der Herzogthümer am meiſten Compromit-
tirten zu erwarten ſteht, ſowie auch daß ſehr
viele der gegenwärtigen Beamten in Hol⸗—
ſtein ihren Abſchied, oder vielmehr Nicht-
Beſtätigung zu gewärtigen haben werden.
Frankreich.
Paris, 30. März. Die beiden geſetz
gebenden Koͤrperſchaften haben heute alfo
ihre erſie Sitzung gehalten. Der Senat bat
fein Bureau conftituirt; das iſt Alles. Die
Sitzung des geſetzgebenden Körpers war von
etwa 60 Zuhörern beſucht! Sie wurde um
2 _ Ubr eröffnet. Der Körper conſtituirte
ſein Bureau , vernahm dann den Collectiv-
abfagebrief und die Eidesverweigerung von
Cavaignac, Carnot und Henon, erklärte dte
Einſender des Briefes für ausgefchieden,
entließ Herrn Renouard, weil er mit dem
Deputirtenmandat unvereinbare Funckionen
übernommen hatte, 30g dann das Loos für
die ſieben Bureaur und ging um halb drei
Ubhr wieder auseinander! Der erwähnte
Abſagebrief lautet: „Hexr Präſident! Die
Wähler von Paris und Lyon haben uns in
unſerer Zurückgezogenheit und in dem Exil
aufgeſucht. Wir danken ihnen dafür, daß
daß fie daran gedacht hHaben, wie unſere
Naͤmen an ſich ſchon gegen die Vernichtung
der öffentlichen Freiheiten und die Maß-
regeln der Willkühr ein Proteſt waren. Aber
wir nehmen nicht an, daß ſte uns in einen
gefeßgebenden Körper ſchicken wollten, deſſen
Befuͤgniſſe nicht ausreichen, die Rechtsver-
letzungen rückgängig zu machen. Wir weiſen
die unſtiitliche Dortrin von Mentalrefervatio-
nen und Hintergedanken zurück, und verwei-
gern den beim Eintritt in den geſetzgeben-
den Körper geforderten Eid! Wir bitten
Sie, Herr Präſident, der Verſammlung von
dieſer Erklärung Kenntniß geben zu wollen.
Varis, 29. März 1852. Cavaignae, Carnot,
Henon. An den Präſidenten des geſetzgeben-
den Körpers.“
Italien.
FTopscana,. Mit dem Wiener Cabinet
hat man jetzt Verhandlungen um Vermin-
derung der Beſatzung angeknüpft. Wirklich
ſteht eine ſolche nächſtens bevor, und man
denkt daran, in kleinen Abtheilungen nach
und nach alle fremden Truppen bis auf eine
Beſatzung von Livorno abzuziehen zu ſehen.
Dies wird auf die Toscaner einen ſehr gu-
ten Eindruck machen, denn das Land trägt
lange und ſchwer an der Truppenlaſt, und
die letzten Jahre haben ohnehin nur Ver-
luſte gebracht. Auch gibt es fuͤr den Groß-
herzog keine beſſere Politik alg ſeinen Un-
terthanen wieder Verirauen zu ſchenken, die
e$, mit Ausnahme einiger Querkoͤpfe und
Plagegeiſter, die nirgends fehlen, auch wirk-
lich verdienen. — Um die abgehenden Trup-
en zu erfeßen, organiſirt die toscaniſche
Regierung ein Regiment, das ſie unter die
Befehle eines franzöſiſchen Offiziers, des
Oberſten Rouffelot, zu ſtellen beabſichtigt.
Man ſpricht auch noch von der Bildung et:
nes Elitenbataillons von 500 bis 600 Mann,
das aus der Schweiz reerutirt werden ſoll.
Englaud.
London, 30. März. Das Unterhaus hat
in ſeiner geſtrigen Sitzung die Einbringung
der Miltzbildung gemehmigt. Walpole über-
nahm die Befürwortung derſelben. Sie will
die Aushebung von 80,000 Mann, wovon
50,000 im erften, 30,000 im zweiten Jahr.
