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Samſtag, 2 Januar
—
Berichte werden gratis beigegeben-
Geſchichtskalender der Neuzeit.
24. Januar.
Am 24. Januar 1846 wurde zu Krakau eine
revolutionäre Nationalregierung für ein her»
zuſtellendes Konigreih Polen mit Krakau, Gaͤli-
zien, Poſen, Altpolen gebildet, und am 25 Januar
in Pofen ein Aufruf verbreitet, weshalb am 14. Febr.
dafelbſt viele Polen, worunter Mierosiawsli,
Lerbaftet Wurden. Am nämlichen Tage brach in
Zemberg ein Aufſtand dex Adeligen aus, wel-
cher am 17, Febr. durch Gräuelfcenen der Bauern
gegen die Edelleute unterbrochen wurde; am 20.
Februar ging es in Krakaulos, das am 22. Febr.
on den Kaͤiſerlichen geräumt, am 3. Mai aber
wieder von ihnen beſetzt wurde, womit dieſer Auf-
ſtand ſein Ende erreichte.
A Dr. Karl Friedrich Rinck.
Sein Vater, Chriſtoph Friedrich Rinck,
war in dem Jahr 1786, in welchein deſſen
aͤlteſter Sohn, der hier Beſprochene, zur
Öberamte Pforzheim, ſpäter zu Dietlingen
und ſtarb 1821 als
Defan der Diöeeſe Emmendingen. Diefes
vielſeitig gebildeten Mannes Unterricht ge-
noß der Sohn bis zum 15. Vebensjahre ;
dann beſuchte er das Paͤdagogium in Pforz-
heim und das Lyeeum in Karlsruhe. Hin
Frühjahr 1805 verließ er dieſe Mittelſchuͤle,
mit den ehrendſten Zeugniſſen Hebel's und
der übrigen Lehrer verſehen, und widmete
ſich auf der Univerſität Heidelbergedem
Studium der Theologie und Philologie Schon
während ſeiner letzten Schülzeit zu Karls-
ruhe hatte eine ſehr achtbare Familie ihn
zum Hofmeiſter ihrer Kinder gewählt; eben
ſo erwarb er ſich das Vertrauen ſeiner Hei-
delberger Lehrer in ſo hohem Grade, daß
Männer wie Daub und Creuzer ihn nicht
nur öffentlich zu ihren ausgezeichnetſten
Schülern zählten, ſondern ihm auͤch wiffen-
ſchaftliche Arbeiten übertrugen, unter denen
namentlich eine Abhandlung über die mo-
ſaiſchen Schöpfungsberichte, {päter duͤrch ihn
umgearbeitet und wiederum dem Druck über-
geben wurde Auf den bezeichneten Wegen,
vie auf dem des Privatunterrichts, hatte
Rinck, der Sohn einer mit vielen Kindern
zeſegneten Ehe, waͤhrend feiner Jünglings-
jahre einen namhaften Theil des Lebengs
unterbalts ſich ſelbſt zu verdienen. — Nach
trefflich beſlandenem Staatseramen übernahm
er 1808 ein Vicariat zu Gochsheim im
Kraichgau; doch von nun an war ihm eine
andere Laufhahn beſtimmt. Ex wurde 1809
durch die höchſtſelige Königin Friederike von
Schweden als Erzieher ihrer Kinder nach
Prinzen Guſtav Wa ſa auch auf die Uni-
verfität, Um dieſe Zeit erhielt er den Titel
Profeflor und 1817 durdy die philoſophifchẽ
Vtkuliãt zu Heidelberg das Diplom der
Doctorwürde. BVBom:-Jahr 1819 an
verſah er das Amt eines zweiten Hofbiblio-
thefars zu Karlsruhe, bis Se, Kön. Hoheit
Öroßhers0g eove damaliger Markaraf,
hn für den Unterricht ſeiner Kinder erwählte.
