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Mittwoch, 3t. März

— 1852, -



Berichte werden gratts beigeneben.
Auskunft ertheilt, die Spaltzeile in Petitſchrift * 2

S Bn

Preig Halbjähritch in Getvelberg: 2 A, 6 fr


vei Inferaten, worüber die Crpedition



— — — n

——

Fünftes Bülletin

über .
das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des
; Großherzogs. ;
Reine Königliche Hoheit der Großherzog
haben die lebien Nächte weniger ruhig zu-
gebracht; indeffen bat ſich weder das all-
gemeine Befinden noch das örtliche Leiden
wefentlich verändert.
Karleruhe, 29. März 1852
Chelius. Schridel. Gugert.

Die altlutheriſchen Separatiſten.
Die zwelte Kammer iſt in ihrer 41: Si-
tzung über die Vetition der latheriſchen
Separatiften zur Tagesordnung überpegan-
gen. Der Antrag des Abg. Zell auf Neber-
weiſung ans größh. Staatsmihiſterinm hat,
außer der feinigen, nur noch Eine Stimme
erhalten. . Wir freuen uns dieſes Ergeb-
niffes, da es, wie wir hoffen, adie Foͤlge
haben wird, vden Eifer Dderer, die in ihrer
BVBerblendung an den Säulen ihrer eigenen
Kirchẽ rütteln, eiwas zu dampfen, und fle
vielleicht zu wiederholtem Naͤchdenken über
das Thörichte ihres Beginnens zu veranlaf-
fen, Hiezu wenigſtens haͤtten fie weit mehr
Veranlaffung, ais die Negierung, ihrer-
feitg die Sache einer nochmaligen Prüfung
zu unterziehen, wozu der Abg. Zell ſie auf
fordern zu müffen glaubie, Ia, an den
Säulen ihrer eigenen. Kirche rüifeln. fie,
dieſe unglüclichen Verblendeten; daß ſte
e$ aber noch einſehen werden, wagen Wir
Fauın zu hoffen, wenn wir Bedenfen, daß
fie ſchoͤn (o.mit Blindhett gefhlagen finD,
bei enffeteDenen und offenen Feinden
der proleflautiſchen Kirche Beiftand für ihre
Sadıe zu fucdhen, und nicht zu erfennen, ma-
rum er ibnen von dieſer Seite her mit ſo
vieler Bereitwilligkeit geleiftet wird. Oder
glauben ſte daß demfelben Mann (Alban
Stolz), der dem Proteftantigsmus die Wur-
zel abfOhnetden wik, freilich mit einem M e -
fer ohne KXlinge, woran das Heft
fehlt, e8 im Ernfie um die Wiederherſtel-
Yung und Kräftigung einer altluthert-
ſchen Kirche zu thun fet, wenn er ihrer fepa-
raͤtiſtiſchen Unternehmung das Wort ſpricht?
Derjelbe Mann, Dder dem Proteſtantisnius
das Recht auf Eriftenz abfpricht, ſollte es
mit thunen gut meinen? O Jal für den
Augenblick hHätte man von diefer Seite her
nichis einzumenben, wenn der Proteßantis-
mus in foviel alg wöglich Secten und Kirch-
lein zerfiele; ‚eine mehr als Joſephiniſche
Toleranz wuͤrde für ſie gepredigt, die Zu-
Tüdnahme des Edicts von Rantes aber da-
bei immer noch vertheidigt werden können.
Wo ven Ddieler Seite her die Sache der
alt luherichen Separatiſten vertheidigt,
und in Folge deffen begünſtigt und ermu-
thigt mwird, Da iſt es Recht und Pflicht der-
fenigen Proteſtanten die die Einheit der
Landeskirche nicht geſprengt wiffen wollen,
ihre Glaubensgenoſſes zu marnen und fie
aufzufordern, treu UND feſt zu ſtehen zu der
vedeinigten evangeliſchen Kirche, die ge-
gründet wurde von Männern, die weit ent-
fernt maren von refigtöfem Indifferentismus,
von glaͤubensloſem Lichtfreundthum, viel-

