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Sonntag, 11. Januar

1852

Das Iournal erfcheint täglte
durch die Roft 4 e


Journals


Die Landwirthſchaftlichen.



41. Januar.

Nachdem der Erzbiſchof von Koöln, Clemens
Freihelt von Drofie- Vifchering am 19. Dc-
fober 1845 in Münfter mit Tod abgegangen war,
Wurde der feit 3. März 1842 alg Erzbilmhöflicher

Dadjutor in Cöln fungirende, fruͤhere Biſchof von
Öbeyer, Geiffel am 11. Sanuar 1846 in Köln
Al8 Erzbifchof feiertich inthronifirt. Im Zahte 1850
wurde derfelde zur Cardinalewürde erhoben.
Landesherrliche Verfügungen.

Karlsruhe, 9. Jan. Seint Königliche
Öoheit der Großherzog haben den Oberhof-
Gerichtsrath Eſſer in Mannheim wegen
Vdrgerücten Alters in den Penſionſtand zu
Verfeßen geruht.

Seine Koͤnigliche Hoheit der Großherzog
* Sich gnädiglt bewogen gefunden:

n Privatdocenten Dr. Chriſtian Wiener


Yraftifchen und darfiellenden Geometrie an
Der polptecnifchen Schule zu ' ernennen;
en Profeforen Hauß am Lyceum zu Hei-
’elberg und Maurer am Lyceum zu Karls-
Yühe den Charakter als Hofräthe zu ver-
leihen; nachfolgende Lehrer zu Profeſſoren
&U ernennen: den Lehrer Fecht am Gym-
Hafıum zu Lahr, ShHumader am Päda-
80gium zu Pforzheini. Baumann am Ly-
Lum zu Mannheim, Ebner daſelbſt, Kreuz
am Lyceum zu. Konſtanz, Schwab am
O©ymnaflum zu Tauberbifhofsheim, Jntle-
Tofer am ©Oypmnaflum zu Donauefdingen,
agner am Gymnaſium zu Lahr; den
Profeffor Intlekofer vom Gyninaͤſtum
U Donauefchingen an das Lyceum zu Frei-
Urg zu verfeben z als Lehrer mit der Staͤats-
Enereigenſchaft anzuſtellen: den Lehramts-
Yrattifanten Ehle am Uyceum zu Frei-
Utg, den Vikar Wörter an derfelben
a“fla!t‚ den Lehramtspraktikanten Haber-
Mehl am Lyceum zu Heidelberg; den Vor-
frand der höhern Bürgerſchule zu Sins-
heim, Lehrer Heidel, zum Profeſſor zu
ennen; dem Reviſor Letbbraud bei
S Hofvomänenfammer den Charakter als
Nednungsrath zu ertheilen 3 den Negifira-
Lrafliftenien Kameralpraftifant Ferdinand
Ofer zum zweiten Regiſtrator bei der
teuerdireclion anzuſtellen!

Der Geſetzeutwurf über die Feuer-
verſicheruugsanſtalt für Gebäude.

Zu den wichtigſten Vorlagen der Regie-
Yüng für diefen Landtag gebört der oben
%Enanpte Sefeßentwurf, Die Uebelſtände
7 bisherigen Gejeßgebung in diefem Ge-
e‘;t find ebenfo allgemein gefühlt und an-
** als die Auſichten über die beſte
* der Abhilfe verſchieden. Dieſe letzteren
* ſich in befonderen Druckſchriften, wie
gkmer Discuſſion der Tagespreffe geltend
Aoh und haͤben ſich Iinsbefondere um
44 gedreht; ob die Feuervexſicherung
* taatsanftalt fortzubeftehen habe,
MIIII zu überlaſſen
— le NMegierung, wie wir glauben im
* 44 mit der im Publikum vorwalten-
nſicht, hat fich für Erfteres entfchie

den und der neue Geſetzentwurf iſt auf
dieſe Grundlage gebaut.

Die Verbefferungen des ſeitherigen Ge-
ſetzes beruhen auf folgenden vier Haupt-
punkten:

Jedem Gebäude ſoll nach feinem mitt-
leren Bauwerth mit gleichzeitiger Be-
rückſichtigung des wirklichen oder Kauf-
werths, ſo weit der letztere den erſten nicht
überfteigt, verſichert werden.


meinderäthe ſollen für die Schätzungen
in ähnlicher Weiſe wie die Pfandgerichte
verantwortlich erktärt werden.

3) An der Entſchädigungsſumme ſoll 1/s
in Abzug gebracht werden, welches der Be-
ſchädigte auf ſich zu leiden hat.

4) Die Brandkaſſe zahlt zwar vorſchüß-
lich die */s der Entſchädigungsſumme; wenn
aber die Entſchädigungsſumme eines Amts-
bezirks den 3fachen Betrag der Geſammt-
ſumme ſeiner Beiträge im Laufe von fünf
Jahren überfteigt, ſo muß dieſer Mehrbetrag
als Präeipualfaſt vom Amtsbezirk ge-
tragen werden.

