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um die Sommervorleſungen hier halten zu
können. — ——
Darmſtadt, 14 April, Die ſo

8


unſer berühmter Landsmaͤnn v. Liebig einen
Ruf nach München angenommen habe, ent-
halten nur ſo viel Wahres, daß ein ſolcher
Ruf unter glaͤnzenden Anerbietungen aller-
dings an den auͤsgezeichneten Lehrer ergan-
gen, dieſer aber, wie wir zu unſerer Freude
vernehmen, das Wirken in ſeinem näheren
Vaterlande auch dieſem neuen höchſt ehren-
vollen Antrage vorzuziehen geſonnen iſt. —
Profeſfor Dr. Wafferſchleben aus Halle iſt
am 10, D, M in Gießen angekommen, um
daſelbſt ſein Domicil aufzuſchlagen, indem
die von ihm erbetene Entlaſſung aus dem
f preuß, Staatsdienſte gewährt 5
Frankfurt, 13 April. Einem uns ſo
eben zugehenden Berichte des Frankfurter
Vereins zum Schutz der Auswanderer ent-
nehmen wir die Thatfache, daß derſelbe in
den verfloſſenen Monaten Februar und März
387 Verſonen mit ſeinem Rathẽ unterſtützi
hatı Dieſe 387 Auswanderer haben ihr
Vaterland mit einem Geſammtvermögen
von 130,000 fl. verlaſſen, um größtentheils
in Nordamerifa, theilweiſe auch in Auſtra-
lien eine neue Heimath zu ſuchen. (5. P.3
Landau, 13 April. Geſtern fanden bei
Böchingen und in Godramſtein ſehr be-
dauerliche Exeeſſe zwiſchen Soldaten der
hieſigen Garniſon und Bewohnern dieſer
Gegend ſtatt, in Folge davon 2 Einwohner
von Böchingen ihren Tod fanden und meh-
rere in Goͤdramſtein bedeutend, ſogar le-
benoͤgefährlich verwundet wurden. (Pf. 3.)
Nürnberg, 12. April. Geſtern Moͤr—
gen verſchied dahier nach einem Kranken-
lager von wenigen Tagen der E, bayeriſche
penſionirte Generalmaſor Frhr. v. Jeetze,
in weiteren Kreiſen bekannt als Comman-
dant der Feſtung Landau im Jahr 1849,
die er gegen die Aufſtändiſchen bielt, und
im Privatleben ausgezeichnet durch wahre
Herzensgüte und einen edlen, biedern Cha-
raͤfter, die ihm in allen Kreiſen Liebe und
Achtung erwarben. Er war geboren am
20 Dee 178). — )
Koblenz, 12. April! Der Prinz Frie-
drich Wilbelm, Sohn des Prinzen von
Preußen, iſt geſtern Nachmittag, nachden
er Mittags bet der Parade vor dem Offt-
ziercorps Abſchied genommen halte von
hier nach Potsdam gereift, wo er bekannt-
lich alg Hauptmann die 1. Compagnie des
1. ©ardeinfanterieregiment$ befehligen wird.
Wie ich vernehme, würde auch der Prinz
von Preußen ſelbſt gegen Ende dieſer Woche
nach Berlin abreifen. — Prinz Georg,
Soyn des Prinzen Friedrich, welcher fruͤ—
her in Düffeldorf reftdirte, iſt geſtern zum
Beluch beim hieſigen Hofe eingetroffen.
Berlin, 9. April. Der preußiſche Ge-
ſandie am ruſſiſchen Hofe, Hr. v. Rochow,
wird am Monicg hierſelbſt eintreffen. Die
Kaiſerin von Rußland wird hier mit gro-
ßer Aufmerkſamkeit empfangen werden. Ei-
ner der Prinzen, man fagt, der Prinz von
Preußen, wird der hohen Frau bis Swi-
nemünde auf einem Dampfſchiff entgegen-
gehen. Die preußiſche Flotte wird ihr ſa-
lutirend entgegenfahren und das kaiſerliche
Dampfhoot bis nach Stettin begleiten. Wie
das ruffiſche Schiff zu Geſicht kommt, wer-
den die Flaggen aufgezogen werden, und
ſämmtliche Schiffe werden den Donner der
Kanonen zum Gruße ertönen laſſen. Man
ſpricht mit großer Zuverläſſtgkeit davon,
daß der König ſeine kaiſerliche Schweſter
ſchon in Stettin empfangen wird! Hier in
Berlin angelangt, wird die Kaiſerin von
— Der Königin einen Beſuch in dem kaiſerl-



