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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 27-51 (1. - 29. Februar 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0112
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ſenen Nachlaßvergleiche ein Detailgeſchäft
in denſelben Artikeln errichtet und zugleich
bekannt gemacht, er gebe die Wanren ge-
rade ſo billig, wie früher im Großen! Na-
türlich mar daher der Zulauf ſehr groß und
die ſoliden Kaufleute wurden dadürch be-
nachtheiligt 210, Der Kredit in der Handels-
welt wird in hohem Grade gefährdet, am
Ende zernichtet. Es bedarf zur Abhilfe nur
ſtrenger Handhabung der Geſetze, und eine
Verfügung an die Gerichte und die Staats-
anwälte genügt. Ich drücke daher den
Wunſch aus, die Großh. Regierung moͤge
den beſtehenden Geſetzen in dieſer Hinſicht
die gebührende Achtung verſchaffen.
Staatsrath NMegenauer übergibt die
Berechnung des Penſiongfonds, woͤrauf zu
dem Bericht des Abg! Vaihinger über-
gegangen wird, betreffend die Rechnungs-
nachweiſungen der Poſtverwaltung und der
hadiſchen Eiſenbahn⸗ Betriebsverwaͤltung für
1848 und 49, ſodann der Main-Neckar-
Eiſenbahn Betriebsverwaltung für die Jahre
1845—49, Auch hier geht der Antrag der
Commiſſion auf Genehnigung der voͤrge-
legten Rechnung, und wird angenommen.
Verſchiedene Abgeordnete benützen die Ge-
legenheit, Wünſche ihrer Bezirke in Bezug
auf das Poſt weſfen vorzutragen. Der
Abg Kirsner verbreitet ſich über die un-
gürftigen Verhältniſſe des Verkehrs im
Seekreiſe, den Aufenthalt, welchen die Rei-
ſenden während der Nacht in Donaueſchin-
gen machen müſſen, bevor ſie weiter beför-
dert werden, über die Gefaͤhrlichkeit des
Befahrens abſchüſſiger Steigen bei Nacht.
Blankenhorn und Schaaff drücken
ſich in gleichem Sinne aus. Schmitt be-
ſpricht die mangelhaften Poſtoerbindungen
von Werthheim und beantragt, daß ein di-
recter Cours zwiſchen Heidelberg und Würz-
burg über Wertheim errichtet werde. Arm-
brußer empfiehlt eine beſſere Verbindung
zwiſchen Haßlach und Offenburg. Dennig
rügt ein Mißſtand, daß ein Brief von
Frankfurt nach Pforzheim 36 St. brauche,
während er in 6 St, belördert ſein könnte.
Biſſing dringt auf die Herſtellung einer
directen Verbindung zwiſchen Eberbaͤch und
Mosbach. Fiſchherx bringt verwandte
Wünſche ſeines Bezirkes zur Sprache.
Legationsrath Kühlenthal hebt hervor,
daß die Ponverwaltung nicht ſowohl die lo-
calen Verhältniſſe und den Localverkehr, als
die Verbindung auf große Entfernungen und
den großen Verkehr im Auge haben müffe.
Um dieſe großen Verbindungen zu erhalten,
müſſe ſie die Curſe bei Tag und Nacht
fortſetzen und häufig hänge fie dabei ab
von Verhältniſſen, die nicht innerhalb des
Landes lägen. Dabei müſſen dann im Ein-
zelnen Uebelſtände hervortreten ſür einzelne
Orte/ wie z. B. in Donaueſchingen der Auf-
enthalt der Reiſenden in der Nacht. Wo
der Verkehr ſchwächer ſei, ergebe ſich die
Nothwendigkeit von gewiſſen Centralpunk-
ten, wo ſich die Reiſenden fammelten, um
dann weiter nach den verſchiedenen Rich-
tungen befoͤrdert zu werden. Faͤr jeßt ſei
hier nicht viel zu ändern.! Erſt dann fei
eine Abhilfe möglich, wenn einmal die Ulm-
Augsburger Bahn vollendet ſei. Was Wert-
heim betreffe, ſo ſei eine Abänderung wegen
des Koſtenpunktes nicht thunlich. Was den
Briefverkehr von Frankfurt nach Pforzheim
betreffe, ſo werde hier eine Beſchleuniguns
eintreten können nach Vollendung der Main-
Weſer-Bahn. Weller richtet die Frage an
die Regierung, wie es mit dem Eifen:
bahnbau nach Baſel ſtehe. Es verlaute,
daß jetzt von badiſcher Seite Schwierigket-
ten erhoben würden, Staaisminifter von
Rüdt erkärt, daß die Verhandlungen ſo
weit gediehen ſeien, daß die Regierung