So trat er als Ersieher einer zweiten fürft-
lichen Generation ein, wurde fpäter Gou:
verneur der beiden älteſten Prinzen‘, und
erhielt, anderer Ehrenſtufen zu gefhweigen;
im Jahre 1841 außer dem Titel eines Gez
mandeurkreuz des Zähringer⸗Löwen-Ordens
mit der Auszeichnung des Sterns! Doch
mehr als dieſe äußern Zeichen fürſtlicher
Luld galten ſeinem Herzen die unzähligen
Beweiſe von Vertrauen und Hochachtung,
welche ihm von ſämmtlichen Mitgliedern
unſeres Regentenhauſes zu Theil geworden
jind, vor Allem die Liebe und Dankbarkeit,
welche ſeine hohen Zöglinge bei jedem An-
laß auf wahrhaft rühtende Weiſe an den
Tag legten, ſo wie denn auch für ihn ihr
Wohlergehen und das thres ganzen erhabe-
nen Haufes bis zu ſeinen letzten Lebens-
tagen ein beſeligender Gedanke war. Aus-
geſtattet mit einem ſeltenen Vereine von
Vorzügen, mit aufrichtiger Gottesfurcht und
ſrenger Sittlichkeit, mit tiefem Gemüth,
fMareın Verſtand und gründlichem Wiſſen,
fand er auch in andern Kreiſen feines naͤhern
und entferntern Umgangs die verdienteſte
Anerkennung. Eine aufopfernde Stütze und
den theilnehmendſten Rathgeber beſaßen ſeine
Ver wandten in ihm; ſeine Einſicht und Liebe
ſtanden in allen wichtigern Lebensverhalt-
niſſen ihnen wohlthätig zur Seite.
Die letzten Jahre waren ihm zur ehren-
vollen Ruhe geſtattet; er verwendete ſie,
hauptſächlich zu Frankfürt Baden und Karls-
ruhe/ auf literariſche Arbeiten! Daß er dieſe
feßteren noch zu Ende bringen werde ließ
ſich von der ruſtigen Geſundheit hoffen, deren
er ſich mit frommem Danke gegen Gott fort-
während erfteute. Doch zu Anfang des letzt-
verfloſſenen Novembers wurde er von einem
Unwohlſein befallen, das bald in ein Ner-
venfieber überging! Er ſtarb unvermählt
zu Karlstuhe am 27. Nov, 1851, nachdem
er fein hoͤſtes Vebensjahr nur um 6 Zage
überſchritten hatte! Adt nocy lebende Ge-
ſchwiſter trauern um den edlen Bruder, ſo
wie wir einſt Zeugen ſeines tiefen Schmerzes
um den Verluſt ſeiner älteſten Schweſter
waren, der trefflichen Gattin des General-
ſtabsarztes Dr. Meier. Seiner treuen Mutter
Sophie geb. Maler, hatte Rinck bis zu ihrem
erſt 1843 in hoͤhem Alter erfolgten Tode
Beweiſe ſeiner kindlichen Liebe geben können.
Außer der ſchon oben erwähnten Abhaͤnd⸗—
lung beſitzen wir von ihm noͤch drei Druck-
ſchriften, da ein viertes Werk, „Geiſt der
Sefchichte“, unvollendet geblieben ſcheint.
Von jenen ſind zwet unter ſeinem Nawen
gedruckt worden, nämlich: „Ueber dieevan-
geliſche Freiheit“, Karlsruhe 1821,
und „Erläuterungen der ev, prot. Kirchen-
vereinigungsurkunde im Großherzog-
thum Baden“, Heidelberg 1827. Beide be-
urkunden Rinck's hohe Verehrung gegen poſi-
tives Chriſtenthum. Die dritte führt den
Titel: „Briefe über Fürſtenerziehung“
iſt 1850 zu Stuttgart bei Paul Neff erſchie-
nen; aber ihr iſt weder fein Name, noch
irgend eine Vorrede beigefügt, aus welcher
man etwa Einiges über die Perſon, wenig-
ſtens über die Heimath des Verfaſſers, hätte
entnehmen koͤnnen. Selbſt jener Stuttgarter
Buchhändler wußte nicht, wer das Buch ge-
ſchrieben habe, und auch die nächſten Ver-
wandten des Verſtorbenen ſollen es erſt
2 den nachgelaſſenen Papieren erfahren
aben.
