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Sonntag, 25. Januar

5353


Bertchte werden gratis beigegeben.


Die Landwirthſchaftlichen





Geſchichtskalender der Neuzeit.
25. Januar.
Am 25. Januar 1844 wurden die Bonner Pros
fefforen B raun und Achterfeld, als Anhänger
der Hermeftanifchen Lehre, ihrer Lehrerſtellen ent-
bunden, aber mit vollem Gehalte vom Staate zur
Disyofition geftellt.

A Wochen⸗Nundſchau.

In der preußiſchen 2. Kammer be-


die Verwaltunßsmaßregeln der Regierung
in der Preßfrage eine Trennung der
großen Centrumspartei vor, die von den
Abgg. v. Bodelfchwingh und Gep-
yert geführt, meiſt bei den Abßimmungen
den Ausfchlag gibt. Ohne Aufſtellung ei-
nes feſten Programms und ſogar eifrig be-
mübt, felbfit den Schein einer grundſätzli-
chen Unterſtützung des Minißeriums von
ſich abzuweiſen ja ſogar deſſen Anſchauungs-
weiſe in maͤnchen Faͤllen nicht theilend, hat
dieſe Partei bisher meiſt mit der Rechten
geſtimmt und dadurch die Grundſatze vieler
ihrer Mitglieder verleugnet. Die damit
nicht übereinſtimmenden Glieder wollen ſich
der Partei v. Bethmann-Hollweg an-
ſchließen, welche zwar in den inneren Fra-
gen, auf welche es jetzt überkaupt ankommt,
mit - dem Miniſterium ziemlich ein Ziel ver-
folgt, und nur über die daxin einzuſchla-
genden Wege von ihm abweicht. Die näd:
ſen Verhauͤdlungen werden zeigen, wie ſich
jetzt das Stimmenverhältniß geſtaltet.

Die bayeriſche 2. Kammer hat am 17.
d. die voͤllige Erwerbung des Donau-
mainkanals für den Siaat, auf welchen
16 Millionen Gulden verwendet wurden,
nach einer lebhaften Debatte mit 67 gegen
61 Stimmen genehmigt und zwar meiſt in
‘ Rückficht auf die zahlreiche Betheiligung
Unbemittelter, in deren Hände die Actlen
von den großen Capitaliſten im Laufe der
Zeit übergegangen ſind. Den jährlichen Er-
trag von 20,000 fi. hofft die Regierung
durch Neformen in der Verwaltung, über
welche ſie jetzt allein zu entſcheiden hat, um
50% o vermehren zu fönnen, Am 19. d.
begann die Berathung des Staatshaus-
hHalts für die nächſten 3 Jahre; das jähr-
iiche Defieit, welches auf übex 3! Mil-
lionen ft. ſich berechnet, bot der Kammer
wehrfachen Anlaß zu Ermäßigung des Etais,
welche auch beſchloſſen wurde. Die von
der Negierung für die Preſſe begehrte
Unterftügung von 20,000 fl ſo wie eine
gleide Summe, welche für Ausgleichung
der Einquartierungsgelder nicht
baheriſcher coͤſterreichiſchei) Zruppen gefor-
dert mwurden, weil das baheriſche Qugrtier-
geld von 28 fr. mit den von Oeſterreich per
Mann und Tag vergüteten 18 kr. eine Aus-
gleichungsſumne erheiſcht, wurden als Bud-
zeiſätze gefitichen und die Regierung da-
mit aufden allgemeinenNeferveetat befchrankt,

In Würtemderg hat die 2. Kammer
dad Gefetz über die Abköfung von Com?


ohne hefiige Einſprache der BVertreter für
Kirche, Schule und Des dabei betheiligten
Adels. An dem Poltzeiſtrafgeſetz wur-
den am 22. d. von der Regierung Abände-

rungsvorſchläge beantragt, und darin dem
Betteldurch verſchärfte Strafen vorzubeugen
geſucht; gegen bettelnde Kin der wurden von
der Regierung, wie auch gegen die ſie zu
dieſem Erwerbszweig anhaltenden Eltern
ſtrenge Maßregeln vorgeſchlagen und ge-
nehmigt; beitelnde Austaͤnder ſollen ſo-
fort des Landes verwieſen werden.

Sn Weimar wurde am 20, dieſes der
Landtag eröffnet, um Berbefferung an
dem Wahlgeſetz und der Gemeinde-
ordnung durchzuführen; von den 41 Abgg.
gehören 11 der Oppoſition an.

Sn Wien dauern die Zolleonferen-
zen fort; die Bevollmächtigten ſprechen
vorläufig ihre perſönhichen Anſichten
aus, bis ihnen von ihren Regierungen Voll
machten über offictelle Aeußerungen zu-
gehen. Wenn auch die erſte kaiſerliche Vor-
lage der freien Einfuhr der Rohproducte
auf keinen Widerſpruch ſtoßen dürfte, ſo
ſragt es fich, ob die kaiſerliche Regierung
auch in der Lage ſich befindet, an dem
von ihr beſtimmten Termine die ganze


zu laſſen, von welcher Deutfchland feinen
Abſatz von Manufacturen in die Kaiſerſtaa-
ten auszudehnen hofft.

