Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
"N"68.


Samftag, 20. März

1852. ..


— N




Die weſentliche Beränderung, welche ſich in
den letzten Tagen in dem Befinden Seiner Kö-
niglichen Hoheit des Großherzogs eingeſtellt
hat, befteht in einer unverkennbaren Zunahme
der Schwäche. Die Schmerzhaftigkeit des
Kniegelenkes hat ſich zwar vermindert, doch
hat die Anſchwellung deſſelben nicht abge-
nommen. Da ſich wieder abendliche Fie-
berbewegungen eingeſtellt haben, ſo war in
den letzten Nächten der Schlaf häufig un
terbrochen, der hoͤhe Kranke am Moörgen
mehr angegriffen und die Eßluſt geringer.
Bei der andauernden Verſchlimmerung des
Krankheitszuſtandes werden von nun an
öftere ärztliche Berichte erſcheinen.

Karlsruhe, 18. März 1852.

Chelius. Gugert. Schrickel.

Kamnierverhandlungen.
Karlsruhe 15: März. 39. Sitzung der
2, Kammer. Discuſſton uͤber das Militär-
budget. (Fortfegung.)
Generalmajor Frhr. v. Noggenbach:
Hochgeehrte Herren! Die Regierung be-
dauert aufrichtig, daß das Militärbudget
zu einer ſolchen Höhe angewachſen iſt; al-
lein ſie glaubt, weiſe Sparſamkeit zu üben,
indem ſie die bewaffnete Macht in einer
Verfaſſung hält, in welcher ſie im Stande
iſt/ ihrem wichtigen Zwede zu eniſprechen.
In der gegenwärtigen polttiſchen Lage Eu-
ropals kann die bedrohle Eiviliſation nur
in tuͤchtigen Heereinrichtungen ihren Schutz
finden; mangelhafte Heereinrichtungen da-
gegen koͤnnen ihr nur die größten Gefah-
ren drohen. Unter dieſen Umſtänden aber
kann jeder Staat nur ſo viel Geltung ha-
ben, als er an tuͤchtiger Wehrkraft in die
Wagſchale zu legen im Stande ift, und
wer eine Sache will, muß ſie recht wollen;
Halbheiten ſind um den geringſten Preis
zu theuer erkauft. Keiner der deuiſchen
Mittelſtaaten hat aber ein ſo lebhaftes In-
tereſſe, ſeine Wehrkraft in einein Achtung
gebietenden Stande zu erhalten, als geradẽ
Baden; denn wenn wir nicht mit eigener
Kraft unfere Staatsordnung zu ſchützen im
Staude find, ſo ſind wir dei dem nächſten
politiſchen Windſtoße abermals in der un-
gluccklichen Lage! fremde Hilfe anzuflehen.
Hätte man nicht die früheten Jahre ſo
ſehr am Heerweſen gegeizt, hätte man da-
bei nicht die bewährten militäriſchen Grund-
ſätze außer Acht gelaſſen, wir hätten großes
Unglück, große Verluſte nicht zu beklagen
gehabt; allein es gab eine Zeit, in welcher
die Heere in einer ſolchen Ungunſt waren,
daß man es ſich zum Verdienſte anrechnete,
dieſelben uberal moraliſch und materiell zu
ſchwächen Die Folgen hievon ſind Aeider
nicht ausgeblieben! Laſſen Sie uns nun,
hochgeehrte Herren nicht wieder in dieſen
Fehlẽr verfallen., DBringen wir Opfer be-
reitwillig auf den Altar des Valeklandes,
was deinſelben Kraft nach innen Achtung
nach außen verſchaffen kann. — T3 wird
eingewendet, die erhöhten Koſten für das
Militär könnten von dem Lande nicht ge-


Kofien für das Militaͤr flichen ſofort un-
mittelbar wieder in den allgemeinen Ver-

kehr zurück; eine Verarmung des Volkes
kann daher dadurch nicht ftatıfinden. Wer
aber Schutz für die Perjion, das bedrohte
Eigenthum will, der darf auch Opfer nicht
ſcheuen. Ihre verehrte Commiſſion hat
ſich in ihrem Bericht bemüht, durch Ver-
gleichung der Forderungen der Regierung
für 1847 mit dem würlembergiſchen Etat
mit Ihren Bewilligungen für 1851 unſere
Forderungen, wenn nicht gerade als unnö-
ihig/ doch in mancher Beziehung als zu
hoch darzuſtellen! Wir werden es verfu-
chen, die Unhaltbarkeit dieſer Behauptung
mit Zahlen auseinanderzuſetzen. Die Mili-
tärverwaltung hat ſich bei ihren Fordexun-
gen auf den Boden der Militärverfaſſung
des deutſchen Bundes, hauptſächlich aber
auf den Boden bewährter militäriſcher Grund-
ſätze und auf den Boden trauriger Erfah-
rungen geſtellt. Feierlich erklärz ich Ihnen,
hochgeehtte Hı., daß die Regierung zu den
vormärzlichen Militäreinrichtungen, welche
ſich ſo wenig bewährt haben, nicht zurück-
kehren wird.
Ihren Bewilligungen Erſpaͤrniſſe eintreten
laſſen, wo es immer mit dem Zwecke, den
wir zu verfolgen haben, vereinbarlich iſt;
allein wir werden auch Ueberſchreitungen
auf unſere Verantwortlichkeit nehmen, wenn
die Pflicht fuͤr das Vaterland ſie gebietet.
Weitere Bemerkungen zu den Anträgen
Ihrer Commiſſton behalie ich mir bei den
einzelnen Poſitionen vor, Ser Bericht-
erſtatter? Ich habe auf die Reden, die
ich gehört habe, nur weniges zu erwiedern.
Man glaubt nach dieſen Ausfuͤhrungen, die
Anträge der Commiſſion gingen dahin, die
Organifation des Heeres zu verſchlechtern,
den guten Geiſt deſſelben zu vernichten;
aber nirgends werden Sie darauf hinzie-
lende Anträge bemertt haben. Wir find
allerdings mit dem Miniſterium in großem
Zwieſpaͤlt über Einen Runkt, den wichtig-
ſien, nämlich über den Hienſtſtand des Ar-
meecorps; allein auch hierin glauben wir
nachgewieſen zu haben, daß der Wunſch
des Minifteriums, bei der Infanterie den
Soldaten 2 Jahre im Dienft zu behalten,
erfüllt werden kann mit einem viel gerin-
geren Dienſtſtand, als das Miniſterium
vorſchlägt. Das Miniſterium will aber nicht
blos die Dienſtzeit verlaͤngern, ſondern auch
das Armeecorps vergrößern, über die For-
derungen des Bundes hinaus. Wenn man
den einzelnen Mann länger im Dienſt hal-
ten will, ſo muß man nicht über die Größe
des Contingents hinausgehen, ſondern auf
das Minimum zurückgehen und dann brau-
chen wir vielleicht 400 Mann mehr. —
Oberſtlieutenant v. Böckh: Der Hr. Be-
richterſtatter bemerkt, die Kriegsverwaltung
wolle neben längerer Praͤſenz auch Ver?
groͤßerung des Armeecorps herbeiführen
Dies iſt ein Irrthum und beruht auf fal-
ſcher Auffaſſung des Berichts vom Jahr
1844. Sr glaubt nämlich in dieſem zu fin-
den, daß die Erſatzmannſchaft nicht auszu-
bilden ſei; es fieht Dies nicht darin; wir
haben dein Herrn Berichterſtatter die nö-
higen Erlaͤuterungen mitgetheilt; er bat
ſie aber nicht berückſichtigt. Die Erſatz-




