ſatzmannſchaft nicht eingeübt haben wollte;
auch nicht vorgeſchrieben und der alte Kriegs-
miniſter hat ausdrücklich dieſe Erſatzmann-
ſhaft bei Berechnung des Dienſtſtandes in
Abzug gebracht. Der Dienſtſtand iſt aber
auch zu groß in Bezug auf die Nichtſtrei-
tenden und auf die Einſteher, welche an
die Stelle der Ungeübten treten. Eben ſo
wenig iſt Rückſicht genommen auf die au-
ßerordentlichen Abgänge in jedem Jahr. —
Geh. Kriegsrath Bogelmann hedt die
Unzuläſſigkeit allgemeiner Vergleichungen
gleichfalls hervor und fährt dann fort;
Wir haben zweierlei Verpflichtungen: eine
gegenüber dem Bunde, dann noch eine, die
auch Sie haben, gegenüber Denen, welche
kraft des Geſetzes zum Militärdienſte be-
rufen werden. Würden wir durchweg alle
Männer von einem gleichen Alter zu die-
ſer ſchweren Laſt berufen, dann koͤnnte man
an der einen oder der andern Ausgabe
vielleicht ſparen; es würde den Einen fref-
fen wie den Andern. Allein wir nehmen
nur die Waffenfähigen eines Alters, und
ſelbſt dieſe nicht Alie fondern wie das Loos
ſie trifft. Es entſteht dadurch eine außer-
ordentliche Präcipuallaſt, und ſie madht €$
uns zur Gewiſſensſache, daß wir für die
einberuſene Mannſchaft nicht nur in Be-
ziehung auf Ausrüſtung und Verpflegung
genügend ſorgen, ſondern daß wir auch in
Beziehung auf ihre Ausbildung und gute
Führung ſorgen. Dieſe Sorge muß die-
ſelbe ſein im Frieden wie im Kriege; denn
gerade im Frieden muß man für die Kriegs-
rüchtigkeit im Kriege ſorgen. — Oberſtlieu-
tenant v. Böckh: Ich habe auf die Be-
merkung, daß der frühere Herr Präſident
des Kriegsminiſteriums die Erfatzmannſchaft
nicht ausgebildet habe, nur zu erwiedern,
daß ſie allerdings innerhalb des geſetzlich
berechneten Dienſtſtandes ausgebildet wor-
den iſt; daß aber dieſe Ausbildung keine
vollkommene war, das wiſſen wir. Damit
ſchloß die allgemeine Discuſſion. (Fortſ. f.)
Deutſchland.
Karlsruhe, 18. März. Vorgeſtern Mit-
tag um 1 Ubhr ſind Ihre großh! Hoheit die
Herzogin Alexandrine v. Sachſen-Koburg-
Sotha, und heute Mittag um dieſelbe Stunde
Se. Hoheit der Herzog von Sachſen-Koburg-
Gotha, zu einem läͤngeren Beſuche Höchſt-
ihres durchlauchtigſten kranken Vaters da-
Vier eingetroffen und im großh. Schloſſe
abgeſtiegen. — —
SHeidelberg, 18. Maͤrz. In diefer Woͤche
feiert Herr geh. Rach Chelius ſein 40:
jähriges Amtsjubiläum, wie wir hören, in
einem kleineren Kreiſe von Freunden. Möge
der kochverehrte Mann, der ſchon ſeit vie-
len Jahren eine der erſten Zierden unſerer
Univerſität iſt und als Arzt ſich einen ſo
glaͤnzenden Kuf erworben hat, noch recht
Yange in ſeiner bisherigen Rüſtigkeit und
Thaͤtigkeit wirken koͤnnen! — 30
Mannheint, 16. März. Die Schwur-
gerichtsfißung des erſten Bierteljahrg 1852
Fat heute dahiet begonnen. Es haben ſich
fämmtliche 36 Geſchworne dazu eingefun-
den, ein Beweis anerkennenswerther Pflicht-
treue und einer patziotiſchen Bereiiwillig-
keit, den öffentlichen Intereſſen auch ſchwere
Dpfer zu bringen. Der Schwurgerichis-
praͤſident, Obethofgerichtsrath Mühling,
machte in ergreifender Weiſe die Geſchwor-
nen auf die hohe Bedeutung ihrer Vflich-
ten aufmerkſam; wahrhaft erhebend waren
die Worte, mit denen er die Eidesleilung
einleitete. Der verhandelte Fall hat we-
nig Bemerkenswerthes dargedoten. Ein
arbeitakräftiger, junger Mann aug Schlier-
bach iſt — aͤngeblich aus Noth, in Wahr-
heit aus Unluſt an nützlicher Arbeit — in
hat 2 Brode im Werthe von 45 fr. ent:
wendetz auf der That betreten, geſtand er
Geſchwornen fanden den Angeklagten ſchul-
Eindringen in den Keller nicht ein gefähr-
liches Einſteigen im Sinne des Geſetzes
ſei. Der Schwurgerichtshof verurtheilte den
Angellagten zu Amtsgefaͤngnißſtrafe von 6-
wöchentlicher Dauer. (K. 3
Bruchſal 16. März. In der zweiten
Sitzung des Schwurgerichtshofes wurde heute
die Anklage gegen Mathias Amtsbühler
von Lautenbach wegen Brandſtiftung ver-
handelt. Am 5. Oct. v. J. Morgens 9
Uhr, an einem Sonntage, gerade voͤr An-
fang des Gottesdienſtes, brach plötzlich in
dem Oekonomiegebaͤude des Mülters Gg.