wahrſcheinlich noch im Laufe des Landtags
im Stande lein werde, eine Vorlage zu
machen. zn Bezug auf die ſonſt geäußerten
Wünſche ſei es ſchwer, alle Locaͤlintereffen
zu befriedigen, da die Rückſicht auf die Ver-
bindungen nach außen im Intereſſe des
großen Verkehrs eintreten und für den Lo-
calverkehr im Land überall durch Errich-
tung eigener Eurſe zu ſorgen wegen des
Koſtenpuͤnktes nicht wohl angehe, was na
mentlich and in Betteff Wertheims der
Fall ſei. Der Abg. Schmitt ſpricht wie-
derholt für ſeinen Bezirk. Der Abg. Re-
genauer dafür, daß auch das Amt Kraut-
heim eine Verbindung durch eine Staats-
ſtraße mit dem Inland erhaͤlte! Es wird
hierauf zum Bericht des Abg. Nombride
üher die Rechnungenachweiſungen des Kriegs-
miniſteriums übergegangen; der Antrag auf
Genehmigung derſelben wird ohne Diecufs
ſion angenommen.
Badiſche Statiſtik.

Der Umfang des badijchen Staatsgebiets
befrägt genau 277887° Gevlertmeileſ oder
4,235,007 badiſche Morgen. Darunter ſind
e1wa — genaue Angaben fehlen nocd-— 1'
Villionen Morgen Aderfeld, 1,380,000
Morgen Wald, 440,000 Morgen Wie-
jen, 235,000 Morgen Waiden, 60,000
Morgen Weinberge und 22,000 Morgen
ödes Land, das leßztere meiſt im Schwaͤrz-
wald und Odenwald ze. Auf dieſem Ge-
biete wohnten 1816: '971,269, 1830
1,182,985, 1849 ; 1,362,774 Menſchen. Waͤh—
rend die Bevölferung von Jahr zu Jahr
durchſchnittlich um faft 710 pCL zunahm,
von 1817—18, 1820—21, 1824—25 }ogar
mehr als 2 Prozent, betrug diefe Zunahme
1848—49 und 1849—50 nur '4 vom Hun-
dert. In den fünfzehn Jahren von 1834
bie 1849 ergibt ſich eine Zunahme von
107/:0 vom Hundert, wonach Baden unter
den neun größeren Zollvereinsgliedern die
ſiebente Stelle einnimmt, da dieje Zahl für
Preuben 20%0, Sachſen 187/,0, Naffau
⏑⏑ Heſſen· Darmſtadt — Thürin-
gen 11%5, Wurttemberg 11’/0, Kurheſſen
8!/2, Bayern 6’/2 beträgt. Dem Religiongs
bekennimiß nach zählt man 66%/5 vom Hun-
dert Katholifen, 31710 vom Hundert
VED CHANTEN, 1769 4—
ten, Das Uebrige Sekten., Die vier
Kreiſe ordnen fich der Bevölkerungszahl von
1849 nach fo:- Mittelrheinkreis 460,202,
Oberrheinkreis 356,078, Unterrheinkreis
349,368, Seefreig 197,126 Menſchen. Was
die einzelnen Gewerbszweige betrifft,
ſo gab e$ über 12,000 Leinewebermeiſter,
9450 Schuhmachermeifter, 5650 Schneider-
meiſter, 4524 Maurermeifter, 3734 Schret-
nermeifter, 3300 Schmidmeifter, 3235 Bäder-
meiſter, 3203 Küfermeifter, 3167 Zimmer-
meiſter, 2470 Metzgermeiſler 20. Mit der
Fertigung von Holzuhren, von Spieluhren
und von Uhrenbeſtandtheilen beſchäftigen ſich
1568 Meiſter. Die Zahl der Handlungen
aller Art, Weinhandlungen jedoch nicht ge-
rechnet, belief ſich auf 7644, worunter 3515
Spezereiz, 1174 Ausschnittmaaren-, 331 Mes
tallyaaren-, 119 Galaͤnteriewaarenhaͤndlun-
gen. Un Wirthſchaften waren 4628
Saft-, 483 Speiſe 1091 Schenkwirthſchaf-
ten vorhanden, Baden nimmt nach feinem
Weingelände unter den Zollvereinsſtaaten
die Dritte Stelle ein und bringt etwa !Us


brauereien gabnes 1064. Getreide-
mühlen durch Waſſer beerieben beſtanden
1862 mit 4418 Mahlgäͤngen; Oelmühlen
749, Sägmüblen 729. Unter den Fabri-
fen waren 152 mıt 7643 Arbeitern ſchon
vor dem Anſchluß des Großherzogthums
vorhanden. Seitdem ſind 183 Faͤhriten mit
9462 Arbeitern hinzugekommen.