das Contingent und die Referve, denn fe
muß 6 Wochen nach erfolgter Kriegserklä-
rung oder Aufſtellung des Bundesarmee-
corps in fertigen Regimentern, Schwadro-
nen und Baͤtterien aͤusmarſchiren koͤnnen,
oder in Abtheilungen, um dieſe zu erſetzen.
Das iſt aber nicht möglich, daß man in 6
Wochen einen Mann ins Feld ſchickt, der
alg Reiter ausgebildet iſt. Von einer Ver-
größerung des Armeecorps iſt daher in kei-
ner Weiſe die Rede, ſondern davon, das
Armeecorps, wenn der Ruf dazu erfolgt,
kriegstüchtig in das Feld ſtellen zu können,
und dazu iſt die Ausbildung ſowohl in tac-
tiſcher als disciplinariſcher Beziehung noth-
wendig. Ich wende mich zum Berichte der
Commiſſion. Die Zeit verbietet, auf Alles
einzugehen, was gegen den Bericht im Ein-
zelnen ſich ſagen ließe; wir heben nur Ei-
nes hervor. Durch den gaͤnzen Bericht
läuft die Vergleichung mit dem würtember-
giſchen Etat, ım Vergleich mit welchem wir
341,000 fl. oder nach Abzug höherer Brod-
und Fouragepreiſe 221,000 ff, zu viel ver-
langen ſollen. Solche Vergleichungen in
Bauſch und Bogen ſind niemals richtig;
ſie bringen die Verſchiedenartigkeit der Ver-
hältniſſe nicht in Rechnung, und zerlegen
die einzelnen Poſitionen nicht ins Detail.
Der Herr Berichterſtatter findet aber auch
unſern beantragten Dienſtſtand höher als
dort. Man kann am Ende für Alles ein
Beiſpiel finden; der Herr Berichterſtatter
hat ſie für ſich in Würtemberg gefunden;
wir könnten ſie finden anderwärts; wir
könnten beweiſen, daß wir im Vergleich
mit einem andern naheliegenden Bundesſtaat
53 Offiziere, 440 Unteroͤfftziere, 96 Spiel-
leute zu wenig haben. Wir halten es der
Stellung der Regierung nicht angemeſſen,
die Handlungen anderer Regierungen zu
kritiſiren; wir laſſen daher den würte m=
bergiſchen Kriegsminiſter ſelbſt über
ſein Budget ſprechen. Derſelbe aͤußerte in
der Sitzung vom 24, Nov. 1851: „IG
kann nuͤn aͤber nachweiſen, daß wir nicht
nur nicht zu viel, ſondern gegenüber der
Forderung des Bundes zu wenig Offiziere,
Unteroffiziere und Mannſchaft präſent ha-
ben.“ In der darauf folgenden Sitzung
führte der Kriegsminiſter es durch alle Waf-
fengattungen durch, wonach Heſſen 46, Sach-
ſen 119;, Hannover 273, Bayern —
fiziere (im Verhältniß) mehr hat. Damit
wäre wohl die Vergleichung mit Würtem-
berg beſeitigt. — Der Berichterſtatter:
Allerdings ſind Pauſchalvergleichungen nicht
paſſend; allein der Herr Hegierungscem-
mifſär iſt, indem er ſie tadelt, in den gleis
chen Fehler verfallen. Wenn er uns mit
Bayern vergleicht, ſo vergißt er, daß Bayern
70,000 Mann hält, ſtait 35,000 Mann.
Was die Aeußerung des würtembergiſchen
Kriegsminiflers beirifft, ſo iſt richtig, daß

Würtemberg 6 Offiziere zu wenig —
Hürtemberg

wenig! Im VBerhältnig zu


{ iſſä An-
Der Hr. Negierungscommiffär hat im An-
fang feiner bemerft, daß ich die Er-
 
Annotationen