N'58.
Dienſtag, 9. März
1852
durch die Poſt
— die Spaltzeile in
Preis Halbjähritqh in GHeivelberg: 2 fl. 6 M,
Die Landwirthſchaftlichen
het Inferaten, woruͤber die Erpedition
{m Laufe des Quarfals, angenommen.
Landesherrliche Verfügungen.
Karlsruhe, 6. März. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben Sich unter
dem 2. Märzg D I, aͤllergnädigſt bewogen
gefunden: den bisherigen proviſoriſchen Bor-
fieher Szuhang am Zucht und Arbeits-
hauſe zu Bruchfal als ſolchen deſinitiv zu
ernennen3 die kathol! Pfarrei Neuhauſen,
‚Dberamts Pforzheim dem Pfarrer Zwie-
belhofer in Balg, die kath. Pfarrei Neckax-
gemünd dem Viear Bivell in Baden, die
katholiſche Pfarrei Qallau, Amts Mosbad,
dem Pfaͤrrverweſer Weiner in Wieblingen
zu übertragen;z den Verzicht des Pfarrers
und Defans Vfreundſchuh zu Schweinberg
auf die katholiſche Pfarrei Hardheim, Amts
Walldürn, ſowie den Verzicht des Pfarrers
Sulzer zu Iitendorf auf die kathol. Pfar-
ret Bohlingen, Amts Radolphzell, zu ge-
nehmigen und die letztere dem Pfarrer Ka-
ver Pfirſig von Hauſen an der Aach zu
übertragen; den Amtochirurgen Vogelba-
cher in Saͤckingen wegen vorgerückten Al-
ters in den Ruheſtand zu verſetzen.
Kammerverbandlungen.
Karlsruhe, 5. März. Foriſetzung der
Discuſſion des Berichts über die 32 Si-
tzung der 2. Kammer. 8
Kirsner berichtet über die Petition meh-
rerer Buͤrger aus Bretten, die Beſchraͤn—
kung des Hauſirhandels betreffend. Der
Antrag geht auf Ueberweiſung ans Staats-
miniſteriim, und wird angenommen. In
der Discuffion, an welcher außer dem Me-
gierungseommiſſär geh! Ref. Weizet die
Abgg. Rettig/ Fiſchler, Schaaff, Metzger,
Huber, Bär vı €& Theil nahmen, wird
mehrſeitig hervorgehoben, daß ein Theil
der Klagen über den Hauſirhaͤndel beſeitigt
werden würde, wenn die Bürgermeiſter und
die Gewerbireibenden felbſt den Vollzug der
Geſetze mehr überwachten; von Seiten der
Regierung wird erflärt, daß man mit Ju-
ſtruetionen über beſſern Vollzug derſelben
beſchäftigt fet, und namentlich auch die An-
ordnung treffen werde, daß die an ver-
fchiedenen Orten zerſtreuten Verordnungen
zu vefferer Jnformalian der Behörden zu-
ſammengedruckt werden. Parapieinibe-
richtet über die Petuion der Heidelberger
Landwirthe, Erlaſſung eines Feldeultur⸗ uͤnd
Feldpolizcigefetzes betreffend. Der Antrag
Feht auf dringende Empfehlung der Peti-
tion beim Staatsminifferium, und wird an-
genommen. In der Discuffion, an der ſich
Der Negierungscommiffär geh. Ref. Weizel
unDd bdie Abag. Mebger, Fiſcher Schmitt,
Böhme, Bär , E, und Biſſing betheili:
gen, Wird hervorgehoben, Daß in Beireff
der Heldpolizei die zefetziichen Deftimmunz
gen ſtreng genug feien, eg aber auch hier
nur zu oft an ffrenger und furchiloſer Hand-
Habung derfelben durch die Gemeindebehör-
ben fehle. Die RNegierung widme dem Ge-
genſtande ihre aNgelegentliche Sorgfalt, und
krkenne insbeſondere die Nothwendigkeit an,
der allzugroßen ©üterzerfplitterung, als
maͤteriell und politiſch verderblich Schraͤn⸗
ken zu ſetzen. Derſelbe Abg, berichtet 2)
uͤber eine Petition Heidelberger Weingärt-
ner, das Ausſchenken ſelbſtgebauten Weines
betreffend. Antrag ift die Tagesordnung
und wird angenommen nach längerer leb-
hafter Discuffion, deren Hauptmomente wir
in Folgendem wiedergeben, Rettig: Man
beflagt die armen Weinbauern; damit iſt
ihnen nicdt gebolfen; man muß die Gründe
ihres Nothſlandes erforſchen und ſehen, wie
zu helfen iff, Ein ©rund des Nothſtandes
ift die hohe Beſteuerung der der Kaufpreis
zu Gruͤnde lHiegt, der nicht blos den Bo-
den, ſondern auch die Pflanzung ſchätzt.
