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Dienſtag, 6. April

832


durcd die Poſt bezogen im amtlidhen
Bertchte werden grafits beigeneben.
Huskunit erthetlt, die Spaltzetle in Petttſchrift Etr.


Sournals 2 fl.


Preis Halbjähritch in. Geidelberg: 2 . 6 fx.
Die Xanbw\rti)fct)afttfc_{)m'


Deutſchland.

Karlsruhe, 2. Aptil. Das heute er-

ſchienene Neyierungsblatt, Nr. 14, enthält
daͤs Gefeg, die Feuerverſicherungs-Anſtalt
der Gebäude betreffend.
Von der Tauber, 1. April. Endlich
iſt nady Fräftiger Gegenwehr dex Winter
abgezogen, und es hat der Frühling ſeinen
Sieg und ſein ihm laͤng vorenthaltenes Recht
an den März an deſfen letztem Tage noch
in Donner und Blitz verkündet Der Brod-
preis iſt nun von 25 fr. auf 22 kr. zurüd-
gegangen und bei den bedeutenden Vor-
räthen, welche an der bayeriſchen Grenze
ſich häufen ſollen, hofft man noch weiteren
Abſchlag.

Stuitgart, 30. März. Auf verſchiede-
nen Markten des Landes, namentlich in Ulm,
und dem auf Württemberg großen Einfluß
übenden Maͤrkte zu Nördlingen, ſind die
Fruchipreiſe namhaft herabgegangen. Es
iſt zu hoffen, daß die eingetretene für den
Landbau äußerſt günſtige AWitterung , ſowie
die mehr und mehr zum Vorſcheine kom-
menden VBorräthe ein weiteres Fallen der
Preiſe bewirken.

— DHeute Nachmittag iſt es endlich ge-
lungen, das für Heilbronn beſtimmte Keß-
leriſche Neckar⸗Dampfſchiff vom Wehr am
Waſſerhauſe bei Berg glücklich und wohl-
behalten fortzubringen und es nach Kann-
ſtadt zu führen, wo es an einem neuen
Hinderniß, ohne den mindeſten Schaden ge-
nommen zu haben, anlangte. Doch koſtete
es viele Zeit, Mühe und Geld, das Schiff
über den gefährlichſten Punkt hinweg zu
ſchaffen. Faſt 3 Tage lag es dort, eın
Kiesdamm mußte im Neckar aufgeführt und
ein Baſſin gebildet werden, das gleichen
Waſſerſpiegel mit dem Neckar oberhalb des
Wehrs haͤlte! Nachher mußte der Aufſatz
der ſogenannten Kiesbrücke bei Berg am
vorderu Theil derſelben abgetragen werden,
damit das Schiff durch konnte! Von da
an ging es ohne Hinderniß den Neckar
hinab unter der großen Neckar- Eifenbahn-
Bruͤcke hindurch bis vor das Theater in
Kannſtadt, wo Nachtruhe gehalien worden
iſt. K. 30

Aus dem Höhgau, 31. März. In

eiterdingen wuͤrde eine Falſchmünzerbande
entdeckt und ſind bereits drei Perſonen ver-
haftet, worunter ein Mechaniter Die Ent-
deckung geſchah zunächſt in Schaffhauſen,
wo 3Wei von den Verhafteten den Präg-
ſlembel ſchleifen laͤffen wollten. Der Schleifer
ſchoͤpfte Berdache und ließ einen der Neber-
bringer verbafien. Die Nachforſchung in
dem verdächtigen Hauſe zu Weiterdingen
führte in einem Bierkeller auf die Bäſis
der — und auf mehrere hierzu
gehörige Werkzeuge, und in einem nahe ge-
Tegenen Veiher fand man nebſt einem etwa
2—3 Ztr. wiegenden Hebel die Prägma-
fchinẽ felbft verſenkt, welche nach dem Ur-
iheile von Sachkennern eine ganz entſpre-
chende Conſtruction habe. Dem Vernehmen
naͤch wuͤrde die Prägung von Kronenthaͤtern
unternommen, ob aber ſchon ſolches Geld {n
Umlauf gekommen, iſt noch nicht ſichex er-
miitelt. (S. M.)