Palais unter den Linden erhalten, wo Al-

hat

hätten, daß nach vollſtändiger Deckung des
veranſchlagten Defteits (von 3,073,000
Thlr.) noch ein für 1852 verwendbaͤrer
Neberſchuß von über 500,000 Thir, ver-
blieben ſei. Mithin haben die Einnahmen
den Voranſchlag um rund 3,600,000 Thlr.
überfitegen : alſo um mehr als 3840 Proe.
Preußen und England find die einzigen


für 1851 einen Ueberſchuß ergeben hai.
Um den Ueberſchuß Vreußens mit dem
Englands zu vergleichen, muß man dem
preußiſchen Ueberſchuſſe die Summe der zur
Schuldentilgung verwendeten Beträge zu-
ſetzen, da in England die Schulbentilgung
nur aus den Neberſchüſſen erfolgt. Da 1851
zur Schuldentilgung 3,384,000 Zhlr. etat-


ßens rund 3,900,000 Thlr beiragen, d. X.
über 4 . pet. der Ausgabe:
nicht, daß der Ueberſchuß Englands ſich
noch höher ſtellen wud, nämlich auf etwas
über FpCt Aber doch kommt der Finanz-
zuſland Preußens dem Englands fehr nahe.

Verlin, 12. April. Die von Paris aus
verbreitete Nachricht, unſer doriiger Ge-
ſandter habe bei dem Geſandten Ihrer
grobbritanniſchen Maſeſtät eine Zuſammen-
kunft unſers Koͤnigs, der Königin von Eng-
land und des Köntgs von Belgien in An-
regung gebracht, wird der „Litſ. Correſp.“
an gut unterrichleier Stelle widerlegt, we-
nigſtens infoweit dieſe Naͤchricht von der
ungewöhnlichen Form einer Berbandlung
hierüber ſeitens zweier Geſandten an einem
dritten Hofe ſpricht! Ob eine Zufammen-
kunft der Königin von England mit unſe-
vem König, die von mehreren Seiten ſehr
gewünſcht wird, wirklich und wann ſie er-
folgen wird, darüber ſind wir, ſchreibt die
genannte Corteſpondenz, ununterrichlet;
ſchwerlich liegt eiwas Beſtimmtes hierüber
ſchon vor.

Berlin, 13. April. Dem bevorſtehenden
Zolleongreß iſt man hier geneigt, eine recht
lange Dauer, ja bis in den Winter hinein
zu prophezeihen da es ſich weniger um Ta-
vifläße, alg um Prineipien und in gewiſſer
Beziehung aug um die politiſche Gruppi-
rung der deutſchen Staaten handelt! Indeß
dürıten aͤuch einzelne Tarifſaͤge, z. B, die
Zucker- und Eiſenzölle, lange Debaͤtten ver-
anlaſſen. — Eine Denkſchrift über die kunf-
tige „VPairie“, die meiſt mit den Anfichten
der Bethmann⸗Hollweg'ſchen Parıet überein-
kommt und nur einer dem Throne ſehr nahe
ſtehenden Perſon zugeſchrieben wird, macht
hier in den betreffenden Kreiſen kein gerin-
ges Aufſehen! Der Berfaſfer kann nicht zu
der Üeberzeugung gelangen, daß dem Adel
als ſolchem das aus ſchließliche Vorrecht der
Landesvertretung in der erſten Kammer zu-
komme! &r maͤcht zwiſchen dem Adel und
dem Buͤrgerlichen keinen fpecifiſchen Unter-
ſchied! Es kommt ihm allein darauf an,
daß die Bedingungen einer vernünftigen
conſexvativen Vertretung erfüllt werden,


Grundbeſitz, der nicht als Waare aus der
einen Hand In die andere geht, fondern ſich
mit den beſttzender Geſchlechtern erhaͤlt-
Dem minder begüterten Adel weiſt er feine
Stelle in der zweiten Kammer an, in die
er aber durch feine Individualität mittelſt
Wahl gelangen müffe, und vergleicht ihn mit
der englifhen Gentry

Aus dem Schwarzburgiſchen. Nach
mehrmonatlichen Verhandluͤngen zwiſchen


unſerm Fürſten und unſerer Fürſtin in
Sondershauſen ſoll es endlich dahin ge-
daß ſie ſich über eine Schei-
dung geeinigt haben. Wie man hört, find
die hetreffenden Verträge zum Vollzug bereit.