Der Werth nimmt - ab, die Steuer bleibt.
Ein weiterer Grund iſt die hohe indirecte
Steuer auf den Wein, Sie hier lediglich
auf den Producenten faͤllt! Ein weiterer
Nothſtand iſt durch den Zollverein herbei-
geführt, d. H. für die aͤrmeren Weinbauern,
die kein Proͤduct erzielen, was in den gro-
ßen Verkehr komnt! Die Ueberrheiner
Weine drücken ſchwer auf dieſe Klaffe der
Producenten; ein anderer Uebelſtand iſt
die Entziehung des Detailverkaufs. Den
Ackerbauer hindert Niemand; ſein Product
zu verwerthen, wie Er will, in großen oder
kleinen Quantitäten, Man fragt freilich:
wenn man dem Weinbauer gleiche Crlaud-
niß gibt, fo hat er keinen Vortheil davon;
man tirinft ſich wechjelfetiig den Wein ab
unb zaͤhlt YNicts, Das iſt leere Behaup-
tung; hiezu bedürfe es keiner Petition und
feiner Erlaubniß; ſie werden ſich hüten,
Accis und Dhmyeld zu zahlen für Ciwas,
waͤs ihnen Niemand wehren kann! Sie
woͤllen aber nicht Dies, ſondern die Ver-
werthung ihres Provucts, damit ſie Steuern
und Zinfen bezahlen können! Man beſorgt
fernet Gefaht für die Sittichkeit! IO
fenne keine Zhatfachen, die die Fuͤrcht be-
gründen, Das Verbot des Gäͤſſelirens hat
ferner weſentlich die Biereonſumtion begün-
fligt, und was ſchlimmer iſt! die des Brannt-
weins, Wollen Sie die Branntweinpeſt
ausrotten;, fo geben Sie dem armen Zag-
loͤhner die Möglichfeit, einen wohlfellen
Wein zu frinfen. Der Redner ſtellt ſchließ-
lich den Antrag : Die Petition an das Staats-
miniſterium mit dem Anfügen zu überweiſen,
daß es der Wunſch der Kammer fet, es
möge nach Thunlichkeit der Bine derſelben
zur Abhilfe des Nothſtandes wilfahrt werden.