Die Schrift fingirt einen Herzog des nord-
öſtlichen Viertels von Deuiſchland, welcher
ſeinen ehemaligen Erzieher beauftragt, ihm
einen @ouverneur für ſeinen einzigen Prinzen
in Vorſchlag zu bringen, und naͤchdem diefer
gefunden worden, foͤlgt die Correſpondenz,
welche zwiſchen jenem älteren und dem juͤn⸗
geren Pädagogen bis zur Vollendung der
Erziehung des Prinzen ſtattgefunden habe.
Nebrigeng iſt der größere Theil des Buches
für Väter, Mütter, Lehrer und Lehrerinnen
aller Stände von großem Intereffe, da der
Verfaſſer die allgemein menſchliche Bildung
als die Gruͤndlahe jeder befonderen behanz .
delt, und die Mißgriffe durchgeht, welche
überhaupt durch Eltern und Erzieher den
Kindern gegenüber am häuftgſten begangen
werden. Selbſt über die Spiele der Kleinen
erhalten wir Winke, die man auch allen
Vorſtehern von Kinderbewaͤhranſtalten zur
Beachtung empfehlen darf, Im weitern
Verlaufe des Briefwechſels ſind viele hiſto-
riſche Beiſpiele neben einander geſtellt, durch
welche die Wirkungen einer ſtrengen und
einer ſchlaffen Erziehung in heiles Licht tre-
ten. — Standesvorurtheile werden
ſtets, oft mit größerem Nachdruck, zurück
gewieſen. Als Probe, wie der eigenthüm-
lichſte Theil der Aufgabe behandelt iſt, könnte
ſchon die Belehrung dienen, womit fener
altere Pädagog ſeinen jungeren Freund über
das Hofperſonai orientirt! wobet ein merk-
würdiger Umriß der Geſchichte einzelner
Hoſchargen manchen berichtigenden Aufſchluß
Lrtheilt. Dem Prinzen ſelbſt wird unter
Anderem aus Herz gelegt, das Lo b gehoͤre
zum Kreuz ſeines Standes, und er müffe
ſich gewöhnen! von jedem Lob mindeſtens
ein Namhaftes abzuziehen. ($8, 3.)
Kammerverhandlungen.
— Karlsruhe, 22 Jan. In Dder heu-
tigen Sitzung der 2 Kammer berichtete
Stolz über die landſtändiſche Rechnung
des Archivar Rau und beantragt dereñ
Genehmigung unter Anerkennung ſeiner ge-
diegenen Rechnungsführung und abgekürzte
Berathung; ferner Schmitt über die Rech-
nungsnachweiſungen des Hu ſtiz miniſte-
riums für 184849 mit dem Antrage, ſolche
für gerechtfertigi zu erklären; die Kammer
tritt beiden Anträgen ohne Verhandlung bei.
Dennigs Bericht über die Titel 14 bis
19 der Rechnungsnachweiſungen des Minis-
ſteriums des Innern beantragt ebenfalls
deren Genehmigung. Schaaff (Mosbach)
ſpricht den Wunſch aus, eine namhafte
Summe für Straßenbauten ins Bud-
get aufzunehmen, um den Armen Beſchäf-
tigung durch Arbeit und Verdienſt zu geben,
worüber Staatsrath von Marſchalt auf
das außerordentliche Budget verweist. Die
Kammer erklaͤrt die Rechnungsnachweiſungen
des Miniſteriums des Innern für gerecht-
fertigt. Paravieini erſtattet Bericht über
die Petition der Stadt Wertheim betr.
die Correction des Mains und Her-
ſtellung eines Leinpfades; er beantragt
empfehlende Ueberweiſung an das Staate-
miniſterium. Staatsrath Regenauer bes
merkt, fuͤr Erſtere ſeien keine Mittel da,
Samſtag, 2 Januar
—
Berichte werden gratis beigegeben-
Geſchichtskalender der Neuzeit.
