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Freitag, 30. April

1852

&N: 102.


Berichte werden grafis beigegeben.


fr., bet Inferaten, worüber die Erpedttion

°

— t

Seine Königliche Hoheit der Höhſtſelige
Grobherzog haben während Ihres ſchnerz-
haften und langwierigen Krankenlagers, mit
chriſtlicher Ergebenheit in den unerforſchli-
chen Rathfhluß Gottes den Tod vorher-
febend, Ihren Wilen dahin auszuſprechen
geruht! daß Höchſtihr Leichnam nicht, wie
eg bisher üblich, dem Zutritt des Publikums
oͤffentlich ausgeſtellt werde, damit Er im
Gedächtniß des Volkes fortlebe, wie es Ihn
im Leben gekannt. Ohne prunkhaftes Ge-
pränge, getragen von braven, treu gedien-
ten Unterofftzieren und gefolgt nux von den
tiefbetruͤbten Höchſten Familiengliedern und
Denen, die dem Verewigten in der jüngſten
Zeit am Nächſten geſtanden, wollten Höchſt-
dieſelben zur letzten Ruheſtätte geleitet wer-
den. SIn den Kirchen aber, da ſollten in
feierlicher Weiſe Ihre treuen Diener und
die getreuen Unterihanen verſammelt ſein,
um vereint ihre Gebete zu dem Allmächtigen
zu erheben für ihren nun in Gott ruhenden
Großherzog/ der es treu gemeint mit Sei-
nem Volte bis zum letzten Athemzug. In
Folge dieſes Allerhoͤchſten lehten Wilens
haben Seine Königliche Hoheit der Prinz
und Regent nachſtehendes Pregramm für
das Leichenbegängniß zu befehlen geruht:

Prograuim

über die bei dem Leichenbegängniß des in
Goit ruhenden Großherzogs Leopold König-
licher Hoheit ſtattfindenden Feierlichkeiten.

Nach dem beſtimmt ausgeſprochenen Aller-
hoͤchſten Willen des vexewigten Großher-
zogs unterbleibt die öffentliche Ausſetzung
der Leiche Seiner Königlichen Hoheit und
wird das Leichenbegängniß am Samſtag,
den 1, Mait, in folgender Weiſe ſtattfinden:
Von 6 Uhr Abends an werden drei Zei-
chen mit allen Glocken der Schloßkirche und
der Stadtkirchen gegeben. Auf das erſte
Zeichen um 6 Uhr marſchirt die zu dem
Leichenconduck beſtimmte Abtheilung des
Reiterregiments in den Schloßhoͤf und ſtellt
ſich gegenüber dem Reſidenzſchloſfe guf. Die
Stadtthore werden geſperrt. Die Garnifon
viidet das Spalter on der Schloßwache an
dis an die evangeliſche Stadffirghe, Das
1. Batatllon ftellt fich gegenüber der Stadt-
firche auf. Die Bürgerwehr ſchließt die
Straße oom rechten Flügel des Spaliers
aegen Die Kirche. Auf das zZweite Glocken-
zeichen, das um 642 Uhr erfolgt, verfam-
meln ſich {im Neftdenzfhloffe die zu den
Leichenzug beftimmten Perfonen. In der
evangelt{hen Staͤdtkirche verſammeln ſſich die
Standesherren, die Grundherren, die Kam-
merherren, Kammerjunfer und Hoffunker,
die Mitglieder des Stantsminifieriums , die
Directoren und Käthe der Miniſterien und
Nittelſtellen und die ihnen glethgeordneten
Vorſtände anderer Staatsftellen, die Ober-
forſt ⸗ und Forſtmeiſter, die 24 des
Großherzoglichen OHofes und der Domänen-
Kanzlei des Hoͤchſtſeligen Großherzogs, die
GSeiftlichfeit beider Confeffionen, die Beamten
des Stadt-, Polizei⸗ und Landamts, die
Bürgermeiſter und der Gemeinderath der
Reſidenz. Sodann die SGenerale, Stabs-
und noͤrigen Offiziere, welche nicht dem

