwerb durch Museen besonders nahe.

Die Sammlung Rautenstrauch - Trier blühte lange Jahre im Verborgenen, von kaum einem
Fachmann gekannt, bis sie vor einigen Jahren durch eine öffentliche Ausstellung in Trier
wenigstens einem beschränkten Kreise von Interessenten bekannt wurde. Sie ist vor Jahr-
zehnten zusammengetragen, noch unter Beratung und Unterstützung der Träger rheinischer
Kunsttradition der achtziger und neunziger Jahre, so des verstorbenen Professors Dr.
Alex. Schnütgen. Die Sammlungen Marx und Michels sind mit feinem Tastsinn zusammen-
gestellt, oft unter Aufbringung großer materieller Opfer. Wenngleich den früheren Besitzern
die Absicht fern lag, ausschließlich rheinisches Kunstgut zu sammeln, so gab doch der vor
Jahren noch sehr reiche Markt der engeren Heimat so viel an heimischem Kunstgut her, daß
sich ganz von selbst den Sammlungen der rheinische Charakter aufprägte.

Es handelt sich bei den Plastiken ausschließlich um mittelalterliche Objekte und zwar durchweg
um solche ausgeprägter Qualität. Dazu kommt, daß die Dinge in ihrer Gesamtheit ein beinahe
abgerundetes Bild der Geschichte rheinischer Plastik darstellen vom 12. bis ins beginnende
16. Jahrhundert. Mittelrhein, Mosel, Köln, Aachen und der Niederrhein sind dabei durch
prominente Stücke vertreten. Dazu kommen dann solche, welche die Tangenten zeichnen
zwischen heimischer Kunst und den Zustrahlungsgebieten Frankreich, Belgien und Nieder-
land. Auch die den Rheinlanden benachbarten Bezirke wie Süddeutschland und Westfalen
sind in einzelnen schönen Stücken vertreten.

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