Wien, 9. Aprit. Nach einen Schrei-
ben in der „Hamb. Börſenhalle“ würde
der Poften des Miniſterpräſtdenten nicht
wieder beſeßt werden, ſondern der Kaͤifer
die obere Leitung der Angelegenheiten in
eigenex Hand behalten und die Miniker
die Geſchäfte auf Grundlage collegialer
Berathung führen. Es laͤße darin die
ſicherſte Bürgſchaft für die Beibehaltung der
bisher befolgten Politik, .

Ueber die kürzlich von Herrn Mouckton
Vilnes im britiſchen Unterhauſe beantragte
Reſolution (betreffs der diplomaͤtiſchen Coͤr⸗
reſpondenz in der Flüchtlingsfrage) wieder-
holt die /Oeſt. E,“ die‘ ſchon früher ein-
mal gegebene Verſicherung, daß ein feind-
ſeliges Vexfabren gegen engliſche Reiſende,
weil ſie Engländer [ind, niemals {n den .
Abſichten der f F Sfterreichifchen Regierung
gelegen ſei, und daß es rückſichtlich der
Begünſtigungen der aus Oſtindien anlan-
genden britiſchen Neifenden fein voiles Ber-
bleiben haben ſolle. Das f. £, Cabinet
habe nie gegen das Aſylrecht, ſondern nur
gegen den Mißbrauch deſſelben proteſtirt.“
Lord Palmerſton halte das Treiben der
Flüchtlinge in England für gefahrlos; gleich-
zeitig jedoch ftüße das jetzige Cabinet ſeine
Milizbill auf die Wahrſcheinlichkeit eines
neuen revolutionären Ausbruches auf dem
Feſtlande! Es komme uͤbrigens feder Re-
gierung ſelbſt zu, die Größe einer ſie be-
drohenden Gefahr zu prüfen Wer wünſchte
vohl aufrichtiger alg die Regierungen des
Feſtlandes, daß Palmerſton Recht habe,
wenn er bebauptet, das Thun der Flücht-
linge ſei harmlos? Daß ein britiſcher
Bankter die Mazziniſchen Looſe nicht liqui
dirt hat, beweije wenig. Die Thatfaͤche
der Herausgabe dieſer Papiere auf engli-
ſchem Boden liege offenkundig vor, und
Geldſammlungen zu revolutionaren Zwecken
glichen jedenfalls der Werbung von Maͤnn-
Ichaft, die durch das engliſche Geſetz (die
Foreign Enlist Act) vorgefehen fet,

Den Redactionen der hieſigen Blätter
iſt bereits vor einigen Tagen ein Circular
zugekommen, in dem denſelben eine umfafs
ſende Sichtung der von den Journalen
veroffentlichten Neuigkeiten zur Pflicht ge-
macht wird.

Wien, 14. April. Die heutige Nummer
der „Wiener Zeitung! beſtätigt die vermu-
thete Ernennung des Grafen Buol⸗Schauen-
ſtein zum Miniſter der auswaͤrtigen Ange-
fegenheiten und des kaiſerlichköniglichen
Hauſes.

Schweiz. .

Aus der Schweiz, 12. April. Je nä-
her der Tag der Volksabſtimmung im Kaͤn—
ton Bern uͤber das Abberufungsbegehren
rückt, um ſo mehr ſteigert ſich die allge-
meine Aufregung in dem grötzten Kanton
der Eidgenoffenſchaft. Manche Stürme ha-
ben die öffentliche Meinung in den letzten
Jahren wohl in Bewegung gefebt, aͤber
dieſe Bewegung war noch nie ſo tiefgehend,
ſo allgemein und ſo nachhaltig alg jetzt.
Alle Zeitungen ſind mit ieidenſchaftlichen
Ausfaͤllen und gegenſeitigen Erklätungen
angefüllt, warum man für oder gegen die
Abberufung fiimmen müſſe. Die Artikel
des conſerdativen „Oberländer Anzeigers“,
mie der radicalen „Berner Zeitung“, die
Reden des Profefforg Hans Schnell und
des Hertn Stämpfli, die gegen den letztern
gerichtete Herausforderung des Dberſten
May von Vüren, wegen der von Stämßfli
 
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