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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 27-51 (1. - 29. Februar 1852)
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— —

Sonntag, 18. Februar



Berichte werden gratts DHeigegeben.


Die vandwirthfchaftltchen
3 fr., bet Inſeraten, worüber die Crpedition


Geſchichtskalender der Neuzeit.
— ‘ 15. debruar. }

"Sm Zanuar 1846 rückte AbhH=-el=-Kader gegen
die Provinz.C onfiantine vor und wurde am
7. Februar vurg General Cavatgnac verfolgt
und bei Ngda zum Neberirift auf das marok-

_„Fanifche Gebiet genötbigt, von wo er am 15.


birge zu den RabyLen überging, Marfıkall B u=
geaud verfolgte ihn auch dorthin, nöthigte ihn
‚am 19. Februar zur Flucht von den Kabylen und
kehrte am 25. Febr. nah Algter, wo er ſeine
Anſicht über Abd-el-Kaders Gefungennehmung dahin
ausfprad, Ddaß nicht die Waffen, fondern ein gün-
ſtiger Zufall die gänzlide Befiegung des Emirs

7

herbeifuͤhren könne

Memorandum für Freunde und
Förderer der Kunſt.

In einer Zeit, wo alle Kräfte ſich rühren-
Neueres und Beſſeres zu geſtalten, zum Wohl
und Gedeihen der Geſellſchaft, iſt es wohl
Pflicht auch des Einzelnen, ein frachwerhei-
fendes Samenkorn mit auf den Boden der
Culiur zu werfen, auf dem freilich Manches
nicht augenblicklich gedeiht, wenn Die ſor-
gende Hand fehlt, die es vor dem Winter-
hauch der Kaͤlte ſchirmt und bewahrt.
Eine Pflanze ver allen war e6, die mit
mundervoller Kraft einſt im deutſchen Bo-
den heimiſch wurzelte und Fruͤcht fpendete
über alle Gauen des Baterlandes. Gaͤlli-
ſcher Dunſt und Nebel erſtickte allmählich

alles fröhliche Gedeihen und der raͤſende


wie hier alles Wachsthum in diefem Felde,
das feit dem faſt öde und leer daſteht!
Ich meine den eigenſten Kuͤnſtfleiß der
Deutſchen und in Verbindung damit die
Werkgeſchicklichteit der Handwerker. Ich
meine die Freuͤde und den aufrichtigen waͤh—
ren Sinn im Volte an eigenen Leiſtungen
und Werken der Kunft, und des bis Jur
Kunſt ausgebildeten Handwerks. Es foll
nicht verkannt werden, daß von einzelnen
Kunſtlern nach einer Zeit der Verwirrung
wiederum Bedeutendes geleiſtet wird, es wird
dieß auch vielſeitig ausgeſprochen und an-
erfannts ; .5 n ⸗
Demungeachtet vermißt man im Publikum
jegliches Verſtändniß und jene Waͤrme der
Anexkennung und des Inteteſſes für Kunſt-
werke, woduͤrch allein nux ein höheres Ge-
deihen gefördert werden kann. Von unſerer
Architeciur wird in unſeren neuen Kirchen und


tion kein hohes Zeugniß abgelegt. Wie jedes
Zeitalter ſich durch irgend einen allgemeinen
Bauſtyl manifeſtirt, ſo hat das unſrige ſich
ohne ſolchen beholfen, oder mit nicht immer
gründlich verſtandenen Nachahmungen frü-


_ häufer im Kaſernenſtyl halten ſchwerlich einen
Vergleich aus, mit der gediegenen Pracht der
alten Häuſex (pon gleichem Moterial) in
ehemaligen Reiheſtädien Wo ſind die Mau-
rer und Zimmerleute, die dergleichen ſchufen?
wo die Schreiner, die ſo herrliches Tafelwerk
in Zimmern und Prunkſaͤlen fertigten? Wo
iſt endlich das Volk, das bergleichen be-
gehrte und ſich daran erfreute? — Wäre
dieſer Sinn für Productionen eigener Kraft
nicht wieder zu wecken und zu beleben?


nicht wie ehemals, ſich ſtolz und ſelbſtſtändig
auf eigenen Füßen erheben koͤnnen, ſoll er
nicht, anftatt nach Paris zu laufen, ſich um-
ſchauen, lernen, was im ganzen deutſchen

aug Zeiten, wo man nicht vom Auslande
borgte? Es wird in den Schulen ſo vieles
gelehrt, was gewiß nicht alles, oder nur
Einzelnen für's Leben fruchtet. Sollte nicht
mit dem bisher üblichem Zeichnenunterricht,
Ger beiläufig geſagt/ allgemein mit der unver-
antwortlichſſen Gedaͤnkenloſigkeit betrieben
wird) eine Anleitung zur Geſchmacksbildung
namentlich in Gymnaſten und auf Univerſi-
taͤten gegeben werden können? Denn bei
aller vorhandenen Bildung in unſerem Jahr-
hundert, ſelbſt bei den Hervorragendſten im
Stagte und Wiſſenſchaft, iſt diefe eine Lücke
gewiß vorhanden Der Hochgeſtellte, von


nicht rathloͤs, doch ſelbſtſtändig ünentſchieden,
wo es im Bereich der Kunſt gelten könnte,
mit aller Kraft zu unterſtützen-