Leichenzuge anwohnen oder bei der Truppen-
aufſtellung verwendet ſind, und nehmen die
ihnen angewieſenen Plätze ein. Auf das
Punkt 63/, Uhr erfolgende dritte Zeichen be-
geben ſich die Höchſten und Hoͤhen Herr-
ſchaften mit Gefolge nach dem Trauerſaal,
worauf von dem Hofprediger Deimling das
Gebet verrichtet wird. Naͤch deſſen Been-
digung treten die zum Tragen der Höchſten
Leiche beſtimmten 12 Unteroͤffiziere zu dem
Sarg, welcher von der Eſtrade gehoben wird,
und unter Vortretung des Trauermarſchalls
ſetzt ſich alsdann der Trauerzug in Bewe-
gung! Vier Generale begleiten den Sarg
und halten die vier Ecken des Letchentuchs
Sowie die Höchſte Leiche unter dem Schloͤß⸗
portal anfommt, nimmt die im Schlößhof
aufgeſtellte Retterabthetlung das Gewehr auf
und der Leichenzug geht in folgender Ord-
nung vor fih: Eine Ablheilung Rei-
terei, 2) Ein Trauermarſchall, Kammer-
junfer von Seutter. 3) Der Hofprediger
und Hofdiakonus. Zwei adelige Trauer-
marfdhälle : Kammerherr Freiherr on Gem-
mingen Michelfeld und RNammerherr Fretherr
von Stetten. Dieſen folgen die vier In-
ſignienträger: a. Die Großherzoglichen Or-
den: Der Treue, der Karl⸗Friedrich⸗Militär-
verdienſt⸗ und der Zähringer-Löwen-Orden,
getragen von dem Staatsrath und Präfi-
denten des Juſtizminiſteriums, Freiherrn von
Wechmar. b. Der Scepter, getragen von
dem Staatsrath und Präſidenten des Mi-
niſteriums des Innern, Freiherrn von Mar-
ſchall. c. Das Schwert, getragen von dem
Präſtdenten des Kriegsminiſteriums, Gene-
ralmajor von Roggenbach. d. Die Krone,
getragen von dem Präſidenten des Finanz-
miniſteriums, Staatoͤrath Regenauer. e. Das
Herz, getragen von dem Staatsminifter des
Großherzoglichen Hauſez und der auswär-
tigen Angelegenhetten, Freiherrn Rüdt von
Colleuberg. 5) Der Trauermarſchall, Frei-
herr Röder von Diersburg. 6) Der Sarg,
getragen von 12 Unterofftzieren und begleitẽt
von vier Generalen, welche die vier Ecken
des Leichentuches halten. ) Seine Lö-
nigliche Hoheit der BPrinz und Ke-
gent, nebſt den Prinzen des Großherzog-
lichen Haufes, unigeben von den Flügel-
adjutanten und dein dienſtthuenden Maitre,
Staatsrath Freiherrn von Rüdt, und dem
Kammerhetrn, Hofforſtmeiſter Freherrn von
Schönau! 8) Die Beamten des —
lichen Geheimen Kabinets. ) Die Mitaglie-
der des Oberhofverwaltungsxaths. 10) Die
Hof= und Leibaͤrzte. 11) Die Garderobe-
dienerſchaft des Höchſtſeligen Großherzogs.

