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Sonntag, 4. Aypril -
1852
Berichte werden gratis beigegeben. SEinrü
‘ Ausfunit ertheilt, die Spaltzeile in Petitfhrift 4 Ir.
+ Die Stützen des Thrones.
Wir ſind immer der Meinung geweſen,
daß dem grohen Grundbeſitz, dem Adel, das
Recht gebühre, als ſolchex einen integri-
Tenden Beſtandtheil der Volksvertretung zu
bilden, und gerne geben wir zu, daß in ihm
das erhaltende Element in dem Staatsleben
eine vorzüglidhe Stütze habe. Wenn aber
mwanche Mitglieder dieſes Standes in ibm
die Haupiſtuͤtze des Thrones fehen und ſich
‚andern Ständen gegenüber eiwas mehr in
die Bruſt werfen, als noihwendig ift, fo if
an der Zeit, ſie daran zu erinnern, daß ſie
zu der Zeit, wo der Adel mit der Geifllich-
keit den einzigen politiſchen Stand bildete,
in der Zeit der mittelalterlichen Feudalmon-
archie, das Königthum im Adel wie in der
Hierarchie weiſtentheils Feinde, und im auf-
blübenden Bürgerthume ſeine Stütze
hatte. So unter Kaiſer Heinrich IV., fo
unter den Hohenſtaufen, ſo in Frankreich.
Der Adel war, ſo lange er politiſche Auto-
nomie hatte, ſo weit entfernt, eine Stüße
der Zhrone zu fein, daß vielmehr fein Haupt-
ſtreben dahin ging, die Macht des Koͤnig-
thums auf ein Minimum herabzuͤdrücken,
und dieſem gegenüber ſich zur Territorial-
yoheit aufzuſchwingen. In Frankreich
ſank ſo das Königihum unter den Karoline
gern bis zur Nullität herab, bis es von den
nachfolgenden Dynaſtien in ſteten Kämpfen
mit dem Adel und darch deſſen endliche völ-
lige Beſiegung ſich zu ununiſchränkter Hert-
ſchaft emporbob, und die centraliſirte Reichs-
einbeit gruͤndete.
In Deutſchland ging die Reichẽeinheit zu
Grunde dadurch, daß aus Vafallen des Kö-
higthums Territorialherren, ſeibſtſtändige
Vonarcen wurden. Die Geſchichte des
ganzen Mittelalters dreht ſich weſenllich um
den Kampf zwiſchen Königthum und Ba-
fallen, und das Bürgerthum war es,
wie bemertt, das in dieſem Kampfe dem
*— als Bundesgenoſſe zur Seile
anD,
Die Feudalmonarchie iſt zu Grunde ge-
gangen; an thre Stelle theils die abſolute,
Heils die conftitutionelle Monarchie getreten,
die politiſche Bedeutung des Adels ſtützt ſich
nicht mehr auf bewalfnetes Aufgebot 20, und
materiele Macht; ſeine ganze fociale und
politiſche Stellung iſt Eine anderez er kann
nicht in derſelben Weife, wie fruͤher, die
Throne ſtützen oder gefährden, in Beidem
hat ſich ſeine Bedeulung mit feiner Macht
Derringert; der Schwerpunkt des Staates
Tüuht im Bürger und Bauern, und im Or-
gANISMUS des Staats vertritt der Adel nicht
mebr, wie im Mittelalter, lediglich Sondek-
vechte, fondern er muß ſich zugleich als Ber-
Areter der Alngemeinheit betrachten. Das
>gibt dem englifchen Abdel feine Bedeutung,
41‘1näl)tmn hat der deatſche die feinige zu
uchen.
Aenn nun dermalen die Monarchie wie-
der feſtſteht, ſo iſt es nicht der Adel, der ſie
gerettet hat, fondern Das fehende Heer, das
nicht ein Aufgebot von Varalen i Sn
Baden aber hat der Adel in den Zeiten des
Sturmes dieſem nicht getroßt, fondern ſich
ihm gebeugt, und wie aus Urkuͤnden fener
, und fehlteßen ſich ihmdte Beilage - Blätter an.
Sachühr:
Zeit erhellt, durch Opferwilligkeit und Nei-
gung zu Conceſſionen die Kroͤne eben nicht
zum Gegentheil eingeladen. Wir erinnern
an die Verbandlungen der erſten Kammer
und die befannte Erklärung des Breisgauer
Adels, Wir machen demfelben daraus kei-
nen Vorwurf, wenn aber manche Mit-
glieder deſſelben ihre damalige Ohnmacht
dereits wieder ſo weit vergeſſen haben, daß
ſie jetzt von ihrer Allmachi träumen, und,
der „ſchwachen Regierung“ gegenüber die
ſtarken Geiſter ſpielen wollen, fo if es Zeit,
daran zu erinnern, daß das negative
Verdienſt, die Revolution nicht gemacht zu
haben, eben nicht ein pofitives, Throͤn
und Staat gerettet zu haben, zur Seite hat,
daß deshalb dieſen Herrn einige Beſcheiden-
heit beſſer anſtünde, als Selbſiuberſchätzung,
und daß es ihrem Werthe nichis rauben
würde, wenn ſie ſagen koͤnnten, ſie wären
wie andere Leute, die um die Wiederher-
ſtellung des Staats reelle Verdienſte haben,
wie ſie Deren keine haben.
Deutſchland.
