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V. KAPITEL.

SPÄTWERKE.

ROMAGNOLI sah in dem sienesischen Pal. Borghesi «einen Hie-
ronymus in natürlicher Größe mit der Bezeichnung des Künstlers».
Dies Bild kam später in Hände eines dortigen Antiquars und gelangte
von hier aus nach Florenz in die Sammlung Cecconi. Es ist der <Hie-
ronymus im Gehäus> (Abb. Jacobsen, Tafel XXVI), der auf der
Ausstellung in Siena 1904 zu sehen war und hier ein gewisses Aufsehen
erregte. Jetzt befindet sich die große Tafel in Amerika. Leider ist die
Bezeichnung, wie so oft auf Bildern M a t t e o s, nicht mehr deutlich zu
erkennen. Man zweifelt, ob man 1482 oder 1492 lesen soll. An sich steht
uns nichts im Wege, uns für das erstere Datum zu entscheiden. Die Art,
wie die hochragende, aber flach in eine Ebene gepreßte Gestalt des Kar-
dinals von dem Gemäuer umstellt wird, entspricht dem gedrängten,
«raumscheuen» Gefüge des 1482 gemalten Kindermordbildes in S. Agostino,
und das kindlich behandelte, perspektivisch noch unsichere Frühre-
naissance-Interieur steht durchaus auf der etwas kunstgewerblichen Ge-
schmacksstufe des dort im Hintergrund angebrachten Portikus, keineswegs
aber auf der Höhe der in den 90er Jahren entstandenen Kindermordge-
mälde, die im architektonischen viel richtiger sind. Aus der dunkeltönigen
Pracht des Bildes auf den Altersstil des Künstlers zu schließen, wie Ja-
cobsen es tut, ist eben darum verfehlt. Allem Anschein nach sind einige
Zahlungen 7fi auf unser Hieronymusbild zu beziehen.

Der Heilige, eine mächtige hochgereckte Gestalt, sitzt in Kardinals-
tracht vor einer «scrivania», die links verkürzt ins Bild führt. Ein mannig-
faltiger Hausrat füllt behaglich die enge Stube. Die Sanduhr und der
Leuchter hoch auf dem Wandregal scheinen auf den Gottesmann zu
 
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