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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 78-102 (1. - 30. April 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0316
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die Entſcheidung über die Schuld des An-
geklagten durch Geſchworne erfolgt, info-
weit das Geſetz nicht Ausnahmen beftimmt,


von einem beſondern Gerichtshof beurtheilt
werden ſollen iſt auch von der betreffen-
den Commiſſion ? Kammer angenommen
und zur Annahme empfohlen. — Heute
gegen Abend iſt des Königs Majeſtat von
Meurs glüclih-hier wieder angefommen
und auf dem Bahnhof von dem Hın, Mi-
niſterpräſidenten empfangen worben.
Bremen, 29. März. Eine heute ver-
öffentlichte Proclamatton ‚unferes. Senates
enthält folgende Beſtimmungen: Die bishe-
rige Bürgerſchaft iſt aufgelöſt, ihre Wirf-
ſainkeit beendigt. Eine proviſoriſche Waͤhl-
ordnung gilt für die neu einzuberufende Bür-
gerfchaft, in welche 150 Vertreter unverweilt
zu wählen ſind. Die Artikel der Verfaſſung,
welche die Preffe, das Vereinsrecht und das
Verſammlungsrecht betreffen, ſind einſtweilen
aufgehoben, und die proviſoriſchen Geſetze


liches Proceßverfahren ; fuspendirt. Die
größte Ruhe herrſcht; die Geſchäfte gehen
ihren gewöhnlichen Gang. ;

Hanunbver, 25. März. Die „Deutfche
Reichszeitung“ berichtet aus Göttingen
vom 25. Märzt Die von der „Neuen Pr.
31g.“ verbreitele Nachricht! der als Pro-
feſfor der pathologiſchen Anatomie an die
hieſige Univerfität berufene und ſeit vorge-
ſtern hier eingetroffene Dr Förſter aug
Jeng fei zur katholiſchen Kirche uͤbergetre-
ten, iſt, wie ich Ihnen aus ſicherer Suelle
mittheilen kann, rein aus der Luft gegrif-
fen. Herr Förſter iſt weder übergetreten,
noch denkt er im entfernteſten an einen der-
artigen Confeſſionswechſel. Ein gleiches
wird mir über mehre andere Perſonen des
Großherzogthums Weimar verſichert, welche
öffentliche Blätter zur kathaliſcheg Kirche
haben übertreten laſſen. — Die Mitglieder
des Floͤtteneongreſſes ſind meiftens fchon
geftern, theilweife heute, unverrichteter Sache
in die Heimath zuruͤckzekehrt.

Hannover, 26. Mätz Nach einer von
unterrichteter Seite uns zugehenden Mit-
theilung ſind bei einigen der hier garniſo-
nirenden Corps namentlich bei der Artille-
rie und beim Leibregiment (Infanterie)ge-
ſtern und heute Voͤrbereitungen getroffen,
welche auf nahe bevorſtehende außerordent-
lichẽ Berwendung derſelben mit Waͤhrſchein-
lichkeit ſchliehen Iaffen. Man fagt ferner,
daß 3 Infanteriebataillone, Schwadro-
nen und eine reitende Batterie Befehl er-
halten haben, ſich marſchfertig zu halten.
Der Zweck dieſer Mobilmadhung liegt zu
nabhe, alg daß wir nöthig hätten denſelben
hier anzudeuten. Soweit wir übrigens von
der Stimmung in den höheren Regionen
unterrichtet find, glauben wir annehmen zu
dürfen, daß man ſich wo möglich auf fene
Mobilmachung der gedaͤchten Corps zU be-
ſchränken, und eine effective Verwendung
derſelben ohne dringenden Anlaß zu erſpa-
ren wuͤnſchi. } 839

Wien, 26. März. Die Heutige „Wie-
ner 3tg.“ macht befannt, daß am 29. Maͤrz
5 Millionen Gulden verzinslicher Nenten-
ſchatzſcheine Sffenilich verbraunt werden,
woduͤrch ſich der unüberſchreitbare Mari-
malbetrag des mit Zwangscours im Um-
lauf befindlichen Staatopapiexgeldes fodann
mit 175, Millionen Gulden feſiſtellen wird.
Daß die beſchloſſene Vertilgung zunächſt
verzinsliche Staatsnoten trifft, iiſt eben fo
einleuchtend als zweckdienlich.

