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wird ſein Domicil in Mecheln nehmen 3
Cyarras iſt Löwen als Aufenthaltsort an-
gewieſen. - 3.)
_Hamburg, 9. Januar. Die Sejammt-
zahl der im vorigen Jahr auf der Elbe
angelangten Schiffe beträgt ineluſive der
Daͤmpfſchiffe 5?066 (daruntẽr von Braſilien
und dem Xa Plata 162, Weſtindien 127,
Nordamerika 52 ꝛc.) die Gefammtzahl der
von Cuthaven in See gegangenen 2459
Segelſchiffe und 652 Dampffchiffe. Von
den abgegangenen Schiffen haben 75 eine
Sefammtzahl von 10,208 Auswande-
rern nach Amerika und Auſtralien eeför-
dert. Dieß iſt, abgeſehen ven den 10 Schif-
fen, mit denen 1770 braſilianiſche Solda-
ien befördert wurden, eine Mehrzahl von
3146. Paſſagieren gegen das Zahr 1850
und von 4917 gegen 1849. Die Zahl der
im letzien Jahr dier eingetroffenen Frem-
den betrug 66,021;,d. h. 11,970 mehr als
im vorhergehenden Jahr. Auch der Zu-
wachs an Hamburgiſchen Bürgern iſt im
letzten Jahr größer gewefen als 1850. Die
Zaͤhl derjenigen! welche im Jahr 1851
Buͤrger geworden, beträgt 1457:; die der
Schuͤzvekwandten 10. An Fattiſſe-
ments zählte das letzte Jahr 131 mit ei-
ner Sunime von etwa 2 Millionen Mark
Courant. a

Berlin, S. Jan. Die Freundſchaft mit
England wird von unſerer Seite wieder
beſonders gepftegt: gleich nach dem Rück
tritt Lord Palmerſtons ſoll Preußen ſeine
Note in der Flüchtlingsfrage fo gut
alg zurückgezogen haben, indem es erklärte,
daß e8 zu dem gegenwärtigen eygliſchen
Minifterium volles Vertrauen habe, und
ſpecielle Anforderungen in Bezug auf die
SFlüchtlinge nicht mehr, für nothwendig er-
achte, In der franzöſiſchen Frage hat
man ſich hierorts möglichſte Ruͤckhaltung
zur Regel gemacht, . ;

10. Jan Die kirchtichen Wirren und
Zermürfniffe mehren ſich leider von Tag zu
Tage/ und die Secten treten offen und kühn
mit ihren Forderungen hervor. So iſt neuer-
dings von Seiten der Altlutheraner an
den Oberkirchenrath die Forderung geſtellt,
daß auch ihnen eine Vertretung in den Con-
ſifiorien zu Theil werde und deßhalb Geiſt-
iiche ihrer Richtung in denſelben Sitz und
Stimme erhalten. Wie man indeſſen ver-
nimmt, iſt dieſer Forderung nicht genügt,
ſondern darauf hingewieſen daß in dem
Oberkirchenrath wie in den Eonſiſtorien das
evangeliſche Bekenntniß vertreten ſei und

es daͤher einer beſonderen ſeparatiſtiſchen
Vertretung nicht bedürfe.

Stuttgart, 10. Jan. Noch am Abend
der Ausgaͤbe unſeres letzten Berichts kam
der Abſchluß des neuen Eiſenbahnanlehens,
oder richtiger geſagt, eines Theils deſſelben,
zu Standẽ. Es wurden nämlich nur? Mil-
lionen vergeben und zwar al pari zu 21 |
pCt. Uebrigens ſind von den betreffenden
Bankhäuſern günſtige Anerbietungen über
weitere 2 Millionen gemacht worden, ein
neuer Beweis des großen Vertrauens, deſ-
ſen der württembergiſche Staat in der hohen
Zinanzwelt genießi. (O. . A.59

München, 10. Jan. Iyſerihirt ſind für
diefes Winterſemefler auf unſerer Uni-
verſität 1906 Studenten, wovon 323
Tbeologie, 784 Jurisprudenz/ 15 Cameral-
wiſſenſchaften, 237 Medicin, 369 Philoſo-
phie, 20 Mathematik,. 76 Philologie, 54
Pharmacie, 11 Forſt⸗ 14 Bergwerks- und
4 technifhe Wiſſenſchaften betreiben.