mehr, obgleich leuchtende Zierden der Wiſ-
ſenſchaft und der freien Foͤrſchung! doch auf
feſtem Grund des poſitiven Chriſtenthums,
des religiöſen Glaubens flanden, und dies
Werk hingusführten, damit die Wohlthaten
und der Segen des durch die Reformatoren
gegrundeten Werkes den Nachkommen ge:
ſichert wuͤrden auf immer! Und wobei dieſe
Manner ſich beruhigt haben, das ſollte wohl
auch die jetzt lebenden nichi ſtören in ibrem
Sewifen ; der gemeinſame Grund des Glau-
bens, auf dem die proteſtantiſche Kirche er-
baut ift, iſt durch die Union nicht im Ge-
ringſten erſchüttert; au das ernftefte tieffte
religiöſe Beduͤrfniß findet in ihr ſeine Be-
friedigung. Darum halten mir feſt an dem,
was uns ſtark macht, an der Einheit und
Einigfeit, und ſtellen wir den Geiſt nicht
zurüd hinter den Buchftaben, denn das iſt
ſehr unlutheriſch und ſehr unproteßantifch,
ein Zurückfallen in die Knechtſchaft des
menſchlichen Uebels, aug der eben Luther
mit Hülfe des göttlichen uns befreit hat.

Deutſchland.

Geidelberg, 29. März. Heute rückte
die ſelt Jahren zu Frankfurt in Beſatzung
geſtandene Schwadren des kaiſerl königl.
bflerreichiſchen Negiments$ Fiequelmont Dras
goner von Mannbeiin kommend ın unjerer
Stabdt ein, wo fte übernachtete, Dieſelbe
marſchirt morgen Weiter, um, wie wir bören,
über Uim und Negensburg in Niederungarn
Standquartiere 1U beziehen, }

Freiburg, 28. Mürz. Geſtern kam der
Fall vor, dafß ein Angeflagter vor dem
Schwurgerichte freigelprochen, fogleich auf
kriegspolizeilichem Wege wieder verhaftet
mwurde, Derfelbe bediente ſich am Worgen
gegen die Schitdwache am Amtsgefängniffe
ungesiemender Worte. Vor einigen Ta-
gen murde in der Nähe Hiefiger Stadt ein
Diebftahl verübt. Der Kyecht des Hauſes
verfolgte den Thäter, holte ihn ein, übte
aber an Ddemfelben auch eine Art Selbſtiu-
ftiz, daß der Dieb gefährlich Franf darnie-
der liegt. 4

Gießen, 25, März. Nach dem fo eben
erſchienenen Leetionsverzeichniß iſt an un-
ſerer Untverfität für den nächſten Sommer-
ſemeſter die bedeutende Zahl von 159 Vor-
leſungen angekündigt! Davon fallen 10 auf
die Farholifh rheokogijhe, 14 auf die evan-
geliſch theelogiſche Kacultak, 15 auf die ju-
riftifgde, 31 auf die medicinifche, SI auf die
philofophiſche. Unter der Rubrif Theologie
finden ſich die Vorleſungen der katholiſch-
theologiſchen Facultät wie ſonſt aufgeführt,


ſtern dieſer Facultät die Zuhoͤrer durch die
Errichtung der theologiſchen Schule in Mainz
entzogen ſind! Die ünunterbrochene Ankün
digung und Fortführung der Vorlefungen
diefer Facultät legt die Bermuthung nahe,
daß man weder in Darmitadt von Seite
der leitenden Behörden, no in Giehen von
Seiten des Senatg wie Diefer Facultät ſelbſt
an die nach einigen Zeitungsartikeln angeb
lich ſo nahe bevoͤrſtehende Auflöſung dieſer
Facultät denke.