Wien 27. März. Die ruſſiſchen Groß-
fürſten Michael und Nikolaus ſind heute
nach München abgereiſt. Laut telegraphi-

Lohddampfex eingelro
Sachſen Weimar, Zı 7
yolländiſchen Befigungen in Hınterindien,
und Six John Örey, föniglich-großbritane.
niſcher Truppencommandani zu Bombay. —
Der öſterreichiſch! ſaxdiniſche Handelsvertrag,


Lemberg, 20. März, Mit Betrübniß
vernehmen wir von der In unſerem Kronz
lande ſtark überhand nehmenden Demorali-
fation, die zum Theil in ſtaatlicher und {o-
cialer Hinſicht nidt geringe Beſorgniß er-
regt. Beſenders in den weſtlichen Kreiſen
Galiziens loll die Zahl jener Berbrechen,
welche die Sicherheit des Eigenthums be?
drohen, zu einer Bedeutendheit angewaͤchſen
ſein, die in letzterex Zeit die doriigen Be-
hörden zur Ergreifung außerordentlicher
Maßregeln bewogen haͤben mochten. Ber
ſonſt zwar liſtige aber im Allgemeinen fried-
liche Charakter des Maſuren hat ſich zu fei-
nem Nachtheil veraͤndert und iſt An das
Tückiſche und Rachſüchtige ausgeartet! Be-
richte aus jenen Gegenden erzählen, daß
man den herkömmlichen Gruß: „Wie befin-
deſt du dich. 2“ in! „DHat man dich nicht be-
ſtohlen? umgewandelt habe. Die meiſten
Edelhöfe ſind beraubt oder wenigſtens be-
ſtohlen. Die Angriffe der Bauern gegen-
über ihren früheren Frohnherren treten im-
mer offener hervor. Die hieſige Univer-
ſität, die öſtlichſte in Europa, war lange nur
ſtiefmütterlich behandelt worden! In den
letztvergangenen Jahren vermehrte ſich der
Lehrſiand an derfelben um ein Bedeutendes,
und durch die noch immer fortdauernden
Erwerbungen für dieſelbe iſt ihre Stellung
unter den öſterreichiſchen Hochſchulen für diẽ
Zukunft geſichert. (Lloyd.)

Frankreich.

Varis, 27, März. Die „ Patrie /
enthält heute in folgender officiellen Notiz
eine Art von Programm: „Nächften Mon-
tag, den 29. d. M., wird die feierliche
Einſetzung der großen Staatskörperſchaften
im Marſchallsſaal der Tuͤilerien vor ſich
gehen. Das diplomatiſche Corps, der Se-
nat und der geſetzgebende Körper werden
ſich vorher in den anſtoßenden Salons ver-
ſammeln. Die Feierlichkeit beginnt um 1
Uhr. Die Ankunft des Prinz Präſidenten
wird durch Kanonenſalven verkündigt. Der
Prinz, uwgeben von ſeinen Miniſtern, den
Offizieren ſeines militäriſchen Haushalts
und den Mitgliedern des Staatsraths, nimmt
ſeinen Platz auf einer erhöhten Plattform.
Er wird eine Eröffnungsrede halien. Der
Raum geſtattet nur die Einladung einiger
Mitglieder der Geiſtlichkeit, des Magiſtra-
tes, der Armee und der Regierung! Die
Abfahrt des Prinz Präſidenten wird eben-
falls durch Kanonenſalven verkündigt.“ Daſ-
ſelbe Blatt erklärt die Angabe einiher Blät-
ter als ſei das Dampfbobt „Charlemagne“
beſtimmt, unter dem Oberbefehl des Admi-
ral v. Mackau die ſterblichen Reſte des
Herzogs von Reichſtadt in Trieſt abzuho-
len, für ungenau. Der „Charlemagne”
mache vielmehr eine Ausfahrt ins mittel-
laͤndiſche Meer, um ein an ihm in Anwen-
dung gebrachtes neues Schraͤubenſyſtem zu
probiren, und des Admirals von Mackau
Ankunft in Toulon ſtehe mit keinc? Mijfkon
der bezeichneten Art in Verbindung.

