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ſten Verlangen entſchieden widerſetzt und des-
halb einige Zeit gewankt haben. Man dacht
an die Berufung des bekannten Staatsr«
thes Scheffer auf den Miniſterſtuhl; jetzt
* die Harmonie wieder hergeſtellt zu
ein.

Mannheim, 6. April. Die letzte Schwur-
gerichisverhandiung, welche geſtern begann
und mit welcher heute die Urtheilsſitzung
des erſten Ouartals geſchloſſen wurde, be-
traf 5 Angetlagte aus dem Bezirke des gr.
Amts Mosbad, welche verſchiedener Dieb-
ſtähle beſchuldigt find. Alle S ſind ſchon
Yängft als dem Eigenthum höchſt gefährlich
bekaͤnnt. Zwei derſelben, Joh. Gg. Maier
und Friedrich Wolfangel, hatten ihren Wohn-
ort Neckarzimmern am 2. Mai 1851 (an
welchem Tage ſie bei dem Amte Mosbach
zur Berfündigung von Strafurtheilen hatten
erſcheinen follen) verlaſſen und ſich bis in
den Monat Zuli im Wald und Feld um-
hergeirieben. Waͤhrend dieſer Zeit wurde
eine Menge von Diebſtählen verübt, deren
Urheber zu ermitteln nicht gelang. Da bei-
nahe keine Nacht verging, ohne daß irgendwo
eingebrochen wurde, ordnete man in den ba-
diſchen wie in den benachbarten württem-
bergiſchen Grenzbezirken wiederholt Streifen
an und namentlich entfaltete die Gendarmerie
des Bezirks Mosbach eine anerkennenswerthe
Thätigkeit in Ueberwachung daſelbſt unter
polizellicher Aufſicht ſtehender Perſonen. Am
Sonntag, d. 6, Juli Morgens, wurde Maier
und Woͤlfangel durch die Streifmannſchaft
von Unterſchefflenz in einem Kornacker bei
Waldmühlbaͤch aufgetrieben, verfolgt und in
den Gärten dieſes Orts verhaftet. Am näm-
lichen Morgen wurde auch die Berhaftung
des Sg. Sim. Gölſchenberger von Katzen-
thal bewirkt, den die nachſuchende Genvar-=
merie um 4 Uhr nicht zu Haus gefunden
hatte, weshalb diefes umftellt wurde! Ats
bann nach 1/ 6 Uhr auf dem von Auerbach
herführenden Wege ſich feiner Wohnung na-
hend, die ausgeſtellte Mannſchaft bemerkte,
entfprang er, wie er ſagt, um nicht im Aer-
ger über die abermalige Beläſtigung durch
die Nachſuchung in feinem Haufe ſich Un-
annehmlichkeiten zuzuziehen. Der Gendarm,
welcher ihn einholte, behauptet, aus ſeiner
Hoͤfentaſche etwas Gelbes, wie der mit Meſ-
ſing beſchlagene Kolben einer Piſtole her-
Yorgeragt, weshalb er die Mannſchaft durch
den Zuruf gewarnt habe, ſich in Acht zu
nehmen, Goͤtſchenberger tragè eine Piſtole
bei ſich. Eine folche fand er aber weder bei
dieſem felbft, noch der Nachſuchung unge-
aͤchtet in der Nähe des mit Geſträuch um-
gebenen Orts vor, wo deſſen Verhaftuns
ſtatifand. Der Gendarm verſichert, Göt-
ſchenberger ſei, alg er verhaftet worden,
auffallend erſchöpft und betreten, auch an


naß gewefen. Nach ſeiner Verhaftung traf
Bürgermeiſter Kraus von Katzenthal ein und
erzählte, er habe heute Morgen 5 Männer
verfolgt, welche wahrſcheinlich den in der
vorigen Nacht auf dem Stockbrunnerhofe
ausgefuͤhrten Diebſtahl mit Einbruch verübt
haͤben und er habe aur Goͤtſchenberger, der