Wien, 9. Jan. Die, Oeſterr. Correſp.“
hat ihre Erläuterungen zu den k. Patenten
vom 31. Dec. fortgeſetzt. Nach dieſen An-

deutungen erhalten wir folgendes Bild von

dem künftigen Gang der Verwaltung. Der

ſich an den Reichsratheals begutachtende
und an das Miniſterium als vorzugs-
weiſe vollziehende Behörde Alle Gründe
die gegen einen Centralreichstag ſpraͤchen,
mußten noch mehr gegen die Kronland-
tage ſprechen, da es geradezu ein Wag-
niß geweſen wäre, nach der Zahl der Kron-
länder ebenſoviel parlamentariſche Schwer-
punkte zu ſchaffen! Es blieb daber nur
übrig, die Beſchwerden oder Bedürfniffe
der Bevölkerung in Kreis oder Landes-
aus ſchüſſen zu vernehmen. Ein Uebel-
ſtand der unter Hern v. Schmerling ge-
bildeten Verfaſſung war die dopperte
Inſtan zengliederung. Die Landesgerichte
und Oberlandesgerichie galten nämlich bei
Streitſachen von Geringfügigkeit oder Wich-
tigkeit bald als zweite, bald als erſte, oder
bald als dritte, bald alg zweite Inſtanz.
Jetzt beſtehen nur 3 Inſtanzen für Gegen-
ſtände von Wichtigkeit: das Collegialge-
richt, das Oberlandesgericht, der oberſte
Gerichtshof. Die geringfügigen Strei-
tigfeiten gehören vor das Bezirksgericht
weiches, wie bereits erwähnt, auch mit
adminiſtrativen Functionen bekleidet werden
ſoll. Der oberſte Staatsgerichtshof für die
ganze Monarchie alg Gewähr der Einheit
der Juſtizpflege und gemeinſamen Fortbil-
dung des Rechtes durch Gewohnheiisrechte
und die Anſichten der höchſten Magiſtrate
iſt im Intereffe der Staatseinheit beibehal-
ten worden. In wichtigeren Straffa-
chen alſo bei den Eollegialgerichten hört
das rein inquiſitoriſche Berfahren auf, und
der Anklageprozeß tritt an die Stelle! Durch
die anbefohlene Mündlichkeit des Schluß-
verfahrens hofft man auch die Nachtheile
der Schriftlichkeit des Prozeſſes zu heben,
indem das Richtereollegium nicht bloß naͤch
dem einſeitig aufgehauften Actenmaterial
des Unterſuchungsrichters und nach dem
einſeitig ausgezogenen Bericht des Referen-
ten, ſondern im Angeſicht des Schuldigen
und mit Berückſichtigung der Indiwiduali-
tät des Verbrechers ſich entſcheidet. Gegen
die Oeffentlichkeit habe man ſich ent-
ſchieden, theils um den Scandal zu ver-
meiden, wie er bei Ehrenhändeln vorge-
kommen und dem in ſeinem Rechte Ge-
kränkten oft noch empfindlichere Befchädiz
gungen zugefügt hätte, theils weil die Frei-
heit des Rechtsſpruchs (worunter wahr-
ſcheinſcheinlich die Einſchüchterung der Be-
laſtungszeugen gemeint ifi) dadurch gefähr-
det worden, endlich weil man die Rechts-
pflege nicht zu einem Schauſpiel profani-
ren wolle, Die Beſeitigung der Schwur-
gerichte ſei nothwendig in einem monar-
chiſchen Staat, wo das Princip der höch-
ſten Gewalt keinem Zweifel ausgeſetzt wer-
den könnte. Denn in Fällen, die ihrer Na-
tur nach in Beziehung zur Politik ſtänden,
naͤhme das Schwurgericht die Phyſiognomie
eines Schiedsgerichles an.

Frankreich.