YPreftinari verweiſt auf den Beſchluß des
ſetzten Landtags in gleichem Betreff, der da-
der Bitle zu überweifen, daß den Petenten
geſtattet werde, ihren Wein im Kleinen zu
verfaufen, und faͤhrt dann fort: Faſſen wir
jetzt einen andern Beſchluß ſo desavouiren
wir den zuletzt gefaßten. Der Commiſſions
bericht wiederholt nur viermal @Gehörtes, vom
Abg Rettig Widerlegtes, Nicht Icwohl vom
Gaͤſſeliren handeit cs fih, als von der Noth
der Weinbauern und deren Abhilfe, M e ßB-
ger alaubt nicht, daß den Weinproducenten
mit dem Gäſſeliren geholfen wird. Wo der
Weinubauer nicht zugleich Fruchtbauer fei, fet
er eben arın und übel daran; darum müſſe
bei noch ſeine übrigen Producte ziehen koͤnne,
vor Allem Kartoffeln, Früher ſei der Wein-
bau lucrativ geweſen, jetzt nicht mehr. Die
Conſumtion habe nachgelaſſen und komme
nicht wieder. Nur der mit Wein ſpeculire,
gewinne. Die Weinbauern müßten ihre
Weinberge reduciren! Txefurt: Wenn der
Redner vor mir ſich wundert, daß andere
Weinbauern kein Verlangen nach dem Selbſt-
ausſchank haben, ſo iſt der Grund der, daß
dort auch in ſchlechten Jahrgängen der Wein
nicht ſo gering {ft, als in den Gegenden,
woher die Vetitionen kommen! Die Redue-
tion der Weinberge hilft dem nicht ab, Ge-
rade in ſchlechten Jahrgängen ift der arıne
Weinbauer doppelt arm; da gedenken ſie
der alten Zeit ihrer Bäter, die durch das
Säffeliren nicht zu Lumpen! fondern zu
Haushältern geworden find. Mathy für
Rettig’s Antrag; man weiſe die Leute an
die Wirtbe; dieſe könnten allerdings allein
den geringen Wein verwerthen, allein des-
halb machen ſie die Preiſe auch fo, daß der
Producent nicht dabei beftehen fönne, Man
habe heute das öffentliche Spiel ein Uebel
genannt, aber einen Nahrungszweig für Ba-
den, den man beſtehen laſſen müffez man
Uebel, aber man habe den Kaͤtferſtühlern
das Hauſtren mit Branntwein nicht genom-
men wiſſen wollen. Nur bei den Weine
bauern wolle man ſich in Widerſpruch mit
ſich ſelbſt fetzen! Er ſeinerſeits Aimme für
Metttg’S Anırag, Platz! Die Commiſſton
wundert fich, daß nur aus einer Gegend
des Landes Petitionen der Weinbauern ein-
gelaufen ſind i wundere mich, daß über-
haupt noch eine einfam, denn die Art und
WWetie, wie ihre Sache aufgefaßt zu werden
pfleat, muß entmuthigend auf ſte wirken.
Wie fehr die Weinproducenten gegen die
Erzeuget anderer Naturproduͤcte im Nads
theil find, brauche ich Ihnen nicht weitläuftg
augeinanDder zu ſetzen; ich brauche nur an-
zudeuten, wie weii ſchwieriger und koſtſpie-
liger die Cultür des Weins iſh alg die des
Getreides 3, B.; wie weit abhängiger der
Bau des Weins von der Gunſt der Witte-
rung, der Beſchaffenheit des Bodens, der
Vage des Rebguts iſt; wie verſchieden die
Guͤte des Products, in Folge deſſen der
Werth deſſelben und die Möhlichkeit ſeiner
Ver werthung. Mit all dieſen Hinderniſſen
hat der Ackerbauer nicht zu kämpfenz nur
felten verſagt ihm der Boden einen Ertrag;
der Weinbauer muß häufig Jahre erleben,
wo die Ernte nicht einmal die Koſten des
Baues erträgt, geſchweige Steuern und
Zinſen des Kapitaͤls und Mittel für den
eigenen Haͤushaͤlt. Die Steueru und Zine
ſen aber fragen nicht nach dem guten oder
ſchlechten Herbſt. In weicher vekzweifelten
Laͤge iſt daͤher der Weinbauer Wenn der
Abfatz ſeines Produets ſtockt, wenn er ein
folches erzielt, das nicht Gegenſtand des
Hanbels, der Speculatign ſein kann, deſſen
Abfaß nur auf engere Kreiſe beſchränkt iſt!
Kann man ihin verargen, mwenn er Zeiten
zurückwünſcht, wo er nie in Berlegenheit
war, fein Product zu verwerthen? Wenn
er an einem Recht? hängt, das Jahrhunz
derte hindurch ipm vergönnt war und Das
feßt noch in Boyern, Württemberg, veſſen
ibm geftattet ift? Und welches ſind denn
Dienſtag, 9. März
1852
durch die Poſt
— die Spaltzeile in
Preis Halbjähritqh in GHeivelberg: 2 fl. 6 M,
Die Landwirthſchaftlichen
het Inferaten, woruͤber die Erpedition
{m Laufe des Quarfals, angenommen.