12) Eine Abtheiluͤng Retteret,

platze ankommt, wird von der Muſik des
1, Bataillons der Choral: „Jeſus meine Zu-
verſicht“ geſpielt. Das Spalier der Bür-
gerwehr öffnet ſich, um die Abtheilung Rei-
rerei durchzulaffen. Der Commandaüt der
Truppen und der Oberſt der Bürgerwehr
ſchließen ſich am Kirchthere dem Gefolge
Seiner Koͤniglichen Hoheit an und begeben
ſich in die Kirche zu den dort verſammelten
Offteieren. Die in der Kirche verſammelte

Geiſtlichkeit beider Confeſſionen, geführt von


zwei Ceremonienmeiſtern: Kammerherr Frei-
herr von Stockhorn und Kammerherr Ge-
heimer Legationsrath von Kettner, unter
Vortritt des Prälaten Hüffel, empfaͤngt die
Leiche des Höchſtſeligen Großherzoͤgs unten
an den Stufen der Kirche und geleitet ſie
zum Katafalk. Die Geiſtlichkeit nimmt auf
der Eſtrade, und zwar auf der Seite der
Kanzel, ihren Platz ein. Die Inſtgnien-
träger ſtellen ſich auf die vordere zweite
Stufe des Katafaͤlks! Der Sarg wird ſo-
dann auf den Katafalt gehoben und das
Herz auf den Sarg gelegt! Die Unterofff-
ciere alg Träger ſtellen ſich rechts und links
auf die zweite Stufe, die vier Generale
aber auf die vier Ecken der oberſten Stufe
des Katafalls. Der Trauermarſchall vor
den Katafalk auf die Eſtrade! Seine Kö-
nigliche Hoheit der Prinz und Regent und
die. Prinzen des Großherzoglichen Hauſes
nehmen die für Höchſtdieſelben beſtimmten
Pläße ein. Die Standesherren erhalten
ihre Pläße auf der Eſtrade nächſt den Hoͤch-
ſten Hertſchaften, und der Dienſt ſtellt ſich
hinter denſelben auf. Die Hoffavaliere
nehmen ihren Platz auf der Eßrade linfs
vom Katafalk ein. Die hierauf folgenden
weiteren Abtheilungen des Conducts füllen
den übrigen untern Theil der Kirche aus.
Bei dem Eintritte des Conduct$ in die
Kirche wird eine feierliche Trauermuſik von
dem Hoforcheſter aufgeführt, welche ſo lang
fortwährt, bis der Sarg auf dem Katafalt
ruht, wo ſodann der beſtimmte Choralge-
ſang beginnt. Nach deſſen Beendigung hält
Hofprediger Deimling die Trauerrede. Als-


Hierauf begeben Sich Seine Königliche Ho-
heit nebſt den Prinzen des Grohberzoglichen
Hauſes und mit Hoͤchſtihrem Gefolge unter
Vortritt der Ceremonienmeiſtex, der Geiſt-
lichkeit und des Trauermarſchalls in die
Gruft, woſelbſt von dem Hofprediger Deim-
ling die Leiche des Höchſtſeligen Großher-
zogs eingeſegnet wird. Während der Ver-
ſenkung des Sarges wird zum Schluß ein
zweiter Choral gefungen. Vom Beginne
des Zuges bis zum Ende der Trauerhand-
lung werden in den vorgeſchriebenen Inter-
vallen die Kanonen gelöſt. Der Eintritt in
die für das Publikum vorbehaltenen Empor-
kirchen findet nur gegen Vorzeigung von
Einlaßkarten ſtatt, welche auf dem Großher-
zoglichen Oberhofmarſchall⸗ Amte am 29. und
30. April, Nachmittags 3 Uhr, auf perſoͤn⸗
liches Verlangen abgegeben werden.
Karlsruhe, den 26. April 1852.

Auf hoͤchſten Befehl Y

Ferd. Erhr. Rödex von Diersburg.

Landesherrliche Verfügungen.

Seine Ränigliche Hoheit der Großherzog
haben gnädigſt geruht: den {m Sefretariat
der Rehierung des Seekreiſes beſchäftigten
Amtmann Kirchgeßner in gleicher Eigenſchaft
zu der Regierung des Oberrheinkreiſes zu
derſetzen, und den Oberamtmann Dr. Schey
in Engen der Regierung des Seekreifes
zur Berwendung im Sekretariat beizugeben ;
dem Amtgaffelfor Rieder in Freiburg, unter
 
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