Die auf fünf Jabre repartixten Koſten be-
tragen jährlich 240,000 Pf. Sterl, Man
nimmt anfangs nur Freiwillige; reicht ihre
Zahl nicht aus, ſo wird unter den 28: bis
35jährigen durchs Loos gezogen. Paͤlmer-
ſton unterſtützte die Bill, odgleich er ſein
unter Ruſſell vorgebrachtes Amendement nicht
wiederhoite! Hume, Cobden, Bright, Noe-
buck bekämpften den Entwurf als unnüßg,
aber vergebens. Indeſſen iſt auf Walpole's
Begehren die zweite Leſung bis nach Oſtern
verſchoben, deutet alſo auf Fallenlaſſen.
mögensloſen Dorfwächters Caspar Boͤr⸗
ſchinger zu Großſachſen, 28 Jahre alt, le-
dig, evangeliſcher Religion! Er hat kein
Gewerbe gelernt ſondern ſich jeweils als
Taglöhner und Bienſtlnecht verdingt. Sein
Ruf iſt ſchlecht. Das großherıl. Ffarramt
ſagt in ſeinem Zeugniſſe über ihn! Leicht-
finn, Gottvergeffenheit, Hang zum verſchwen-
deriſchen Leben möge woyl der Grund ſei-
ner Diebereien ſein. Wenn er Geld ge-
habt, babe er es im Wirthehaufe mit Trin-
fen durchgebracht. Der Gemeinderath führt
aus, der Angeklagte habe von früher Ju
gend an Neigung zum Stehlen gehabt;z er
babe zwar immer gearbeiten ſei aber dabei
dem Irunk ergeben gewelen und habe auf
dieſe Weiſe ſeinen Verdienſt verwendet; fein
Lebenswandel ſei von jeher ſchlecht gewer
ſen. Er iſt ſchon durch Urcheil des Amts
Weinheim v. 20. April 1841 wegen Dieb-
ſtahls mit 8 Tagen Gefängniß, daͤnn durch
Urtheil des großh. Hofgerichis des Unter-
rheinkreiſes vom 23. Jan. 1847 wegen 2.
unter erſchwerenden Umſtänden verübten
Diebſtahls zu Gefängnißſtrafe von 5 Wo-
chen verurtheilt und zugleich einer weiteren
Entwendung für klagfrei erklärt worden.
Endlich war er zuletzt durch hofgerichtliches
Urtheil vom 16. Mai 1851 wegen eines
weiteren, durch Oeffnen von Schlöſſern mit
Diebsſchluͤſſeln und durch Einſchleichen in
ein bewohntes Gebäude zur Nachtzeit, er-
ſchwerten Diebſtahls im Werthbetraͤge von
96 fl. zu Arbeitshausſtrafe von 18 Mona-
ten verurtheilt worden. Bevor das au
ſeinen dagegen ergriffenen Recurs am 21.
Juli 1851 erfolgte beſtätigende Urtheil des
großh. Oberhofgerichts eintraf, war er —
wie oben erwmähnt — aus dem Gefängniß
in Schwetzingen ausgebrochen! Das Er-
gebniß der Unterſuchung und Verhandlung
iſt kurz Folgendes: Joh. Schwing, Gärtner
—
den Franz Michael Hecht im Anfang des
Monats Juni v. J. aus ſeinem Dienſte,
weil er gegen ihn den Verdacht hegte, daß
er eine Anzahl Kleider von nicht unbe-
trächilichem Werthe, welche er von einem
kurzen Ausfluge in das Elſaß mitbraͤchte,
entwendet haben möge. Hecht (welcher am
3, März 1851 aug dem Eentralgefängniſſe
in Kaiſerslautern nach Erſtehung einet we-
gen Diebſtahls gegen ihn erkannten Frei-
peitsſtrafe von 5 Jahren entlaſſen woͤrden
war) hielt ſich hierauf einige Zeit in Cont-
wig Let Zweibrüden und dann in Lachen
bei Neuſtadt auf, an welchen Orten meh-
rere Zeugen ein zweiſchneidiges Dolchmeſ-
ſer mit Stellfeder und Perimutterſchaalen
in ſeinem Beſitze geſehen haben. Ain 30.