— Darf man dem Journal des Debats“
glauben, {o ift ein Plan, von welchem ſchon
mehrfach die Rede gewefen, auf dem Punkt
ausgeführt zu werden. Es heißt nämlich, es
werde eine aus Repräſentanten der fünf
Großmächte beſtehende und durch Schweden
verſtärkte Conferenz in London zu-
ſammentreten, um die vdanifde Erb-
folgefrage D en DE u TE


em Herzog von Auguſtenburg bleibe es
berfaffen, binnen einer ı beftimmten Friſt
2

vortheilhaften Entſchädigungs-

Preußen mit eingeſchloffen, würden den Her-
508 0, Auguftenburg veranlaffen, anzunehinen.
Paris, 28 Marzʒ. Die heutige Nummer


v. Mortemart, des Eribiſchofs von Parıs
und vier Anderer zu dieſer Würde, — Der
DBelag.rungszußfand iſt überall aufgehoben
worden. —, Die eingezozenen Güter der Fa-
milie Orleans ſollen bis zum Betrag von
35 Millionen Franken verfauft, der Ueberreſt
derſelben der Staatsdomäne einberleibtwer?
den. — ‚Da der durch die Dotirung der
Ehrenlegion erwachſene Ausfall zu decken
iſt, ſo werden 500, 000 vierundeinhalbpro-
centige Menten geſchaffen, zu welchem Zweck
für 35 Millionen Franfen Staatswalduͤngen
zu verkaufen finD. 1003

Paris, 29. März. Der Prinz-Präſident
wurde bei der heutigen Eröffnungs- Feier
der groben Staatgförper enthuſtaſtiſch em-
pfangen. Seine Nede behandelt die! poli-
tiſche und finanzielle Lage und ſpricht voͤn
freundſchaftlichen Beziehungen zu den Maͤch-
ten. Wenn er es ſich nicht heißt es ü.
U — zur Regel gemacht hätte , Alles für
Frankreich, nichis für ſich zu thun, ſo hätte
er noch größere Macht an ſſich nehmen fünz
nen! Er werde Dies aber nicht, woͤfern
nicht die Parteien das Vaterlaͤnd in Ver-
wirrung bringen oder der Wille des Volkes
ſich un widerruͤflich dafür ausſpräche.

Italten.

Nizza, 20. März, Geſtern früh 4 Ubhr
ſtarb dahier die G65fährige Mutter Gart-
baldi’S, des berüchtigien Exgenerals der
ebemaligen republifanifdhen Armee in Nom.
Abends um 7 Uhr wuͤrde ſie begraben und
zwar mit bebeutendem Pompe. Die Eden
Les Leichentuches wurden von 4 politifchen
Flächtlingen gehalten, einem Ruſſen, einem
Franzoſen/ einem Polen und einem Stalte=-
ner. Dem Begraͤbniß wohnten unter an-
dern auch die hoͤchſten Behörden und Offt-
ziere der hier liegenden 2 Regimenter bet, /
im ®anzen mehr alg 2000 Berfonen, Ein
Theil der Stadt, wo der Toͤdtenzug durch-
ging, war beleuchtet, und aus den Fenftern
bingen italtenifjdie Tricolorfahnen. Unge-
fähr 300 politiſche Ftüchtlingẽ folgten vem
Sarge, Die Mutter Oaridaldi’s war arm,
ind lebie nur von Dem, was ihr Sohn ihr zus
fandte, In ihrer Hinterfaffenſchatt faͤnden
ſich unter anderm au die 2 Degen vor,
Welche die Yrogrefjfive Parter SItaliens ihs
vem Sohn im Jahr 1848 verehrten Gaͤri-
baldi hat hier noch einen Bruͤder-

Eugland.

London, 22 März. Der Schatzkanzler
hat geftern im Hauſe der Gemeinen auge-
kündigt, die Regierung werde nächſten Moͤn—
tag umfaſſende Aufſchluͤſſe über die Gründe
geöen, weiche ſie zur Vorlage der Mittzbill
verantaßten. Das Haus hat als Subfivien«
comite vas Axtillexiebudget bewilligt; ebenſo
17,742,800 f. St. auf das Buͤdget der
Mittel und Wege. E

London, 25 März. Lord Broughams
Motion, die geſetzmäßige Friſt zwiſchen der
Ausſchreibung neuer Wahlen und dem Zu-
ammentrite des neuen Paͤrtaments von
50 auf 35 Tage zu reduciken, kommt heute
zur zweiten Leſung und dürfie ohne großen
Widerſtand zum Geſetz erhoben ‘ werden.
Bei der bekanuten Hacmäckigkeit, mit wel-
cher die engliſchen Parlamente an alten,
ererblen Gebräuchen zu hängen pflegen,
dürfte es Manchen wundern, wenn eine ſo
 
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