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N: 28. -

Dienſtag, 3. Februar




Berichte werden gratis beigegeben.
MAugkunft ertheilt, die Spaltzeile in f‚ßetitfcbrift 2

Geſchichtskalender der Neuzeit.
3. Februar.

Am 3, Febr. 1839 wurde der Doctor Strauß,
als Vrofeffor der Theologie an die Univerfität
3Zürich berufenz er nahm dieſen Ruf am 18
Februar anz der große Rath jedoch fand fich
Wegen der hierüber entfandenen Aufregung veran-
Jaßt, am 18. März 1839 die Penftonirung des
, Profeffors zu beſchließen, und fo feine Wirkfamkeit
in Zuͤrich zu befeitigen.

Zur ——

Karlsruhe, 31. Jan. Wir haben vor
einiger Zeit der Behauptung eines ba-
diſchen Correſpondenten des Mainzer Jour-
nals, alg ſei der Zuſammentritt von Com-
miſſaͤren der Regierungen der oberrheint:
fchen Kirchenprovinz nur der Wirkſaͤmkeit
des paͤpſtlichen Nuntius zuzuſchreiben, die
Thatfacdhe entgegengefeßt, daß feit lange
gerade unfere Regierung auf dieſen Zujam-
mentritt eingewirlt hat, während die Par-
tei der Zeloten mit allem Ungeſtüm die
Regierung zu einſeitigem Untexhandeln mit
der Curie, d. h. zu einer blinden Ueber-
werfung unter deren Forderungen zu drän-
gen fuchte. Wir haben ferner die Indiscre-
‚tion- gerügt, die Namen höchſter Pexſonen
zu mißbraͤuchen, um dem Volke glauben zu
machen/ das bei der Kirchenfrage insbeſon-
dere betheiligte Miniſterium erfreue ſich
nicht des Vertrauens des Regenten in die-
ſer Frage, welche die Nedhte des MNegen-
fen und des Staates in ihrem Weſen be-
zührt. Gegen dieſe unſere Abweiſung fal-
fcher Behauͤptungen ſind ſeither zwei Er-
wiederungen erſchienen, beide im Mainzer
Journal, Nr. 15 u. 18. Die erſtere meint,
wir ſeien wohl „ein ganz ängſtlicher An-
hänger des conſtitutionellen Cultus, nach
weldem der Minifter in Funetion Alles,
und der Landesfürſt ſehr wenis fein ſolle.“
Sie irrt; wir ſind allerdings conſtitutionell,
allein nicht in dem Sinn, daß wir dies Recht
des Regenten auf dem Altar der Eon-
ſtitution in Rauch aufgehen ließen. Aus
demſelben Grund aber wollen wir das
Recht des Regenten ebenſowenig auf dem
Ziltar der Kirche opfern. Der Conſtitu-
tionalismus hat überhaupt mit dieſer Frage
nichis zu thun; fie iſt dieſelbe auch im ab-
foluten Staat. Wenn die Kathöliken in
Baͤden „Vertrauen in die Gerechtigkeit und
die landesvaͤterliche Liebe des Großherzogs“
auch in der Kirchenfrage ſetzen, ſo haben
ſie ganz Recht und Niemand wird ſie
darum tabeln. Die Correſpondenten des
Mainzer Journals ſollten nur nicht ver-
geffen, daß ſie mit ihren Freunden eben
zuch neben den Katholiken nur ein kleines
Häuflein bilden, und daß weitaus der grö-
ßere Theil der Katholiken in den Großher-
zog nicht minder das Bertrauen ſetzt, er
werde ſein Recht gegen Anſprüche zu wah-
ren wiſſen, die wit demſelben unvereinbar
ſind, weil ſie die Kirche zum Staat im
Staat machen, d. h. die Kirche am Ende
üb er den Staat und den Träger der Au-
toritaͤt in demſelben erheben woͤllen.
Die Erwiederung in Ar. 15, ſchiebt fer-
ner der Regierung die Schuld zu, daß der