Juni verließ er Laͤchen. In der Nacht v.
2, auf den 3, Juli, kurz nachdem feinem
ehemaligen Dienſtherrn Schwing 400 fl.
eingegangen waren, wovon Hecht Kenntniß
hatte, wurde in deſſen Wohnueg ein Dieb-
ſtahl xerübt; wie er vermuthet, von Hecht.
Der Dieb hatte aus dem Schrank im Schlaf-
zimmer des Schwing, aus deſſen Beinklei-
dern er die Schlüffel zum Schranke nahm,
39 Fra worunter 7 Fünffrankenthaler, ein
trag von 2 Fr., mitgenommen. Weiter ver-
mißte Schwing 12 neue, zum Trocknen auf-
gehängte Hemden mit 3. S. gezeichnet, ei-
nen rothen baumwollenen Negenfchirm und
mehrexes andere. Am 19. Juni wurde M.
Börſchinger, welcher ſich in Lauterburg bei
der Gendarmerie alg ein aus dem Gefäng-
niß eniflohener politiſcher Flüchtling, der
in die Fremdenlegion eintreten wolle, mıl-
dete, dort zur Haͤft gebracht, von Geldmit-
teln ſo eniblößt, daͤß er ſein Vorhaben,
Tabak zu kauſen, aufgeben mußte, weil er
nicht mehr als einen Kreuzer aufzuwenden
hatte. (Schluß folgt.)
Freiburg, 1. April. Schwurgerichtliche
Serpandlung in Unterſuchungsſachen gegen
Jakob Burger von Großbekriſchwand und
Konrad Geiger von Nüttihof, wegen ge-
fährlichen Diebſtahls. —
Der Staatsanwalt begann feinen Vortrag
bamit, wie fehr er bedauern müſſe, von
Zuͤſtänden des Großherzogthums jetzt im
Jahr 1852 3zu ſprechen genöshigt zu fein,
die wohl vor S0 Jahren in vden böhmifchen
Wäldern ſich zugetragen haben, jetzt aber
nicht mehr vorfommen follten. Und in der
That entwickelten ſich gar bald Scenen eines
Zigeunerlebens, von denen man glauben
ſollte, ſie hätten Bulwer'ſchen Nomanen zur
Skizze gedient. Wir hören von einer Ge-
ſellſchaft von 13 Koͤpfen, aus Mannsleuten,
Weibsleuten und halbgewachſenen Kindern
beſtehend, welche im Frühjahr 1851 in dem
Sch warzwalde/ namentlich in den Aemtern
Säckingen und Waldshut nomatifirten, vom
Korbflechten und Spenglern gelebt haben
wollen, bald im Walde Nachtquartier nah-
men und ſich den Mond als Sonne gefallen
ließen, bald ſich in Scheuern einnifteten,
meiſt gegen den Willen des eingeſchüchterten
Bauern, im Freien zechten und die Polizei
zu necken wußten. Die Nomadengeſellſchaͤft
bedurfte zu ihren Zechgelagen im Freien bei
weitere Subſtanzen, wie Beeren und Quell-
waſſer, und dieſe Subſtanzen fanden ſie in
den Rauchfängen, Küchen und Vorraths-
kammern der Bauern. (Schluß folgt.)
Karlsruhe, 31. März. Bei der heute
dahier ſtaitgehabten Prämienziehung der gr.
badı 35 fl. Serienloofe ſind auf naͤchſtehende
Nummern die dabei bemerkten Hauptge-
winne gefallen: Nr. 280328 50,000 flp
Yır. 304031 15,000 fl., Nr. 5257 5000 ,
Nr. 112654, 138417, 281170 und 340359
jede 2000 fl., Yır. 5287, 42777, 42792,
46149, 48265, 50934, 82590, 89621, 89635,
155283, 245756, 280319 und 334226 jede
1000 fl, Nr. 5254, 11000, .28330, 29323,
38662 42785, 48268, 57827, 112684,
112687, 138418, 153583, 156457, 166538,
254099, . 280329, 287251, 291889 und
361806 iede 250 fl.-
Verantwortlicher Nedacteur : ©. Reichard.