Landesherrliche Verfügungen.
Karlsruhe, 6. März. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben Sich unter
dem 2. Märzg D I, aͤllergnädigſt bewogen
gefunden: den bisherigen proviſoriſchen Bor-
fieher Szuhang am Zucht und Arbeits-
hauſe zu Bruchfal als ſolchen deſinitiv zu
ernennen3 die kathol! Pfarrei Neuhauſen,
‚Dberamts Pforzheim dem Pfarrer Zwie-
belhofer in Balg, die kath. Pfarrei Neckax-
gemünd dem Viear Bivell in Baden, die
katholiſche Pfarrei Qallau, Amts Mosbad,
dem Pfaͤrrverweſer Weiner in Wieblingen
zu übertragen;z den Verzicht des Pfarrers
und Defans Vfreundſchuh zu Schweinberg
auf die katholiſche Pfarrei Hardheim, Amts
Walldürn, ſowie den Verzicht des Pfarrers
Sulzer zu Iitendorf auf die kathol. Pfar-
ret Bohlingen, Amts Radolphzell, zu ge-
nehmigen und die letztere dem Pfarrer Ka-
ver Pfirſig von Hauſen an der Aach zu
übertragen; den Amtochirurgen Vogelba-
cher in Saͤckingen wegen vorgerückten Al-
ters in den Ruheſtand zu verſetzen.
Kammerverbandlungen.
Karlsruhe, 5. März. Foriſetzung der
Discuſſion des Berichts über die 32 Si-
tzung der 2. Kammer. 8
Kirsner berichtet über die Petition meh-
rerer Buͤrger aus Bretten, die Beſchraͤn—
kung des Hauſirhandels betreffend. Der
Antrag geht auf Ueberweiſung ans Staats-
miniſteriim, und wird angenommen. In
der Discuffion, an welcher außer dem Me-
gierungseommiſſär geh! Ref. Weizet die
Abgg. Rettig/ Fiſchler, Schaaff, Metzger,
Huber, Bär vı €& Theil nahmen, wird
mehrſeitig hervorgehoben, daß ein Theil
der Klagen über den Hauſirhaͤndel beſeitigt
werden würde, wenn die Bürgermeiſter und
die Gewerbireibenden felbſt den Vollzug der
Geſetze mehr überwachten; von Seiten der
Regierung wird erflärt, daß man mit Ju-
ſtruetionen über beſſern Vollzug derſelben
beſchäftigt fet, und namentlich auch die An-
ordnung treffen werde, daß die an ver-
fchiedenen Orten zerſtreuten Verordnungen
zu vefferer Jnformalian der Behörden zu-
ſammengedruckt werden. Parapieinibe-
richtet über die Petuion der Heidelberger
Landwirthe, Erlaſſung eines Feldeultur⸗ uͤnd
Feldpolizcigefetzes betreffend. Der Antrag
Feht auf dringende Empfehlung der Peti-
tion beim Staatsminifferium, und wird an-
genommen. In der Discuffion, an der ſich
Der Negierungscommiffär geh. Ref. Weizel
unDd bdie Abag. Mebger, Fiſcher Schmitt,
Böhme, Bär , E, und Biſſing betheili:
gen, Wird hervorgehoben, Daß in Beireff
der Heldpolizei die zefetziichen Deftimmunz
gen ſtreng genug feien, eg aber auch hier
nur zu oft an ffrenger und furchiloſer Hand-
Habung derfelben durch die Gemeindebehör-
ben fehle. Die RNegierung widme dem Ge-
genſtande ihre aNgelegentliche Sorgfalt, und
krkenne insbeſondere die Nothwendigkeit an,
der allzugroßen ©üterzerfplitterung, als
maͤteriell und politiſch verderblich Schraͤn⸗
ken zu ſetzen. Derſelbe Abg, berichtet 2)
uͤber eine Petition Heidelberger Weingärt-
ner, das Ausſchenken ſelbſtgebauten Weines
betreffend. Antrag ift die Tagesordnung
und wird angenommen nach längerer leb-
hafter Discuffion, deren Hauptmomente wir
in Folgendem wiedergeben, Rettig: Man
beflagt die armen Weinbauern; damit iſt
ihnen nicdt gebolfen; man muß die Gründe
ihres Nothſlandes erforſchen und ſehen, wie
zu helfen iff, Ein ©rund des Nothſtandes
ift die hohe Beſteuerung der der Kaufpreis
zu Gruͤnde lHiegt, der nicht blos den Bo-
den, ſondern auch die Pflanzung ſchätzt.