Vogt in Lautenbaͤch Feuer aus, und brannte
daſſelbe in kurzer Zeit, trotz aller Anſtren-
gungen, bis auf die 4 Wände nieder. Eine
balbe Stunde vorher ſchon hatte man in
der verſchloſſenen Stube des Angeſchuldig-
ten, der in der Mühle das lebenslängliche
Wohnungsrecht hatte, Feuer entdeckt, daſ-
ſelbe aber gleich im Entſtehen gelöſcht. Die
allgemeine Stimme bezeichnete ſogleich den
67jährigen Mathias Amisbühler, der auf
ſeinen Bruder Georg, den Schwiegervater
des Müllers Vogt, ſchon ſeit Jahren einen
bittern Haß geworfen, als den Urheber,
und die Unterſuchung wurde ſofort gegen
denſelben eingeleitet. Aber obgleich die In-
zichten ſehr ſtark gegen den Angeſchuldigten
ſprachen und die Ausſagen von 19 Zeugen
in der heutigen Verhandlung erhoben wur-
den, konnte über den Hergang keine Ge-
wißheit begründet werden, um ſo weniger,
alg der Angeſchuldigte beharrlich leuguete.
Am Schluſſe der Verhandlung, die durch die
Rede des Vertheidigers, Hrn. Oberhofge-
richtsadvocaten Wolff, ſehr an Interẽſſe
gewann, wurden an die Geſchwornen die
deiden Fragen geſtellt: 1) Iſt Angeklagter
ſchuldig/ am 5. Oct. v. J. Feuer in ſeiner
Wohnſtube gelegt zu Haben, in Folge deſ-
ſen die Zhüre einigen Schaden erlitt? 26.
2) Iß Angeklagter Ichuldig, Feuer in das
Oetonomiegebaͤude gelegt zu haben, in Folge
deſſen daſſelbe abbrannte? 2c. Die lehtere
wurde verneint, die erſtere bejaht und der
Gerichtshof verurtheilte demzufolge den An-
geſchuldigten zu 6 Jahren Zuchthaus und
3 Jahren Stellung unter poͤltzeiliche Auf-
ſicht. — —
Wiesbaden, 16. In der heutigen Mor-
genſitzung der zweiten Kamnier wurden zu
Präſidenten derſelben Juſtizamtmann Wirth
Cauch der Präſident der fruͤheren reſp. letz-
ten Kammer), zu deſſen erſſem Stellvertre-
ter Slaatsprocurator Reichmann, zum zwei-
ten Vicepraͤſidenten Kreisamtmann Halbey,
zu Secretären v. Marſchall und Pfarrer
Schellenberg gewählt. —
Berlin, 14, März. Die Berhandlungen
mit dem Herzoge von Auguſtenburg
wegen Regelung der däniſchen Thronfolge-
Fraͤge duͤrfen im Augenblick als von Neuem
völlig geſcheitert angeſehen werden, in-
Erbfolgerechte für eine Entfchadigung in
Geld aufzugeben. Die von ihm profectirte
Reiſe hiekher nach Berlin ſoll in Folge da-
von auch wieder aufgegeben worden ſein,
während er ſich nochmals zu ſeinem Freund
und Vertheidiger, dem Herzoge von Coburg
nach Gotha begeben hat, um deſſen Bermit:
telung in Auſpruch zu nehmen! Zu einer
käuflichen Ueberlaſſung ſeiner in Schleswig
gelegenen Herrſchaften an die däniſche Re-
gierung gegen einen angemeſſenen Kauf-
preis ſoll ſich der Herzog von Auguftenburg
®
den letzten Jahren bei unferem Heerweſen
Miniſterium ein neuer Plan für Fälle, wo
eine raſche Mobilmadhung des Heeres.
