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N‘ 61. _


Freitag, 12. März

1852


durch die




Kammerverhandlungen,
Karlsruhe, 8. Marz. d4. Sitzung der
zweiten Rammer. _ (Schluß.)
Böhme hat bisher nicht gewußt, daß das
Syftem der Negierung vorzugsweife auf Ver-
mehrung der Volkszahl gerichtet gewefen;
er habe immer geglaubt! daß nicht dieſer
Zwed, ſondern die Wohlfahrt des Landes
der Zielpunkt geweſen ſet für das Streben
der Megierung, Wohl werde jeder ſich des
hönen Lichtes erfreuen, in welchem der Abg.
Regenguer unfer Laud dargeftellt habe;z
darum aber dürfe man nicht die Augen ver-
ſchliehen gegen den Schatten, der ihm gefellt
ſei; auch der Odenwald und Schwarzwald,
ingbefontere der Katzenbuckel, gehoͤrten dazu;
hier fei allerdings eine-wahre Uebervoͤlte
Tung, und der karge Boden außer Stande,
ſie zu ernähren. Hier ſei ſelbſt in guten
Sahren oft Mangel, in ſchlechien eine wahre
Notd. Daß die Indolenz des Ddenwaldes
mit einen Theil des Nothſtandes trage,
leugne er nicht; fo aber fet e8 auch ander-
Wärts; richtig fet die Vernachläſſigung der
Feld? und Waldwirthſchaft, der Mangel an
Sinn für induſtrielle Thätigkeit. Aber man
babe eben auch hiefür zu wenig gethan, und
die Auswanderung ebre doch die Voͤrbedin-
gung zu jeder gedeihlichen Wirkſamkeit von
Seiten des Staͤais. Selbſt ökonomiſch ſei
ſie unbedenklich, denn ſie bringe Erſpaͤrniffe
auf der andern Seite, Die Auswanderung
8 auch kein Exit, kein Schicken in’s

- Tend ; £ il eine B

4 m Gegentheil eine Verbeſſerung des
geWanderten Rienecker ganz zufrieden mit
ihrem Schiafol feien. — Schaaff. ver-
iheidigt noch feinen Antrag gegen den Abg.
RNegenauer, worauf zur Abflimmung ge-
ſchritten und dieſer Antrag, fomie der der
— PetittoVScommiffion, angenommen wird. —
Staatsminifter Frhr, v, Nüdt übergibt einen
Nachtrag, zUumM Budger des Eifenbahn-Baues
für 1852/53, beftehend in zwei Forderungen,
90,000 {l Für Erweiterung vdes Eifenbahn:
bofs in Bruchlal für den Anfekluß an die
DBerbinduugsbahn, und 8000 fl. fuͤr einen
definitiven Güterſchoppen in Freiburg. —
Die Sigung verwandelt ſich hierauf in eine
*M 7

arlsruhe, 9. März. 35. Sitzung der
ZwWeiten Kammer. — — *
feBung des Discuffion des Berichts eg Ab-
9°O'UNeten Speyerer über das qußeror-
Dentliche Budget.
4 1X. Unterridhtswefen, Forderung:
- 5“‘‚@rba‚uung eines chemiſchen Laboratd-
— Deidelberg : 15,000 fl. ; 2) für meh-

vere BeDÜLfnife der polptechnifen Schule :
— — *
Ofitionen werden bewilligt,
* kurt —— — des Abg. Zelt
über den Befand des Hemifchen Unterrichts
in Heidelberg, und des p Klauyrecht
über dag Laboratorium In on PTE
: M In Heidelberg, das
ſchwerlich mit dem im DBurdget aufgenom-
menen Aufwand gehaut werden fönne, und
über die Bedürfniffe der po[p‚ed‚n;m)e"
Schule in Betreff der Ausdehnung ihrer
Lehrkraͤfte und ihres Lehrfloffs. Er bebt
wie die Anſtalt zu ihrem Bauwefen
nur */s an Siaalszufchüffen erhallen habe;


