Leiter an dem oͤffenen mittleren Fenſter
ſtehen und zwei Männer damit beſchäftigt,
Sarı und Kiffen, welche aus dem oberen
Stocke herabgereicht wurden, fortzutragen.
Der von den Zuſchauern erhobene Lärm
verſcheuchte dieſelben und auf dem von den
Dieben eingeſchlagenen ;
gleich dieentwendeten Gegenſtände, mit Aus-
nahme des Gewehrs. Dieſes wurde dann
am 4, Februar , F, von dem Eigenthü-
mer Ddes, on der Kathartna Hilpert und
ihrem ſehr übel berüchtigten Sohne Gott-
fried Hilpert bewohnten, Hauſes aufgefun-
den. Letzterer kam deßhalb in Würtemberg,
wo man ihn angriff, in Unterſuchung und
wurde dort wegen dteſes Diebſtahls beſtraft.
Franz Hilpert und Haun mwaren damals
Hausgenoffen, Franz und Goͤttfried Hilpert
ſind Geſchwiſterkinder und ſtanden im Win-
ter 1850—51 {n ftetem Verkehr! Die Be-
ſchreibung, welche die Nachbarn des Be-
ſtohlenen von den Dieben machten, krifft
mit der Geſtalt, Kleidung und dem Aus-
ſehen der beiden Angeklagten überein. Ge-
gen Franz Hilpert ſpricht außerdem der
merkwürdige Umftand, daß in der Scheune
des Beſtohlenen, unmittelbar an dem ſ. g.
Deichſelloche, durch welches einer der Diebe
zu ſchlupſen hatte, um die zum Einſteigen
Lerwendete Leiter zu holen, ein kleiner We-
ſtenknopf gefunden wurde, welcher den Knöp-
fen an der Weſte des Franz Hilpert voll-
kommen ähnlich iſt, und daͤß zwei dieſer
Knöpfe zu den übrigen nicht paffen. Ferner
behauptete der aus der württembergiſchen
Strafanſtalt zur Verhandlung hierher ver-
brachte Gottfried Hilpert, er habe das oben-
erwähnte Gewehr von Franz Hilpert er-
halten, der bei der Nachricht von der An-
zeige dieſes Funds bei deia Bürgermeiſter-
amte ſehr in Zorn gerieth! Endlich ver-
ſichern zwei Zeugen, Franz Hilpert habe
ihnen bald nach dem fraglichen Diebſtahle
zugeſtanden, denſelben gemeinſchaftlich mit
Goͤttftied Hilpert und Georg Haun verübt
zu haben. In der heutigen Sitzung be-
kannte denn auch Haun er habe ſich bere-
den laffen, an dieſem Diebſtahle Theil zu
nehmen; Franz Hilpert ſei durch das f. g.
Deichſelloch in die Scheune geſchlupft, habe
dort die Leiter geholt und ſei eingeſtiegen,
Gottfried Hilpert habe die von jenem her-
ausgereichten Gegenſtände in Empfang ge-
nommen und er habe ſie auf die Seite ge-
tragen! Bei der Flucht ſei er vereinzelt ent-
fprungen und wiffe daher von dem Gewehr,
welches mitgenommen worden ſei/ nichts.
In der Nacht vom 21. auf den 22, Juni
1851 wurde auf gewöhnliche Weiſe in den
2. Stock des Wohnhauſes des Martin
Schmidt in Oelsfeld eingeſtiegen.
nem der in den Hof gehenden Fenſter war
nämlich die mittlere der drei Scheiben des
Unteren Fenſterflügels mit ſog! Schuſter-
vappe überzögen, in der Mitte durchſchnit-
fen, das ſie mit den andern Scheiben ver-
bindende Blei auswaͤrts gebogen und der
eine Theil jener Scheibe herausgenonimen.
Am Morgen nach der That fand der Be-
ſtohlene unter dieſem Fenſter eine Leiter
angelehnt, die vorher in ſeiner von Außen
leicht zu öffnenden Scheune hinter dem Hauſe
aufbewahrt worden war, Die in der obe:
ren Stube und Kammer ſtehenden Truhen,
Commode und Kleiderfhrank waren (mit
den Schlüffeln) geöffnet und ihr Inbhalt
lag bunt durcheinander auf dem Boven.
Dem Martin Schmidt war ein Paar fil-=
berne Schubſchnailen im Werth von 11 {l
und ein Bettkiſſen im Werth von 4'fl.,
und ſeiner Stieftochter, Apollonia Sege-
1iß, waren Kleider, deren Werih ſie auf
37 fl 3 kr. ſchätzt, ein auf der einen Seite
hängen) im Werth von 8 fl., ein maſſiver
Worte „Liebe, Treue“ eingegraben waren,
maſſiver gedrehter Ring mit verſchlungenen
Händen von Gold im Werthe von 1 fl
entwendet. (Schluß folgt.)