Zuſammentritt der Eommiſſarien noch nicht
fiaitgefunden babez er ſolte bedenken, daß
hierüber erſt eine Verſtändigung zu erzielen


tive in ſeiner Verfaſſungsreviſion ergriffen
hatte, welche die Sache verwidelte, Die
Aeuherungen endlich des päbſtlichen Nun-
tius ſind aug guter Quelle uns mitgetheilt
und wir haben Urfache, ihr mehr Vertrauen
zu ſchenken, als den gegentheiligen Behaup-
iungen des Correſpondenten „aus dem Un-
terrheinfreis“ in Nr. 18. Wenn die Er-
wiederung in Nr. 15 wenigſtens im Tone
anſtändig gehalten war, fo gefällt ſich da-
gegen die Jeßtere in einer Gleichgültigkeit
gegen alle Formen eines mit Wuͤrde ge-
führten Streits, daß eigentlich keine Ver-
anlaſſung für uns vorläge, uns mit ihr zu
hefaſſen! Ohne ſich auf den Kern der
Sache, die Unmwmahrheit der Behauptung,
die Regierung habe ſich den Zuſammentritt
von Coinmiſſaͤrien erſt abringen laſſen, ein-
zugehen, hängt ſich der blind eifernde Mann
an Dinge, die wir gar nicht in Abrede ge-


welche der päbſtliche Nuntius bei den höch-
ſten Perſonen gefunden habe. Dieſer Auf-
nahme wird ſich jeder mit einer Sendung
ſeines Souverains beauftragte Diplomat
ſicher ſtets zu erfreuen haben. Was den
Kath beirifft, den an dieſe Sendung anzu-
fnüpfen, dem Gegner beliebt, ſo berührt er
uns nicht, ſo wenig als die Aeußerung „be-
zahlter Publiciſt“ und ähnlicher Unglimpf
uns in die unglückliche Stimmung zu ver-
ſetzen vermag, wie dlejenige, unter deren
Herrſchaft ohne Zweifel der Eorreſpondent
des M SI ſeinen Artikel geſchrieben hat.
Der gute Mann wirft uns Haß gegen die
katholiſche Kirche vor; wir wiſſen uns frei
davon. Wenn er aber ſich das Recht zu-
erkennt, für die Freiheit und das Recht ſei-
ner Kirche in die Schranken zu treten, 10
werden wir um ſo weniger zu tadeln ſein,
wenn wir auch uns das Recht nicht ver-
kümmern laſſen gegen die Angriffe auf un-
ſere Kirche in diẽ Schranken zu treten, ge-
gen Angriffe, die nicht erdichtet ſind, wie
unfer angeblicher Haß gegen die katholiſche
Kirche, ſondern urkundlich vor uns Itegen,
und gegen den ganzen Beſtand des Prote-
4 alg chriſtlicher Kirche gerichtet
ind. E

Deutſchland.
Karlsruhe, 28. Jan. Man vernimmt,
daß unſere Staats⸗Regierung bei der Bun-
des⸗Verſammlung zu Frankfurt bereits mehr-
fach und dringend den Antrag geſtellt hat,
energiſche Schkitte bei der Schweiz zu
thun, um die Umtriebe der deutſchen Flücht-
linge, welche ſich ſeit dex Kataſtrophe vom
2, December dort in größerer Maſſe ange-
geſammelt haben, zu unterdrücken; ein ge-
drucktes Promemoria, wovon ich neulich be-
richtete, wurde zu dem Ende beigelegt und
damit allerdings bündig bewiefen, welchen
Plan neuerdings die ſocialiſtiſche Partei im
Schilde führt.
lung hat ſich bis jetzt entſchieden geweigert,
dem Verlangen der Regierung zu entſpre-



