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N 12.


Donnerſtag, 15. Januar



— werden gratis, beigegeben.
MAusfkunft ertheilt, die Shaltzeile



Geſchichtskalender der Neuzeit.

— 45. Januar.

n 15. Sanıtar 184% wurde in Paris das Denk-
maathbeö —Q\?d)ter Moliere eingeWeiht. Er war
1622 in Parig geborein, Degleiteie 1641 Ludwig XI
alg Rammerdiener nach Narbonne, 400 er f erfts
malg {heatralifden Darſtellungen unterzog.. Lud-
Wwig XIV. ernannte in zum Thgaterdivector mit
1000 Srf. Penfon, als welcher er 30 Luſtſpiele
fehrieb und 1673 am Blutſturze frard.

&|Die That des 2. Dezember 1851.
(Aus dem Mirtelrheinfreis.)
Niemand verkennt die guten Folgen welche
die That des 2 Dezember für die Bändi
gung der anarchiſchen Elemente in Frank-
reich und in Folge deſſen für die Befeſti-
gung der Ordnung aug in den übrigen
Laͤndern des Continents haben muß. Aus
dieſem Grunde iſt es ſehr natürlich, wenn
Le revolutionäre Partei ſie verdammt. Die
Zhat Louis Napoleons bietet aber nicht nur
dieſen Geſichtspunkt der Betrachtung dar;
ſie war naͤntich nicht uue gegen die anar-
chiſche/ fondern auch gegen die mon ar
chiſche Partet in Frankreich gerichlet, und
zwar insbeſondere gegen die Orleaniſten
wie gegen die Legitimiſten! Die Spaltung
unter dieſen hat aͤllerdings dem Präſtdenten
der Republik ſein Werk etleichtert und {n
manchet Hinſicht es gerechtfertigt denn die
Reitung der Geſellfchaft ſteht am Ende
höher als ein Princip, welches durch Spal-
tung in ſeinem Schooße ſich unfähig macht,
als Retterin der Gefellſchaft zu erfcheinen.
Allein damit iſt die Sache denn doch nicht
erſchöpft. Es fragt ſich weiter, was wird
Derjenige, der an die Spitze des Staats
ſich emporgeſchwungen, thun, um die
Sründe zu beſeitigen, welche Frankreich
ſeit 60 Jahren von einer Revolution in die
andere ſtürzen? Was wird er thun, um
ſeine That alg das Ende derſelben, nicht
als den Keim neuer Umwälzung erſcheinen
zu laſſen? Was er bisher gethaͤn, ſchwächt
die meterielte Macht des revoluitonaͤren
Geiftes, ſeſſelt {hn. Allein ein Gefeffelter
iſt kein Todterz e8 muß geforgt werden,
daß nicht eine neue Umwälzung den Ge-
feſfelten befreie. Dieſe neue Nevolution muß
verhütet werden durch Inſtitutionen, welche


ritäͤt darf nicht ſelbſt etwas Form und
Schrankenloſes ſein; ſie darf nicht auf
die phyſiſchẽ Gewalt allein, ſondern muß
zugleich auf das Recht und ſütliche 3deen
ſich ſtuͤtzen. Die parlaͤmentariſche Allgewalt


der Nevolution, eben ſo wenig 4ber der
Cäfarigmus mit Präforianern. Iſt es un-
billig, Ludwig Napoͤleon zu verdammen,
ehe und bevor er gezeigt, was er weiter
thut/ ſo iſt es abgefchwackt/ ihn zum Helden
der Zeit und zum Retter der Geſellſchaft
zu ſtempeln/ ehe und bevor er gezeigt, daß
er nicht blos die S ymprome der Krank-
heit zu beſeitigen weiß, fondern auch deren
Bründe, und noh abgeſchmackter iſt es,
ſeine That zum Vorbild für die Fürſten
Deutſchlands aufzuſtellen. Wir wollen im
Gegeniheil uns glücklich preiſen, daß wir
die Anaͤrchie nicht zu bekämpfen braͤuchen

unter Anrufung von Prinzipien, die ſelbſt
der Revolution angehören, Dd. h. des allge-
meinen Stimmrechis und der Volksſouverä-
netät. Wir kennen den Werih dieſer Gaben
Fraͤnkreichs, und haben keinen Grund, ſie
14 zu ſchaͤtzen, wenn ſie durch deſpotiſche
Mittel momentan Stüßen der Autorität
werden Wie lange dies in Frankreich vor-
hält, ſteht dahin. Auch blußes Kopiren
der Acte Napoleons thuts nicht; Napoleon
bildele gerade das Uebel welches Frauk-
reichs Unglück iſt die Centraliſation, am
weiteſten ausı Der Neffe wiro nicdhts Gu-
tes thun, wenn er auf dieſem Wege be-
harrt. Wir wollen es abwaͤrten, was er
ihut und dann urtheilen. Soͤlche Bedenken
aber erhebt nicht ohne Grund ein CTheil vder
ſtreng confervativen Preſſe Deutſchlands.
Man will ſie verdammen, wenn ſie neben
dem Lichte auch den Schatten ſteht? Man
will es tadeln, wenn fie den Blick nicht
blos der Gegenwart, ſondern auch der Zu-
kunft zuwendet? Furcht vor den Rothen
und Haß gegen die Conſtitutionen aſtein
ſind ſchlechtẽ Rathgeber und ſchlechte Poli-
tifer z denn ſie ſind beide blind zu Weß-
weiſern daher nicht tauglich! Wir machen
noch darauf aufmerfam, daß ſelbſt ſtreng-
kaͤlholiſch kiechliche Blaͤtier WW die hiſto-
riſch poͤlitiſchen von Görres und die Augs-
burger Poftseitung, gegen die That des
2, Dezember ſind! Wir werden daher ent-
ſchuldigt fein, wenn wir ſie nicht in ſo
glänzendem Lichte betrachten, als Andere,
ohne daß wir weniger confervativ wären,
als fle. Hälten wir dem Präſidenten
einen Neujahrswunſch darzubringen gehabt,
ſo hätte er darin beſtanden: Goͤtt füge es,
daß es Ihnen nicht geht/ wie dem mona r
chiſchen Prinztip in Deutſchland, wel-
ches oft ſeufzend ausrufen muß: Gott ſchütze
mich vor meinen Freunden; mit meinen
Feinden will ich ſchon fertig werden.

