Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hamilton, Neena
Die Darstellung der Anbetung der Heiligen Drei Könige in der toskanischen Malerei von Giotto bis Lionardo — Zur Kunstgeschichte des Auslandes, Band 6: Straßburg: Heitz, 1901

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65772#0018
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2

darzustellen. Besondere Freude aber hatte die Kirche daran, das Kind
auf dem Schosse der Mutter zu sehen, und wegen des symbolischen
Charakters dieses Vorwurfes und wegen des dekorativen Wertes der
Komposition wählte sie auch in den frühesten Zeiten als Sujet ihrer
Kunst die Anbetung des Christuskindes durch die heiligen Waller
aus dem Morgenlande.
In den Katakomben zu Rom wird uns das Vorhandensein von
elf Darstellungen überliefert, einige derselben sind jedoch nur in Bruch-
stücken auf uns gekommen. Die früheste befindet sich in der Capella
Greca der Katakombe der heiligen Priscilla und stammt aus dem
zweiten Jahrhundert; die übrigen gehören ihrer Kunstweise nach dem
dritten und vierten Jahrhundert an.1
Bei einem allmählichen Verfall der von antiker Formauffassung
und technischer Art der Ausführung sich entfernenden Kunst bieten
diese Darstellungen in der Komposition einen gemeinsamen Charakter.
Die Anordnung der Szene ist im allgemeinen die gleiche : Die Madonna
mit dem Kinde sitzt auf einer Seite und von der anderen nähern sich
die drei Magier mit ihren Gaben. Eine Ausnahme bilden zwei Dar-
stellungen, auf denen Maria die Mittelstellung einnimmt; nämlich:
Die Anbetung in der Katakombe der heiligen Domitilla (erste Hälfte
des dritten Jahrhunderts), wo vier Magier, je zwei zu beiden Seiten
der Madonna, und diejenige der Katakombe des heiligen Petrus und
Marcellus (zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts), wo zwei Magier,
je einer zu beiden Seiten, wiedergegeben sind. Ein Studium des Raumes
ergibt, dass diese Abweichung von der gewöhnlichen Darstellungsart
nur aus Rücksicht auf die Symmetrie der Komposition und die har-
monische Anordnung der Figuren im Raume geschehen ist.
Der Schauplatz der Handlung bleibt ganz unberücksichtigt, nur
die handelnden Personen — selbst der in späteren Darstellungen bei-
nahe ausnahmslos gegenwärtige Joseph fehlt — treten in den Dar-
stellungen der Katakomben auf.
Nicht das Hauptmoment des Vorganges, die sondern
das Zweite, die Darbringung der Geschenke, ist zum Gegenstand der

1 Unseren Ausführungen liegen De Rossi’s historische und künstlerische
Annahmen zu Grunde. Giovanni Battista de Rossi : La Roma Sotterranea
Christiana, publicata Roma 1864-1877; Bulletino di archeologia christiana,
i863-i885 ; Immagini Scelte della Beata vergine, Roma i865. — Auf
Grund derselben gibt Lieh ein vollständiges Verzeichnis mit Abbildungen
aller Darstellungen der Anbetung in den Katakomben. Siehe Marien-Dar-
stellungen, S. 224-248.
 
Annotationen