worüber die Expedttton

chen. — Da ich von der Schweiz geſpro-
chen habe, ſo will ich die für ung Baͤdener
ſehr angenehme, aus guter Quelle geſchöpfte
Nachricht Ihnen mittheilen, daß endlich ein
nebereinkommen zwiſchen Baden und der
Schweiz über die Fortführung unferer
Bahn nach Baſel abgeſchloſſen worden iſt und
daſſelbe der Kammer eheſtens vorgelegt
werden wird. Man hatte hieran allſeitig
ſo ſehr gezweifelt, daß man an die freilich
ſchwierigere und koſtſpieligere Ausführung
eines Projectes auf badiſchem Grund und
Boden gehen wollte ; die regierenden Her-
ren in Baſel ſahen ſich jedoch dadurch großen
Gefahren ausgeſetzt und mögen ſchon aus
dem Grunde gelindere Saiten aufgeſpannt
haben, als ſie in dem Benehmen von Zü-
rich merken konnten, daß die Vortheile die-
ſer Stadt ungleich größer geweſen wären,
wenn ſie die Umgehung von Baſel hätte
bewirken und eine direcle Verbindung zwi-
ſchen Zürich und Frankfurt hätte herſtellen
koͤnnen. Köln. 3.)
Stuttgart, 28, Jan. In den nächſten
Tagen wird von Seiten der J. G. Cotta’e
ſchen Verlagshandlung das Erſcheinen ei-
nes Centralorgaus der evangeli-
ſchen Kirdenbehörde in Deutſch-
land angekündigt werden. Dieſes Unter-
nehmen, welches unter dem Titel: Allge-
meines Kirchenblatt für das evangeliſche
Deutſchland, eine amtliche Veröffentiichung
der neueſten und der wichtigern ältern Ge-
ſetze, Verordnungen und Erlaſſe im Kir-
chenweſen enthalten, unter Umſtänden auch
deren amtliche Motipirung und die Berich-
tigung oder Widerlegung irriger Veröf-
fentlichungen und falſcher Gerüchte bringen,
ſowie überſichtliche Darſtellungen aus dem
praktiſchen Kirchenrechte und ſtaͤtiſtiſche Mit-
theilungen umfaſſen wird, hängt mit dem
Plan einer nähern Verbindung der deut-
ſchen evangeliſchen Kirchenbehoͤrde zuſam-
men, deſſen Verwirklichung ſchon vor 7
Jahren angebahnt, aber neueſtens durch eine
Verſtändigung von Abgeordneten mehrerer
nord⸗ und ſuͤddeutſchen Kirchenbehörben bet
dem Kirchentage zu Elberfeld ſo vorbereitet
worden, daß nunmehr, nächſt der gemein-
ſchaftlichen Herausgabe des obenerwähnten
Centralorgans, die Wiederkehr von Bera-
thungen kirchlicher Beamten über die drin-
gendſten Fragen und allgemeinſten Bedürf-
niſſe des kirchlichen Lebens unter denjeni-
gen Kirchenregierungen beſchloſſen iſt wel-
chen die Leitung der großen Mehrzahl der
evangeliſchen Gemeinden im deutſchen Va-
terlande obliegt. Die Grundlage Ddiefer:
Annäherung der evangeliſchen Kirchenbe-
hörden an einander iſt das evangeliſche Be-


an deſſen Beſtand auch nur durch confeſ-
ſionelle Unionsbeſtrebungen eine Aenderung
vorzunehmen, die Abſicht vielmehr nur ein
Band des Zuſammengehörens der deutſchen
evangeliſchen Landeskirchen darzuſtellen und
die einheitliche Entwickelung ihrer Zuſtände
zu fördern, unbeſchadet jedoch der Selbſt-
fländigkeit in jeder einzeluen Kirche, Wenn
hierdurch einein Gedanken, der gewiß ſchen

iaͤngſt bei vielen Freunden der Kirche er-
 
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