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Hartlaub, Gustav Friedrich
Alchemisten und Rosenkreuzer: Sittenbilder von Petrarca bis Balzac, von Breughel bis Kubin — Willsbach, Heidelberg, 1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.19128#0020
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der ihn bei seinen fruchtlosen, immer wieder fehlschlagenden
Laboratoriumsversuchen unterstützt, ein Beispiel gläubiger
Treue, keiner von der Sorte des Dienstmannes, der in Chaucers
Erzählung seinen Herrn so gründlich bloßstellt. — Erwähnt sei
noch ein anderer das Alchemistenthema behandelnder Roman
Balzacs ,,Le secret de Ruggieri", von dem wir indessen nichts
Näheres zu sagen wissen, da er in den üblichen Ausgaben nicht
enthalten ist. —

III. DAS ALCHEMISTEN-GENRE INDER MALEREI

Jedenfalls kann man behaupten, daß die Gestalt des Alche-
misten dichterisch tiefer erst erfaßt worden ist in einer Zeit,
da die Alchemie selber im Aussterben war; auch das Rosen-
kreuzertum mit seiner Esoterik erlebte eine späte, verfeinerte,
mehr symbolisch-literarische Nachblüte am Ende des natur-
wissenschaftlichen Jahrhunderts: bei einem Peladan, Strindberg
und Yeats, deren Kreis auf Ferdinand Hodler und seine beson-
dere Bildsymbolik eingewirkt hat. In der Malerei und Gra-
ph i k ist es anders gewesen: das Tun und Treiben der Adepten
und ihre sonderbare Umwelt hat seine eindrucksvollste Ver-
körperung zu einer Zeit empfangen, als der Traum und Wahn
der alten Hermetiker, als das seltsam aus praktischen und
mystischen Antrieben gemischte Laborieren noch mächtig im
Schwange war. Am bekanntesten sind wohl die „Alche-
mistenküchen", die geradezu einen Lieblingsgegenstand
der Malerei des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden gebildet
haben. Doch dieses Thema hat einen beträchtlich älteren Stamm-
baum als die meisten anderen Sujets der altniederländischen
Genremalerei, zu deren Bereich man es zu rechnen pflegt, —
etwa die zudringlichen, raufenden, kartenspielenden Bauern und
Soldaten, mit deren Auftreten unsere Adeptenwelt die „male-
rische Unordnung", die pittoreske Verwilderung gemein hat.
Zwar die frühesten Bilder sind mit Worten, nicht mit Farben
und Linien gemalt worden; wir denken an jene „Kabinettstücke"
der Dichter des späteren Mittelalters. Aber was Petrarca und
Chaucer vor unser inneres Auge gestellt haben, ist doch schon

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