24. Januar.
Am 24. Januar 1846 wurde zu Krakau eine
revolutionäre Nationalregierung für ein her»
zuſtellendes Konigreih Polen mit Krakau, Gaͤli-
zien, Poſen, Altpolen gebildet, und am 25 Januar
in Pofen ein Aufruf verbreitet, weshalb am 14. Febr.
dafelbſt viele Polen, worunter Mierosiawsli,
Lerbaftet Wurden. Am nämlichen Tage brach in
Zemberg ein Aufſtand dex Adeligen aus, wel-
cher am 17, Febr. durch Gräuelfcenen der Bauern
gegen die Edelleute unterbrochen wurde; am 20.
Februar ging es in Krakaulos, das am 22. Febr.
on den Kaͤiſerlichen geräumt, am 3. Mai aber
wieder von ihnen beſetzt wurde, womit dieſer Auf-
ſtand ſein Ende erreichte.
A Dr. Karl Friedrich Rinck.
Sein Vater, Chriſtoph Friedrich Rinck,
war in dem Jahr 1786, in welchein deſſen
aͤlteſter Sohn, der hier Beſprochene, zur
Öberamte Pforzheim, ſpäter zu Dietlingen
und ſtarb 1821 als
Defan der Diöeeſe Emmendingen. Diefes
vielſeitig gebildeten Mannes Unterricht ge-
noß der Sohn bis zum 15. Vebensjahre ;
dann beſuchte er das Paͤdagogium in Pforz-
heim und das Lyeeum in Karlsruhe. Hin
Frühjahr 1805 verließ er dieſe Mittelſchuͤle,
mit den ehrendſten Zeugniſſen Hebel's und
der übrigen Lehrer verſehen, und widmete
ſich auf der Univerſität Heidelbergedem
Studium der Theologie und Philologie Schon
während ſeiner letzten Schülzeit zu Karls-
ruhe hatte eine ſehr achtbare Familie ihn
zum Hofmeiſter ihrer Kinder gewählt; eben
ſo erwarb er ſich das Vertrauen ſeiner Hei-
delberger Lehrer in ſo hohem Grade, daß
Männer wie Daub und Creuzer ihn nicht
nur öffentlich zu ihren ausgezeichnetſten
Schülern zählten, ſondern ihm auͤch wiffen-
ſchaftliche Arbeiten übertrugen, unter denen
namentlich eine Abhandlung über die mo-
ſaiſchen Schöpfungsberichte, {päter duͤrch ihn
umgearbeitet und wiederum dem Druck über-
geben wurde Auf den bezeichneten Wegen,
vie auf dem des Privatunterrichts, hatte
Rinck, der Sohn einer mit vielen Kindern
zeſegneten Ehe, waͤhrend feiner Jünglings-
jahre einen namhaften Theil des Lebengs
unterbalts ſich ſelbſt zu verdienen. — Nach
trefflich beſlandenem Staatseramen übernahm
er 1808 ein Vicariat zu Gochsheim im
Kraichgau; doch von nun an war ihm eine
andere Laufhahn beſtimmt. Ex wurde 1809
durch die höchſtſelige Königin Friederike von
Schweden als Erzieher ihrer Kinder nach
Prinzen Guſtav Wa ſa auch auf die Uni-
verfität, Um dieſe Zeit erhielt er den Titel
Profeflor und 1817 durdy die philoſophifchẽ
Vtkuliãt zu Heidelberg das Diplom der
Doctorwürde. BVBom:-Jahr 1819 an
verſah er das Amt eines zweiten Hofbiblio-
thefars zu Karlsruhe, bis Se, Kön. Hoheit
Öroßhers0g eove damaliger Markaraf,
hn für den Unterricht ſeiner Kinder erwählte.