Der Werth nimmt - ab, die Steuer bleibt.
Ein weiterer Grund iſt die hohe indirecte
Steuer auf den Wein, Sie hier lediglich
auf den Producenten faͤllt! Ein weiterer
Nothſtand iſt durch den Zollverein herbei-
geführt, d. H. für die aͤrmeren Weinbauern,
die kein Proͤduct erzielen, was in den gro-
ßen Verkehr komnt! Die Ueberrheiner
Weine drücken ſchwer auf dieſe Klaffe der
Producenten; ein anderer Uebelſtand iſt
die Entziehung des Detailverkaufs. Den
Ackerbauer hindert Niemand; ſein Product
zu verwerthen, wie Er will, in großen oder
kleinen Quantitäten, Man fragt freilich:
wenn man dem Weinbauer gleiche Crlaud-
niß gibt, fo hat er keinen Vortheil davon;
man tirinft ſich wechjelfetiig den Wein ab
unb zaͤhlt YNicts, Das iſt leere Behaup-
tung; hiezu bedürfe es keiner Petition und
feiner Erlaubniß; ſie werden ſich hüten,
Accis und Dhmyeld zu zahlen für Ciwas,
waͤs ihnen Niemand wehren kann! Sie
woͤllen aber nicht Dies, ſondern die Ver-
werthung ihres Provucts, damit ſie Steuern
und Zinfen bezahlen können! Man beſorgt
fernet Gefaht für die Sittichkeit! IO
fenne keine Zhatfachen, die die Fuͤrcht be-
gründen, Das Verbot des Gäͤſſelirens hat
ferner weſentlich die Biereonſumtion begün-
fligt, und was ſchlimmer iſt! die des Brannt-
weins, Wollen Sie die Branntweinpeſt
ausrotten;, fo geben Sie dem armen Zag-
loͤhner die Möglichfeit, einen wohlfellen
Wein zu frinfen. Der Redner ſtellt ſchließ-
lich den Antrag : Die Petition an das Staats-
miniſterium mit dem Anfügen zu überweiſen,
daß es der Wunſch der Kammer fet, es
möge nach Thunlichkeit der Bine derſelben
zur Abhilfe des Nothſtandes wilfahrt werden.