Muünchen, 31. Maͤrz. Se. Maj. der
Lönig hat den hier verweilenden Groͤßfür-
ſten Michael und Nitolaus von Rußland
den Hubertusorden verliehen und die bes
treffenden Inſignien IJ. ff O9. eigen-
bändig überreicht. Die zu Ehren der hoͤhen
Gäſte anberaumte Parade hat dieſen Mit-
tag in unſerex ſtattlichen Ludivigsſtraße ftatt-
gefunden. Die im ſchönſten Waͤffenſchmuͤck
aufgeſtelllen Truppen — und zwar LBa-
taıllone Ynfanterte, 5 Batterien Artillerie:
3 von der fahrenden und 2 von der rei-
tenden Artillerie, dann 12 Schwadronen
Lapallerie, und je eine Compagnie vom
Cadettencorps, von der Gendaͤrerte und
vom Santtätsweſen — boten auf dem im:
pojanten Raum einen Prachtvollen Anblıck,
Se, Maf. der König, umgeben von ven
beiden Großzfürſten und den fal. Prinzen,
dann Ihre Maj. die Königin und die Frau
Prinzeſſin Luitpold, f Hoheit, im Waͤgen,
von einem glänzenden Generalſtab gefolgt, er-
ſchienen um 12 Uhr und nahmen die ganze
Linie, die ſich vom Eck der Briennerfiraße,
der ganzen Ludwigſtraße entlang bis zum
Siegesthor und von dort auf der enige-
gengeſetzten Seite wieder herauf bis zum
Elericalſemnar ausgedehnt hatte, in Au-
genſchein, worauf dann am Odeonsplaͤtz
der Borbeimarſch ſtattfand, der von allın
Abtheilungen — von den ſchmucken Che-
vaurlegers aus Augsbarg und voͤn der reiz
tenden Artillerie im Galopp — vortrefflich
ausgeführt wurde. Eine ungeheure Men-
ſchenmaſſe hatte dem vom ſchoͤnſien Welter
begünſtigten Schauſpiel beigewohnt. Die
Parade wurde von dem Commandanten des
erſten Armeecorps, General Fürſten von
Taxis, befehligt. -
Frankfurt/ I. April. Unſere diesjährige
große Biumen- und Planzenausftelung {f
heute Nachmittag 4 Uhr in der auf dem
Götheplatz erbaulen und auf wahrhaft über!
raſchende Weiſe dazu ausgeſchmückten Halle
eröffnet worden und wird bis zum Sonn-
tag den 4, d. M, jeden Tag ununterbro-
Preis Halbjährith in Heidelberg: 2 fl 6 kr.,
chen von Morgens 8 Uhr bis Abends an-
zauern Der Kintrittspreis heträgt 12 fr.z
Abends hei Beleuchtung mit galvanijcher
Synne 30 fr. Die Reichhaltigkeit der aus-
geſtellten Blumen und Pflanzen, ſowie das
geſchmackoolle Arrangement und die ſtun-
reiche Aueſchmückung des Locals, welches,
wie durch einen Zauber, in den herrlichfien
Garten verwandelt iſt, zogen ſchon heute
eine große Menge von Schauluſtigen und
Freunden der blühenden Naͤtur herbei.
der Termin zu Ende, welcher noch zur
Bildung des Flottenvereins und zur Erhal-
tung der Flotte von der Bundesverfamme
lung geſetzt war.
Tage, wenn keine Verſtändigung erfolgt,
in den Beſitz der beiden Scohiffe Eckern?
förde/ und „Bardaroffa“, deren Abführung
nach einem preußiſchen Oſtſeehafen unver-
züglich erfolgen würde. —
Berlin, 30. Mätz. Das Ausſcheiden
des Geheimexrates v. Raumer aus ſeiner
Stelung als Director der £. Archive hat
bei der anerfannten Züchtigkeit diefes augs-
gezeichneten Beamten vielſeitiges Bedauern
hervorgerufen.
ſch mit der angeordneten Theilung der
Archive nicht befreunden, (pı. 359
Dresden, 29. März. Seit geftern iſt
auch bei uns das Gerücht von einer Miniſter-
Vorgänge von Hannover und München hier
nachbilden zu wollen. Ich glaube Ihnen
mit guten Gruͤnden verſichern zu koͤnnen.
daß ſie hierin völlig Unrecht hat, und daß
im Miniſterium vollſtändige Uebereinſtim?
mung über die zu befolgende Politik ſtatt-
findei. — Wie man hört, iſt der Staats-
miniſter v. Beuſt mit dem Ergebniß der
bekannten, zu Bamberg gepflogenen Be-
ſprechung ſehr zufrieden, und es ſteht hier-
nach wohl ein gemeinſchaftliches vermitteln-
des Auftrelen der drei dort vertreten gewe-
ſenen Regierungen bei dem Berliner Con-
greſſe in Ausſicht.
Dänemark.
Kopenhagen, 2. März. Geſtern fand
eine Staatsrachsfigung unter dem Vorſitz
des Koͤnigs ftatt. Sie dauerte faſt 8 Stun-
den. Es foll darin zu wichtigen Beſchlüffen
gekommen ſein, namentlich in Betreff der
Amneſtiefrage der Herzogthümer. Fürs erſte
wird darüber nichts befannt werden, fon-
dern erſt dann, wenn man im geheimen
Staatsrath in allen vorliegenden Fragen,
die Herzogthümer betreffend, zu einer Ent-
weidung gekommen fein wird. Vor Mitte
Aprils dürfte dies fchwerlich erfolgen. Eine
ſehr wichtige Frage, worüber man noch im
Stagtsrath verhaͤndelt, iſt die Verlegung
der Zollgrenze an die Elbe; die nöthigen
Veränderungen in den gegenwärtigen Zoll-
verhältniſſen Holſteins, um jene Maßregel
durchzuführen; dürften durch proviſoriſche
Geſetze bewerkſtelligt werden. Indeh ſcheint
man über die Sache ſelbſt noch nicht eintg.
Um auf die Amneſtie zurückzukommen, ſo
glaube ich Ihnen mittheilen zu können, dab
leine Amneſtie für die durch die Erhebung