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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 1-26 (1. - 31. Januar 1852)
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'N'26.

Samſtag, 31. Januar


—_ 1852.



Berichte werden gratts beigegeben.
MNusfunft ertheilt, die Spaltzeile in Petttfhrift 4 Fr.

des Sournals 2



Die Landwlrthſchaftlichen




Geſchichtskalender der Neuzeit.
“ 31. Sanuar.

Am 31. Jauuar 1844 frarb zu Chateaurour, der
Freund und Leidensgefährie des Kaiſers Napoleon,
General Bertrand. Geboren 1770 machte er feit
1805 alfe Feidzüge mit, bewirfte 1806 die Capi-
{ulation von SypanDdau, baute 1809 nach der
Schlacht von Agspyern die Donaubrüce, wurde an
Durocs Stelle Großmarſchall des Pallaſtes, be-
gleitete Napoleon nach E[ barund St. Helena,
wo er bis nach des Kaiſers Tod verblieb. Lud-
wig XVII. hatte ihn in alle ſeine Würden wieder
eingeſetzt! Nach der Julixevolution von 1830 ward
er zum Deputirten erwähHlt, und 1840, zur Abho-
Iung der Afche des Kaifers abgefendet. Seine Ge:
-Mahlin, weldhe ebenfallg beim Kaiſer auf St. D e-
lena blieb, ſtarb 1836.

Kammerverhandlungen.
Karlsruhe, 2? Jan. In der heu-
tigen Sitzung der 2, Kammer wurde das Ge-
meindeumkagengeſetz bexathen, mit-
telſt deffen die Berminderuͤng der Gemein-
Deumlagen, eine den Verhältniſſen ange-
meſſenere Vertheilung der Gemeindelaften
und Vereinfachung des Verfahrens zur Auf-
bringung der SGemeindebedürfnife begbſich-
liat wird. Dieſer Zweck ſollte nach dem
Eutwurfe erreicht werden durch verſtärktes
Beiziehen des Ertrags des Gemeindever-
mögens/ dah. der von den Gemeindebürgern
benuͤtzten Theile deſſelben, und durch Feſt-


gen, damit e& den Steuerpflichtigen mös-
ich werde, die von ihnen zu leiſtenden
SGemeindedienfte nach ihrer Wahl in Geld
oder durch Naturaldienſte abzutragen. Dazu
wurde auch ein anderes Beitragsverhältniß
der Gemeindebürger und ſtgalsburger-
Lichen Einwohner vorgeſchlagen und end-
lich die den Gemeindebürgern aufgelegten
Voͤrausbeiträge in ihrer bisherigen Form
beſeitigt! Der von dem Ahg. BöhHme er-
frattete Bericht erblickt in den VBorſchlägen
der Staatsregierung eine Annäherung an
die älteren Gefege über die Vertheilung
der Gemeindelaſten, ſowie die Nothibendig-
keit, den Hausbalt ſolcher Gemeinden ſtren-
ger zu beaufſichtigen, die zu höheren Umla-
zen genöthigt {findz er hielt aber die vor-
zeſchlagenen Mittel nicht alle vereinbarlich
mit dem Wohl der Gemeinden, vielmehr
die zum Almendgenuß berechtigten Bürger
überaus hart behandelt im Verhältniß zu
den Ausmärkern und ſtaatsbürgerlichen Ein-
wohnern, und ſchlug weſentliche Abände-
rungen vor, ſo daß ff bei Exöffnung der
Verhandlungen der Miniſtexialpräſident v.
Marſchall veranlaßt fand zu erklären,
daß die großh. Regierung ſich mit den Abs
aͤndexungsvoͤrſchlägen der Commiffion ‚nicht
vereinigen koͤnne, übrigens den Verhandlun-
gen aufmerffam folgen und ihre Entſclie-
ßung ſich vorbehalten. werde! Auch der
Abg. SpeYever begruͤndete ſeine Anſicht in
einem beſonderen Gutachten, das ſich ſo-
wohl gegen den Entwurf, alg auch gegen
die Anträge der Commifſton ausſpricht, weil
er die höhere Belaſtung der ärmeren Klaſ-
ſen durch die ſtärkeren Auflagen auf den
Allmendnutzen bedenklich und die Aus-
märker und ſtaatsbürgerlichen Einwohner
bei den Umlagen und Dienſten begünſtigt,

