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Seliger, Hans Karl [Editor]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Editor]; Meru, Johannes [Contr.]; Meru, Johannes [Contr.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 3): Die Gebrauchsgraphik und Reklame: mit 525 einfarbigen und farbigen Abbildungen — Braunschweig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.23973#0143
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DAS PLAKAT

PRAKTISCHER EXKURS UND PRAKTISCHES EXERZITIUM

Für den Arbeitsraum gilt das bereits im Abschnitt „Das Inserat“ Gesagte, wo ja auch schon
die Plakatkunst kurz gestreift wurde. Um Plakatentwürfe, die manchmal ganz stattliche
Größe haben müssen, richtig zu beurteilen, muß man zumindest einige Schritte von dem
Entwurf zurücktreten können, der Arbeitsraum muß also entsprechend groß sein.

Ob man sich eine "Vorrichtung schafft, um direkt an der Wand zu arbeiten, oder eine
Staffelei benutjt, wird von der persönlichen Vorliebe für die eine oder andere Arbeitsart
abhängen. Eine Feldstaffelei ist natürlich für größere Formate nicht geeignet, es muß schon
eine sogenannte Atelierstaffelei sein, die auch ein großes Format bequem aufnehmen kann.

Manche Plakatkünstler lieben es, ihre Arbeiten auf Holzrahmen aufzuspannen, die ähn-
lich wie Keilrahmen gebaut sind, andere bevorzugen große Holztafeln, die ein bequemes
Auf heften der Bogen gestatten. Sogenanntes Sperrholz, das sich nicht wirft, leicht und dünn
ist, hat sich hierbei als besonders praktisch erwiesen. Wenn man will, kann man bei ent-
sprechender Grundierung direkt auf dieses und natürlich auf jedes andere Holz malen. Ich
selbst bevorzuge Pappe, und zwar die gewöhnliche weiße Holzpappe, wie sie zu Kartonagen
usw. verarbeitet wird und in großen Formaten sowie in verschiedenen Stärken im Handel
ist. Sie hat den Vorzug, noch leichter als Holz zu sein und bereits einen weißen Grund zu
haben. Ihr größter Vorzug ist jedoch, daß sich auf ihr mit Temperafarbe außerordentlich
leicht arbeiten läßt, namentlich wenn es sich darum handelt, große Flächen, die beim Plakat
häufig Vorkommen, in einem gleichmäßigen Ton anzulegen bzw. anzustreichen. Die Pappe
ist nämlich stark saugend und nimmt den wasserhaltigen Ton sofort auf, während er auf
Papier meist längere Zeit feucht schwimmen bleibt und mehr oder weniger ungleichmäßig,
also fleckig auf trocknet.

Papier wird benutjt werden müssen, wenn man große Arbeiten versenden will, welche
die von der Post für Pakete vorgeschriebene Größe überschreiten. Papier hat den Vorzug
vor Holz und Pappe, daß es sich rollen läßt. Es kommt für Plakate nur Zeichenpapier in
Frage, für größere Formate Rollenpapier, das in der stattlichen Breite von 150 cm und in
Rollen bis zu 25 m Länge zu haben ist. Man wähle nicht zu glattes und möglichst wenig
geglättetes (satiniertes), auch wenig geleimtes Papier, da das glatte und geleimte Papier
die Temperafarhe nicht nur schwer und ungleichmäßig annimmt, sondern sich auch mit ihr
nicht genügend verbindet, was die Hauptursache für das häufig vorkommende Abfallen
ganzer Partien der Malerei ist. Auf einem Grund, der die besagte Farbe schnell auf saugt,
wird die Farbe stets gut haften. Dies ist, wie ich schon sagte, bei der Holzpappe der Fall,
darum empfehle ich Ihnen dieses Material besonders, allerdings nur für die Plakatmalerei,
während für die naturalistische Malerei das schnelle Eintrocknen einen Nachteil bedeuten
würde. Im Anfang verblüfft ja das schnelle Einschlagen der Töne etwas, hat man sich aber
daran gewöhnt, so lernt man bald die Vorteile dieses Malgrundes schätjen. Beim erstenmal
werden die Töne, die man ziemlich dünn anlegen kann, vielleicht noch etwas schwach

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