Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N: 83.


Mittwoch, 7. April

1852.



Die Landwirthſchaftlichen


Siebentes Bülletin

das Hefinden Seiner Königlichen Hoheit des
Großherzoßs.

Bei den fortdauernden ſtärkern nervöfen
Aufregungen baben Seine Königliche Hoheit
der Broßherzog die letzten Nächıe weniger
ruhig zugebracht. Der Appetit war in den
verfloffenen Tagen geringer und die Schwäche
hat neuerdings zugenommen.

Karlsruhe, 4, April 1852,

Chelius, Schrickel! Gugert.

Deutſchland.

Karlsruhe, 4. April. Heute früh ſtarb
hier unerwartet ein in ſeinem Privatleben
mit Recht hochgeachteter Mann, der Hofrath
und Profeſſor Wilhelm Maurer! Im
Jahre 1799 in Heidelberg geboren, wo ſein
Vater lange Jahre Univerſitätsquäſtox ge-
weſen, hatte er in ſeiner Vaterſtadt Theo-
logie und Philologie ſtudirt und war im
Saͤhr 1820 in die Zahl der evang. Landes-
candidaten aufgenommen worden! Seine
ausgezeichneten vhilologiſchen Kenniniſſe führ-
ten ihn ſchon 1823 an das hieſige Lyceum,
an welchem er ſomit 29 Jahre mit uner-
müdetem Eifer und großem Segen bis vor
acht Tagen in ſeinem ſchweren Berufe ar-
beitete. Der plötzliche Tod einer Schweſter,
die in Gemeinſchaft einer ihn überlehenden
die treue Pflegerin feiner zum Theil un-
mündigen mutterloſen Kinder geweſen war,
warf ihn auf das Kranfenlager, das in
wenigen Tagen die Lebenskraft des noch in
rüſtigem Alter ſtehenden Mannes brach-
Die Anſtalt, an der er eine ſo lange Reihe
von Jahren wirkte, verliert in ihm einen
ihrer tuͤchtigſten Lehrer, und die gelehrte
Welt einen gründlich und vielfeitig gebil-
deten Arbeiter! Sein reiches Leben iſt einer
ausführlichen Schilderung werth; dieſe
Wortẽ ſollen nur die Trauerkundẽ weiter
fragen, daß wieder ein Edler aus unferer

Mitte geſchieden iſt. — M.)
Ettlingen, 4. April. Heute Nacht zwi-
ſchen 12 und 1 Uhr wurde die hiefige Ein-
wohnerfhaft durch Feuerlärm aus demSchlafe
geſchreckt! In der etwa eine Viertelſtunde
don der Stadt, in dex Richtung gegen die
Cijenbahn gelegenen Schhmalholz’fhen Oel-
und Sägmüble brach um Mitternacht Feuer
. Aus, weldem froß Der von den Baufüh-
Yern des Eiſenbahnbrückenbaues fchnell ge-
ſendeten Hilfe von 30 Arbeitern kein Ein-
halt getban werden konnte. Das Feuer,
welches in der Delmühle ausbrach, entzün:
dete ſchnell die nur durch einen ſchmaͤlen
MWafferbau von der Delmühle geirennte
Sägmühle und Hanfreibe, ſo daß die leicht
entzündlichen Gebäukichfeiten in tichterlohet
Flaͤmme ſtanden big man die Keuerfprißen
auf die Brandſtätte bringen Fonnte. Ob-
ſchon das abgebrannte Erabliffement mit
feinem andern Haus zufammenhing, war
man wegen der Nähe der Pulvermüble in
fehr großer Beſeraniß. Durdy einen in


zug murde die drohende Gefahr abgewen-
Det, und durch die aus der Stedt herbei-
geeilte Hilfe war man bald Meiſter des

wühenden Elements! Neber die Art der
Entſtehung dieſes Brandes iſt nichts Nähe
res bekannt. K. 3.)