erforderlich iſt, ausgearbeitet. Natuͤrlich
wird dieſex Plan aber in allen Beziehungen
geheim gehalten. cKöln. 35
Berlin, 15, März. Se. koͤnigl. Hoheit
der Prinz von Preußen iſt geſtẽrn Abend
Lon, hier abgexeiſt, wird einige Tage in
Weimar und einen in Franffurt verweilen
und ſich dann nach Koblenz begeben. — Der
Herr Miniſterpräſident hatle geſtern bei dem-
Elben noch eine längere Audienz und ſpaͤter
Vortrag bei des Königs Majeſtät. Geftern-
iſt auch der Bundestagsgeſandte Herr v, Bis-
mark hier eingetroffen und hat der heutigen
Sitzung zweiter Kammer beigewohnt. Das
gegen iſt der Oberpräſident von Poſen, Hr.
v. Puttkammer, nach Poſen abgegangen, um.
dort für mehxere Wochen den Geſchäften ſeines
Amtes ſich hinzugebenn (D.-P.-A.=3.)
Wien, 14. März, Graf Potoͤcki, ſchreibt
man der „N. Preuß. Ztg.“, deffen Haft-
nahme in Lemberg ſo große Senfation er-
regte, hat nun ſeinen Proeeß beftanden, und
es iſt deſſen Aburtheilung erfolgt. Nach
dem Strafausmaß für denſelben muß das
Verbrechen dieſes Mannes ein ſehr bedeu-
tendes geweſen fein, was alle Welt um ſo
mehr in Erſtaunen ſetzt, als der Graf beim
hieſigen Reichstag auf der äußerſten Rechten
ſaß und bei vielen Gelegenheiten den Schein
von ſtrenger Loyalität zu behaupten wußte.
; (O.2P.-2.=3.)
Frankreich. ;
X Varis, 16. März. Im 4. Wahlbe-
zirke des Seinedepartements iſt vorgeſtern
der republikaniſche Candidat Carnot mit
16,753 Stimmen zum Deputirten gewaͤhlt
worden, während der Regierungscandidaͤt
Moreau deren nur 13,343 erhielt,
Eugland.
London, 13. März. Mit dem Dampf-
boote „Teviot“, welches heute Nachmittag,
von Braſilien kommend, zu Southampton
einlief, iſt die Nachricht eingetroffen, daß
der Dietator von Buenosayres, General
Roſas, eine eniſcheidende Niederlaͤge erlitten
hat. Sein Heer wurde vom General Ur-
quiza am 3. Februar vollſtändig geſchlagen
und faſt ganz aufgerieben; die Schiacht war
äußerſt biutig. Roſas ſelöſt konnie ſich nur
mit genauer Noth retten; er flüchiele ſich
an Bord des engliſchen Schiffes/Centaure“.
London, 15 März. Im Oberhauſe er-
viderte Lord Derby auf eine an ihn ges -
richtete Interpellation, die Regierung könne
nur dann Schutzzölle vorſchlagen, wenn das
Land ſich für Wiederherſellung derſelben
entſcheide. Carl Grey findet dieſe Antwort
ungenügend. Warum, fragt er, erklärt die
Regiexung nicht geradezu, die Schutzzölle
aufgeben zu wollen? Lord Elanricardẽ ver-
langt die Auflöſung des Parlaments, — m
Unierhauſe erflärt Disraeli, die Regierung
habe den Willen, die Angelegenheiten des
Landes auf’s Beſte zu beſorgen und das
Wohl des Staates nach Kräften zu foͤrdern.
Er weigert ſich iedoch, eine kategoͤriſche Ant-
wort auf Villiers Anfrage in Beireff der
Abſichten der Regierung zu geben. Lord J.
Minorität verſucht, die Zügel der Regierung
feſtzuhalten. Gladſtone verlangt Auflöſunz
des Parlaments. Palmerſton erklärt eine
Beſteuerung der Lebensmittel für unmög-
lich. — Köln. 30
— Die baldige Auflöſung des Parlaments
wird allgemein alg ünvermeidlich betraͤchtet.