YPreftinari verweiſt auf den Beſchluß des
ſetzten Landtags in gleichem Betreff, der da-
der Bitle zu überweifen, daß den Petenten
geſtattet werde, ihren Wein im Kleinen zu
verfaufen, und faͤhrt dann fort: Faſſen wir
jetzt einen andern Beſchluß ſo desavouiren
wir den zuletzt gefaßten. Der Commiſſions
bericht wiederholt nur viermal @Gehörtes, vom
Abg Rettig Widerlegtes, Nicht Icwohl vom
Gaͤſſeliren handeit cs fih, als von der Noth
der Weinbauern und deren Abhilfe, M e ßB-
ger alaubt nicht, daß den Weinproducenten
mit dem Gäſſeliren geholfen wird. Wo der
Weinubauer nicht zugleich Fruchtbauer fei, fet
er eben arın und übel daran; darum müſſe
bei noch ſeine übrigen Producte ziehen koͤnne,
vor Allem Kartoffeln, Früher ſei der Wein-
bau lucrativ geweſen, jetzt nicht mehr. Die
Conſumtion habe nachgelaſſen und komme
nicht wieder. Nur der mit Wein ſpeculire,
gewinne. Die Weinbauern müßten ihre
Weinberge reduciren! Txefurt: Wenn der
Redner vor mir ſich wundert, daß andere
Weinbauern kein Verlangen nach dem Selbſt-
ausſchank haben, ſo iſt der Grund der, daß
dort auch in ſchlechten Jahrgängen der Wein
nicht ſo gering {ft, als in den Gegenden,
woher die Vetitionen kommen! Die Redue-
tion der Weinberge hilft dem nicht ab, Ge-
rade in ſchlechten Jahrgängen ift der arıne
Weinbauer doppelt arm; da gedenken ſie
der alten Zeit ihrer Bäter, die durch das
Säffeliren nicht zu Lumpen! fondern zu
Haushältern geworden find. Mathy für
Rettig’s Antrag; man weiſe die Leute an
die Wirtbe; dieſe könnten allerdings allein
den geringen Wein verwerthen, allein des-
halb machen ſie die Preiſe auch fo, daß der
Producent nicht dabei beftehen fönne, Man
habe heute das öffentliche Spiel ein Uebel
genannt, aber einen Nahrungszweig für Ba-
den, den man beſtehen laſſen müffez man
Uebel, aber man habe den Kaͤtferſtühlern
das Hauſtren mit Branntwein nicht genom-
men wiſſen wollen. Nur bei den Weine
bauern wolle man ſich in Widerſpruch mit
ſich ſelbſt fetzen! Er ſeinerſeits Aimme für
Metttg’S Anırag, Platz! Die Commiſſton
wundert fich, daß nur aus einer Gegend
des Landes Petitionen der Weinbauern ein-
gelaufen ſind i wundere mich, daß über-
haupt noch eine einfam, denn die Art und
WWetie, wie ihre Sache aufgefaßt zu werden
pfleat, muß entmuthigend auf ſte wirken.
Wie fehr die Weinproducenten gegen die
Erzeuget anderer Naturproduͤcte im Nads
theil find, brauche ich Ihnen nicht weitläuftg
augeinanDder zu ſetzen; ich brauche nur an-
zudeuten, wie weii ſchwieriger und koſtſpie-
liger die Cultür des Weins iſh alg die des
Getreides 3, B.; wie weit abhängiger der
Bau des Weins von der Gunſt der Witte-
rung, der Beſchaffenheit des Bodens, der
Vage des Rebguts iſt; wie verſchieden die
Guͤte des Products, in Folge deſſen der
Werth deſſelben und die Möhlichkeit ſeiner
Ver werthung. Mit all dieſen Hinderniſſen
hat der Ackerbauer nicht zu kämpfenz nur
felten verſagt ihm der Boden einen Ertrag;
der Weinbauer muß häufig Jahre erleben,
wo die Ernte nicht einmal die Koſten des
Baues erträgt, geſchweige Steuern und
Zinſen des Kapitaͤls und Mittel für den
eigenen Haͤushaͤlt. Die Steueru und Zine
ſen aber fragen nicht nach dem guten oder
ſchlechten Herbſt. In weicher vekzweifelten
Laͤge iſt daͤher der Weinbauer Wenn der
Abfatz ſeines Produets ſtockt, wenn er ein
folches erzielt, das nicht Gegenſtand des
Hanbels, der Speculatign ſein kann, deſſen
Abfaß nur auf engere Kreiſe beſchränkt iſt!
Kann man ihin verargen, mwenn er Zeiten
zurückwünſcht, wo er nie in Berlegenheit
war, fein Product zu verwerthen? Wenn
er an einem Recht? hängt, das Jahrhunz
derte hindurch ipm vergönnt war und Das
feßt noch in Boyern, Württemberg, veſſen
ibm geftattet ift? Und welches ſind denn