Echlußvorſtellung
der Spahnnſſchen Geſellſchaft.
Unabläſſig war die Direction dieſen Win-
ter, in welchem ſie mehr, als je mit Hin-
derniſſen zu kämpfen hatte, in welchem ihr
der Weg wahrlich nicht mit Roſen beſtreut
war, mit dem Aufbieten aller ihrer Kräfte
bemüht, den gerechten und billigen Fordes
derungen entgegen zu kommen. Das Re-
pertoir lieferte anerkannt gute und neue
Stüde ; die Leiſtungen der Geſellſchaft wa-
ren tüchtig, theilweiſe ausgezeichnet. Mit
vielen Opfern ſuchte man ſelbſt Gaͤſte aus-
wärtiger Theater zu gewinnen.
An Sonntag, den 4 April, wird
nun die Theaterfaifon, die vom October
1851 bis April 1852 dauerte, geſchloſſen.
Die Direction hat des vorzüglichfte Luſt-
ſpiel Gugkow’$, des „Urbild des
Tartüffe“, zu dieſer Schlußvorſtellung
gewählt, da dieſes ausgezeichuete Stuͤck hier
immer außerordentlich gefallen hat, und feit
längerer Zeit nicht mehr gegeben wurde.
Mögen alle Theaterfreuͤnde dieſer letzten
Vorſtellung beiwohnen, und dadurch das alte
deutſche Sprichwort wahr machen: Ende
gut, Alles gutl !
Mehrere Theaterfreunde.
Theater in Heidelberg.
Sonntag, den 4. Aypril.
Letzte Vorſtellung.
Das Urbild des Tartüffe.
Luſtſpiel in 5 Acten von E. Gutzkow.
Hierauf:
Eine Abſchiedsrede.
A. Spahn.
tirten zu erwarten ſteht, ſowie auch daß ſehr
viele der gegenwärtigen Beamten in Hol⸗—
ſtein ihren Abſchied, oder vielmehr Nicht-
Beſtätigung zu gewärtigen haben werden.
Frankreich.
Paris, 30. März. Die beiden geſetz
gebenden Koͤrperſchaften haben heute alfo
ihre erſie Sitzung gehalten. Der Senat bat
fein Bureau conftituirt; das iſt Alles. Die
Sitzung des geſetzgebenden Körpers war von
etwa 60 Zuhörern beſucht! Sie wurde um
2 _ Ubr eröffnet. Der Körper conſtituirte
ſein Bureau , vernahm dann den Collectiv-
abfagebrief und die Eidesverweigerung von
Cavaignac, Carnot und Henon, erklärte dte
Einſender des Briefes für ausgefchieden,
entließ Herrn Renouard, weil er mit dem
Deputirtenmandat unvereinbare Funckionen
übernommen hatte, 30g dann das Loos für
die ſieben Bureaur und ging um halb drei
Ubhr wieder auseinander! Der erwähnte
Abſagebrief lautet: „Hexr Präſident! Die
Wähler von Paris und Lyon haben uns in
unſerer Zurückgezogenheit und in dem Exil
aufgeſucht. Wir danken ihnen dafür, daß
daß fie daran gedacht hHaben, wie unſere
Naͤmen an ſich ſchon gegen die Vernichtung
der öffentlichen Freiheiten und die Maß-
regeln der Willkühr ein Proteſt waren. Aber
wir nehmen nicht an, daß ſte uns in einen
gefeßgebenden Körper ſchicken wollten, deſſen
Befuͤgniſſe nicht ausreichen, die Rechtsver-
letzungen rückgängig zu machen. Wir weiſen
die unſtiitliche Dortrin von Mentalrefervatio-
nen und Hintergedanken zurück, und verwei-
gern den beim Eintritt in den geſetzgeben-
den Körper geforderten Eid! Wir bitten
Sie, Herr Präſident, der Verſammlung von
dieſer Erklärung Kenntniß geben zu wollen.