Man glaubt, daß Lord Derby, von ſeinen
Gegnern zu einer beſtimmten Erklärung ge-
auch nicht vorgeſchrieben und der alte Kriegs-
miniſter hat ausdrücklich dieſe Erſatzmann-
ſhaft bei Berechnung des Dienſtſtandes in
Abzug gebracht. Der Dienſtſtand iſt aber
auch zu groß in Bezug auf die Nichtſtrei-
tenden und auf die Einſteher, welche an
die Stelle der Ungeübten treten. Eben ſo
wenig iſt Rückſicht genommen auf die au-
ßerordentlichen Abgänge in jedem Jahr. —
Geh. Kriegsrath Bogelmann hedt die
Unzuläſſigkeit allgemeiner Vergleichungen
gleichfalls hervor und fährt dann fort;
Wir haben zweierlei Verpflichtungen: eine
gegenüber dem Bunde, dann noch eine, die
auch Sie haben, gegenüber Denen, welche
kraft des Geſetzes zum Militärdienſte be-
rufen werden. Würden wir durchweg alle
Männer von einem gleichen Alter zu die-
ſer ſchweren Laſt berufen, dann koͤnnte man
an der einen oder der andern Ausgabe
vielleicht ſparen; es würde den Einen fref-
fen wie den Andern. Allein wir nehmen
nur die Waffenfähigen eines Alters, und
ſelbſt dieſe nicht Alie fondern wie das Loos
ſie trifft. Es entſteht dadurch eine außer-
ordentliche Präcipuallaſt, und ſie madht €$
uns zur Gewiſſensſache, daß wir für die
einberuſene Mannſchaft nicht nur in Be-
ziehung auf Ausrüſtung und Verpflegung
genügend ſorgen, ſondern daß wir auch in
Beziehung auf ihre Ausbildung und gute
Führung ſorgen. Dieſe Sorge muß die-
ſelbe ſein im Frieden wie im Kriege; denn
gerade im Frieden muß man für die Kriegs-
rüchtigkeit im Kriege ſorgen. — Oberſtlieu-
tenant v. Böckh: Ich habe auf die Be-
merkung, daß der frühere Herr Präſident
des Kriegsminiſteriums die Erfatzmannſchaft
nicht ausgebildet habe, nur zu erwiedern,
daß ſie allerdings innerhalb des geſetzlich
berechneten Dienſtſtandes ausgebildet wor-
den iſt; daß aber dieſe Ausbildung keine
vollkommene war, das wiſſen wir. Damit
ſchloß die allgemeine Discuſſion. (Fortſ. f.)
Deutſchland.
Karlsruhe, 18. März. Vorgeſtern Mit-
tag um 1 Ubhr ſind Ihre großh! Hoheit die
Herzogin Alexandrine v. Sachſen-Koburg-
Sotha, und heute Mittag um dieſelbe Stunde
Se. Hoheit der Herzog von Sachſen-Koburg-
Gotha, zu einem läͤngeren Beſuche Höchſt-
ihres durchlauchtigſten kranken Vaters da-
Vier eingetroffen und im großh. Schloſſe
abgeſtiegen. — —
SHeidelberg, 18. Maͤrz. In diefer Woͤche
feiert Herr geh. Rach Chelius ſein 40:
jähriges Amtsjubiläum, wie wir hören, in
einem kleineren Kreiſe von Freunden. Möge
der kochverehrte Mann, der ſchon ſeit vie-
len Jahren eine der erſten Zierden unſerer
Univerſität iſt und als Arzt ſich einen ſo
glaͤnzenden Kuf erworben hat, noch recht
Yange in ſeiner bisherigen Rüſtigkeit und
Thaͤtigkeit wirken koͤnnen! — 30
Mannheint, 16. März. Die Schwur-
gerichtsfißung des erſten Bierteljahrg 1852
Fat heute dahiet begonnen. Es haben ſich
fämmtliche 36 Geſchworne dazu eingefun-
den, ein Beweis anerkennenswerther Pflicht-
treue und einer patziotiſchen Bereiiwillig-
keit, den öffentlichen Intereſſen auch ſchwere
Dpfer zu bringen. Der Schwurgerichis-
praͤſident, Obethofgerichtsrath Mühling,
machte in ergreifender Weiſe die Geſchwor-
nen auf die hohe Bedeutung ihrer Vflich-
ten aufmerkſam; wahrhaft erhebend waren
die Worte, mit denen er die Eidesleilung
einleitete. Der verhandelte Fall hat we-
nig Bemerkenswerthes dargedoten. Ein
arbeitakräftiger, junger Mann aug Schlier-
bach iſt — aͤngeblich aus Noth, in Wahr-
heit aus Unluſt an nützlicher Arbeit — in
hat 2 Brode im Werthe von 45 fr. ent:
wendetz auf der That betreten, geſtand er
Geſchwornen fanden den Angeklagten ſchul-
Eindringen in den Keller nicht ein gefähr-
liches Einſteigen im Sinne des Geſetzes
ſei. Der Schwurgerichtshof verurtheilte den
Angellagten zu Amtsgefaͤngnißſtrafe von 6-
wöchentlicher Dauer. (K. 3
Bruchſal 16. März. In der zweiten
Sitzung des Schwurgerichtshofes wurde heute
die Anklage gegen Mathias Amtsbühler
von Lautenbach wegen Brandſtiftung ver-
handelt. Am 5. Oct. v. J. Morgens 9
Uhr, an einem Sonntage, gerade voͤr An-
fang des Gottesdienſtes, brach plötzlich in
dem Oekonomiegebaͤude des Mülters Gg.