Darniſtadt, 5. April. Geſtern und heute
ſind hier angekommen und ım Darmftädter
Hof abgeſtiegen: der K, Bayeriſche BDundes-
lagsgeſandte Frhr. v. Schrend, der K. Wür-
teinbergiſche Bundestagsgeſandte Frhr.v.
Reinhaͤrd/ der Großh. Badiſche Staatsrath
Freihr. v. Müdt, der K, Wurtembergiſche
Staatsminiſter Frhr. D, Neurath der K.
Baheriſche Miniſterpräſident Herr von der
Pfosten, der K, Bayertjhe Geſandte in der
Schweiz Frhr v. Verger, der Herzl. Naff.
Staatsminifter Gen.=Meut, Furſt von Witt-
genjiein. In der Traube ſind abgeſtiegen:
der K, Sächſiſche Staaisminiſter Frhrev.
Beuft, der Kurtürftl, Heſſiſcheẽ Geh. Lega-
tionsrath v. Baumbad. — Wie wir ver-
nehmen, dürfte der Aufenthalt der diploma-
tiſchen Gaͤſte heute und morgen andaurn.

(D.. 3.)

Frankfurt, 3. April. Unter Vorſitz Sr.
Durcdl, des Prinzen Felir zu Hohenlohe-
Oehringen wurde heute Morgen im hiéſi-
gen „Hof von Holland“ die Generalver-
jammlung des Vereins zur Waͤhrung der
Jutereſſen des deutſchen Eilengewerbes er-
offnet. Der von dieſem Verein im vorigen
Jahre zu Kaſſel bevollmächtigte Vertreter
deffelben, Herr v. DVechelhäujer, von wel-
chem eben ein fehr gediegenes Werk über
das Eiſengewerbe in ſtatiſtiſcher und volks-
wirthſchafllicher Beziehung erſchienen {ift,
ſtattete über ſeine bisherige Thatigkeit Be-
richt ab. Die Berjammiung iſt ſehr zahl-
reich aug allen Zollvereinelanden befucht,
und zwar ſowohl von Iioh= als von Stab-
eiſenproducenten. (: D3

— Ueber das Schickſal der deut-
ſchen Flotte iſt nunmehr das Endurtheil
gerälit, Daffelbe lautet, wie Vorauszufehen
war, auf Aufrlöfung. Der Nordıee-
flottenveretin obhhe Preußen iſt nicht
zu ©tande gefommen und die Bundes-
derſammlung haͤt daher die förmliche Ueber-
gabe der beiden, von Preußen bereits er-
worbenen Schıffe „Barbarojfa” u „Cdern-
jörde“ angevordnet. Diejelbe wird Ddaher
vorausſichtlich binnen kurzem in Bremerha-
fen Kattfinden.

Stuttgart, 3. April. Ein heute erſchie-
nenes Geſetz enttält den folgenden einzigen
Artikel: den ſo betitelten Grundrechten des
deuiſchen Volks“, deren Ungiltigkeit als
Reichsgeſetz durch den Beſchluß der deut-
ſchen Bundesverfammlung vom 23, Auguſt
v. J. ausgeſprochen iſt, ſoll auch die ver-
bindliche Kraft eines Landesgeſetzes infoweit,
als nicht einzelne Beſtimmungen berſelben
in beſonderen Geſetzen zur Ausführung ge-
bracht ſind, nicht beigelegt Werden, Unfere
fämmitlicen Miniſterien ſind mit der Voll-
ziehung dieſes Geletzes beauftragt.

Stuttgart, 3. Aprit Die beiden Groß-
fürſten Michael und Nikolaus ſind heute
Nachmittag mit einem Extrazug in Be-
gleitung des Kronprinzen und der Kron-
prinzeſſin, die ihnen bis Ulm entgegenge-
reist waren, hier eingetroffen. *

Heilbronu, 3. April. Dieſen Abend iſt

das neue Neckardampfſchiff glücklich hier
angelangt. ; (S. M.)

