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Monarchen den früheren Wohlthaten im-


der Kanzel gegenüder auf dem Chore faß,
haͤtte zur Linken den Prinzen von Preußen
und zur Rechten den Prinzen Friedrich
Wilhelm. Nachdem der Gonesdienſt been-
digt/ ließ ſich der Monarch auf dem Rath-
hauſe den Stadtrath und ſonſtige Notab-
ien der Stadt vorſtellen. Hiernach verfüg-
ten ſich Hoͤchſtdieſelben auf den neuen Martt,
wo die Stadt Meurs eine Ppramide, mit
ſinnigen Deviſen, errichtet haite. Der Bür-
germeiſter von Meurs, Hr. v. Strampff, redete
den Monarchen an und dankte Sr. Maj.
für die Ehre, welche er der Stadt erwieſen.
Der Monarch ſprach: „Die Grafſchaft hat
die Treue meinem Hauſe auch in den Ta-


mich beſtimmt, nach Meurs zu kommen. Ich
bin gern gefommen. Ich danke Ihnen für
dieſe Treue nicht allein in meinem Namen,
ſondern auch im Namen meiner Gattin!“
Dann überreichte der König jedem der Krie-
ger der Grafſchaft, welcher in den Jahren
1848 und 1849 gebient, eine Denkmünze
und der junge Prinz heftete ſie auf die Bruſt
der jungen Soldaten. Um 3 Uhr begann
das Fefteffen im Schulſaale. Gegen 5 Uhr
erſchien piötzlich der Monarch im Bürger-
verein. Niemand hatte ihn hier erwartet,
um ſo freudigex war die Ueberraſchung.
Der König ſprach zu den Anweſenden: Er
habe einen kleinen Spaziergang gemacht,
und da habe er auch fie, die Anweſenden,
einmal begrüßen wollen.
Hannover, 24. März. Der Flotten-
conßreß iſt heute beendigt! Der Zweck des
Congreſſes, die Flotte fuͤr die mittleren und
kleineren Staaten aufrecht zu erhalten, iſt
an der leidigen Geldfrage geſcheitert, da die
hier durch Bevollmächtigte vertretenen Staa-
ien ſich wegen der zur Erhaltung der Flette
nothwendigen Summe von e. 900,000 Tha-
lern jaͤhrlich nicht haben einigen koͤnnen.
Dänemark.
Kopenhagen, 2l. März. Die „Slens:
burger 3tg.“ enthält ein L Patent, betreff.
die Aufhebung des Belagerungs-
zuſtandes in dem Herzogthum Schleswig.

Frankreich.

Paris, 24. März. Dem Vexnehmen
nach wird in Kurzem ein miniſterielles Eir-
cular erſcheinen, welches zum Zwecke haben
würde, gewiſſe Beſtimmungen des präſtden-
tiellen Decrets in Bezug auf die Preſſe
authentiſch zu interpretiren. Man hat näm-
lich die Erfahrung gemacht, daß mehrere
Artikel dieſes Decreis verſchiedene Ausle-
gungen zuließen. Namentlich waren Zweifel
daruͤber entſtanden, ob den Journalen eine
Discuſſion über die Regierungs⸗Aete ge-
faltet fei. Es iſt aber durchaus nothwen-
dig, daß die Jouxnale dagegen geſchützt wer-
den, daß ſie zur Rechenſchaft gezogen werden
fönnten, wenn ſie, bie eine oͤder die andere
Auslegung der Beſtimmungen des Deerets
zur Richtſchnur nehmend, in gutem Glauben
handeln. Man verſichert, das fragliche mi:
niſterielle Circular werde völlig klare und
beſtimmte Aufſchlüſſe über die Intentionen,
weiche dem Prehdeerete zu Gruͤnd gelegen,
geben und alle Intereſſen befriedigen.

— Der Prinz-Präſident wird, wie man
von mehreren Seiten verſichert, keine Maß-
regeln von Belang mehr, welche in die
Geſetzgebung eingreifen würden, von jetzt
bis zum 29 März, d. h. bis zum Beginne
der Thätigkeit des geſetzgebenden Körpers,
deeretiren.

Paris, 26. März. Der „Moniteur“
enthaͤlt ein Deeret in Betreff der Decen-
traliſation. In Erwägung, daß man aus
der Ferne regieren, jedoch nur in der Nähe

verwalten koͤnne, daher die Wirkſamkeit der


ſidenten der Repuͤblik verordnet, daß dem
Miniſterium die Angelegenheiten, welche
Staatsintereſſen betreffen als: Genehmi-
gung der Local⸗Budgets außerordenilicher
Auflagen und Grenz-Beſtimmungen, vor-
behalten bleiben! Die Präfecten entſcheiden
ſelbſt über andere namenılich aufgeführte
Departemental- und Communal-Angelegen-
heiten.
Spanien.