Vogt in Lautenbaͤch Feuer aus, und brannte
daſſelbe in kurzer Zeit, trotz aller Anſtren-
gungen, bis auf die 4 Wände nieder. Eine
balbe Stunde vorher ſchon hatte man in
der verſchloſſenen Stube des Angeſchuldig-
ten, der in der Mühle das lebenslängliche
Wohnungsrecht hatte, Feuer entdeckt, daſ-
ſelbe aber gleich im Entſtehen gelöſcht. Die
allgemeine Stimme bezeichnete ſogleich den
67jährigen Mathias Amisbühler, der auf
ſeinen Bruder Georg, den Schwiegervater
des Müllers Vogt, ſchon ſeit Jahren einen
bittern Haß geworfen, als den Urheber,
und die Unterſuchung wurde ſofort gegen
denſelben eingeleitet. Aber obgleich die In-
zichten ſehr ſtark gegen den Angeſchuldigten
ſprachen und die Ausſagen von 19 Zeugen
in der heutigen Verhandlung erhoben wur-
den, konnte über den Hergang keine Ge-
wißheit begründet werden, um ſo weniger,
alg der Angeſchuldigte beharrlich leuguete.
Am Schluſſe der Verhandlung, die durch die
Rede des Vertheidigers, Hrn. Oberhofge-
richtsadvocaten Wolff, ſehr an Interẽſſe
gewann, wurden an die Geſchwornen die
deiden Fragen geſtellt: 1) Iſt Angeklagter
ſchuldig/ am 5. Oct. v. J. Feuer in ſeiner
Wohnſtube gelegt zu Haben, in Folge deſ-
ſen die Zhüre einigen Schaden erlitt? 26.
2) Iß Angeklagter Ichuldig, Feuer in das
Oetonomiegebaͤude gelegt zu haben, in Folge
deſſen daſſelbe abbrannte? 2c. Die lehtere
wurde verneint, die erſtere bejaht und der
Gerichtshof verurtheilte demzufolge den An-
geſchuldigten zu 6 Jahren Zuchthaus und
3 Jahren Stellung unter poͤltzeiliche Auf-
ſicht. — —
Wiesbaden, 16. In der heutigen Mor-
genſitzung der zweiten Kamnier wurden zu
Präſidenten derſelben Juſtizamtmann Wirth
Cauch der Präſident der fruͤheren reſp. letz-
ten Kammer), zu deſſen erſſem Stellvertre-
ter Slaatsprocurator Reichmann, zum zwei-
ten Vicepraͤſidenten Kreisamtmann Halbey,
zu Secretären v. Marſchall und Pfarrer
Schellenberg gewählt. —
Berlin, 14, März. Die Berhandlungen
mit dem Herzoge von Auguſtenburg
wegen Regelung der däniſchen Thronfolge-
Fraͤge duͤrfen im Augenblick als von Neuem
völlig geſcheitert angeſehen werden, in-
Erbfolgerechte für eine Entfchadigung in
Geld aufzugeben. Die von ihm profectirte
Reiſe hiekher nach Berlin ſoll in Folge da-
von auch wieder aufgegeben worden ſein,
während er ſich nochmals zu ſeinem Freund
und Vertheidiger, dem Herzoge von Coburg
nach Gotha begeben hat, um deſſen Bermit:
telung in Auſpruch zu nehmen! Zu einer
käuflichen Ueberlaſſung ſeiner in Schleswig
gelegenen Herrſchaften an die däniſche Re-
gierung gegen einen angemeſſenen Kauf-
preis ſoll ſich der Herzog von Auguftenburg
®
den letzten Jahren bei unferem Heerweſen
Miniſterium ein neuer Plan für Fälle, wo
eine raſche Mobilmadhung des Heeres.