Aus deſſen Beſichtigung ergab ſich aber,
daß er nicht getroffen war. An demſelben
Morgen wuͤrde auch noch Franz Marſch


verhaftet, da ihn die Gendarmerle um 3 Uhr
nicht zu Haus getroffen hatte. Auch hei
ihm wurden durchnäßte Hoſen und Stiefel
vorgefunden. Montag den 7. Juli verhaf-
tete die Gendarmerie auch noch den Heinr.
Jvſeph Baudenir von Unterſchefflenz weil
er auch als einer der in der Nacht vom
5/6, Juli bei Sulzbach verfolgten Diebs

hls Verdächtigen angegeben, und von

ndarmerie in dieler Nacht nicht in fe
Wohnung getroffen worden war. In

ſta
8

Negina Hermann, Schwaͤgerin des Philipp
Gluͤnm in Neckarzimmern, welche um 2 Uhr
vom obern Stod ım Hauſe ihres Schwa-
gers, wo ſie ſchlief, in den untern herab
fam, die hintere Hausthüre offenſtehen, welche
am Abend vorher wie gewöhnlich innen
verriegelt worden war. Sie weckte ihren
Schwager und nun entdeckten ſie, daß eine
Scheibe des Fenſters neben der Thüre be-
jetsigt war, und daß man durch dieſe Oeff-
nung die Riegel von außen Hatte mit der
Haͤnd erreichen und zuruͤckſchieben können.
Entkommen war nichtẽ! Der Nachbar Phi-
lıpp Fritz hatte nach 2 Uhr mehrere über
einen geplatteten Gartenweg entſpringen
hoͤren; nach dem Schalle der Triite ver-
murhet er, e$ mögen 4 — 6 Perfonen ge-
weſen fein. Michael Maier, Gäriner der
Grundherrſchaft von Gemmingen in Neckar-
zimmern, entdedte am Morgen des 6, Juli,
daß in dem Gaͤrten mehrere Curken aus
dein Boden geriffen und entfommen waren.
Aus den Fußiruien im Garten entnahm er,
daß in der Nacht etwa 4 Pexſonen von
dem Neckar herauf durch den Garten nach
der Straße gegangen waren. In derſelben
Nacht wurde auch dem Wagner Ludwig
Grimm in Neckarzimmern ein Haͤndbeil nebſ
2 Stemmeiſen aus ſeiner Werkſtätte nach
Beſeitigung des von innen nur mit Nägeln
befeſtiglen Fenſters einer 7 über dem Boden
in das Freie gehenden Lichtöffnung entwen-
det Auf dem Stockbrunnerhofe, welcher nur
34 Stunden von Neckarzimmern entfernt
liegt, wurde dann in jener Nacht (zum Iten
Mal ſeit kurzer Zeit) die Kellerthüre in

ter Anwendung großer Gewaltund eiſerner
Werkzeuge erbrochen und aus dem Keller eine
Bütie nedſt 15—18 Ms. Birnmoſt entwendet.
Der Beſtohlene, Taglöhner Friedrich Han-
rein, fand die Bütte nahe beim Hofe noch
am 6. Joli auf, ſie enthielt aber nur noch
einen unbedeutenden Reſt des entkommenen
Moſtquantums. Das Jägerhaus war da-
mals nur von Karl Rettig bewohnt, wel-
cher nach 3 Uhr an jenem Worgen aus dem
Fenſter ſchauend, das Offenſtehen der Keller-
thüre wahrnahm. Um ebeu dieſe Zeit ſahen
Schafkuechie des Bürgermeiſters Krauß von
Sulzbach Georg Adam Mathes und Mathes
Schifferdecker aus ihrer Pferchhütte in der
Nähe dieſes Orts 5 Maͤnner mit Säcken
von dem Walde über das Feld huſchen und
auf den Vieinalweg gegen Sulzbach zu lau-
fen. Die Knechte eilten in die Woynung

jem, dem Knechte Valentin Wagner und
Landwirth Keller von Sulzbach zur Verfol-
kgung der Verdächtigen auf, welche in dem
Thale gegen Kaͤtzenthal zu liefen. Etwa
eine halde Viertelſtunde hinter Sulzbach wur-
den die Flüchtigen bis auf wenige Schritte
eingeholt; von dem Bürgermeiſter angerufen
und zum Stillhalten aufgefordert, widrigen-
falls er ſchieße! Er trug nämlich feine Dop-
pelflinte bei ſich. Der Hinterſte hielt auf die-