überhaupt aber den Zeitpunkt für ein Um-
lagegefetz minder günjlig alg im Jahre
1835 halt, und desyalb das bisherige bei-
behalten wiſſen möchte da kein zweckmäßi-
geres zu Stande zu bringen fei! Weller
will ebenfalls gegen das Geſetz ſtimmen,
aber alle Vorſchlaͤge zur Erleichierung der
Armen unterſtützen und den Grundſatz der
Beſteuerung nach dem Vermoͤgen gegen den
Grundfatz der Kopfſteuer in Schuß neh-
men. Böhme meint, man müffe fowohl
den Armen, alg den Bemittelten Rechnung


lichẽ Grundſatz der Verfteigerung der Ge-
meindedienſte unter allen Umftänden auf-
gehoben werde, fo erwachſe ſchon daraus
jür alle Landgemeinden ein großer Gewinn-

Bei der Eröffnung der Berathungen über
die einzelnen Artifel hebt ZJunghanns ei-


vor, welche die Koſten der Culiur, Wald-
hut und Waldſteuer nicht alg Nutzungsla-
ſten betrachten, ſondern zum Nachtheil der
Hochbeſteuerten den vollen Betrag als


durch Umlagen aufbringen. Miniſtertal-
Rath Fröhlich erläutert, daß die Laſten
der Buͤrgernutzungen von den Berechtigten
getragen werden müſſen, wie dieß auch In
mehreren Erlaſſen der Regierung anerkannt
worden ſet! Böhme wünſcht das allge-
meine Aufſtellen der Regel, daß der Nutz-
nießer im Berhältuiß ſeines Nutzens zu den
Laſten beizutragen hat! Rettig nennt es
ein Unhetl, das die Gemeindeordnung an-
richte, wenn ſie alles nach einem Muſter
regeln wolle; man müſſe die Einzelfälle
ins Auge faffen und nach den beſonderen
Berhältniffen ſie zu entſcheiden ſuchen.
Fiſch ler meint, man ſolle ſoviel Wald
verpaditen, alg zur Beſtreitung der Laſten
nöthig iſt; dann würden die Allmendnutz-
ungen den Bürgern nicht verfürgt. Tre-
furt beantragt die Wiederherſtellung des
Regierungsentwurfes bei S. 58, wobet die
Commiffion den Freitheil auf 2 Klafter Gab-
hoͤlz gemindert hat. Scmitt unterſtützt
den Antrag und ſpricht für die Erhaltung
und gegen Ddie höhere Belaftung des All-
mendgenuffes, Trefurt-beantragt ferner
zu F. 59, daß die Belaftung des Freitheils
wie bisher dem Ermeſſen der Gemeinde über-
laſſen bleiben foll, dagegen jedenfalls Der
weitere Genuß beſteuert werden ſoll ſobald
die Umlage 4 fr. überfteige. Min.-Rath
Fröhlich entwidelt den Geſichtspunkt der
Regierung dahin, daß der Ertrag des All-
mendguts, als Theil des Gemeindeguts, zur
Beſtreitung der Bedürfniſſe beigezoßen wer-
den foll, weil keine Bürgernußung ohne
Entrichtung des Werthes gegeben werden
ſoll fo lange Vorlagen ſtattfinden! Dies
ſei der geſetzliche Zuſtand, der mittelſt des
Entwurfes allmählig wieder hergeſtellt wer-
den ſoll! Rettig widerſpricht dieſer An-
ſicht und ſucht gelchichtlich einen Unierſchied
zwiſchen Geieindegut und Allmendgut nach-
zuweifen, Die Beſtimmung des Allmend-
genuſſes, keinen Bürger ohne Brod zu laſ-


beſchließt den Freitheil auf 2 Klafter Gab-

holz zu beſchränken, und die höhere Bela-
ſtung der Bürgernutzung bis auf 3a und
des Freitheils bis dem Ermeſſen der
Gemeinden zu Überlaffen.. (Schl.d. Sitz