— Dürkheim . d. Pfalz, 31. März. Die
große Unterſuchung gegen hieſige Wucherer,
von der ich Ibuen ım Januar geſchrieben,
iſt noch immer in vollem Gange! Der von
Frankenthal hierher committirte Unterſu-
chungsrichter iſt ununterbrocden . anweſend
und beſchäftigt. Hunderte von Zeugen ſind
bereits abgehört und noch iſt das Ende der
Unterſuchung nicht abzufehen! Mittterweile
wurden zwel andere bedeutende Wucherpro-
ceſſe vor dem Bezirksgerichte zu Franken-
thäl verhandelt. Das Feld dieſer Wucherer
war der benachbarte Kanton Grünſtadt. Die
letzte Verhandlung hat das Gericht drei volle
Taͤge in Anſpruch genommen, und noch iſt
nicht einmal das Urtheil geſprochen! Der
Gerichtefaal war unauggefjeßt mit Zuhörern
von Stadt und Land angefullt, welche mit
Staunen und Schauder hörten, auf welche
abgefeimte und gewiſſenloſe Weiſe eine große
Anzahl von Familien und einzelnen Perſo-
nen fyſtematiſch um ihre Habe, nicht ſelten
an den Bettelſtab gebracht oder zur Aus-
wanderung genöthig: wuxden. Der fönigl.
Bezirksgerichtspraͤſident, Hr. Dr. Möhl hat
bei dieſer Gelegenheit ſehr ernſt und ein-
dringlich gegen die Schändlichkeit des Wu-
chers geſplochen! Zu bedauern iſt, daß nach
unjerer Geſetzgebung ſolchẽ Gewohnheils-
wucherer und Blutfauger nur in Geleſtrafen
verfällt werden können, während ſie außer
dieſen gewiß das Zuchthaus verdient ha-
ben, } ($.3.)
Berlin, 31. März. Die Beſchlagnahme
des /Preuß. Wochenblatts“ in der verfloſ-
ſenen Woche wird noch immer viel beſpro-
hen! Daß die Beſchlagnahme wegen des
Artifels: „die Diſſidentenfrege“ geſchehen iſt,
unterliegt nunmehr keinem Zweifel. Uebri-
gens iſt hervorzuheben, daß das Blait der
religiöfen Richtung der Diſſidenten in kei-
ner Weiſe Vorſchuͤb leiſtet oder dieſelbe ir-
gend vertheidigi. — Geſtern fand eine Si-
zung des Staatsminiſteriums ſtatt, in wel
er mehrere kleinere Sachen ihre Erledi-
gung fanden. Auch die Vorlage des Ei-
ſenbahnſteuergeſetzes an die Kammern kam
zur Sprache. — Aeußerm Vernebmen nach,
ſagt die /Lith. Correſp.“ hat der kürzlich
in beſonderer Miſſion hier anweſend gewe-
ſene i. würtembergiſche Geſandte Frhr. v.
Linden in ziemlich beſtimmter Weiſe es aus-
geſprochen, daß Wurtemberg jedenfalls an
dem Zollverein feſthalten werde, daß es
aber fierdurch die Möglichkeit einer wei-
tern Zoll= und Handelsverbindung mit Oe-
ſterreich nicht ausgeſchloſſen glaube. — Man
hat übrigens von Seiten der Freunde wie
der Antiboden des Zollvereins Unrecht, an-
zuneymen, daß Preußen auf dem Zollver-
einscongreß politiſche Hintergedanken ver-
folge. Auch von einer Vermittelang der
preußiſch-öſterreichiſchen politiſchen Differen-
zen fann als auf dem Congreß beabſichtigt
nicht die Rede ſein. Preuben wird nicht
nur dem Zollvereinscongreß keinen politi-
ſchen Charaͤkter auforücken, ſondern bemüht
ſein, alle eiaentliche Politik von ihm ent-
fernt zu halten! Was Übrigens die poli-
liſchen Differenzen mit Oeſterreich anlangt,
ſo ſind dieſelben durchaus nicht zu jener