Varis, 29. März 1852. Cavaignae, Carnot,
Henon. An den Präſidenten des geſetzgeben-
den Körpers.“
Italien.
FTopscana,. Mit dem Wiener Cabinet
hat man jetzt Verhandlungen um Vermin-
derung der Beſatzung angeknüpft. Wirklich
ſteht eine ſolche nächſtens bevor, und man
denkt daran, in kleinen Abtheilungen nach
und nach alle fremden Truppen bis auf eine
Beſatzung von Livorno abzuziehen zu ſehen.
Dies wird auf die Toscaner einen ſehr gu-
ten Eindruck machen, denn das Land trägt
lange und ſchwer an der Truppenlaſt, und
die letzten Jahre haben ohnehin nur Ver-
luſte gebracht. Auch gibt es fuͤr den Groß-
herzog keine beſſere Politik alg ſeinen Un-
terthanen wieder Verirauen zu ſchenken, die
e$, mit Ausnahme einiger Querkoͤpfe und
Plagegeiſter, die nirgends fehlen, auch wirk-
lich verdienen. — Um die abgehenden Trup-
en zu erfeßen, organiſirt die toscaniſche
Regierung ein Regiment, das ſie unter die
Befehle eines franzöſiſchen Offiziers, des
Oberſten Rouffelot, zu ſtellen beabſichtigt.
Man ſpricht auch noch von der Bildung et:
nes Elitenbataillons von 500 bis 600 Mann,
das aus der Schweiz reerutirt werden ſoll.
Englaud.
London, 30. März. Das Unterhaus hat
in ſeiner geſtrigen Sitzung die Einbringung
der Miltzbildung gemehmigt. Walpole über-
nahm die Befürwortung derſelben. Sie will
die Aushebung von 80,000 Mann, wovon
50,000 im erften, 30,000 im zweiten Jahr.
Die auf fünf Jabre repartixten Koſten be-
tragen jährlich 240,000 Pf. Sterl, Man
nimmt anfangs nur Freiwillige; reicht ihre
Zahl nicht aus, ſo wird unter den 28: bis
35jährigen durchs Loos gezogen. Paͤlmer-
ſton unterſtützte die Bill, odgleich er ſein
unter Ruſſell vorgebrachtes Amendement nicht
wiederhoite! Hume, Cobden, Bright, Noe-
buck bekämpften den Entwurf als unnüßg,
aber vergebens. Indeſſen iſt auf Walpole's
Begehren die zweite Leſung bis nach Oſtern
verſchoben, deutet alſo auf Fallenlaſſen.
mögensloſen Dorfwächters Caspar Boͤr⸗
ſchinger zu Großſachſen, 28 Jahre alt, le-
dig, evangeliſcher Religion! Er hat kein
Gewerbe gelernt ſondern ſich jeweils als
Taglöhner und Bienſtlnecht verdingt. Sein
Ruf iſt ſchlecht. Das großherıl. Ffarramt
ſagt in ſeinem Zeugniſſe über ihn! Leicht-
finn, Gottvergeffenheit, Hang zum verſchwen-
deriſchen Leben möge woyl der Grund ſei-
ner Diebereien ſein. Wenn er Geld ge-
habt, babe er es im Wirthehaufe mit Trin-
fen durchgebracht. Der Gemeinderath führt
aus, der Angeklagte habe von früher Ju
gend an Neigung zum Stehlen gehabt;z er
babe zwar immer gearbeiten ſei aber dabei
dem Irunk ergeben gewelen und habe auf
dieſe Weiſe ſeinen Verdienſt verwendet; fein
Lebenswandel ſei von jeher ſchlecht gewer
ſen. Er iſt ſchon durch Urcheil des Amts
Weinheim v. 20. April 1841 wegen Dieb-
ſtahls mit 8 Tagen Gefängniß, daͤnn durch
Urtheil des großh. Hofgerichis des Unter-
rheinkreiſes vom 23. Jan. 1847 wegen 2.
unter erſchwerenden Umſtänden verübten
Diebſtahls zu Gefängnißſtrafe von 5 Wo-
chen verurtheilt und zugleich einer weiteren
Entwendung für klagfrei erklärt worden.