Deutſchlaud.
Manuheint, 28. Jan. Die ſeit etwa
vierzehn Tagen eingeiretene Frühlingstem-
peratur dauert ununterbrochen fort und der
Thermometer zeigt Tag für Tag zwiſchen
ſechs bis zwölf Grad Wärme im Schatten, _
In der Pflanzenwelt regt ſich bereits nen
erwachte Lebensthätigkeit und vielerlei An-
Lichen laſſen ſchließen, daß der eigentliche
Winter bereits vorüber m Vertrauen hier-
auf ſieht man gegenwärtig auch faſt täglich
Segelſchiffe theinabwärts ſteuern. Die
meiſten gehen allerdings, indem der haupt-
ſächliche Export⸗Termin erſt mit dem Taz
badverfandt eintritt, Icer von hier ab,
ſind aber einer Bergfracht um ſo ſicherer,
alg einestheils am Niederrhein eine Maſſe
Fruchtaufgehäuft liegt, welche für das Groß-
herzogthum beſtimmt iſt, anderntheils aber


welche circa 300,000 Ballen zu Markte
bringen wird, für die Unkoſten einer leeren
Thalfahrt hinlängliche Entſchädigung bietet;
abgeſehen von dem Vorrath an Colontal-
waaren, der den Schiffen eine Rücfracht
ſichert. ——
Karlsruhe, 28 Januar, Ein Corres
ſpondent der Frankfurter Oberpoſtamtozet
tung“ von hier berichtet, daß die füngfte
Debatte in der Kammer über die Krage
des Kriegszuftandes durch ihre Hefttaͤkeit
an frübere Zeiten cunerfreulichen Anden-.
fens) erinnert habe. Dieſer Behauptung
muß alg einer unbegründeten widerſproͤchen
werden! Die Debatte hielt ſich im Gegen-
theil in den Schranken der Mäßigung und
verletzte auch von Seite der Oppoſition in
keiner Hinſicht die Achtung welche man der.
Autoritat, und den jetzigen Vertretern der-
ſelben insbeſondere ſchuldig iſt! Die Karle-
ruber Zeitung giebt einen protocollgetreuen
Auszug aus der Discuſſion, und man wird
finden, daß unſere Behauptung damit _{n
Einklang iſt, nicht aber die des Frankfür-
ter Correſpondenten. Hier in Karlsruhe
iſt auch nur Eine Stimme über die wür-
dige Haltung der Kammer auch in dieſer
Frage. Von einer ſyſtematiſchen Opvoſitton
wie früber, von aufregenden Parteifämpfen
iſt feine Rede bishet gewefen und wird,
wir hoffen es von dem . gefunden Sinne,
der Die Kammern belebt und von threr tie-
fen Meberzeugung, wie febr e$ in ihrem
wie des Vandes Iutereffe. liege, die Ein-
tracht zwiſchen der Regierung und den Ver-
tretern Des Voͤlkes zu yflegen, auch Feine
fein. Zeichnet ſich daher das dermalige var-
lamenlariſche Leben duͤrch das Verſchwin-
den ſchroffer Parteikämpfe aus, ſo nicht
minder dürch die ſchnelle Förderung der
vorliegenden Arbeiten. Man hat vaher in
feiner Hinſicht Urfache, ſich über den Geiſt
zu beſchweren, der die dermalige Kammer
befeelt, und der Macht ſolcher Zhatfa-
chen gegenüber verlieren Inlinuaktonen,
die eniweder von böfem Willen oder un?
 
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