erforderlich iſt, ausgearbeitet. Natuͤrlich
wird dieſex Plan aber in allen Beziehungen
geheim gehalten. cKöln. 35
Berlin, 15, März. Se. koͤnigl. Hoheit
der Prinz von Preußen iſt geſtẽrn Abend
Lon, hier abgexeiſt, wird einige Tage in
Weimar und einen in Franffurt verweilen
und ſich dann nach Koblenz begeben. — Der
Herr Miniſterpräſident hatle geſtern bei dem-
Elben noch eine längere Audienz und ſpaͤter
Vortrag bei des Königs Majeſtät. Geftern-
iſt auch der Bundestagsgeſandte Herr v, Bis-
mark hier eingetroffen und hat der heutigen
Sitzung zweiter Kammer beigewohnt. Das
gegen iſt der Oberpräſident von Poſen, Hr.
v. Puttkammer, nach Poſen abgegangen, um.
dort für mehxere Wochen den Geſchäften ſeines
Amtes ſich hinzugebenn (D.-P.-A.=3.)
Wien, 14. März, Graf Potoͤcki, ſchreibt
man der „N. Preuß. Ztg.“, deffen Haft-
nahme in Lemberg ſo große Senfation er-
regte, hat nun ſeinen Proeeß beftanden, und
es iſt deſſen Aburtheilung erfolgt. Nach
dem Strafausmaß für denſelben muß das
Verbrechen dieſes Mannes ein ſehr bedeu-
tendes geweſen fein, was alle Welt um ſo
mehr in Erſtaunen ſetzt, als der Graf beim
hieſigen Reichstag auf der äußerſten Rechten
ſaß und bei vielen Gelegenheiten den Schein
von ſtrenger Loyalität zu behaupten wußte.
; (O.2P.-2.=3.)
Frankreich. ;
X Varis, 16. März. Im 4. Wahlbe-
zirke des Seinedepartements iſt vorgeſtern
der republikaniſche Candidat Carnot mit
16,753 Stimmen zum Deputirten gewaͤhlt
worden, während der Regierungscandidaͤt
Moreau deren nur 13,343 erhielt,
Eugland.
London, 13. März. Mit dem Dampf-
boote „Teviot“, welches heute Nachmittag,
von Braſilien kommend, zu Southampton
einlief, iſt die Nachricht eingetroffen, daß
der Dietator von Buenosayres, General
Roſas, eine eniſcheidende Niederlaͤge erlitten
hat. Sein Heer wurde vom General Ur-
quiza am 3. Februar vollſtändig geſchlagen
und faſt ganz aufgerieben; die Schiacht war
äußerſt biutig. Roſas ſelöſt konnie ſich nur
mit genauer Noth retten; er flüchiele ſich
an Bord des engliſchen Schiffes/Centaure“.
London, 15 März. Im Oberhauſe er-
viderte Lord Derby auf eine an ihn ges -
richtete Interpellation, die Regierung könne
nur dann Schutzzölle vorſchlagen, wenn das
Land ſich für Wiederherſellung derſelben
entſcheide. Carl Grey findet dieſe Antwort
ungenügend. Warum, fragt er, erklärt die
Regiexung nicht geradezu, die Schutzzölle
aufgeben zu wollen? Lord Elanricardẽ ver-
langt die Auflöſung des Parlaments, — m
Unierhauſe erflärt Disraeli, die Regierung
habe den Willen, die Angelegenheiten des
Landes auf’s Beſte zu beſorgen und das
Wohl des Staates nach Kräften zu foͤrdern.
Er weigert ſich iedoch, eine kategoͤriſche Ant-
wort auf Villiers Anfrage in Beireff der
Abſichten der Regierung zu geben. Lord J.
Minorität verſucht, die Zügel der Regierung
feſtzuhalten. Gladſtone verlangt Auflöſunz
des Parlaments. Palmerſton erklärt eine
Beſteuerung der Lebensmittel für unmög-
lich. — Köln. 30
— Die baldige Auflöſung des Parlaments
wird allgemein alg ünvermeidlich betraͤchtet.
Man glaubt, daß Lord Derby, von ſeinen
Gegnern zu einer beſtimmten Erklärung ge-