Endlich war er zuletzt durch hofgerichtliches
Urtheil vom 16. Mai 1851 wegen eines
weiteren, durch Oeffnen von Schlöſſern mit
Diebsſchluͤſſeln und durch Einſchleichen in
ein bewohntes Gebäude zur Nachtzeit, er-
ſchwerten Diebſtahls im Werthbetraͤge von
96 fl. zu Arbeitshausſtrafe von 18 Mona-
ten verurtheilt worden. Bevor das au
ſeinen dagegen ergriffenen Recurs am 21.
Juli 1851 erfolgte beſtätigende Urtheil des
großh. Oberhofgerichts eintraf, war er —
wie oben erwmähnt — aus dem Gefängniß
in Schwetzingen ausgebrochen! Das Er-
gebniß der Unterſuchung und Verhandlung
iſt kurz Folgendes: Joh. Schwing, Gärtner
—
den Franz Michael Hecht im Anfang des
Monats Juni v. J. aus ſeinem Dienſte,
weil er gegen ihn den Verdacht hegte, daß
er eine Anzahl Kleider von nicht unbe-
trächilichem Werthe, welche er von einem
kurzen Ausfluge in das Elſaß mitbraͤchte,
entwendet haben möge. Hecht (welcher am
3, März 1851 aug dem Eentralgefängniſſe
in Kaiſerslautern nach Erſtehung einet we-
gen Diebſtahls gegen ihn erkannten Frei-
peitsſtrafe von 5 Jahren entlaſſen woͤrden
war) hielt ſich hierauf einige Zeit in Cont-
wig Let Zweibrüden und dann in Lachen
bei Neuſtadt auf, an welchen Orten meh-
rere Zeugen ein zweiſchneidiges Dolchmeſ-
ſer mit Stellfeder und Perimutterſchaalen
in ſeinem Beſitze geſehen haben. Ain 30.
Juni verließ er Laͤchen. In der Nacht v.
2, auf den 3, Juli, kurz nachdem feinem
ehemaligen Dienſtherrn Schwing 400 fl.
eingegangen waren, wovon Hecht Kenntniß
hatte, wurde in deſſen Wohnueg ein Dieb-
ſtahl xerübt; wie er vermuthet, von Hecht.
Der Dieb hatte aus dem Schrank im Schlaf-
zimmer des Schwing, aus deſſen Beinklei-
dern er die Schlüffel zum Schranke nahm,
39 Fra worunter 7 Fünffrankenthaler, ein
trag von 2 Fr., mitgenommen. Weiter ver-
mißte Schwing 12 neue, zum Trocknen auf-
gehängte Hemden mit 3. S. gezeichnet, ei-
nen rothen baumwollenen Negenfchirm und
mehrexes andere. Am 19. Juni wurde M.
Börſchinger, welcher ſich in Lauterburg bei
der Gendarmerie alg ein aus dem Gefäng-
niß eniflohener politiſcher Flüchtling, der
in die Fremdenlegion eintreten wolle, mıl-
dete, dort zur Haͤft gebracht, von Geldmit-
teln ſo eniblößt, daͤß er ſein Vorhaben,
Tabak zu kauſen, aufgeben mußte, weil er
nicht mehr als einen Kreuzer aufzuwenden
hatte. (Schluß folgt.)