Deutſchland.
Stuttgart, 28. Jan. Heute gingen in
der Abgeordnetenkammer die Berathungen
über das Komplexlaſtengeſetz und was
damit zufauumenhängt vollends zu Ende.
Hiernach wurde auch bei den fog. incorpo-
rirten Kirchengütern der vom Domcapitu-
lar v. Dehler beautragte 25fache Abloͤ—


wenig der von Yrobit beantragte 22%=
fache, es blieb auch hier bei dem 20fachen,
Anträge von Prälat v. Mehring und
Mohl, die Patronatrechte aufzuheben, fes
len durch. — Hierauf kamen die zahlrei-
chen Eingaben von Geiſtlichen zur Beraͤ—
hung, welche auf Entfhädigung für
die Verluſte bitten, welche ſie an ihrem
Dienſteinkommen durch die Abloſungsgeſetze
erlitten hahen. Manche derſelben find daͤ—
durch wirklich in eine üble Lage gerathen
und haben zum Theil kaum noͤch ein noth-
dürftiges Auskommen. Aus einem länge-


des Lultus, Staatsrath Frhrn. v. Wäch-
ter⸗Spittler, erſieht man in der That, daß
ſich bei der evangetiſchen Kirche die
Berlufle nach dem Competenzbetrag auf
700,000 fl., nach dem wirklichen Betrag
auf 1,500,000 fl, bei der katholiſchen
Kirche nach dem Competenzbetrag auf 2
und nach dem wirklichen auf 4 Millionen
belaufen. Der jährliche Ausfall beträgt
nach der Competenz bei der evangeliſchen
Kirche 30000 fl., nach dem wirklichen Be-
trag 60,000 fla bei der katholiſchen Kirche
nach der Egmvetenz 101,240 fl, nach dem
wirklichen Betrag 161,000 fl.. Entſchädi-
gungen wurden bis jetzt geleiſtet für die
vangeliſche Kirche 4294 fl., für die katho-
liſche 17,670 fl. Ausbeſſerungen follen nur
bis zur Competenz gegeben werden. Reh-
ſ(her beantragt, die Kammer wolle ihre
Geneigtheit gegen die Regierung ausſpre-
chen, die hierzu nöthigen Summen zu ver-
willigen und die betreffenden Vorlagen wo
möglich noch auf diefem Landtag einbrin-
gen. Dieſer Antrag wird angenommen.

Fraukreich.

Paris, 27. Jan Durch ein neues
Decret werden eilf höhere Beamte, näm:
ich 7 Directoren in den Miniſterien des
Auswärtigen, des Krieges, der Finanzen,
des Innern und der Marine, fodann der
General⸗ Poſtdirector, der Generat- Secretaͤt
im Juſtiz Miniſtexium, der General-Procuz
ter am Appellhofe und ein General, der
Mitglied des Genie⸗Comite's ift, zu Stiaatss
räthen im ordentlichen Dienfte außerhalb
der Sectionen ernannt. Sie beziehen kein
Gehalt, nehmen aber Theil an den Beras
thungen des Staatsrathes, deffen Mitglie-
derzahl durch ihre Ernennung auf 51 ge-
ſtiegen iſt. Sie ſollen bei Berathungen über
die beſonderen Gegenſtände ihres Amtsbes
reichs den Staatsraͤth durch ihre Erfahrung


nöthigen Auffchlüffe geben.

Schon feit eiwa drei Wochen hatte L. Na-
poleon ſeinen Miniſtern den Plan vorge-
legt, die Güter der Familie Orleans
zum Theil einzuziehen. Die Herren v. Morny,
St. Arnaud, Sould und Magne machten
ſofort gegen dieſen Plan Oppoſition, was
zur Folge hatte, daß der Prinz beinahe da-


wenigſtens officiell nicht weiter Ddiscutirt
wurde! Die Prinzen des Hauſes Orleans


Sache erhalten und ſchriebeg ſchleunigſt an
Hrn. Thiers nach Bruͤffel, um dieſen nach
London zu berufen und mit ſeinem Rathe
zu helfen. Die Folge davon war, daß ein
bier ſehr beliebler Diplomat, Hr. v. S,
 
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