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Hainhofer, Philipp; Doering, Oskar [Hrsg.]
Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, Band 10: Wien: Verlag von Carl Graeser & Co., 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.58994#0012
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Auf der Straße, die von Augsburg über Partenkirchen zum
Innthale führt, holpert ein leichtes Reisegefährt in mühseliger
Eile den Alpen entgegen. Ist noch frühe Zeit im Jahre, man
schreibt erst den 12. April. Aufgeweicht vom halbgethauten
Schnee und schwer fahrbar ist der Weg. Dort reist unter dem
Schutze des Erzherzogs Leopold von Tirol Philipp Hainhofer
gen Innsbruck; einen kostbaren Kunstschrank soll er daselbst
abliefern, der, in Augsburg angefertigt, von dem jetzt gleichfalls
mitreisenden Meister Ulrich Baumgartner zum Geschenke des
Erzherzogs an den Großherzog Ferdinand II. von Toscana be-
stimmt ist. Das wertvolle Stück selbst ist schon am Tage vorher,
wohl verpackt und stark bewacht, nach Innsbruck abgegangen.
Dort soll sein künftiger Besitzer es als bleibendes Zeichen der
am Tiroler Hofe gefundenen ehrenden Aufnahme in Empfang
nehmen. Es ist das erstemal, dass man Don Fernando dort als
Fürsten begrüßen kann. Erst unlängst der Vormundschaft ent-
wachsen, hat er sich jetzt beeilt, zur Befestigung seiner Stellung
erst in Rom, dann auf deutschem Boden Besuche zu machen.
So wenig Freude er auch am ersteren Orte gefunden hat, so
reichlich findet er sich entschädigt durch die Erfolge in Innsbruck,
wie auch später in München und zuletzt in Wien, bei seinem
kaiserlichen Oheim. Die mantuanische Erbfrage freilich, auf deren
friedliche Beilegung man gehofft hat, bleibt unerledigt.
Mit dem von Hainhofer gelieferten Kunstschranke hat der
Erzherzog gebührenden Dank, die Erfinder und Anfertigei' des
Werkes berechtigte Bewunderung geerntet. Dass eine solche
Arbeit geraume Zeit zur Fertigstellung gebraucht hatte, ist natür-
lich, und wird besonders durch das Beispiel des pommer’schen
Kunstschrankes bewiesen, den Hainhofer 1617 nach Stettin lie-
ferte1). Auch die Entstehung des Planes für den Innsbrucker
Kunstschrank können wir einige Jahre zurückverfolgen. Denn es
ist sehr wahrscheinlich, dass der Erzherzog Leopold ein solches
Stück bestellte, als er 1625, den 31. Juli, mit großem Gefolge
zum erstenmale bei Hainhofer erschien, um dessen Kunstkammer
zu besichtigen. Und die damals angeknüpften Fäden sind fester

’) Vgl. Julius Lessing in den Jahrbüchern der königlich preußischen
Kunstanstalten IV. (1883), p. 1. ff., V. (1884), p. 42. ff.
 
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