Von Dänemark erwarten die Groß-
mächte die endliche Regelung der ſchles-
wigeholſteiniſchen Frage; allein ſelbſt
die bedeutenden Zugeſtändniſſe welche deut-
ſcher Seits gemaͤcht worden, ſcheinen von
Dänemark nicht genügend befunden worden
zu fein ; man ſpricht von neuer Umbildung
des Minifteriums und von weiteren Fol-
gen einer ſolchen für die Löſung dex Frage,
die wohl nie unter ungünſtigeren Verhaͤlt-
niſſen verſucht worden iſt und uns im In-
tereſſe der Herzogthümer wuͤnſchen läßt! es
möge, wenn nichi Beſſeres für ſie erzielt
werden kann, der volle alte Stand
vor 1848 mit den organiſchen Verbindun-
gen Schleswigs mit Holſtein, durchgeſetzt
und mit der Löſung der Frage beſſere Zei-
ten erwartet werden.

In Frankreich ſucht der Präſident feine
Gewalt zu befeſtigen; die Nationalgarde


von der allgemein angeordneten Auflöſung


Vetrkehrsmtttel bereits angewieſenen
bedeutenden Credite um 4', Mill. Fraͤnken
für Nationalſtraßen vermehrt, und zu
den Wahlen für den demnächſt einzube-
rufenden geſetzgebenden Körper durch
den Miniſter des Innern Rundſchreiben an
die Präfecten ergehen laſſen, nach welchem
zu Abgg. weder Beamte gewählt, noch zu
Wahlvorſchlägen Wahlcomites gebildet
werden dürfen, Die Männer des Verrauens
ſollen von den Präfeelen bezeichnet und von
der Regierung als Candidaten offen em-
pfohlen werden. Von weiteren Maßregeln
verlautet eine Beſchlagnahme des Ber-
mößens der Familie Otleans, worüber
aber im Miniſterrathe Meinungsverſchieden-


rung in Ausſicht ſtehen ſoll. Unter den nur
auf die inneren Landesangelegenheiten ge-
richteten Beſtrebungen des Praͤſidenten ge-

winnen die Verſicherungen ſeiner Journale
über den Frieden nach Außen mehr und
mehr Glauben, wenn gleich die deutſchen
Großmächte, und zwaͤr Preußen auf die
Erhoͤhung des Militäretats und Oeſter?
reich auf Vermehrung der Armee um
80,000 Mann, England auf Befeſtigung
ſeiner Küſten und Häfen und Verſtärkung
der übrigens auch durch den Kapkrieg gelich-
teten Truppen — Bedacht nehmen.

In England finden häuftge Cabinets-
berathungen ſtatt, da das Parlament am
3, Februar eröffnet, die Wahlreform
von der Regierung beantragt werden ſoll


der zu erwartenden ſtarken Oppoſition ent-
weder durch eine Umbildung des Miniſte-
riums oder eine Auflöſung des Varlaments
zu begegnen. Der neue Staatsſeeretär des
Auswartigen ſcheint die Hauptgrundſätze
ſeines Vorgaͤngers auch ferner zur Richt-
8 ſeines Verhaltens beibehalten zu
wollen.

Deutſchland

Bruchfal, 22. Jan.
größle Theil des großen Bürgerausſchuſſes
zu Obergrombach ift beſchuldigt/ in ei-
nem öffentlichen Wirthshauſe bei dem wie-
derholten Hochruf eines ſeiner Mitglieder
auf die Freiſchärler Chor gemacht zu
hHaben, Die polizeiliche Unterſuchung hier-
über iſt im ®ange; die Thatſache iſt er-
wieſen; die Entſchuldigung, man habe ſich
lelbſt ein Lebehoch gebradt, weil der Vater
des frühern Bürgermeiſters den geſammten
großen Ausſchuß früher einmal mit dem
Prädieat des Freiſchärlerthums bedacht habe,
ſieht ihrem Schickfal entgegen. Das als
Ausbringer des Hochsrufes beſchuldigte Mit-
glied des Ausſchuſſes iſt dahier verhaftet.
Die übrigen Angeſchuldigten aber haben
eine Executionsmannſchaft von 30 Reitern
zu verpflegen. — 3.)

Baden, 22. Januar. Wie ſehr Badens
Ruhm als Curort im Zunehmen begriffen
iſt, und wie ſehr Diejenigen ſich irren, die


gen die Beweggründe Dder zunehmenden
Frequenz feien, mögen hier einige Zahlen
beweiſen, die wir über den Curgebrauch in
der Trinkhalle und den der Bäder geſam-


der Trinkhalle getrunken: in runder Summe
5000 Kruͤge und Flaſchen fremder Mine-
ralwaſſer, 12,000 Gläſer Molken und eben
ſo viel heißes Mineralwaſſer mit Karleba-
der Salz. Die Zahl der genommenen Bär
der betruͤg etwa 30,000. Im Jahr 18507
hingegen wurden getrunken: 15,000 Fla-
ſchen und Krüge fremder Mineralwaſſer,
37,000 Gläſer Molken, 20,000 Gläſer hie-
ſiges Mineralwaſſer mit Karlobader Salg,
eben ſo viel ohne daſſelbe, und nahe an
50,000 Bäder genommen, worunter über
2000 Dampfbäder. — 2 —

Donaueſchingen, 20. Januar. Heute
wurde einſtimmig unſer Abgeordneter ZUF
2, Kammer, Hr. Hofapolheker L. Kirsnen
zum Bürgermeiſter gewählt.
 
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