Madrid, 19. März. Die Königin Iſa-
bella iſt, trotz der mißlichen Lage der Fi-
nanzen, noch immer ſo vergnüguͤngsſüchtig
wie früher. Feſtlichkeiten reihen fi® an
Feſtlichkeiten und ſelbſt in Aranfuez, wohin
ſie ſich am 2. April begeben wird, ſoll ihre
Privatoperngeſellſchaft Vorſtellungen geben.
Dieſe Truppẽ iſt verhältnifmaßig ſehrtheuer;
die Aufführung von 2 Opern, die im Laufe
des Wınters ım Schloßtheater gegeben wur-
den, koſtete 11%/2 Mill Realen. Das Co-⸗
ſtume zu der neuen Oper, das in Paris
angefertigt werden mußte, und das ſo ſchön
ift, daß die dargeſtellten Helden ſich nicht
hätten zu ſchämen brauchen es bei ihrer
Lebzeit zu tragen, hat 130,000 Fr. gekoſtet.
So wirft die Königin das Geld mit vollen
Händen weg, und der Finanziiniſter weiß
noch immer nicht, woher für die Civilbe-
amien Geld nehmen, um ſie pro Marz zu
bezahlen. — Für die kleine Prinzeſſin iſt
bekeiis ein vollftändiger Hofſtaat eingerich-
tet. Sie hat ihren eigenen Oberhoͤfſtall-
meiſter, der ein Herzog iſt und einen Fran-
zoſen zum Obermundkoch; der bisheran noch
weiter nichts zu thun hat, als die vorge-
ſchriebenen Suppen für die Kleine zu ko-
chen. — Unſere Beſatzang in Melilla iſt
fehr übel Ddaran: die Reibungen mit den
Mauren dauern noch immer fort, und die
armen Menſchen dort ſind, wenn die Schiffe
mit den Lebensmitteln, die von Spanten
heruberkommen müſſen, ausbleiben, dem
Hunger ausgeſetzt; bei dem letzten Sturme
war während 6 Tage in ganz Melilla kein
Pfund Mehl aufzuͤtreiben; Bürger und
Soldaten theilten mit den Pferden die Gerfte,
die ſie aug Mangel an Mühlen geſtampft


Madrid, 20. März. Von dem nahe
bevorſtehenden Verſuch einer neuen Schild-
erhebuͤng der Carliſten in Catalonien ſpricht
jedermauͤn als von einer ausgemachten Sache.

— —

Mannheim, 25. Maͤrz. (Schluß ) Am
2. Juli 1851, Abends zwiſchen 6 und 7 Uhr,
begegnete Schmidt Martin Schatz von Ober-
balbach mit ſeiner Ehefrau, welche heim-
wärts gingen, dem Franz Hilpert und nicht
lange nachher auch dem Georg Haun, die
beide mit Holzſaͤgen aus Oberbalbach ihnen
entgegenkamen und den Weg in das Baye-
riſche verfolgten. In der Nacht wurden dann
im Hauſe des Melchior Engert in Gützin-
gen dieſem und ſeiner Tochter Katharina
aug den Kommoden der verſchloſſenen Stube
des zweiten Stocks ein Goldſtück von 10 fl
Werih, Kleiderzeuge im Werthe von fl.
30 fr., und Schmuͤckſachen im Anſchlag von
13 fl., als: Ein Roſenkranz von Granat-
perlen, ein Marienthaler zum Anhängen,
2 goldene Fingerringe und 2 goldene Ohr-
rinze entwendet. Der übrigé Inhalt der
Kommoden lag am Morgen auf dem Stu-
benboden heruüm! In dem linken Flügel
eines der aͤuf die Dorfſtraße gehenden, 20°
über dieſer erhabenen Fenſters des 2. Stocks
fand ſich am andern Morgen das Blei zwi-
ſchen beiden untern Scheiben durchſtochen
und aufgebogen, beide Scheiben waren zer-