München, 26. März, Vor dem Schwur-
gericht fur Niederbayern in Straubing ſaß
im Laufe dieſer Woche die ganze Söldner-
famille Bachmeier — aug Bater, Mutter,
zwei Söhnen und zwei Töchtern beſtehend
— auf. der Anklagebank theils der Brand-
ſtiftung erſten Grades, thells mehrerer Dieb-
ſtähle unter erſchwerenden Umſtänden und
der Widerietzung angeflagt — und ‚auch. für
ſchuldig erfannt. Der Mann und die Frau,
65 und .70 Jahre alt, und die 2tiährige
Tochter wurden zum Tode verurtheilt; der.
24jährige Sohn erhielt 16, und der 22[äh=,
rige Sohn 10 Jahre Zuchthaus, dann Ddie
27jährige Tochter 2 Jahre Arbeitshaus, Der
Gerichtshof beantragte indeffen im Wege der
Begnadigung durch Se! Maj den König.
für die zum Tode verurtheilte Tochter die.
Kettenſtrafe, für die Söhne Ummandlung
ihbrer Strafen in 10fähriges Zudthaus und
6jähriges Arbeitshaus, und für die andere
Tochter Imonatlihes Gefängniß; für Valer
und Mutter wurde kein Begnadigungsgefuch-
befchloffen. . .. ; 2a

Munchen, 27. Maärz. Dieſen Morgen
um 11 Uhr hielt die königliche Akademie der
Wiſſenſchaften zur Borfeier ihres I3den
Siiftungetages die gewöhnlidhe Feftfigung,
welcher außer Ihren Excellenzen dem Hın,
Miniſter v. Ringelmann und : dem griechte
ſchen Geſandten Hrn. v. Schinas rin zahl-
reiches und gewähltes Publicum in dem
feſtlich gefhmücten Saale beiwohnte, Der
diefeginal {m Hintergrunde zwiſchen blühen=.
den Gebüſchen zu beiden Seiten des Bıldes
Sr. Majeſtät des Königs die Bildniſſe von
Reichenbach und Frauenhofer trug, deren
Andenken der Vorſtand, Hofrath v. Thierſch
durch Schilderung ihres Lebens und ihres
Wirkens, zur Erläuterung und Beleuchtung
des Thema’s ſeiner Rede erhalten, nämlich
der wiſſenſchaftlichen Seite reinpraktiſcher
Thätigkeit. Zugleich diente der Vortrag alg
Einleitung zur Proclamirung einer wiſſen-
ſchaftlich techniſchen Commiſſion bei der Aka-
demie, welche Se, Maf, der König vergan-
gene Woche geſtiftet und aus feiner Cabt-
netgcaffe reichlich dotirt hHatı. Der Schluß
ſeines Vortrags feierte die Erinnerung an
%. v. Noth, den die Afademte im Januar
durch den Zod verloren hat, und zeichnete
furz den Gaͤng ſeines Vebeng, feiner amt-
lichen und literariſchen Thatigfeit. Dem
Vorſtand folgte das außerordentlihe Mit-
glied der Fönigl. Afademie. Herr Proteffor
Dranil, der „Ddie gegenwärtige Aufgabe Dder
Philoſophie“ zum Gegenſtande feiner Rede
hatte, 4A3

Berlin, 26. März, Die Berathungen
über das Budget haben ihr Ende erreicht
und es liegt jetzt der Schlußbericht der Een-
tralcommiſſion vor. Darhach ſchließt die
ordentliche Sinnabme, wie ſie von den Kam-
mern feſtgeſtellt ift, mit 97,001,021 Zhaler,
die ordentliche Ausgabe mit 96,151,982
Thaler ab. Inbeffen wird der Ueberſchuß
von 849,039 Thlr. vollſtändig auf,die eiN-
maligen außerordentlihen Ausgaben DoN
3,282,752 Thaler weggenommen, daß
noch ein Defieit von 2,433,713 Thlr. zu
decken bleiht. Von Seiten der Regierung
 
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