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Hartlaub, Gustav Friedrich; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1549 — Der Kunstbrief, Band 4: Berlin, [1943]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17133#0009
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schlüpfen. Worauf dann in aller Beharrlichkeit ausgemalt wird,
was wohl als Hauptanliegen der Jugend gelten soll: Schmau-
serei, Tanz, Liebesspiel und Musik (Abb. 10, 11, 13).

II.

Es handelt sich um ein altes Thema, das der Maler sich hier
zum Vorwurf genommen hat — sei es auf eigenen Antrieb,
sei es, weil seine Besteller es so bei ihm bestellt hatten. Ver-
jüngung ist ja ein Urwunsch der Menschheit, der uns noch
heute in unseren Träumen verfolgt und dessen Erfüllung
mancher allzu Wissenschaflsgläubige zwar nicht mehr von der
Magie erwartet, aber von einem Fortschritt der rationalen For-
schung (man denke an die viel berufenen Hormone und dergl.).
Die Verjüngung durch das "Wasser ist wohl der ursprünglichste
und sinnvollste Gedanke.

Zwar weiß der Volksglaube, wissen Märchen und Sage auch
von anderen Weisen der Erneuerung. Die hermetischen Weisen,
die Adepten der Alchimie schrieben ihrem berühmten „lapis",
dem Stein der Weisen (das heißt einem „Stein", der nur von
Weisen bereitet werden kann, aber auch nur den Weisen
wirklich hilft), nicht nur metallverwandelnde, sondern auch
sozusagen „biologische" Kräfte zu, verjüngende also — denn
die gründlichste Heilung kann ja immer nur in dem Hinweg-
zaubern des Alters, dieser allgemeinsten Lebenskrankheit, be-
stehen. Doch kommt neben dem Wasserbade auch der Durch-
gang durch ein anderes „Element" in Betracht. Auch das Feuer
verjüngt! Asche ist den Goldmachern die Basis, der Ausgangs-
punkt, die prima materia des Lebens. Und wie man Metall
umschmilzt, um es in neue Formen zu gießen, wie man es
glüht und umschmiedet, so läßt sich auch der altgewordene

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