Muünchen, 31. März. Der Privaido-
cent an der Hochſchule Münden, Dr. A,
Brinz, iſt zum außerordentlichen Profeſſor
an der Juriſenfacultät der Univerſität Er-
langen ernannt worden.

Müuchen, 1. April. Da, wie ſeiner
Zeit mitgetheilt wurde, unſere erſte Kammer
das Regierungspoſtulat für die active Armee
mit jährlich 8'/2 Mitlionen Gulden unver-
fürzt bewilligt hat während die zweite Kam-
mer 250,000 Gulden weniger bewilligte, ſo
tam der Gegenſtand heute noch einmal in
der zweiten Kammer zur Berathung und
wurde von dem Ausſchuſſe (mit 5 gegen 4
Stimmen) beantragt, auf dem frühern Bes
ſchluſſe nicht zu beharren, jondern der erfien
Kammer beiſtimmend das Poftulat. der Re-
gierung unverfürzt zu bewilligen und zwar,
wie es im Ausſchußbericht hierüber heißf,
um nicht durch Bewilligung einer von Dder
Staateregierung alg ungenügend angefochtes
nen Summe Ddiefer letzteren Anlaß zu Nebers
chreitungen der Budgetpofitionen zu geben,
welche die Nachhaͤltigteit und Drdnung des
Staarshayshaltes weſentlich ſtören würdenz
doch könne der Ausſchuß nicht umhin, hierbei
ſeine feſtẽ eberzeugung auszufprechen, daß
ein ſo hoher Anfatz für den Militävetat
nun und nimmermehr auf die Dauer bei-
vehalten werden und nur in Berückſichtigung
der gegenwärtigen auherordentlichen Ver-
hältniſſe Platz greifen könne und beantrage
derielbe daher, den Ausdruck dieſer Ueber-
zeugung und die feierliche Berwahrung der
Kammer gegen Ueberſchreitung diejes Etats
in dem Protocolle der Kammer nieder zu
legen. Nach einer fünfſtündinen, zum Theil
höchſt intereſſanten Debatte, in welcher von
einer Reibe von Rednern theils für den
früheren Beſchluß, theils für den Antrag
des Ausſchuſſes und zwar, wie wir glauben,
mit beiderſeits ſehr niftigen Gründen ſich
erklärt wurde, gelangte zuerſt der Antraz
des Ausſchuſſes zur Abıtimmung und wurde
derſelbe mit 65 gegen 59 Stimmen ange=-
nommen. — Bet Beginn der beutigen Si-
Bung wurden von dem Herrn Mınifterpräfis
denten zwei Geſetzentwürfe vorgelegt, deren
einer ſich auf Reviſton der algemeinen Feuer-
verſicherungsanſtalt bezieht, während der an-
dere den Bau der Eiſenbahn in der Pfalg
zum Gegenſtand hat, und in welchem beanz
tragt wird, für die Bahn über Neuſtadt,
Landau und Weißenburg zum Anſchluß an
die franzöſiſche Bahn eine Zinfengarantie
von 4'/a pCeL zu übernehmen, dann für die
Bahn zum Anſchluß an die heſſiſche Eiſen-
bahn eine ſolche Gaͤrantie von 4 p@t., evenz
tuel ſolle der Staat noch eine Anzahl Aetien
derſelben übernehmen, nämlich für den Fall,
daß ſich die Nohwendigkeit ergeben ſollte,
um das Baukapital zuſammen zu bringen.

Augsburg, 2. April. Die Eiſenbaͤhn-
ſtrecke bıs Kempten ward geſtern feterlich
eröffnet und die erſte Fahrt in etwas über
vier Stunden zurückgelegt. -

Bayern. Die oͤficiöſe Sıflärung der
„Neuen Münchener Zeıtung“, wonad) die
vielbeſprochene Miniſterkriſis uberhaupt nicht
 
Annotationen