Freiburg, 23. März. Schwurgerichtliche
Berhandlung in Unterſuchungsſachen gegen
Joſeph Gramels baͤcher von Voͤllſchweil
wegen Kaub.
Die Anklage geht dahin, daß Angeklagter
am Sonntag, den 24, Auguſt v. I, Mor-
gens während des Goͤttesdlenſtes, dem Bar-
knecht in Bollſchweil, im Walde bei Kirch-
hofen in einem Holzabfuhrweg begegnet und
feſtlichem Anzuge befunden, mit Drobender
Miene geäußert habe: „feßt gib her, was
du Hafı ! Berger habe ermwidert: „Cs wird
nicht fo preſſtten!“ Der Angeklagte aber
entgegnete: „Willſt du eins?“ und habe
alllogleich mit ſeinem Stock auf Berger ge-
ſchlagen, den er auf die rechte Seite des
Kopfes getroffen, Berger, der durch den
Schlag mit einer Beule davon gefommen,
konnte ſich durch die Flucht retten, wobel
ihn Angeklagter noch etwa 12 Schritte durch
den Wald verfolgte. — Der Angeklagte
leugnet frech alle dieſe Thatumſtände hin-
weg; allein Bartholomäus Berger haͤtte ihn
deutlich als den Thäter erfannt, Waldhüter
Schneider ſah ihn um die Zeit der That
in den Wald gehen, und bald darauf den
Barth. Berger fluͤchtig aus dem Wald kom-
men. Beide Zeugen beſchreiben die Klei-
dung (ein blaues Fuhrmannshemd) überein-
ſtimiend, auch fah der Waldhüter einen
Stock in den Händen des Angeſchuldigten,
als Letzterer ſich in den Wald verfügte. Im
Laufe der Verhandlung hat ſich aͤuch der
Angeklagte ſelbſt verraͤthen, denn auf die
Hrage, wo er ſich zur Zeit der That befun-
den, leugnete er nicht, daß er im gleichen
Walde, wo der Vorgang ſich ereignete, ſich
aufgehalten, er leugnete auch nicht ein Fuͤhr-
mannshemd getragen zu haben; auf die
Frage, ob er nicht das in Gexichtshanden
findliche ausgemachtermaßen ihm gehörige
Hemd getragen, antwortete er „Dortmals
habe ich dieſes Hemd nicht getragen.“ Der
Angeſchuldigte, ein vermögensirfer Bauern-
fnecht, 48 Zaͤhre alt, von kräftigem, ent-
ſchloſſenem Leußern, ſcheint überhaupt nach
den gegen ihn vorliegenden Akten und Zeug-
niſſen mehr die Rolle eines Fra Diavolo
oder eines badiſchen Zampa feit einer Reihe
von Jahren geſpielt zu haben, als dem
Dienſie bet Bauern obgelegen zu fein. Er
ſelbſt gibt über ſich an, daß er im vorigen
Jaͤhre aus dem Zuchthaufe, wohin er we-
gen Diebſtahls gekommen, entlaffen, dann
in das Unterland gereiſt feiz er hätte ſich
allda etwas yerdient, und fet einige Tage
vor dem 24. Auguſt nach Freiburg gekom-
men; dier hätte ihn der Leichtſinn und die
Schlemmerſuͤcht befallen, er habe im Walde
hörnle alle Baarſchaft durchgeiagt; aus Me-
laͤncholie habe er den Wald aufgeſucht und
ſich felbſt zur Buße auferlegt, einige Tage
von Beeren und Waſſer zu leben. Waht-
ſcheinlich ſuchte Angeſchuldigter, nachdem er
ſein Geld verputzt! den Wald in anderer
Abſicht auf, wie in dem Hange nach Ein-
ſiedlerleben wozu ihm alle Anlagen abge-
hen. Er ſtand naͤmlich ſchon 17 Mal we-
gen Angriffen auf Perſon und Eigenthum,
auch ſchon wegen Schmähungen gegen die
Regierung in Unterſuchung, im Jaͤßr 1848
ſich nach den Zeugniſſen aus der Heimath
vegelmäßig auf den gebirgigen Gegeuden
der Nachbarſchaft umher, er iſt die Furcht
und der Schrecken der Gegend, und führt
darum auch wegen ſeinen betüchtigten Strei-
chen den Namen „der Wilde.“ — Cin der-
einzelter Hof, den er zu beſuchen pflegte,
fand lange keinen Kaͤufer, erft als e8 hieß,
Augeklagler fet unter den Hreifchaaren ge-
fallen, wurde der Hof angebrachi.