G. Maier. Während die Schafknechte Mathes
und Schifferdecker ihn links und rechts hiel-
ten, verfoͤlgten die Nebrigen Ddiejenigen 2
der Flüchtiinge, welche ſich links nach dem
Walde wendeien. Bürgermeiſter Kraus
ſandte dieſen einen Schuß nach. Sowohl
dieſer Zeuge als die Zeugen Wagner und
Keller verſichern, ſie haben einen derſelben,
der ſich wehrmals umgeſchaut, als den Gg.
Simon Gönſchenberget von Katzenthal er-

kannt. Kaum hatte Kraus den Schuß aus
einem Lauf ſeiner Flinte abgefeuert, als






Maier den ihn haltenden Schafknechten aus-
rih. 2 bis. 3 Schritie zurückſprang, eine
Piftole aus der Taſche 30g und dieſe mit
dem Ruͤf: „Zurüd!“ auf Schifferdecker,
der Miene machte, ihn wieder zu ergreifen,
abfeuerte, worauf er den 2 nach dem Wald
Entſpringenden mit dem Ausruf: „Brüder
heift !“ nacheilte. (Fortſetzung folgt)
Konſtanz, 3. April. Vorgeſtern war die
Anklagelache gegen Andreas Adolph Löffler
von Dedisheim, t. würtemberg. Oberamts
Maulbronn, wegen Diebſtahls Gegenſtand
der Verhandlung! Der Angeklagte iſt 28
Jahre alt, lediger Maurer= und Steinhauer-
geſelle, und war ſchon mehreremals wegen
Diebſtahls in Unterſuchung. Er iſt num
eines in fortgeſetzter That verübten vollen-
deten gefährlichen Diebſtahls befchuldigt, in-
dem er mit einem dolchartigen Meſſer ver-
ſehen ſich zur Nachtzeit in ein Haus ein-
ſchlich, mit Diebsſchlüſſeln (Diterichen) zwei
Schlöſſer öffnete und verſchiedene Gegen-
ſtände im Werthe von 29 fl. 45 kr. nebſt
6-fl. 24 fr. entwendete! Er geſtand den
Diebftahl, leugnete aber die gefährlichen und
erſchwerenden Umftände. Von den Geſchwor-
nen wurden die an ſie geſtellten Fragen be-
jaht, worauf der Gerichtshof den Löffler zu
einer Zuchthausſtrafe von vier Jahren ge-
ſchärft durch Dunkelarreſt und Hungerkoſt,
ſowie zur lebenslänglichen Landesverweiſung
verurtheilte.
Heute kam die Anklageſache gegen Thad-
däus Haggenmüller von Pfullendorf wegen
Rechnersüntreue zur Verbandlung. Der An-
geklagte, 51 Jahre alt, verheiratheter Metz-
ger und Seifenſieder, Vater von 6 Kindern,
war alg Verrechner des Schulfonds und
eines Beneficiums gegen einen jährlichen
Gehalt von 42 fl. aufgeſtellt. Von den
Geldern dieſer beiden Fonds verwendete er
ſeit dem Jahre 1843, ingbefondere aber in
den Jahren 1848, 1849 und 1850, nach
und nach den Betrag von 2188 fl. in feiz
nen Nutzen, wie er ſowohl in der Vorun-
terſuchung, alg in der öffentlichen Verhand-
lung offen geſtanden hatte. Der Angeklagte
iſt in Gant gerathen, daher dem Fonds nur
wenig erſetzt wird. Von dem Präſidenten,
als welcher nunmehr der Großh. Hofge-
richts⸗Rath Faller functionirte, wurde die
Verhandlung mit Klarheit und Gruͤndlich-
keit gepflogen. Die Geſchwornen ſpraͤchen
das „Schuldig“ aus, und der Gerichtshof
verurtheilte den Angeklagten zu 4 Jahren
Arbeitshaus mit 6 Monaten einſamer Ein-
ſperrung. (8.3J

Verantwortlicher RNedacteur : G. Keichard.

Deutſchkatholiſche Gemeinde.

Oſterſonntag findet die Feier des heil.

Abendmayls Voͤrmittags Uhr in der
Providenzkirche ſtatt.
Der Vorſteher: Küchler.

Kurszettel, Frantfurt, den 8. April 186.

Staalspapiere:

Oeſterreich: 5% Metalliq. . . 84}
Bankaktien . 1225 *
Preußen: z Staatsfhuldfch. 907%

Bayern: 5% Obligationen . 103

Großh. Heffen: 44° Obligationen 101%s

Würtemberg ä‘l/‚‘;/.‚ Obligationen *
Baden: 814,°% Öbligationen. . 91
2 25 2 ® 103
Naſſau: 5% Obligationen . 103 7,
. Goldr fl r
Difolen A O d
} riedrichsdor (Preuß.) . .. 959
Zolländiſche 10 f0. Siüde . . 9 56
Dulaten erl a — 3E
20=-Frankenfüde 933
Engl. Souveräns — 21
 
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