Als Grundlage der Berathungen, welche
die Regierung über dieſen Gegenſtand pflog,
dienten umfaͤſſende ſtatiſtiſche Erhebungen
über die in einer Reihe von Jahren vor-
gekommenen Brandfälle und ausgezahlten
Entſchädigungsſummen; die dem Geſetzent-
wurf beigegebenen Anlagen geben die in-
tereſſanteſten vergleichenden Ueberſichten über
das Verhältniß der gezahlten Entſchädi-
gungsſummen zu den eingezahlten Beiträ-
gen in den einzelnen Stäͤdten und Amts-
bezirken. Nach Anfertigung dieſer ſtändi-
ſchen Notizen berief die Regierung in fe-
dem Kreiſe eine aus Verwaltungsbeamten,
wiſſenſchaftlich und praktiſch gebildeten Bau-
verſtändigen und ſonſtigen mit der Sache
vertrauten Männern beſtehende Commiſſion,
welcher der Entwurf alg Leitfaden ihrer
Berathungen vorgelegt wurde! Das Er
gebniß derſelben wurde dann der Begut-
aͤchtung der Kreisregierungen und des Ver-
waltungsraths der Generalbrandkaſſe un-
terzogen. Aus dem ſo gewonnenen Mate-
rial ging der neue Eniwurf hervor. Er
beabſichtigt
1) eine richtige Bildung der Feuerverſiche-

rungs⸗Anſchläge herbeizuführen; 2) die

Laſien der Anftalt in thunlichſt gerechter

und billiger Weiſe unter den Theilneh-

mern derſelben auszugleichen; 3) die Fahr-
läſſigkeit, ſo wie den Reiz zu gewinnſüch-
tigen Brandſtiftungen zu beſeltigen.

Zu den Hauptmißſtänden des
bisherigen zuſtandes gehörtedie
ungleiche Vertheilung der Laſten
der Anſtalt unter die Theilneh-
mer derfelben. Ihr abzuhelfen ſetzt
S, 61 des neuen Geſetzes Folgendes feſt:

Der Umlagefuß für fämmiliche Gebäude
{n einer Gemeinde iſt gleich.

Dagegen werden die Gemeinden verhält-
nißmäßig zur Größe des Braͤndentſchädi-
gungsbetrags, welchen ſie für das betref-
fende Jahr beziehen, in vier Klaſſen einge-
theilt, von denen die erſte Klaſſe den ein-

5/3 und die vierte das Doppelte derſelben
zu entrichten hat.

Es fallen - }
1) in bie erfte Klaſſe diejenigen Gemein-

den, deren Brandentſchädigungen 110 %o

des Geſammtverſicherungsanſchlags ihrer

Gebäude nicht überfteigen ; 2) in die zweite

Klaſſe jene, deren Brandentſchädigungen

zwar Mo b/o, nicht aber 1, oſo des Ver-

ſicherungsanſchlags überſteigen; 3) in die
dritte Klaſſe jene, deren Braͤndentſchaͤdi-

gungen zwar %2 %, nicht aber 11% %o

des Verſicherungsanſchlags überſteigen;

4) in die vierte Klaſſe jenẽ, deren Brands

entſchädigungen 11%/2° / des Verſicherungs-

anſchlags überſteigen.

Das Miniſterium des Innern kann je-
doch ausnahmsweiſe in dringenden Fällen
einzelne dürftige Gemeinden, denen die Auf-
bringung des Beitrags der vierten Klaſfe
zu drückend ſein würde, in die dritte Klaſſe
verſetzen. Die deßfallſigen, mit den erfor-
derlichen Nachweifungen verſehenen Geſuͤche
ſind aber ſtets im Monat Januar eins
zureichen; ſpäter oder unvollſtändig einkom-
mende dürfen nicht mehr berückſichtigt werden.

Die Motive zu dieſem Paragraphen lauten
folgendermaßen:

„Man glaubte bei der Berathung des
Geſetzes vom 30. Juli 1840 diefem Miß-
ſtand durch die Einführung des ſog Klaſſi-
fikationsſyſtems der Gebaͤude vorzubeugen,
nach welchem der Beitragsfuß je nach der
größern oder geringern Feuergefährlichkeit
der verſicherten Gebäude ſich erhöht oder
vermindert.

Dieſes Syſtem zerfällt in zwei Arten.
Nach der einen wird der Grundſatz voll-
ſtändig durchgeführt, und es werden alle
Urſachen, welche auf die Feuergefährlichkeit
eines Gebäudes einwirken können, die Lage,
Bauart und Einrichtung deſſelben, die Be-
ſcaffenheit der Löſchgeräthſchaften eines
Ortes und dergl., bei der Bemeſſung der
Beiträge genau in Anſchlag gebracht. Nach
der andern Art wird nur eine theilweiſe
Klaſſifikation vorgenommen, und die Ge-
bäude je nach ihrer Bauart und Verwendung
in verſchiedene Klaſſen eingetheilt, welche
ſodann erhöhte Beiträge bezahlen.

Gegen beide Arten des Klaſſifikationsſy-
ſtems haben ſich die Motive zum Entwurfe
des Geſetzes vom 30. Juli 1840 ſehr aus-
führlich ausgeſprochen.

In den S 16 des Geſetzes wurde gleich-
wohl das theilweiſe Klaſſifikationsſyſtem auf-
genommen.

Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß es
den beabſichtigten Zweck nicht erreicht und
zu einer Menge Ungleichheiten geführt hat,
und daß die Befürchtungen eingetreten ſind,
welche man von ſeiner Einführung hegte.

(Schluß folgt).

Deutſchland.

Karlsruhe, 9. Januar. Ueber die hier
erſchienenen „Amtlichen Beiträge zur Sta-
tiſtik der Staatsfinanzen des Großherzog-
thums Baden“ ſchreibt die „Allg. Zg


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