Bedeutung angewachſen, die man ihnen von
verſchiedenen Seiten gibt; ſo weit ſie vor-
handen, betreffen ſie fehr beſtimmte Concrete
Fragen, wie z. B. die über die Flotte.
Einẽ ausgedruͤckte allgemein politiſche An-
tipodenſchaft anzunehmen, liegt kein rechter
Grund vor und das Verhältuiß der beiden
Bundestagsgeſandten der deutſchen Groß-
mächte iſt mindeſtens feit der franzöſiſchen
Kataſtrophe ein ſehr genähertes.

Stettin, 30. März. Dem Vernehmen
nach find vom Marinecommando 6 Offieiere
und 180 Mann als Beſatzung für die nach
einem preußiſchen Hafen (Swinemünde?)
überzuführenden Schiffe „Barbaroffa“ und
„Gefion“ beſtimmt und erwarten dieſelben
ſiündlich den Befehl nach Bremerhafen ab-
zugeben. ¶Oſtſ. 3.)

Bremen, 31. März. Durch heute er-
ſchienene Bekanntmachung des Senals wird
das Umhertragen von Schriften und Abbil-
dungen, ſowie die Veröffentlichung durch
Maueraͤnſchläge bei 50 Thaͤler Strafe ver-
boten. Eine zweite Bekanntmachung ver-
ordnet, daß, da die Wahl des Oberſten
für die Bürgerwehr unter gegenwärtigen
Umſtänden nicht ſtattfinden könne, ſo iſt der
Oberſileuinant Reuter mit der Fortführung
des Obercommando's der Bürgerwehr in
bisheriger Weiſe einſtweilen beauftragt.

Leipzig, 32. März. Alle Zweifel, welche
bisher noch hier und da im Lande an dem
guten Willen der Kegierung, die längſt be-
ibſichtigte Reorganiſation der Untergerichte
und damit eine dürchgreifende Reform des
Gerichtsverfahrens ins Leben zu rufen ge-
hegt worden ſein mögen, ſind durch die
neulide Erflärung des Juſtizminiſters in
der 2. Kammer, die fidy durch anerkenn-
nenswerthe Feſtigkeit und Energie auszeich-
nete, gehoben worden und man darf nun
mit Beftimmtheit hoffen, daß in nıcht fer-
ner Zeit das Inquiſitionsvexfahren voll-
ſtändih abgeſchafft und dafür das öffentlich-
muͤndliche Verfahren mit Staatsanwaltſchaft
eingeführt werde, Die Agitation für Bei-
behalıung des Inſtituts der Watrimonialges _
richte verliert dadurch fehr an ihrer Be-
deutung und dürfte kaum von irgend einem
Eifolgẽ begleitet ſein.

Kaſſel, April. Die geſtern Abend
erfolgte Ankunft des £ f Öfterreich. Feld-
marſchalllieutenants Grafen v. Leiningen
wird mit der Erledigung unſerer Verfaſ-
ſungsfrage umſomehr in Berbindung ge
bracht, alg die in der „Kaſſeler Ztg.“ vor
einigen Tagen enthaltene Nachricht, nad
weicher die Bundesverſammlung in der letz-
ten Sonnabendſitzung einen Endbeſchluß in
dieſer Sache gefaͤßt habe, auch von anderer
Seite beſtätigt wird. Vielleicht iſt dem
Herrn Grafen, als einem der beiden für
Kurheſſen ernannten Bundeseommiſſäre, der
Lufirag zu Theil geworden, der hieſigen
Regierung den betreffenden Bundesbeſchluß
nicht allein auf officielle Weiſe zu notıfic-
ren, ſondern auch etwa weiter nöthig ſchei-
nende, auf die Publication der neuen —
ſung und die Zufammenberufung DEr Land-
fRände ſich beziebende Maßregeln mit der>
jelben zu verabreden, — S P 32
 
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