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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1916/17 — Heidelberg, 1916-1917

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Nr. 2 (11. November 1916)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25141#0005
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AKADEMISCHE MITTEILDNGEN

FÜR DIE STUDIERENDEN DER RUPRECHT -KARLS - DNlVERSITÄT ZU HEIDELDERG

Herausgegeben von J. Hörning
Universitäts-Buchdruckerei
Hauptstr. 55 a - Fernspr. 419

Winter^HaHjjahr 1916117 Nr. 2 Samstag, 11. November 1916

Die Herren Studierenden wollen in ihrem eigenen Interesse ihre Wohnung, sowie Jeden
Wohnungswechsel, alsbald dem Postamt (durch unfrankierten Brief oder Postkarte, die
in den nächsten Briefkasten zu stecken oder dem Briefträger mitzugeben sind) anzeigen.

Anzeigenpreis für 1 0 Zeilen e i n-
spaltig das ganze Semester 20 Mk.,
einmal 3 Mk. - Redaktionsschluss
Donnerstags mittags 12 Uhr

Erscheint während des Semesters
monatlich zweimal und wird allen
Studierenden u. Hochschullehrern
unentgeltlich ins Haus geliefert

Immatrikulation am 4.Novemberl916.

Bei der Einschreibung am Samstag, 4. November,
hielt der derz. Prorektor Geh. Hofrat Dr. Bezold fol-
gende Ansprache:

Kommilitonen! Am Anfang des fünften Kriegs-
semesters entbietet heute durch mich unsere ehrwürdige
Ruperto-Carola Ilinen allen, die Sie sich zum Beginn oder
zur Fortsetzung Ilner Studien hier eingefunden haben,
den Willkommengruss. Noch ist’s ein Kriegssemester!
Der Ernst der grossen Zeit, die wir erleben, welit zu
den Mauern und in die Hörsäle der Hochscliule von
rauchenden Schlachtfeldern herüber, von denen Tausende
und Abertausende von akademischen Biirgern im Verein
mit ihren treuen Waffenbrüdern aller Stände die besten
Kräfte zum Schutz der deutschen Heimat in unerhörter
Straffheit und Ausdauer anspannen. So ist aucli unser
erstes Wort, wie überall, wo jetzt Deutsche Ihre Ge-
danken austauschen, das Bekenntnis heissen Dankes an
jene Helden draussen und der wehmütig-stolzen Er-
innerung an die Söhne unserer Alma Mater, mit deren
Herzblut ihr eigenes Fortleben genährt wurde.

Fast wie ein Unrecht mutet es uns ungern, nur
der Not gehorchend zu Hause gebliebenen an, dass wir
in diesen drangvollen Semestern unseren todesmutigen
Kommilitonen nicht zur Seite treten können, und fast
will es zuweilen scheinen, als sei die Zeit des alten
Germanentums wiedererstanden, da der Kampf das ein-
zige Ziel und den Gipfel des Lebens bedeutete. Nur
das Bewusstsein unserer Pflichten vermag über solche
Gedanken hinwegzuhelfen. Denn treue unablässige Pflicht-
erfüllung fordert auch von uns der Krieg im hörhsten
Masse. Wenn jene Sieger in der Schlacht alltäglich
die unmittelbare Grösse der Stunde schauen, die nur zu
oft die letzte ihres Lebens bedeutet, so sollen auch wir
Tag um Tag uns erinnern, dass die Universität den
heiligen Beruf hat, in dem Weltbrande das Feuer des

Akatlemisclies Direktorium.

Bekanntxnachung\

Die für r e i c h s a u s 1 ä n d i s c h e Studierende der
Medizin, der Naturwissenschaften und der Pharmazie
auf25Mark für das Semester festgesetzte Institutsgebühr
kannsolchen ausDeutsch-Oesterreich, der deutschen
Schweiz undLuxemburg stammendenStudierenden, die

Menschentums zu hüten, das die Herzen der Heimkehren-
den wärmen und ihren Geist zu neuen, zu Friedenstaten
entzünden wird. In diesem Sinne möge jeder von Ihnen
an seine Pflichten denken, nicht grübelnd oder klein-
nhitig, aber zielbewusst und ernst!

Wir alle, Sie, die heranreifenden, jugendkräftigen
Anfänger, unsere stolze Hoffnung, und wir akademischen
Lehrer, gehen aucli an der Universität einer neuen, wie
wir siclier hoffen, grossen Zeit entgegen, einer Zeit, die
nicht nur weiteren Ausbau, sondern aucli auf den ver-
schiedenen Wissensgebieten eine Umwertung der Forsch-
ungsobjekte bringen wird. Chemie und Physik haben
schon lieute neue Methoden zur Erzeugung und Ver-
wendung vou Produkten geschaffen, die jetzt den Waffen
dienen, die aber auch den Friedenswerken zugute kom-
men müssen; in der Medizin werden erst im Krieg er-
kannte Ivrankheiten bestimmt und bekämpft; das von
verläumderischen, sich und andere betrügenden Feinden
zu Boden getretene und zerstampfte Völkerrecht wartet
der Wiedererweckung; der neuesten Geschicht,schreibung
und der Geschichtsphilosophie harrt eine Summe von
Problemen, An all diesen Neuschöpfungen mit der vollen
Begeisterung der Jugend Anteil zu nehmen, wird grade
Ihnen vergönnt sein. Darum ist’s auch jetzt fiir jeden
Studenten und jede Studentin trotz aller Sorge, die unser
Dasein umschleichen will, eine Freude zu leben.

Und wenn Sie sicli zu. der Freude an der Arbeit
hinzu noch den Genuss verschaffen, der in der gott-
begnadeten Natur unseres Neckartals jedem offenen
Auge winkt, wenn Sie in erquickenden Wanderungen Ihre
Studienl überdenken [oder im anregenden Kreis gleich-
gesinnter Genossen sich edlen Künsten widmen, dann
kann ich Ihnen ein frohes Semester voraussagen, uns
Lehrern zur freudigen Genugtuung, Ilmen selbst aber
noch nach langen Jahren zur Quelle verjüngender Er-
innerung. Mit dem innigen Wunsche diesesWohlgedeihens
seien Sie, liebe Kommilitonen, herzlich willkommen!

den Nachweis der deutschen Abkunft und des Besuchs
einer Mittelschule mit deutscher Unterriclitssprache er-
bringen, unter der Voraussetzung ihrer Würdigkeit auf
Ansuchen vom Senate mit ministerieller Genehmigung er-
lassen bezw. auf die von den inländischen Studierenden
zu entrichtende lnstitutsgebühr mit 5 Mark ermässigt
werden.
 
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