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https://doi.org/10.11588/diglit.63293#0004
FRITZ BERTHOLD NEUHAUS
von Hans Mackowsky
Die geistige Unrast der Zeit, die jeden erfaßt hat, zwingt gerade
die tiefer angelegten Naturen zur Einkehr in sich selbst. Von den
verwirrenden, in stetem Fluß und Wandel sich überholenden
Erscheinungsformen des Lebens und Erlebens wendet sich der Blick
tastend und fragend zu den Urformen des Seins und des Ge-
schehens, um im Anschauen und Darstellen des wandellos Be-
harrenden den Frieden der Seele, den Einklang von Natur und
Geist wiederzufinden. Viel Sehnsucht, „sich einem Hohem,
Reinem, Unbekannten aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben“,
schwingt in dieser modernen Romantik, die mit der vor hundert
Jahren verwandt, das Aufgeben des Ichs, das Aufgehen des
Selbst in eine von allen Zufallsreizen befreite Naturerfassung als
Erlösung und Befreiung erstrebt.
Nur aus dem weiteren Umkreis des Zeitempfindens mit der Vielheit
seinerVersuche,einen neuen gesicherten Grund undBoden derkünst-
lerischen Einstellung zur Natur zu finden, läßt sich eine Erschei-
nung wie die von Fritz B. Neuhaus erfassen und begreifen. Er ge-
hört zu jenen, an die aus der eigenen Seele heraus ein Ruf ergangen
ist. In der Regel sind es nachdenkliche und nervöse Naturen, die
in reifen Jahren noch von einem aufrüttelnden inneren Erlebnis
dieser Art heimgesucht werden. 1882 in Düsseldorf als Sohn eines
Historienmalers geboren, auf verschiedenen Akademien, zuletzt
in München unter Zügel für alles Handwerkliche der Kunst aus-
gebildet, war Neuhaus längst, was man einen fertigen Künstler
nennt. Mit seinen Tierbildern und Gebirgslandschaften in einer
impressionistisch gelockerten und sicheren Technik hatte er Erfolge
zu verzeichnen. Aber so vielen er genügte, sich selbst genügte er
nicht. Ein Zweifel stand in ihm auf: war diese Malerei Kunst
im eigentlichen Sinne? War sie nicht bloß Beobachtung, Ge-
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von Hans Mackowsky
Die geistige Unrast der Zeit, die jeden erfaßt hat, zwingt gerade
die tiefer angelegten Naturen zur Einkehr in sich selbst. Von den
verwirrenden, in stetem Fluß und Wandel sich überholenden
Erscheinungsformen des Lebens und Erlebens wendet sich der Blick
tastend und fragend zu den Urformen des Seins und des Ge-
schehens, um im Anschauen und Darstellen des wandellos Be-
harrenden den Frieden der Seele, den Einklang von Natur und
Geist wiederzufinden. Viel Sehnsucht, „sich einem Hohem,
Reinem, Unbekannten aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben“,
schwingt in dieser modernen Romantik, die mit der vor hundert
Jahren verwandt, das Aufgeben des Ichs, das Aufgehen des
Selbst in eine von allen Zufallsreizen befreite Naturerfassung als
Erlösung und Befreiung erstrebt.
Nur aus dem weiteren Umkreis des Zeitempfindens mit der Vielheit
seinerVersuche,einen neuen gesicherten Grund undBoden derkünst-
lerischen Einstellung zur Natur zu finden, läßt sich eine Erschei-
nung wie die von Fritz B. Neuhaus erfassen und begreifen. Er ge-
hört zu jenen, an die aus der eigenen Seele heraus ein Ruf ergangen
ist. In der Regel sind es nachdenkliche und nervöse Naturen, die
in reifen Jahren noch von einem aufrüttelnden inneren Erlebnis
dieser Art heimgesucht werden. 1882 in Düsseldorf als Sohn eines
Historienmalers geboren, auf verschiedenen Akademien, zuletzt
in München unter Zügel für alles Handwerkliche der Kunst aus-
gebildet, war Neuhaus längst, was man einen fertigen Künstler
nennt. Mit seinen Tierbildern und Gebirgslandschaften in einer
impressionistisch gelockerten und sicheren Technik hatte er Erfolge
zu verzeichnen. Aber so vielen er genügte, sich selbst genügte er
nicht. Ein Zweifel stand in ihm auf: war diese Malerei Kunst
im eigentlichen Sinne? War sie nicht bloß Beobachtung, Ge-
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