Paris, 10. Jan. Der /Moniteur! be-
gleitet die Verbannungsdecrete mit folgenden
Worten! Die Regierung, feſt eniſchloſſen,
jedem Anlaß zu Ruheſtörungen zuvorzu-
kommen, hat Maßregeln gegen beſtimmte
Perſonen ergriffen, deren Anwefenheit in
Frankreich der Wiederherſtellung der Ord-
nung hinderlich ſein könnte. Dieſe Maß-
regein werden auf drei Kategorien ange-
wendet. Die erſte umfaßt die Individuen,
welche der Theilnahme an den letzten Auf-
ſtänden überführt ſind; ſie ſollen je nach

dem Grade ihrer Schuld nach fraͤnzöſiſch


Zur zweiten Kategorie gehoͤren die aner-
kannten Häupter des Socialismus; ihr Auf-
enthalt in Frankreich würde wahrſcheinlich
einen Buͤrgerkrieg entzünden; ſie werden
aus dem Gebiet der Republik ausgewieſen,
und, ſollten ſie zurückkehren, deportirt wer?
den. Die dritte Kategorie befieht aus den
politiſchen Männern, die ſich durch ihre
heftige Feindſeligkeit gegen die Regierung
bemerklich gemacht haben, und deren An-
weſenheit in Frankreich Anlaß zur Agita-
tion geben würde. Sie werden für unbe-
ſtimmie Zeit aus Frankreich ausgewieſen.
Unter gegebenen Umſtänden iſt die Pflicht
der Regierung Feſtigkeit; aber ſie wird ihre
Repreſſivmaßregeln innerhald gerechter Gren-
zen auszuüben wiſſen Die verfſchiedenen
Verordnungen, welche vorausgehen betref-
fen nur die vormaligen Abgeordneten. Marc-
Dufraiſſe, Greppol Miot, Mathe und Ri-
chardet werden nach franz. Guiana trans-
portirt werden

Sn Orleans ſind drei neue Verhaf-
tungen vorgenommen worden, namentlich die
eines Lieutenants der Nationalgarde; in
dem Orleans benachbarten Bonny wurden
9 Perfonen verhaftet. Auch aus dem Lot-
und Garonnedepartement wird die wichtige
Verhaftung des Abtheilungschefs einer ge-
heimen Verbindung im Bezirk Noracge-
meldet. Im Gersdepartement iſt eine fehr
ſtrenge Verordnung gegen das Verbergen
flüchtiger Inſurgenten erſchienen. Im Lot-
depariement kamen 6 neue Verhaftungen
vor. Im Aubedepartement iſt Laboſſe, ge:
weſener Commiſſaͤr der proviſoriſchen Ke⸗—
gierung, verhaftet worden; in ſeiner Woh-
nung follen Schriften von Bedeutung ge-
funden worden fein.

Die Ratificationen des zwiſchen England
und Frankeeich zum Schutz des literari-
ſchen Eigenthums abgeſchloſſenen Vertrags
ſind geſtern zwiſchen Lord Normandy und
dem franzöſiſchen Miniſter der auswärtigen
Angelegenheiten ausgewechſelt worden.

— 11.,Fan. Durch ein Decret Ludwig
Napoleons wird dem Marine= und Colos
nienminiſterium ein Eredit von 3,587,000
Frk.eröffnet, um die Errichtung eines Eta-
bliſſements zum Zweck der Deportation
in Gutana zu beſtreiten.

Ein anderes Decret erklärt das Ober-
alpendepartement deßhalb in Belagerungs-


partemente ſich in dieſem Zuſtande befin-
den, um die Einheit der Handlungsweife
der 8. Diviſton wieder herzuſtellen.

Ein langes Deeret beſtimmt Verbeſſerung
der Gefeggebung hinſichtlich der Küſten?
fiſcherei.

Geſtern Morgen iſt ein Transport von
500 Gefangenen auf der Eiſenbahn nach
Havre abgegangen. Dieſe Individuen
werden laut Decret vom 8 Dec, ihrer
Beſtimmung entgegengeführt. Um 11 Uohr
Vormittags mußten fie in Havre angelangt
ſein, um auf der Dampffregatte „Canada“
nach Breſt eingeſchifft zu werden, wo ſie
das Kriegsſchiff von 90 Kanonen „Dugues-
clin“ aufnehmen wird, um ſie nach dem
Ort ihrer Beſtimmung zu bringen.

In den Gefängniſſen von Auͤch befinden
ſich 156 gefangene Inſurgenten.

Die Station des Kriegshafens VOrient
wird um 2 Kriegsſchiffe verſtärkt werden.
Die Fregatte „Jeanne d’Arc“ und die
Dampfcorveite „Catman“ ſollen auf den
Kriegsfuß gebracht und bei der Infel Reu-
nion fationirt werden. Beide Schiffe ſind
durch ihre Schnelligkeit ausgezeichnet, und
iß der Oberbefehl dem Contreadmiral La-
guerre übertragen.

Verantwortlicher Nedacteur ; Rı Üiekher.
 
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