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Handbuch des Kunstmarktes: Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich — Berlin: Antiqua Verl.-Ges. Kalkoff, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.52375#0008
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Unter dem sachlich-bescheidenen Namen eines „Handbuches“
oder „Adreßbuches“, in der strengen Methodik sauber getrennter
Rubriken und alphabetischer Ordnungen, sorgsamer Dispositionen
und weitschichtiger Aufzählungen, stellt es ein Dokument der
künstlerischen Arbeit und Leistung in Deutschland dar, das ein
ganzes Füllhorn voll wichtigen kulturgeschichtlichen Materials vor
uns ausschüttet. Ein Nachschlagewerk solcher Art führt ein eigen-
tümliches Doppelleben. Äußerlich tritt es, ganz nüchtern und
gefühllos, lediglich als ein Lexikon auf, das keine Miene verzieht
und nur den Ehrgeiz kennt, mit Präzision Auskunft zu erteilen.
Wer aber zwischen den Zeilen zu lesen versteht, dem werden
diese lakonischen Listen geheimes Leben annehmen, und aus der
Knappheit ihrer informierenden Angaben, die Platz sparen müssen,
steigt unversehens, überraschend und darum doppelt eindrucks-
voll, ein ganzes Reich interessanter Zusammenhänge, Beziehungen
und Tatsachen auf, das sich plötzlich erhellt.
Wiegtman dasBuch, das auf so viele neugierige Fragen Antwort
geben will, in der Hand, so zweifelt man nicht, daß ein so wuchtiges
Geschöpf nur mit erheblichen Schmerzen zur Welt gebracht
werden konnte. Die Vorbereitungszeit, die nach dem Gesetz der
Natur der Geburt eines Menschen vorauszugehen pflegt, genügt
in diesem Falle nicht. Sie dehnt sich vielmehr auf Jahre aus.
Die Zettelkästen, die Sammelmappen, die Kataloge, die Frage-
bogen, die Faszikeln der Korrespondenz, die Korrekturfahnen
türmen sich zu kleinen Bergen, bilden das Inventar eines be-
trächtlichen Archivs. Man stelle sich vor, wie viele Briefe ge-
schrieben werden mußten, um für Ungewißheiten und Zweifel
authentischen Bescheid zu erlangen, und man schaudert. Denn
es leuchtet ein, daß es bei unzähligen Einzelpunkten sicherlich
nicht genügte, einen Ruf nur einmal auszustoßen, um das ersehnte
Echo zu hören.
Bedenket: die Redaktion des Buches schätzt, wie sie mir ver-
rät, die Zahl der aufgeführten Namen auf über Vierzigtausend
Viele Tausende von Fragen, die in die Welt gesandt wurden,
richteten sich vor allem an die Künstler selbst. Nun, seien wir
ehrlich — wir alle, die wir um das Zentrum künstlerischer
Lebensinhalte kreisen, sind allzumal Sünder in solchen Fällen.
Wir erblassen neidisch vor den braveren Kaufleuten und Beamten,
die es, im allgemeinen, fertig bekommen, Schuld dieser Art in

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