ſprengt und die Hälfte der untern auch wie-
der mit Schuſterpappe uͤberſchmierten Scheibe
war ausgelöft. Durch dieſe Oeffnung ließen
ſich die innen angebrachten Reiber erreichen
und drehen. Dieſes Fenſter ſtand am Mors
gen offen. Der Sttefbruder des Franz Hil= .
Lert, bei welchem dieſer wohnt, iſt Schuſter.
Bei einer in der Wohnung des Letzteren
vorgenemmenen Hausſuchung fand man ein
Halstuch und eine Schürze voͤn rother Seide,
welch letztere Katharina Engert alg ihr in
der Nacht vom 2, auf den 3. Jult entwen-
det, eidlich mit Beftimmtheit anerkannte,
Auch das Halstuch haͤlt ſie für das ihr da-
mals entkommene Ueberdies verſichert die
Ehefrau des Michael Behr von Sberbal-
bach, Franz Hilpert habe ihr um jene Zeit
2 goldene Ringe gezeigt. Auch löſte Franz
Hilpert am 4, Juli v. J. einen Neberrock
durch Zahlung von 10 fl. aus, über deren
rechtmaͤßigen Erwerb er ſich nicht auszu-
weiſen vermochte! Duch die heutige Ver-
handlung kam zu Tage/ daß ſich die Diebe
der Leiter des Thomas Brunner zu dieſem
Diebſtahl bedient haben und daß ſich 3 Ringe
und Stücke Seidenzeug noch im Beſitze der
Brunner'ſchen Eheleuſe befinden! Die Ge-
ſchwornen beantworteten nach dreivlertelfiun-
diger Abweſenheit im Berathungszimmer alle
Fragen, welche über die Schuld des Franz
Hilpert an ſie geſtellt wurden, mit Ja, be-
jahten aber auch zu ſeinen Gunſten, daß
er ſich des in Naſſau an ſich genommenen
Gewehrs zum Angriffe oder zur Vertheidi-
gung, bei Ausführung des Diebſtahls da-
felbit nicht habe bedienen wollen, Die über
die Mitverübung des Diebſtahls in Naſſau
bezüglich des Johann Georg Haun geſtellten
Fragen wurden von den Geſchwornen gleich-
falls mit „GJa“ beantwortrt, dagegen die
auf ſeine Theilnahme an dem Diebſtahl in
Gützingen bezüglichen Fragen mit „Nein,“
Das Urtheil des Schwurgerichtshofs lautet:
A. Der Angeklagte Franz Hilpert ſei 1, des
in der Behauſung des Johann Georg Henn
zu Naſſau durch Einſteigen und unter dem
erſchwerenden Umſtande des Erbrechens ver-
übten gefährlichen Diebſtahls im Geſammt-
betrage von 66 fl. 3 kr. und damit zugleich
des 4, Rückfalls in das Verbrechen des
Diebſtahls, ferner: Des in der Behauſung
des Melchior Engert zu Gützingen mittelſt
Einſteigens und unter dem erſchwerenden
Umſtande des Einhrechens verübten gefähr-
lichen Diebſtahls im Geſammtbetrage von
49 fl. 30 fr., und damit gleichfalls des 4,
Rückfalls in das Verbrechen des Diebſtahls
für ſchuldig zu erklären, und deshalb zu einer
Zuchthausſtrafe von 10 Jahren, oder 6 Jah-
ren Einzelhaft und 1 Jahr gemeine Zucht-
hausſtrafe, zu verurtheilen, auch nach erſtan-
dener Strafe auf 5 Jahre unter polizeiliche
Aufſicht zu ſtellen. B. Der Angeklagte Georg
Haun fei des in der Behquſung des Ioh.
Georg Henn zu Naſſau mittelſt Einſteigens
und unter dem erſchwerenden Umftande des
Erbrechens verübten gefährlichen Diebſtahls
fuͤr ſchuldig zu erklären und deshalb zu Ar-
beitshausſtrafe von einem Jahre zu verur-
theilen. Nach Verkuͤndigung dieſes Urtheils,
welches erſt nach 10 Uhr Abends erfolgte,
erflärte ſich auch Franz Hilpert zu Geſtaͤnd-
aiſfen bereit. ¶ Mannh. J.)
Bruchſal, 26. März. Die Schwurge-
richtsſitzungen begannen heute mit der An-
klage gegen Jakob Biſchoff und Chriſtian
Fraͤnk von Dietlingen, wegen gefährlichen
Diebſtahls. Beidt, noch junge Burſche,
ſind ſchiecht beleumundet und ſchon früher
wegen Diebſtahls beſtraft. Sie find be-
ſchuͤldigt, in der Zeit von Ende November
bis Miite December dem Fuhrmann Fau-



ſer in Pforzheim zu verſchiedenen Malen
Haber, zuſammen im Werth von 12 f
 
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