So trat er als Ersieher einer zweiten fürft-
lichen Generation ein, wurde fpäter Gou:
verneur der beiden älteſten Prinzen‘, und
erhielt, anderer Ehrenſtufen zu gefhweigen;
im Jahre 1841 außer dem Titel eines Gez
mandeurkreuz des Zähringer⸗Löwen-Ordens
mit der Auszeichnung des Sterns! Doch
mehr als dieſe äußern Zeichen fürſtlicher
Luld galten ſeinem Herzen die unzähligen
Beweiſe von Vertrauen und Hochachtung,
welche ihm von ſämmtlichen Mitgliedern
unſeres Regentenhauſes zu Theil geworden
jind, vor Allem die Liebe und Dankbarkeit,
welche ſeine hohen Zöglinge bei jedem An-
laß auf wahrhaft rühtende Weiſe an den
Tag legten, ſo wie denn auch für ihn ihr
Wohlergehen und das thres ganzen erhabe-
nen Haufes bis zu ſeinen letzten Lebens-
tagen ein beſeligender Gedanke war. Aus-
geſtattet mit einem ſeltenen Vereine von
Vorzügen, mit aufrichtiger Gottesfurcht und
ſrenger Sittlichkeit, mit tiefem Gemüth,
fMareın Verſtand und gründlichem Wiſſen,
fand er auch in andern Kreiſen feines naͤhern
und entferntern Umgangs die verdienteſte
Anerkennung. Eine aufopfernde Stütze und
den theilnehmendſten Rathgeber beſaßen ſeine
Ver wandten in ihm; ſeine Einſicht und Liebe
ſtanden in allen wichtigern Lebensverhalt-
niſſen ihnen wohlthätig zur Seite.
Die letzten Jahre waren ihm zur ehren-
vollen Ruhe geſtattet; er verwendete ſie,
hauptſächlich zu Frankfürt Baden und Karls-
ruhe/ auf literariſche Arbeiten! Daß er dieſe
feßteren noch zu Ende bringen werde ließ
ſich von der ruſtigen Geſundheit hoffen, deren
er ſich mit frommem Danke gegen Gott fort-
während erfteute. Doch zu Anfang des letzt-
verfloſſenen Novembers wurde er von einem
Unwohlſein befallen, das bald in ein Ner-
venfieber überging! Er ſtarb unvermählt
zu Karlstuhe am 27. Nov, 1851, nachdem
er fein hoͤſtes Vebensjahr nur um 6 Zage
überſchritten hatte! Adt nocy lebende Ge-
ſchwiſter trauern um den edlen Bruder, ſo
wie wir einſt Zeugen ſeines tiefen Schmerzes
um den Verluſt ſeiner älteſten Schweſter
waren, der trefflichen Gattin des General-
ſtabsarztes Dr. Meier. Seiner treuen Mutter
Sophie geb. Maler, hatte Rinck bis zu ihrem
erſt 1843 in hoͤhem Alter erfolgten Tode
Beweiſe ſeiner kindlichen Liebe geben können.
Außer der ſchon oben erwähnten Abhaͤnd⸗—
lung beſitzen wir von ihm noͤch drei Druck-
ſchriften, da ein viertes Werk, „Geiſt der
Sefchichte“, unvollendet geblieben ſcheint.
Von jenen ſind zwet unter ſeinem Nawen
gedruckt worden, nämlich: „Ueber dieevan-
geliſche Freiheit“, Karlsruhe 1821,
und „Erläuterungen der ev, prot. Kirchen-
vereinigungsurkunde im Großherzog-
thum Baden“, Heidelberg 1827. Beide be-
urkunden Rinck's hohe Verehrung gegen poſi-
tives Chriſtenthum. Die dritte führt den
Titel: „Briefe über Fürſtenerziehung“
iſt 1850 zu Stuttgart bei Paul Neff erſchie-
nen; aber ihr iſt weder fein Name, noch
irgend eine Vorrede beigefügt, aus welcher
man etwa Einiges über die Perſon, wenig-
ſtens über die Heimath des Verfaſſers, hätte
entnehmen koͤnnen. Selbſt jener Stuttgarter
Buchhändler wußte nicht, wer das Buch ge-
ſchrieben habe, und auch die nächſten Ver-
wandten des Verſtorbenen ſollen es erſt
2 den nachgelaſſenen Papieren erfahren
aben.