Freiburg, 1. April. Schwurgerichtliche
Serpandlung in Unterſuchungsſachen gegen
Jakob Burger von Großbekriſchwand und
Konrad Geiger von Nüttihof, wegen ge-
fährlichen Diebſtahls. —
Der Staatsanwalt begann feinen Vortrag
bamit, wie fehr er bedauern müſſe, von
Zuͤſtänden des Großherzogthums jetzt im
Jahr 1852 3zu ſprechen genöshigt zu fein,
die wohl vor S0 Jahren in vden böhmifchen
Wäldern ſich zugetragen haben, jetzt aber
nicht mehr vorfommen follten. Und in der
That entwickelten ſich gar bald Scenen eines
Zigeunerlebens, von denen man glauben
ſollte, ſie hätten Bulwer'ſchen Nomanen zur
Skizze gedient. Wir hören von einer Ge-
ſellſchaft von 13 Koͤpfen, aus Mannsleuten,
Weibsleuten und halbgewachſenen Kindern
beſtehend, welche im Frühjahr 1851 in dem
Sch warzwalde/ namentlich in den Aemtern
Säckingen und Waldshut nomatifirten, vom
Korbflechten und Spenglern gelebt haben
wollen, bald im Walde Nachtquartier nah-
men und ſich den Mond als Sonne gefallen
ließen, bald ſich in Scheuern einnifteten,
meiſt gegen den Willen des eingeſchüchterten
Bauern, im Freien zechten und die Polizei
zu necken wußten. Die Nomadengeſellſchaͤft
bedurfte zu ihren Zechgelagen im Freien bei
weitere Subſtanzen, wie Beeren und Quell-
waſſer, und dieſe Subſtanzen fanden ſie in
den Rauchfängen, Küchen und Vorraths-
kammern der Bauern. (Schluß folgt.)
Karlsruhe, 31. März. Bei der heute
dahier ſtaitgehabten Prämienziehung der gr.
badı 35 fl. Serienloofe ſind auf naͤchſtehende
Nummern die dabei bemerkten Hauptge-
winne gefallen: Nr. 280328 50,000 flp
Yır. 304031 15,000 fl., Nr. 5257 5000 ,
Nr. 112654, 138417, 281170 und 340359
jede 2000 fl., Yır. 5287, 42777, 42792,
46149, 48265, 50934, 82590, 89621, 89635,
155283, 245756, 280319 und 334226 jede
1000 fl, Nr. 5254, 11000, .28330, 29323,
38662 42785, 48268, 57827, 112684,
112687, 138418, 153583, 156457, 166538,
254099, . 280329, 287251, 291889 und
361806 iede 250 fl.-
Verantwortlicher Nedacteur : ©. Reichard.
Echlußvorſtellung
der Spahnnſſchen Geſellſchaft.
Unabläſſig war die Direction dieſen Win-
ter, in welchem ſie mehr, als je mit Hin-
derniſſen zu kämpfen hatte, in welchem ihr
der Weg wahrlich nicht mit Roſen beſtreut
war, mit dem Aufbieten aller ihrer Kräfte
bemüht, den gerechten und billigen Fordes
derungen entgegen zu kommen. Das Re-
pertoir lieferte anerkannt gute und neue
Stüde ; die Leiſtungen der Geſellſchaft wa-
ren tüchtig, theilweiſe ausgezeichnet. Mit
vielen Opfern ſuchte man ſelbſt Gaͤſte aus-
wärtiger Theater zu gewinnen.
An Sonntag, den 4 April, wird
nun die Theaterfaifon, die vom October
1851 bis April 1852 dauerte, geſchloſſen.
Die Direction hat des vorzüglichfte Luſt-
ſpiel Gugkow’$, des „Urbild des
Tartüffe“, zu dieſer Schlußvorſtellung
gewählt, da dieſes ausgezeichuete Stuͤck hier
immer außerordentlich gefallen hat, und feit
längerer Zeit nicht mehr gegeben wurde.
Mögen alle Theaterfreuͤnde dieſer letzten
Vorſtellung beiwohnen, und dadurch das alte
deutſche Sprichwort wahr machen: Ende
gut, Alles gutl !
Mehrere Theaterfreunde.
Theater in Heidelberg.
Sonntag, den 4. Aypril.
Letzte Vorſtellung.
Das Urbild des Tartüffe.
Luſtſpiel in 5 Acten von E. Gutzkow.
Hierauf:
Eine Abſchiedsrede.
A. Spahn.