Deutſchland.

S Maunheim, 13. Januar. Sie em-
pfangen hier die Zuſammenſtellung der
Bewegung in unſerem Freihafen vom
December 1851 In demſeben ſind bei
ung eingelaufen 42 Schiffe mit 104,519
Etr. Güler (gegen 27 Schiffe mit 57,034
Centner im NMowember) und zwar von:

Rotterdam 14 Schiffe mit 48,134 Ent,
Amſterdam 5704 — A l
Köln 8 2 H ERAOLO
Heilbronn — 4359
Bingen — * 1126 „
Mainz 2 ” 2 789*
Höhr 1 „ 2 —
Coblenz 1 ” V 315
virſchhorn P * ⏑ —
Straßburg 1 U ” 216 ”
Cannſtadt — 25*

gegangen 15 Schiffe mit 14,302 Lentn.
Güter (gegen 24 Schiffe mit 24,107 Etn.
im Novyember) und zwar nach

Heilbronn 10 Schiffe mit 10,251' Cin,
Cannſtadt * ——
8 105 l aD
Rotterdam 1 ” ” 282

U


Ueber den Gefammtverfehr im vo-
rigen Jahre empfangen Sie eine beſondere
Zuſammenſtellung. — —

Karlsruhe, 11, Zan Der Comman-
deur des grotzh. badiſchen Gendarmerie-
corps, Herr Oberſt v. Renz, hat unterm
8. D, folgenden Corpsbefehl ertaͤffen? Die
Mannſchaft des Gendarmeriecorps wird
von dem ruhmvollen Benehmen der fran-
zöſiſchen Gendarmerie während der letz-
ten Aufſtände in Paris unb andern Ge-
genden Frankreichs unterrichtet ſein! Die-
ſes ausgezeichnete Corps hat bei Zerſtörung
und Wegnahme der Barrikaden gleiche
Entſchloſſenheit gezeigt, wie bei den verein-
zeiten Kämpfen mif den rothen Nebellen,. -
Es hat gegen mehrfach überlegene Macht
mit Ausdauer und Heldenmuth bet allen
Vorkommniſſen gekämpft; mehrere ſind ruhm-
voll als Opfer gefallen, andere an ihren
Wunden geſtorben! Keiner kannte ein an-
deres Ziel, als die Erfüllung ſeiner Pflicht.
Ehrenhafter Muth, Ausdauer und edle
Zelbſtverläugnung führte ſie zum Sieg!
Die franzöſiſche Gendarmerie, ſchon zu Zei-
fen des Katſerreichs ruhmvoll befannt, haͤt
ſich hierdurch neuerdings mit NRuhm be-
deckt und gezeigt, daß die neuere Generas
Hon der Jälfeten nichts nachſtehe. Ich
fühle mich verpflichtet, das Gendarmerte?
corps hierauf aufmerffam zu machen denn
ich hege, beim Rückblick auf die würdige
Haltung des Corps in den Jahren 1848
und 1849 das feſte Vertrauen, daß daffelbe .
bet allen Vorkommniſſen ein gleiches Be-
nehmen zeigen und dürch ſolche Vorbilder
begeiſtert ſtets dahin ſtreben werde, durch
gleichen Muth, gleiche Ausdauer und Ent«
ſagung, ſo wie durch ſtrenge Beobachtung
der Disciplin — jener Grundſätze jeden
militäriſchen Corps — ſich unferm Nach-
barſtaate zur Seite ſtellen zu können!“

Uebertingen, 10. Jan. In der geſtern
ſtattgehabten Ergänzungswahl eines Abge-
ordneten zur zweiten Kammer wurde der

Bürgermeiſter von hier, Herr Schmal-
holz, gewählt. Er erhielt 17 Stimmen,-
während 15 auf Herrn Spitalverwalter
Vanotti fielen. Herr Schmalholz hat an-
genommen⸗ (R."3.)

Fraukfurt a. ME., 8. San. Das Schick-
ſal der deutſchen Flolte iſt entſchieden.
In der geſtrigen Bundestagsfigung wurde
deren Auflöſung beſchloſſen. Der Militärs-
ausſchuß iſt mit der Berichterſtattung über
die Ausführung des Beſchluſſes beauftragt.

. 12 dee Die Trennung der Bun-
desmatrikel für Luxemburg und Lim-
burg welche von Herrn v. Scherff bean-

tragt war iſt Seitens des Bundestags a b-
gelehnt worden. $& 37'

Aachen, 10, Jan. Von den aus Hant
entlaſſenen Gefangenen iſt heute Nacht Herr

Ba ze in Begleitung eines franzöſiſchen Po-
lizeiagenten hier eingetroffen, da Dderfelbe
vorher das Verſprechen geben mußte, nach
Aachen gehen zu wollen! Doͤch wird Herr
Baze noch heute Nachmittag nach Brüſſel
zuruͤckkehren. General Lamorictiere begibt
ſich/ ſeinem Verſprechen gemäh nach Koͤln
General Changarnier und Charras
 
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