Bei dieſer Sachiage wird woͤhl Jeder-
mann mit der bejahenden Antwoͤrt der Ge-
ſchworenen auf die Frage: I der Anges
klagte ſchuldig am 24, Aug, v J. Bormite
tags, in der Nähe des Leimbacherhofes, Ge-
meinde Bollſchweil, den Bartholomäus Ber-
ger von Pfaffenberg, in der Abſicht, diefen
zur Ueberlaſſung ſeines Eigenthums zu nd»
thigen, durch einen Stockſtreich auf den Kopf
mißhandelt zu haben?“ einverſtanden ſein.
Der Angelagte wurde zur Zuchthausſtrafe
von vier Jahren, geſchärft mit 60 Tagen
Hungerkoſt und 30 Tagen Dunkel Arkeſt
verurtheilt ausgeſprochen, daß er nach er-
fandener Strafe auf die Dauer von fänf
Jahren unter polizeiliche Aufficht zu ſtellen ſei.
— A. März. Berhandlung gegen Zo-
hann Völkle von Unteralphen wegen
Raub.
Die Anklage belangt den Angeklagten we-
gen Raubs. Am Allerfeelentage, den 2,
Nov. v. J. wollte der Dienſtknecht Andreas
Hilbert von Waldkirch, aus der Kirche von
Gurtweil nach Hauſe, und paſſirte in einem
engen Fußpfade den zwiſchen beiden Ort-
ſchaften befindlichen Wald. Der Angeklagte
trat ihm mit einem Prügel bewaffnet in den
Weg, ſagte: „da Fommt der rechte“ ſchlug
ihm den Prügel über den Kopf und fuchte
die ſilberne Taſchenuhr, deren ſilberne Kette
aus der Taſche hHervorfchaute, an fich zu
bringen, Der Angegriffene wich dem Streiche
aus, verſetzte dem Rauber mit dem Regen-
dach einen Stoß, daß dieſer in den Straͤhen-
graben fiel, der Räuber riß ihn, das Dach
feſthaltend, zu ſich hinunter, 30g einen |. g
Schnitzer, verwundete ihn an der Handv, bis
der Gedrängte im Handgemenge die Ober-
hand gewann und ſich fluͤchten konnte! Hie-
Li nahm er den Schnitzer mit ſich fort. —
Obgleich der Angeklaͤgte, nach der unver-
ſchämten Weiſe derarliger Individuen, die
ganze Anſchuldigung wegleugnete und an
einem andern Orte, wie am Thaiplatze ge-
weſen ſein wollte, wofuͤr er aber den Be-
Leis ſchuldig blieb, ſo ſtunden als laute
Zeugen ſeiner Schuid ihm entgegen, daß
der Angegriffene ihn beſtimmteſtens erfannte,
daß er von vielen Zeugen am Ort der Tyaͤt
und zur Zeit der That geſehen wurde, von
einigen auch nach der That welche beftättz
gen, daß er erſchrocken ausgeſehen; ferner,
daß der ſ. g. Schnitzer als Eigenthum des
Conet Villinger erkannt worden welchem er
ſolchen etlichẽ Tage vor der That genommen
hat. — Auch dieſct Angeklagte, am 15, Mat -
1811 geboren, ledigen Standes, ohne Ver-
mögen, wird als ein ſchlecht Prädicirtes
Subject, ohne Religion, ohne Sitte, als frech
und verftohlen bezeichnet. Auf die Fraͤge?
Iſt der Angcklagte ſchuldig, am 2. Noveme .
ber v. S, um die Mittagszeit den Andreas
Hilpert in dem Walde zwiſchen Guͤrtweit
und Waldkirch in der Abſicht diefen zur
Uebexlaſſung ſeiner Taſchenuhr oder fonfti-
gen Eigenthums zu nöthigen, durch Sireiche
mit einem Prügel auf den Kopf und Schnitte
in die Hand mittelft eines ſ. g. Schnitzers
körperlich mißhandelt zu haben?“ antwors
teten die Geſchwornen mit Ja, Angeklagter
wurde vom Gerichtshofe zur Zuͤchthaus-
ſtrafe von 5 Jahren, geſchärft mit 90 Ta-
gen Hungerkoſt und 30 Tagen Dunkel-
arreſt nebſt Stellung unter poltzeiliche Auf-