für Lehrmaterial faſt Nichts. Alle Apparate,
Inſtrumente, Bücher 26. hätten aus Hono-
raren erworben werden müſſen. Die Stagts-
dotation gehe auf in Beſoldungen und Ge-
halten, obgleich im Allgemeinen die Lehrer
geringer beſoldet ſeien, alg das Kaͤnzleiper-
fjonal der Mittelftellen, wobei ſie noch große
Ausgaben für Verſuche, techniſche Reiſen,
Literalien 2c. zu machen hätien! Bei dem
Deficit ſei die Bildung eines Reſervefonds
unmöglich, das beſte Unterpfand liege in
der Thätigkeit und dem Fleihe der Lehrer.
Tit. X. Forderung: 15,828 fl. für den
landwirthſchaftlichen Garten in Karlsruhe.
Wird bewihtigt. — Kiefer drüdı den Wuncch
aus, daß auch in andern Landestheilen ſolche
Muſteranſtalten errichiet werden möchten. —
Klauprecht und Metzger verbreiten ſich
über die Verbindung des landwirthſchaͤft-
lichen Unterrichts mit dem Polytechnicum
und den Zweck des landwirthſchaftlichen Gar-
tens, Huber wünſcht der Frequenz der po-
lytechniſchen Schule allen nur möglichen Zu-
wachs; nur möge man nicht ſich verſucht
fühlen Bauernſöhne zu Halbgelehrten zu bil-
den, indem man ſie in eine ihnen fremde
und nicht zuträgliche Sphäre verſetze, wo fie
der Einfalt ihrer Sitten entfremdet und zu
ihrem Lebensberufe untüchtig gemäͤcht wür-
den. Tit, XI. Cultus. Zorderung: 3650 fl
für Abhaltung einer Generalſynoden Ange-
nommen. Tit. XIV. Illenau Forderung:
2000 fl für Erweiterung der Rindviehſtal-
lungen. Stolz ſtellt und begründet den
Antrag auf Bewilligung der Forderung, die
durch die Budgeteommiſſion geſtrichen iſt. —
Metzger umerſtützt den Antrag von Stolz
durch näbere Mittheilungen aleın die Kam-
mer verwirft ibn. Tit. XVL Waſſer- und
Sıraßenbau, Forderung;: 8S12,510 fl. neu
zu ertheilende Credite; 65112 fl. aufredht
zu haltende! Zufammen 877,622 fl. Dieſer
Aufwand verihellt ſich auf 20 bereits im
Bau begriffene und 10 meiter in Bay zu
nehmende Werfe, A. Im Bau begriffene
Werke. 1) Straße ven Dürrheim nach Do-
naueſchingen. Forderung 1700 fl. 2) Außerz
ordentlicher Zuſchuß zum Rheinbau längs der
franzöfifhen SGränze. Forderung 100,000 fl.
3). Straße vom Breisgau in's obere Wie-
ſenthal: 40,000 fl, 4) ÜWrerdedung der Rhein-
durchſchnitte langs der bayerilden Grenze:
105,360 fl. 5) Zuſchuß zur Verzinſung der
Schuld der Conturrenzſchaft für die Eld-
und Dreiſam Rectification: 12,730 f 6)
Straße von Ludwigshafen nach Ueberlingen;
8903 fl. Bei dieſen ſämmtlichen Poſitionen
gehen die Anträge der Commiſſion auf Ge-
nehmigung und werden von dex Kammer
ohne Discuſſion angenommen.
von Walldurn über Mipperg nach Amor-
bach: 9000 fl. Antrag auch hier auf Be-
willigung. Kieſer ſtellt und begründet den
Antrag, 1)-daß die für dieſe Straße be-
ſtimmie Summe erhöht reſp. die Regierung
ermächtigt werde, einen höhern Betrag als
den genannten zu verwendenz 2) daß da-
gegen die sub 19 verzeichnete Straße zur
Verbindung des mittleren Neckars mit dem
mittleren Main mit 3500 fl. zu ſtreichen ſei.
Der Hr. Abgeordnete ſetzt auseinander, daß



denfelben Zweck erfülle, als die andere; daß
ſeit 12 Jahren an ihr gebaut würde und
der Stadt und Gegend von Walldürn ein


venz eröffnet werde. Staaterath Frhr. v.
Marſchall hebt hervor, daß die Straße
sub 7 von größerer Bedeutung nicht ſei,
daß man ſie aber mit Rückſicht auf die Ver?
hältniſſe der Gegend bauen werde, wobet



für die Straße sub 19, durch welche die


ebener und durchſchneide den Odenwald.


Kiefjer’ S erſter Antrag angenommen, der


den Antrag, daß nur dann gebaut werde,
wenn Bayern entgegenbaue, — Trefurt
modificirt dieſen Antrag Ddabin, dafß Dver
Wunſch ausgedrückt werde, e$ möge nicht
eher gebaut werden, alg bis Bayern ſich
erklärt habe. In dieſer Form wird der An-
trag angenommen. — 8) Verbindungsweg
zwiſchen der Inſel Reichenau und dem Feftz
land; 6940 fl. 9) Negulirung der Wutach



fenfeld bei Plittersdorf: 12,000 . 117
Colonnenſtraße vom Germersheimer Bruͤcken-
kopf bis zu der von Mbheinsheim nach Hut-


171,130 fl


22,549 fl. 15) Herſtellung von Schutzbauten



Rectification: 4400 fl.

Höllenſteige: 30,000-fl. 20) Verlegung der
Straße von Wertheim nach Nıflashaufen in.


Poſitionen werden ohne Discuffion angenom-
men. B. Weiter in Bau zu nehmende Werke.


bei Brombach:
22) Herſtellung einer Straße durch das
Kappler Thal bis zur würtemberg. Grenze:
10,000 fl. Hier geht der Antrag der Com-
miſſion auf Nichtbewilligung da ſchon zwei
ſolche Verbindungsſtraßen eriſtiren. Oſter
ſtellt und begründet den Antrag auf Be-


deutende Präcipualbeiträge

und den RMegierungscommiffären, ,
gentheiligen Sinn erktären ſich die Abg.
Zunghanns und Kimmig, welch Letzterer
 
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