Die Schrift fingirt einen Herzog des nord-
öſtlichen Viertels von Deuiſchland, welcher
ſeinen ehemaligen Erzieher beauftragt, ihm
einen @ouverneur für ſeinen einzigen Prinzen
in Vorſchlag zu bringen, und naͤchdem diefer
gefunden worden, foͤlgt die Correſpondenz,
welche zwiſchen jenem älteren und dem juͤn⸗
geren Pädagogen bis zur Vollendung der
Erziehung des Prinzen ſtattgefunden habe.
Nebrigeng iſt der größere Theil des Buches
für Väter, Mütter, Lehrer und Lehrerinnen
aller Stände von großem Intereffe, da der
Verfaſſer die allgemein menſchliche Bildung
als die Gruͤndlahe jeder befonderen behanz .
delt, und die Mißgriffe durchgeht, welche
überhaupt durch Eltern und Erzieher den
Kindern gegenüber am häuftgſten begangen
werden. Selbſt über die Spiele der Kleinen
erhalten wir Winke, die man auch allen
Vorſtehern von Kinderbewaͤhranſtalten zur
Beachtung empfehlen darf, Im weitern
Verlaufe des Briefwechſels ſind viele hiſto-
riſche Beiſpiele neben einander geſtellt, durch
welche die Wirkungen einer ſtrengen und
einer ſchlaffen Erziehung in heiles Licht tre-
ten. — Standesvorurtheile werden
ſtets, oft mit größerem Nachdruck, zurück
gewieſen. Als Probe, wie der eigenthüm-
lichſte Theil der Aufgabe behandelt iſt, könnte
ſchon die Belehrung dienen, womit fener
altere Pädagog ſeinen jungeren Freund über
das Hofperſonai orientirt! wobet ein merk-
würdiger Umriß der Geſchichte einzelner
Hoſchargen manchen berichtigenden Aufſchluß
Lrtheilt. Dem Prinzen ſelbſt wird unter
Anderem aus Herz gelegt, das Lo b gehoͤre
zum Kreuz ſeines Standes, und er müffe
ſich gewöhnen! von jedem Lob mindeſtens
ein Namhaftes abzuziehen. ($8, 3.)
Kammerverhandlungen.
— Karlsruhe, 22 Jan. In Dder heu-
tigen Sitzung der 2 Kammer berichtete
Stolz über die landſtändiſche Rechnung
des Archivar Rau und beantragt dereñ
Genehmigung unter Anerkennung ſeiner ge-
diegenen Rechnungsführung und abgekürzte
Berathung; ferner Schmitt über die Rech-
nungsnachweiſungen des Hu ſtiz miniſte-
riums für 184849 mit dem Antrage, ſolche
für gerechtfertigi zu erklären; die Kammer
tritt beiden Anträgen ohne Verhandlung bei.
Dennigs Bericht über die Titel 14 bis
19 der Rechnungsnachweiſungen des Minis-
ſteriums des Innern beantragt ebenfalls
deren Genehmigung. Schaaff (Mosbach)
ſpricht den Wunſch aus, eine namhafte
Summe für Straßenbauten ins Bud-
get aufzunehmen, um den Armen Beſchäf-
tigung durch Arbeit und Verdienſt zu geben,
worüber Staatsrath von Marſchalt auf
das außerordentliche Budget verweist. Die
Kammer erklaͤrt die Rechnungsnachweiſungen
des Miniſteriums des Innern für gerecht-
fertigt. Paravieini erſtattet Bericht über
die Petition der Stadt Wertheim betr.
die Correction des Mains und Her-
ſtellung eines Leinpfades; er beantragt
empfehlende Ueberweiſung an das Staate-
miniſterium. Staatsrath Regenauer bes
merkt, fuͤr Erſtere ſeien keine Mittel da,