Wenn wir uns auch der Klage hierübe
enthalten, welche reine Frende erwächſt an-
derſeils nicht aus dem Gefallen an der Kunft,
und das Uroild der Kunſt iſt unſeres gro-
ßen Schöpfers unvergänglich ſchöne Nalur.
Sollte es nicht ein Gewinn ſein für die
ſiitliche Bildung zugleich, wenn Herz und
Sinn mehr geöffnet wird für das Schöne
in der Welt! Wie Viele reiſen heutzutage


freut von dem Anblick einer goͤthiſchen Ka-
thedrale, dem Stolz vergangener Geſchlech-
ter, alg es ſolchen Monumenten gebührt.
Der Handwerksgeſelle auf der Wanderſchaft
ſucht nach ſeinen iraditionellen Wahrzeichen,
die Hauptfache iſt für ihn nicht daz er kann
nicht feben, weil er nicht ſehen gelernt
hat. Das Pablikuin betrachtet auf Bilder-
ausſtellungen die Werke der Künſtleraber
was müſſen wir leider wahrnehmen? Die
Mittelmäßigkeit, das Verkehrte, der Kunſt
Unwürdige gefällt am beſten! Das Ernſte,
Bedeutende wird ſtumpfſinnig angeſtarrt.
Aehnliches wiederholt ſich auf andern Ge-
bieten der Kunft, z D, Mufik und Schau-
ſpiel. Die puͤbliziſtiſche Kritik lobt, was
ſchlecht, und fchmäbht, was gut iſt. Beſon-
ders muß man mit Kummer ſehen, daß hei-


unwürdigeren Produeten des Auslandes nach-
geſtellt werden. —

Die deutſchen Kunſt⸗Akademieen genügen
ebenfalls ihrer Aufgabe durchaus nicht, daß
ſelbſt Künfler von Autoxität den Ausſpruch
thun, die Akademieen ſchaden mehr, als ſie
nützen! Gewiß im jetzigen Zuſtande! Es
könnte aber doch einen Zuſtand geben, der
Alles erfuͤllt, denn nicht Alle find, was An-
lage und Beruf betrifft, zum außerordent-
lichen beſtimmt; der Künſtler von Bedeu-
tung iſt ſtets Autodidakt. Hingegen die
weniger großen Talente ſind ebenfalls zu
ſchützen und nutzbringend, und ſolche können


bildung gelangen. Bei dem jetzigen troſt-


kein junger Mann mit Sicherheit denſelben


übergeben werden; damit etwas aus ihm
werde, die meiſten gehen rathlos unter uud
In Wien und Berlin hat man

2



Es fet hiermit der obige Gegenſtand em-
pfohlen den Männern, welche vor allen be«
rufen ſind die Tageshelle der Bildung zu
wahren und zu verbreiten. Wie ſchoͤn, wenn


gekehrt, einmal wieder hell würde.
HM, Pero;

Deutſchland.
Krautheim, 12. Febr. Die Noth unter
der ärmeren Klaſſe in hieſiger Gegend in
Folge der letzten Mißärnte nimmt mit Rie-
ſenſchritten zu, und es iſt fehr bedauerlich,
neben dem Heer von Bettelkindern auch er-
wachſene und arbeitsfähige Menſchen den
Bettelſtab ergreifen zu fehen, Man kann


wuͤrden wenn ſie nur Gelegenheit zur Ar-
beit fänden. Es wäre gewiß ſehr wün-


und ausgeſteckte, für die hieſige Gegend ſo
hochwichlige Verbindungeſtraße zwi-
ſchen dem Jaxt⸗ und Tauberthal in An-
griff genommen und den Armen dadurch
Arbeit und Verdienſt gegeben würde.
-Bruchfal, 12 Febr. Die Eröffnung der


gart iſt jetzt officiell bekannt gemacht. Dieſe
Telegraphenverbindung iſt übrigens ſeit Ende
Decembers v. J. hexgeſtellt und ward ſeit-
her ſchon für dienſtliche und Privat Corre-
ſpondenz benützt. Das württembergiſche und
badiſche Telegraphenbüreau befinden ſich im
obern Stockwerk des Bahnhofgebäudes, un-
mittelbar neben einander, was die Ueber-
tragung der Depeſchen von der einen Linie
auf die andere ſehr erleichtert! Eine Ver-


apbarate, welche nach gleichem Syſtem
conſtruirt ſind, fällt ſehr zu Gunſten des

L



Eine häufigere Benüßung der neuen Tele-
graphenverbindung für die Privat-Corre-
ſpondenz wird in nächfter Zeit wohl kaum
eintreten, weil in ſo lange, alg Baden dem
Telegraphenverein nicht beigetreten iſt, die
Gebuͤhren für die badiſche und die Vereins-
linie getrennt bexechnet werden, ſich alſo
bedeutend höher ſtellen, als bei dem inter-
nationalen Verkehr im Gebiet des deutſch-
öſterreichiſchen Telegraphenvereins. So iſt
z. B. jetzt für eine einfache Depeſche (von


nach Stuttgart 3 fl. 36 fr. zu bezahlen, ob-
ſchon die Entfernung, ſelbſt in der Richtung
der Telegraphenlinie gemeſſen, nur 13'/z
Meilen beträgt. Hoffen wir deßbalb, daß
unſere Regierung mit ihrem Peitritt zum
Telegraphenverein nicht laͤnger zögern werde
Raſtatt, 9. Febr. Die Zahl fämmtli-
cher hier gaͤrniſonirenden öſterreichiſceen
Truppen: Infanterie, Artillerie und Sa-
 
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